Gast schrieb:
Bei unseren obigen Kriterien spielen auch eine Rolle:
* Akzeptanz von Autorität
* Respekt vor den Kollegen, insb. den altgedienten Kollegen
Besserwisser habe da schlechte Karten.
[und]
Lehrjahre sind nunmal bekanntlich keine Herrenjahre.
Diese Einstellung lässt recht klar durchblicken, dass in diese Kanzlei nur Leute in den fragwürdigen Genuss des Status' "Partner" kommen, die aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur der Meinung sind, man müsse es "sehr weit gebracht" haben, bevor man ein Recht hat, als Mensch behandelt zu werden. Der Grund dafür liegt meist in der eigenen mangelnden Persönlichkeitsbildung. Eine solche Person musste erst sich selbst die Würde des Menschseins durch das Bestehen eines harten, steinigen Weges beweisen. Kein Zeichen eines ausgeprägten Selbstbewusstseins, erinnert mich eher stark an diese Geschichte vom Managerseminar, bei dem gebohrt wurde, warum die Teilnehmer Karriere machen wollten. Am Ende haben sie alle geheult und zugegeben, dass der Beweggrund die Suche nach Anerkennung war.
Den Spruch "Lehrjahre sind keine Herrenjahre" musste ich mir auch anhören, als ich mir eine unwürdige Behandlung durch einen Mandanten nicht gefallen lassen wollte. Ich persönlich werde niemals so tief sinken, dass ich für Geld Speichel lecke. Da ich offensichtlich damit nicht in Euer Bild vom geeigneten Kandidaten passe, muss ich mich und Euch fragen, ob Ihr Euch wirklich einen Haufen intriganter Speichellecker als Partner heranzüchten wollte. Denn wer seine Ansprüche nicht offen auch gegenüber Übergeordneten benennen kann, greift meist zu intriganten Mitteln.
Diese Einstellung, die ich hier präsentiere, lässt meinen großen Respekt gegenüber der fachlichen Qualifikation älterer Kollegen unberührt. Ich bin mir meiner massiven Wissensdefizite jederzeit bewusst und dürfte einer der wenigen hier sein, der Dir Deine 200 Verhandlungen im Jahr sofort glaubt. Wenn man Mandanten hat, die vom Streiten leben (RAMBUS z.B.), ist das aber auch einfacher, als wenn man nur Kleinunternehmen und Einzelerfinder hat, die froh sind, wenn sie von den Großen übersehen werden.
Trotzdem möchte ich mich nicht als kleines Dummerlein behandeln lassen. Nicht, weil ich schon selbst einige deutlich überdurchschnittliche Leistungen vollbracht habe, sondern einfach weil ich ein Mensch - ein erwachsener dazu - bin.
Z.B. zahlen Lufthanspilotenschüler für ihre Pilotenausbildung erst einmal einen sechsstelligen Betrag. Dafür bekommen sie anschließend ein dickes Gehalt. Dieses System könne auch bei Kandidaten angewendet werden.
Wird es de facto doch. Ich habe als Entwicklungsingenieur 60 T€ p.a. verdient, als Kandidat dann die Hälfte. Bis ich als Junganwalt die 60T€ plus Verdienstausfallvorsorge des (Schein-)Selbständigen erreicht habe (also zzgl. ca. weiteren 30%), werde ich einen "Verlust" von deutlich über 100 T€ angehäuft haben. Dabei ist noch nicht eingerechnet, dass ich in der Industrie zwischenzeitlich einige Gehaltsstufen genommen hätte.