Praxis Einkommen Raum Frankfurt

Maschinenbauingenieur

SILBER - Mitglied
Liebe Herrschaften,

es ist doch geradezu grotesk, sich ständig gegen den Vorwurf verteidigen zu müssen, dass man Fakten und Zahlen ignoriert.
Ich habe es bereits zur Kenntnis genommen, dass die Berufschancen für Patentanwälte sich möglicherweise deutlich verschlechtern werden. Die Relation zwischen Anmeldungszahlen und Anwaltszahlen sprechen für sich.

Dennoch wünschte ich mir, dass uns Interessierten und Anwärtern nicht ständig unterstellt wird, hauptsächlich aus finanziellen Gründen den Beruf des Patentanwalts ergreifen zu wollen.
Die Hiobsbotschaften (Kandidatenschwemme, EU-Patent, ...) werden keinen Anwärter abschrecken, der wirklich Interesse an diesen Beruf hat. Der Beruf des Patentanwalts bietet ein inhaltlich ganz anderes Tätigkeitsfeld als der Beruf des Ingenieurs oder Physikers.

Außerdem: in Kunstgeschichte oder Jura sind die Jobaussichter auch eher mau, trotzdem hindert es viele nicht daran, das Studium aufzunehmen.
Ich glaube nicht, dass ich später als Patentanwalt zum Jobcenter muss. Ich rechne mit einem moderaten Einkommen, wovon ich zumindest leben kann und das hoffentlich bis zur Rente. Mehr kann man in anderen (Studien-)Berufen auch nicht erwarten, außer vielleicht in der Medizin, da die Selektion vor dem Studium stattfindet.
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
Hallo Maschinenbauingenieur,

ganz unabhängig von Deinen Einsichten (ich meine, Du hast Dich hier hinsichtlich
Deiner Beiträge schon etwas weiterentwickelt: Vom Einkommensabchecker
zur geistigen Anlehnung an "brotlose Berufe" - die humoristische Einlage sei mir gegönnt)
finde ich die in diesem Thread zusammengetragenen Zahlen schon recht interessant
bzw. prägnant. Eine Zusammenstellung solcher Zahlen schiebt man
"dank" des Tagesgeschäftes gerne vor sich her. Und Kandidaten in spe können
in der Regel (Ausnahme: persönliche Beziehungen, z.B. PA-Papi) derartige Zahlen
nicht zusammentragen, da sie die entsprechenden Institutionen nicht kennen.

Was der Einzelne daraus für sich und sein weiteres berufliches Leben macht, bleibt
eh jedem selbst überlassen.
 
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Student

GOLD - Mitglied
Liebe Herrschaften,

es ist doch geradezu grotesk, sich ständig gegen den Vorwurf verteidigen zu müssen, dass man Fakten und Zahlen ignoriert. [...]

Dennoch wünschte ich mir, dass uns Interessierten und Anwärtern nicht ständig unterstellt wird, hauptsächlich aus finanziellen Gründen den Beruf des Patentanwalts ergreifen zu wollen.


Genau, denn selbst wenn alle Dämme brechen und die Alumnis nur so die Kanzleien stürmen: Im schlimmsten Fall wird eben der PA ein Beruf "wie jeder andere". -- Was ich aber grundsätzlich nicht glauben kann. Denn der Zugang ist einfach mit zu viel Mühen verbunden, und das Berufsbild des PA eben doch zu fern von dem, was der gemeine Student sich einst für sich vorgestellt hat und noch immer für sich vorstellen kann (nämlich eben nicht: "Paragraphen!", "Akten!", "Trocken!" [sic!]). Letzteres ist übrigens meine Einschätzung, erlangt durch die Reaktionen nicht weniger meiner Kommilitonen.

Und eben daher wird der PA wohl niemals eine gleichbedeutende Alternative zu Bosch, Siemens und Co für einen Absolventen darstellen. Sondern das Berufsbild wird denen vorbehalten sein dürfen, die sich mit der Thematik anfreunden. Nun darf diese Freude an dem, mit dem man ein Gros seiner Zeit verbringt, wohl durchaus als eine notwendige Bedingung verstanden werden. Das Verhältnis Verdienst / Arbeitszeit sollte dabei freilich auch stimmen; dies stellt also die hinreichende Bedingung dar. -- Und ich denke mir schlicht weg: Man sollte und wird dieses Verhältnis zu seiner Zufriedenheit finden können. Auch bei 3500 PAs.

Und wenn ich nun von denen, die hier regelmäßig mit pawlowschem Reflex in ihre Pessimisten-Rolle verfallen, etwa höre, man werde von Kollegen schief angeguckt, wenn man nach einem 10-Std.-Tag das Büro (ohne Akten) verlässt, und - tenormäßig - wie unerquicklich das doch alles sei... Denen sage ich:

Zu jedem, der andere ausnutzt gehört (mindestens) einer, der sich ausnutzen lässt!


Und nur höchstvorsorglich: Natürlich darf und wird es Phasen geben, in denen man sich die Nächte um die Ohren schlägt, um seine reichliche Arbeit fristgerecht zu erledigen. Aber wer (wie hier teilweise versucht wird darzustellen) von anderen dauerhaft erwartet, dass sie 15 Stunden pro Tag, 5+ Tage die Woche Einsatz zeigen: Der muss dafür auch ordentlich Geld hinlegen. Ansonsten: Au revoir.

Und was in diesem Sinne "ordentlich" ist, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Und wer, statt ggf. die persönlichen Konsequenzen aus der Bilanz zu ziehen, vorsichtig gewendet, lieber rumnörgelt, der soll es doch - wenigstens - nicht bei thematisch ganz anders gelagerten Fragestellungen machen.
 
Zuletzt bearbeitet:

DaPa

SILBER - Mitglied
@Student: Genau richtig erkannt, viele lassen sich ausnützen. Die Kandidaten, weil ihnen bei e-fellows das Gelbe vom Ei versprochen wird. Die Junganwälte, weil es für die meisten schlicht die einzige Möglichkeit ist, nach der langen Ausbildung ein paar Euros zu verdienen und es den von Dir beschworenen Weg zurück in die F+E nicht gibt. Und genau vor diesen Gefahren wollen wir die von e-fellows und Recruiting-Events geblendeten Jungspunde hier bewahren.

@Maschinenbauingenieuer: Habe ich jetzt behauptet, dass es Dir nur ums Geld geht? Ich kann es nicht lesen. Du hast aber erst noch von steigenden Anmeldezahlen selbst geschrieben, und ich wollte Dir nur zeigen, dass es die nicht gibt.
Du solltest die Zahlen unter einem anderen Aspekt sehen:
In den letzten etwa 10 Jahren ist die Zahl der Anmeldungen merklich zurückgegangen, gleichzeitig hat sich die Zahl der Patentanwälte fast verdoppelt. Wie kann soetwas passieren in einem Berufsstand, in dem es die Angehörigen eigentlich selbst in der Hand haben, die Menge an Nachwuchs zu bestimmen? Überlege Dir doch mal, wer ausbildet. Ganz sicher nicht die, die sowieso nicht ausgelastet sind. Ein wenig bilden die aus, die in kleineren Kanzleien arbeiten, sich der Altersgrenze nähern und einen guten Nachfolger wollen. Das ist aber nicht die breite Masse. Die meisten Kandidaten werden von denen ausgebildet, die sicher genug im Sattel sitzen, dass sie selbst eine stark zunehmende Konkurrenz nicht fürchten brauchen und es schaffen, von der billigen Arbeitskraft der Kandidaten und Junganwälte zu profitieren. Und daran erkennst Du auch schön die Marktstruktur, in die Du Dich begibst wenn Du die Ausbildung anfängst und kannst abschätzen, was daran Spaß machen soll. Wie willst Du denn hinterher arbeiten? Als Einzelkämpfer, der jedem noch so unlukrativen Auftrag mit Mühen hinterherlaufen muss? Als Handlanger irgendwelcher selbstgerechter Seniorpartner in Großkanzleien, die Deine Arbeit mit ihrer Unterschrift veredeln und dafür den Rechnungsbetrag verdreifachen? Oder willst Du Dir eine Kanzlei kaufen und dich dafür mit einem Kredit über beide Ohren verschulden, an dem Du bis in ein Alter abzahlst, in dem sich andere über das abbezahlte Haus freuen, in dem die Enkelkinder spielen? Glaube mir, das alles macht keinen Spaß, auch dann wenn es genug Euros zum Leben abwerfen kann. Und Du wirst schnell merken dass das meiste Geschäft (vor allem das, das halbwegs ordentlich abrechenbar ist) Standard ist und bei weitem nicht so spannend, wie bei e-fellows getan wird. Wenn Du mal wirklich einen schwierigen (d.h. interessanten) Fall hast wirst Du viel Zeit mit dem Blättern in Kommentaren verbringen, trotzdem kaum weiterkommen und Dir am Schluss überlegen, dass da jetzt wohl deutlich zu viel Stunden dafür draufgegangen sind. Das ist leider die Realität.

Als Maschinenbauingenieur hast Du eine Qualifikation, mit der Du kein Problem hast eine ordentliche Stelle zu finden. Wenn Du etwas mit Patenten zu tun haben willst, dann geh in die Industrie als Patentingenieur. Da hast Du noch ein vernünftiges Verhältnis von Arbeitszeit und Einkommen, kannst in Ruhe die EQE ablegen und wenn Du Lust hast irgendwann (formal) PA werden. Das ganze bei viel geringerem Druck als bei einer PA-Ausbildung und Du siehst mehr als die vier Wände Deines Einzelbüros. Wenn Du eine PA-Ausbildung anfängst, formst Du Deine Qualifikation in eine um, von derer es jetzt schon zu viele gibt und die man bis Du fertig bist (4000+X Patentanwälte bis dahin) womöglich gar nicht mehr braucht.

Die einzigen, die hier noch sehr optimistisch eingestellt sind sind bezeichnenderweise diejenigen, die zugeben, noch Kandidaten zu sein. Von denen ist auch kaum zu erwarten, dass sie ihre eben erst getroffene Entscheidung gleich wieder in Frage stellen werden. Aber die Realität auf dem Markt kennen sie halt noch zu wenig.

Vielleicht kennst Du ja den Börsen-Guru, der lange Zeit sehr optimistisch war (sein Nachname ist der eines Berufs, der überwiegend auf dem Wasser ausgeübt wird). Er schrieb 2008 regelmäßig Kolumnen, in denen er zum Kauf von Aktien riet. Bis zu, Du weist schon. Dann nicht mehr. Optimisten werden gerner gehört und gesehen als Realisten oder gar Pessimisten, aber das bedeutet nicht, dass sie immer Recht haben.
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
In den letzten etwa 10 Jahren ist die Zahl der Anmeldungen merklich zurückgegangen, gleichzeitig hat sich die Zahl der Patentanwälte fast verdoppelt. Wie kann soetwas passieren in einem Berufsstand, in dem es die Angehörigen eigentlich selbst in der Hand haben, die Menge an Nachwuchs zu bestimmen? Überlege Dir doch mal, wer ausbildet. Ganz sicher nicht die, die sowieso nicht ausgelastet sind. Ein wenig bilden die aus, die in kleineren Kanzleien arbeiten, sich der Altersgrenze nähern und einen guten Nachfolger wollen. Das ist aber nicht die breite Masse. Die meisten Kandidaten werden von denen ausgebildet, die sicher genug im Sattel sitzen, dass sie selbst eine stark zunehmende Konkurrenz nicht fürchten brauchen und es schaffen, von der billigen Arbeitskraft der Kandidaten und Junganwälte zu profitieren. Und daran erkennst Du auch schön die Marktstruktur, in die Du Dich begibst wenn Du die Ausbildung anfängst und kannst abschätzen, was daran Spaß machen soll. Wie willst Du denn hinterher arbeiten? Als Einzelkämpfer, der jedem noch so unlukrativen Auftrag mit Mühen hinterherlaufen muss? Als Handlanger irgendwelcher selbstgerechter Seniorpartner in Großkanzleien, die Deine Arbeit mit ihrer Unterschrift veredeln und dafür den Rechnungsbetrag verdreifachen? Oder willst Du Dir eine Kanzlei kaufen und dich dafür mit einem Kredit über beide Ohren verschulden, an dem Du bis in ein Alter abzahlst, in dem sich andere über das abbezahlte Haus freuen, in dem die Enkelkinder spielen? Glaube mir, das alles macht keinen Spaß, auch dann wenn es genug Euros zum Leben abwerfen kann. Und Du wirst schnell merken dass das meiste Geschäft (vor allem das, das halbwegs ordentlich abrechenbar ist) Standard ist und bei weitem nicht so spannend, wie bei e-fellows getan wird. Wenn Du mal wirklich einen schwierigen (d.h. interessanten) Fall hast wirst Du viel Zeit mit dem Blättern in Kommentaren verbringen, trotzdem kaum weiterkommen und Dir am Schluss überlegen, dass da jetzt wohl deutlich zu viel Stunden dafür draufgegangen sind. Das ist leider die Realität.

Das kann ich aus eigener Erfahrung und den Berichten meiner gleichaltrigen Kollegen
zu 100% bestätigen. Mit etwas Glück, Zufall und selbstverordneter Bescheidenheit finden
einige die für sie geeignete Nische. Andere ergehen sich langfristig in Frust, es sei
denn, sie gehören zu den Altvorderen. Ganz wenige werden in die oberen
Ligen gespült, häufig unterstützt durch externe Anlässe (früher häufig zitiertes Beispiel: unerwartetes Ableben eines Altvorderen).

@Maschinenbauingenieur: DaPas Erläuterungen zu den Hintergründen der Bearbeitung
wirklich spannender Fälle liefern Dir auch die ausführliche Anwort auf die Fragen, die Du anfangs
an mich gerichtet hattest (Motivation trotz perverser Arbeitszeiten usw.).
Die Bearbeitung spannender Fälle kostet unheimlich viel an nichtabrechenbarer Zeit und
Hirn. Aus der Beobachtung anderer PAs: irgendwann macht die Familie das nicht mehr mit.

@Student: In Deinem fettgedruckten Merksatz
(Zu jedem, der andere ausnutzt gehört (mindestens) einer, der sich ausnutzen lässt!) fehlt ein Komma ;-)
Ich entnehme Deinen Äußerungen, dass Du auf alle Fälle ein PA werden willst und auch werden wirst. Es wäre schön, wenn Du nach erfolgter Zulassung in 3-4 Jahren hier über Deine
Erfahrungen/Meinung berichtest.
 
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Dr. Ohne

BRONZE - Mitglied
Ich glaube nicht, dass ich später als Patentanwalt zum Jobcenter muss. Ich rechne mit einem moderaten Einkommen, wovon ich zumindest leben kann und das hoffentlich bis zur Rente. Mehr kann man in anderen (Studien-)Berufen auch nicht erwarten, außer vielleicht in der Medizin, da die Selektion vor dem Studium stattfindet.

Genau. Lass Dich von den Miesepetern hier auf der Liste nicht entmutigen.
Die Wahrheit ist, es gibt nach wie vor einen riesigen Bedarf an fähigen Patentanwälten. Ich weiß zwar nicht, wie die Situation in Frankfurt ist, aber viele (die meisten?) Kanzleien hier in München suchen händeringend. Das Problem ist nur, dass es zu wenige PAe gibt, die gute Arbeit machen. Und dabei noch ihre Fristen wahren.

Einige Kollegen hier scheinen zu glauben, dass wenn sich die Anzahl der PAe verdoppelt, jeder nur noch die Hälfte an Arbeit hat. Das mag zwar theoretisch im Schnitt so sein, in der Praxis sieht das aber ganz anders aus: Die Kollegen, die fristgerecht gute Arbeit machen werden immer gut zu tun haben, und dabei auch nicht zu knapp bezahlt werden. Was sich geändert hat ist, dass die goldenen Zeiten der 60er-80er Jahre vorbei sind, wo die Arbeit quasi auf der Strasse lag und man sich schon reichlich ungeschickt anstellen musste, um als PA nicht einigermassen erfolgreich zu sein.

Also: Bedarf nach wie vor hoch und Ausblick gut (mindestens ebenso gut wie in anderen Ingenieurszweigen), zumindest für die PAe, die gute Arbeit abliefern. Aber eine Lizenz zum Gelddrucken so wie früher ist es nicht mehr.
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
aber viele (die meisten?) Kanzleien hier in München suchen händeringend. Das Problem ist nur, dass es zu wenige PAe gibt, die gute Arbeit machen. Und dabei noch ihre Fristen wahren.

Es gibt auch viele PAs mit guter Arbeitsqualität und Fristenwahrung, die auf die in diesen Kanzleien anfallende Arbeit keine Lust haben.
Die Gründe liegen dabei meist in der Art der (angeblich) im Überfluss vorhandenen Arbeit und
in den Kanzleistrukturen (ge/übersättigt; kein Mandantenkontakt; "Fliessbandarbeit",
"Krötenarbeit").

Übrigens suchen diese Kanzleien häufig nur Kandidaten und keine Anwälte.
Ein langfristiger Blick in die Stellenanzeigen des Kandidatentreffs öffnet hier
die Augen. Komisch, oder?
 

DaPa

SILBER - Mitglied
@pa-tent: Volle Zustimmung. An 20 cm dicken Schrottakten mit 40-seitigen Anmeldungen in von Japanern geschriebenem grottenschlechtem Englisch, bei dem im dritten Prüfungsbescheid der Prüfer auf sieben Seiten erläutert, warum das alles gegenüber drei Druckschriften jeweils nicht neu, gegenüber vier weiteren nicht erfiderisch und überhaupt nicht ausführbar und schon zweimal unzulässig erweitert ist, für die schon das nächste undurchführbare Weisungsschreiben der Japaner mit Vorschlägen für neue unzulässige Erweiterungen (bei Amerikanern wird's noch interessanter) vorliegt und für die man maximal 2,5 Stunden abrechnen kann, dürfte tatsächlich kein Mangel bestehen. Wer darauf Lust hat, kann sich darüber freuen, dass er händeringend gesucht wird. Viel Spaß!
 

philkopter

GOLD - Mitglied
wenn man sich natürlich nur die Rosinen unter den Akten rauspickt, außerdem bloß nicht unter einem "Altvorderen" arbeiten will und zudem nicht in einer Großkanzlei, dann braucht man sich auch nicht wundern wenn es wirtschaftlich nicht so läuft.
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Hi,

> Die Wahrheit ist, es gibt nach wie vor einen riesigen Bedarf an fähigen Patentanwälten.
? "Riesigen" Bedarf!? Um Himmels Willen. Es gibt vielleicht einen Bedarf an "guten", also duckmäuserischen Patentanwälten ohne Partnerambitionen, die gerne billige Anmeldungen oder "kostengünstige" Bescheide am Fließband produzieren(...die Qualität spielt hier doch eine untergeordnete Rolle) und jede noch so unlukrative Sache gerne und jederzeit, insbesondere am WE bearbeiten, und selbstverständlich möglichst keine Lust auf Mandatenkontakt haben (der Mandant könnte ja bei Weggang des entsprechenden Kollegen mitgehen). Ach ja, gerne machen diese auch nicht unerhebliche und v.a. unentgeltliche Kanzleimitarbeit.

Ja, für diese Patentanwälte besteht insbesondere in M extrem hoher Bedarf.

>Ich weiß zwar nicht, wie die Situation in Frankfurt ist, aber viele (die meisten?) Kanzleien hier in München suchen händeringend.

Komisch...wieso suchen nur immer die gleichen Kanzleien!?...Ein Schelm wer Böses dabei denkt...

> Einige Kollegen hier scheinen zu glauben, dass wenn sich die Anzahl der PAe verdoppelt, jeder nur noch die Hälfte an > Arbeit hat. Das mag zwar theoretisch im Schnitt so sein, in der Praxis sieht das aber ganz anders aus:

Du unterschätzt ganz maßgeblich das Beharrungsvermögen von Mandanten in der angestammten Kanzlei zu bleiben (wenn man eine neue Kanzlei gründet) und gleichzeitig den Kostendruck, der von den Manda(n)ten kommt.

>Die Kollegen, die fristgerecht gute Arbeit machen werden immer gut zu tun haben, und dabei auch nicht zu knapp bezahlt werden.

Schöne Worte, die für fast alle Berufe gelten...

>Was sich geändert hat ist, dass die goldenen Zeiten der 60er-80er Jahre vorbei sind, wo die Arbeit quasi auf der >Strasse lag und man sich schon reichlich ungeschickt anstellen musste, um als PA nicht einigermassen erfolgreich zu >sein.
>Also: Bedarf nach wie vor hoch

Nur von Kanzleien, bei denen man gerne nach 1-2 Jahren, sei es aus persönlichen oder beruflichen Gründen, gerne wieder das Weite sucht.

> und Ausblick gut (mindestens ebenso gut wie in anderen Ingenieurszweigen), zumindest für die PAe, die gute Arbeit abliefern.

"gute Arbeit" i.S. der obigen Definition? Dann hast Du meine volle Zustimmung.

Ciao

arcd007
 
Zuletzt bearbeitet:

Dr. Ohne

BRONZE - Mitglied
Es gibt auch viele PAs mit guter Arbeitsqualität und Fristenwahrung, die auf die in diesen Kanzleien anfallende Arbeit keine Lust haben.
Die Gründe liegen dabei meist in der Art der (angeblich) im Überfluss vorhandenen Arbeit und
in den Kanzleistrukturen (ge/übersättigt; kein Mandantenkontakt; "Fliessbandarbeit",
"Krötenarbeit").

Ach Gottchen, manchen Leuten kann man es aber auch wirklich nicht recht machen, was?
Als Berufseinsteiger muss man natürlich mehr "Kröten" bearbeiten als die etablierten Kollegen. Man muss sich seine Sporen halt erst verdienen, das ist in anderen Berufen auch nicht anders.

Wem das nicht passt, der kann ja seinen eigenen Laden aufmachen. Aus meinem Kandidatenjahrgang gibt es mehrere Kanzleigründungen, und soweit ich das sehen kann, alle recht erfolgreich. Ist also auch keine Hexerei. Man sollte halt nicht zu den Kollegen gehören, die schon mal den einen oder anderen Auftrag ablehnen, weil er "zu schwer" oder "zu aufwendig" ist (alles schon erlebt).

Was den Mandantenkontakt angeht, da gibt es wohl tatsächlich große Unterschiede zwischen den Kanzleien. Ich kenne es nur so, dass ein Gespräch mit dem Erfinder Pflicht ist und auch sonst die Kandidaten bzw. Nicht-Partner-PAe direkten Kontakt mit den Mandanten haben. Es soll aber auch Kanzleien geben, wo das anders ist und schon das Erfindergespräch vom zuständigen Partner geführt wird oder der zumindest daneben sitzt. Über sowas sollte man sich am besten vorher informieren. Sowas ist als Noch-Nicht-Einmal-Kandidat natürlich vorher schwer zu umreißen, aber das Amtsjahr oder die Hagenkurse sind gute Gelegenheiten für den Erfahrungsaustausch. Also: Nicht einreden lassen, dass es woanders auch nicht besser ist, denn das stimmt nicht. Wer mit Idioten zusammenarbeitet sollte sich besser früher als später für einen Wechsel entscheiden, Auswahl gibt es genug!
 

Maschinenbauingenieur

SILBER - Mitglied
Sorry, ich muss aber auch feststellen, dass es hier viele Miesepeter und Pessimisten gibt.
Für alle die Interesse an den Beruf des Patentanwalts haben, kann ich nur raten, sich zu bewerben. Und wenn es nach einem Jahr immer noch keinen Spaß macht, ist die Rückkehr ins Labor oder in die Industrie sicherlich nicht versperrt.

Allerdings warne ich davor, den Beruf hauptsächlich aus finanziellen Gründen zu wählen. Gutes Geld wird man in der Medizin verdienen, da unsere Gesellschaft immer älter wird. Wer sein Erststudium mit sehr gut abgeschlossen hat, hat sehr gute Chancen im Wintersemester als Zweitstudienbewerber (hochschulstart.de) für Medizin oder Zahnmedizin genommen zu werden. (Für Zweitstudienbewerber ist das Erststudium und nicht das Abitur maßgebend.) Zahnmedizin dauert nur 5 Jahre, also 2 Jahre länger als die Patentanwaltsausbildung. Nach dem Studium hat man einen sicheren Job, verdient gut bis sehr gut und kann auch freiberuflich arbeiten.
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Hi,

> Sorry, ich muss aber auch feststellen, dass es hier viele Miesepeter und Pessimisten gibt.

Sorry, ich muss auch feststellen, dass es hier viele beratungsresistente und/oder Fakten ignorierende potentiell zukünftige Kollegen gibt.

> Für alle die Interesse an den Beruf des Patentanwalts haben, kann ich nur raten, sich zu
> bewerben.

Das gilt doch für alle Berufe.

>Und wenn es nach einem Jahr immer noch keinen Spaß macht, ist die Rückkehr ins Labor oder in >die Industrie sicherlich nicht versperrt.

Richtig. Ein Ex-Kandidaten-Kollege ist wieder nach ca. 11 Monaten zurück in die angewandte Forschung. Sein 11monatiges Wissen im Patentbereich hat ihm hier auf die Stelle geholfen. Eine zukünftige Ex-Kandidaten-Kollegin hat vor dem Amtsjahr noch gemerkt, daß der Beruf doch nichts für sie ist und konnte - mit Mühe - noch zurück in die Industrie (Maschinenbau) wechseln.

Insoweit ist der Rückweg sicherlich nach 1-2 Jahren (noch) nicht versperrt, darüberhinaus dürfte es aber deutlich schwieriger werden.

>Allerdings warne ich davor, den Beruf hauptsächlich aus finanziellen Gründen zu wählen. Gutes >Geld wird man in der Medizin verdienen

D.h. man sollte jetzt doch aus finanziellen Gründen zwar nicht (mehr) Patentanwalt, sondern Zahnmediziner werden!? -> *kopfschüttel*

Ciao

arcd007
 
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Patentus

SILBER - Mitglied
Wie liegt denn nun das Einkommen im Raum Frankfurt? Ich glaube darum gings hier ja.


Es sei mir auch ein kleiner Exkurs gestattet:

Allerdings warne ich davor, den Beruf hauptsächlich aus finanziellen Gründen zu wählen. Gutes Geld wird man in der Medizin verdienen, da unsere Gesellschaft immer älter wird. Wer sein Erststudium mit sehr gut abgeschlossen hat, hat sehr gute Chancen im Wintersemester als Zweitstudienbewerber (hochschulstart.de) für Medizin oder Zahnmedizin genommen zu werden. (Für Zweitstudienbewerber ist das Erststudium und nicht das Abitur maßgebend.) Zahnmedizin dauert nur 5 Jahre, also 2 Jahre länger als die Patentanwaltsausbildung. Nach dem Studium hat man einen sicheren Job, verdient gut bis sehr gut und kann auch freiberuflich arbeiten.

Bist du überhaupt fertiger Ingenieur? Es kommt mir so vor, als würden deine Beiträge aus der Sicht eines Studenten oder Abiturienten geschrieben. Falls das so ist, musst du ohnehin zunächst ein 1 Jahr praktisch arbeiten und solltest die Entscheidung für oder gegen diesen Beruf nach diesem Zeitpunkt treffen. Auch bezahlte Praktika, durch die du VERSCHIEDENE Kanzleimodelle kennenlernst, sind äußert hilfreich für die Berufsbildgewinnung. Man sollte sich dabei jedoch nicht von den Arbeitsbedingungen der Kanzleiinhaber blenden lassen. Die leben nämlich von Besitzständen aus anderen Zeiten, die man so heute nicht antreffen wird. Für mich war z.B. immer die Uhrzeit, zu der in den Büros der Junganwälte das Licht erloschen ist, ein wichtiger Indikator für die Beurteilung der Kanzlei.:p
 

Maschinenbauingenieur

SILBER - Mitglied
Ich bin Maschinenbauingenieur und arbeite seit einiger Zeit in der Automobilbranche. Demnächst habe ich ein Vorstellungsgespräch bei einer Kanzlei, bei der ich mich als Kandidat beworben habe.

Bist du Patentanwalt? Wie sehen deine Arbeitszeiten und dein Einkommen aus?
 

Gonzo

*** KT-HERO ***
Allerdings warne ich davor, den Beruf hauptsächlich aus finanziellen Gründen zu wählen.

Nochmal: Mit der Einstellung wird Dich sicher jemand einstellen. Partner wirst Du damit allerdings eher nicht.

Für alle die Interesse an den Beruf des Patentanwalts haben, kann ich nur raten, sich zu bewerben.

So schnell geht's: Eben noch Fragensteller, jetzt schon Ratschlaggeber. Dabei bist Du nicht einmal Kandidat, oder?


Gutes Geld wird man in der Medizin verdienen, da unsere Gesellschaft immer älter wird.

Die meisten mir persönlich bekannten Mediziner sehen das z.Zt. anders.
 

Berechtigungsschein

Vielschreiber
Ein wie ich finde, sehr interessanter Thread, der viele verschiedene Aspekte der Berufswahl und des sich anschließenden Berufslebens abdeckt, wobei hier primär zwei Gruppen miteinander diskutieren:

Berufsanfänger bzw. diejenigen, die sich mit dem Gedanken tragen den Beruf Patentanwalt zu wählen, und die arivierten Berufsträger. Allein dadurch entsteht schon ein sehr interessantes Spannungsfeld aus Erwartungen/Vorstellungen und Realitäten und enttäuschten Erwartungen.

Der Beruf Patentanwalt ist allein dadurch, dass er im Vergleich zu anderen Berufen so selten ausgeübt wird schon einer gewissen Verklärung ausgesetzt. Fragt man einmal im Bekanntenkreis herum, was die Leute über Patente wissen, so kommen viele Meinungen, aber wenig echte Ahnung. Das gleiche gilt für den Beruf, um den sich einfach zu viele Mythen ranken. Gleiches übrigens für den Beruf Zahnarzt, der ein Knochenjob ist, gut bezahlt meinethalben in der Großstadt, wo Privatpatienten mit viel Geld unterwegs sind bzw. im Speckgürtel, aber sonst auch ein Job mit vielen Nachteilen.

Es gab meiner bescheidenen Meinung nach eine "goldene Zeit", wie ja schon von jemand in diesem Thread angesprochen, die bis in die frühen 2000 reichte, wo manche Kanzlei in München sehr gute Verdienste erzielte. Ich glaube (!) die Zeiten sind vorbei. Aber gut leben wird man auch heute noch als Patentanwalt können, den Level der langsam ausscheidenden Seniorpartner, die in den 70ern/80ern/90ern einen guten Umsatz gemacht haben, wird wohl niemand mehr erreichen. Das Bild des erfolgreichen Patentanwalts stammt aber noch aus dieser Zeit und wird aus verschiedenen Gründen auch heute noch transportiert.

Damit kann man junge Bewerber locken, Kandidaten finden, den Status in der Gesellschaft erhöhen etc.

Ein Beruf der erfolgreich ausgeübt werden soll, ist immer auch eine Berufung. Nur wenn man diese verspürt und eine gewisse Erfüllung im Job erreicht, wird man auch erfolgreich sein.Um sehr erfolgreich zu sein, ist die Berufung absolute Voraussetzung, sonst kann man die notwendige Hingabe und die Opfer nicht erbringen. Auch dies, man entschuldige mir dies, ein Allgemeinplatz.

Vielleicht ist bei manchem Kandidaten in spe das Bild des sehr gutverdienenden Patentanwalts im Kopf, der mit wenig Aufwand großes erreicht. Diese Bild trifft auf diesem Forum auf die Realität, vielleicht wird dieses Bild hier auch bewusst etwas gestutzt, damit die High Potentials nicht gleich Flügel bekommen und über die Kanzleiflure fliegen.

Was allerdings eine mMn sehr wichtige Botschaft ist, die hinter den als "pessimistisch" verbrämten Antworten stehen ist folgende:

Auch der Patentanwalt kennt Routine, langweilige Arbeiten, die abgeschrubbt werden müssen (das hin und her zwischen JP Mandant und EP Prüfer ist so eine Geschichte, die sehr an den Nerven zehren kann). Zwischen der Routine tauchen ab und an Nuggets auf, die auch intellektuel ansprechend sind und einen persönlich weiter bringen. Je weiter unten man auf der Leiter steht, desto seltener sind solche Nuggets, da diese weiter oben schon abgefischt werden. ABER: der Seniorpartner hat auch ein gutes Recht dies zu tun, weil er den Mandantenstamm ja vor dem Juniorpartner/PA aufgebaut hat. Wenn sich der Juniorpartner selber einen Mandanten angelt (sehr schwer!) kann er wohl gerne auch die interessanten Dinge machen. Aber um einen Mandanten zu angeln ist viel viel Arbeit notwendig. Fürher gingen die PAs sogar zum Klinkenputzen ins Ausland. Heute ist das einfach schwerer, weil es eben auch schon sehr viele gut etablierte Großkanzleien gibt, die Mandanten kennen den Namen und gehen erst einmal dahin.

Der Job des PAs kann auch (wie hier schon oft angesprochen) sehr einsam machen. Ein Gehirnhandwerker, der für sich alleine arbeitet, unterbrochen von menschlichen Kontakten zur Sekretärin, die einige Akten bringt uws. Damit muss man zurecht kommen. Mandantenkontakt in den frühen Jahren kann schon stattfinden, nimmt aber nur wenig Raum ein, d.h. Telefonate und vielleicht ein Besuch beim Mandanten, wobei der Ausbilder auf jeden Fall mit dabei ist bei Kandidaten.

Oft wird geschrieben, der PA muss sich sehr schnell in neue Arbeitsgebiete einlesen und dann Wissen präsentieren. Dies ist vielleicht auch etwas, das nicht jedem leicht fällt. Jack of all trades, master of none (im Mandantengespräch auf jeden Fall). Der PA muss auch ein bißchen schauspielern können, damit nicht auffällt, dass er bei manchem Fachgespräch mit dem Mandanten einfach zu wenig Ahnung hat. Gute PAs geben ganz offen zu was nicht zu wissen (sollte nur ganz selten passieren), stellen dann aber aufgrund einer guten Auffassungsgabe schnell die richtigen Fragen, das liebt der Mandant dann wieder, denn jetzt kann er ja wieder mit seinem Wissen brillieren (alles zutiefst menschlich, aber es funktioniert sehr gut).

Jeder potentielle PA-Anwärter sollte sich also fragen:

*was kann ich
*bin ich willens auch mit einem technischen Halbwissen aufzutreten
*bin ich schnell in der Auffassungsgabe
*kann ich mich gut verkaufen
*kann ich mir vorstellen tagelang alleine vor mich hinzubrüten
*will ich einen Job, der mit wichtigen Fristen verbunden ist? D.h. Frist verpasst, Bett ganz nass? Wiedereinsetzungsalpträume etc.
*will ich wirklich Freiberufler werden
*zahlt sich die lange Ausbildung aus, wenn die kolportierten Verdienste aus den 80er/90er Jahren nicht mehr Realität sind
*macht mir das Sezieren von Sätzen und Halbsätzen Spaß? Macht es mir Freude über Wortbedeutungen zu diskutieren
*ist mir klar, dass sehr viel Arbeit auf mich zukommen wird, um erfolgreich zu sein, vielleicht mehr als ich mir jemals vorstellen konnte (RAs die M&A machen sind da ganz krass, die würden auch noch unter Vollnarkose ans Handy gehen)

Ich denke Student und Maschinenbauingenieur sollten die Beiträge der erfahrenen im Beruf stehenden Mitglieder schon genau lesen auch zwischen den Zeilen. Die beiden würden sich, wenn sie sich denn berufen fühlen würden, wohl nicht davon abhalten lassen, die Ausbildung zu machen, nur weil jemand aus seiner subjektiven Realität berichtet. Aber sie sollten absolut ehrlich zu sich sein und hinterfragen, warum sie den Beruf wählen wollen und vielleicht ein Praktikum machen (bei dem wirklich alles abgedeckt ist, vom Aktenziehen bis hin zur Bescheidserwiderung).

Ich denke es wird aufgrund der größer werdenden Konkurrenz in Zukunft nicht einfacher werden. Einige PAs werden in die Industrie drängen (Gott stehe davor :). Anmeldungen werden mMn eher abnehmen, aber das ist Kaffeesatzleserei, man verzeihe mir. Konkurrenz aus dem EU-Ausland usw. usw.

Berechtigungsschein
 
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