Ich vernehme der Diskussion, dass die Anzahl der Patentanwälte stark steigt, dass aber das Arbeitsaufkommen stagniert.
Wie kann das sein in einem Markt, der sich selbst regulieren müsste? Zwar wird hier angeschnitten, dass bestimmte Großkanzleien die Schwemme produzieren. Sie schadeten sich deshalb nicht, weil sie fest im Sattel stünden und billige Arbeitskräfte bräuchten.
Selbst bei der Abqualifizierung der Großkanzleien ist eine Fallunterscheidung in
mehrerlei Hinsicht angebracht. Ich würde in dem Kontext auch eher von mittelgroßen
bis größeren Kanzleien als von Großkanzleien sprechen. Einige Kanzleien lassen über ihre
Homepage eine Beobachtung ihres Ausbildungsverhaltens von außen zu. Darüber kann man
dann auch sehr schön nachvollziehen, welche Kanzlei langjährig PA-Eigengewächse großgezogen
hat und welche Kanzlei sich als 26-Monats-Durchlauferhitzer betätigt. Bei manchen
Kanzleien, die ich niemals als Großkanzlei bezeichnen würde, ist es im Rahmen
einer solchen Beobachtung auf 3-Jahres-Basis wirklich erstaunlich, dass in diesem
Zyklus die Kandidaten komplett ausgetauscht wurden und deren Vorgänger
den jeweiligen Laden nahezu komplett verlassen haben. Interessanterweise
kann man diese Beobachtung gerade bei Kanzleien machen, die noch nicht so lange
am Markt etabliert sind, in den letzten Jahren aber stark gewachsen sind (häufig bedingt
durch gute "Komplettangebote" für die Mandanten). Viele "Abgänger" aus diesen
Läden kopieren dann das Modell ihres Ausbildungsladens - teilweise sogar
mit einer Kopie der jeweilgen "neueren" Gesellschaftsform - , wobei sie das Preisgefüge
ihres Ausbildungsladens unterbieten, um einen schnellen Eintritt in den Markt zu finden.
Eine bescheidene Art der Selbstregulierung gibt es: Gemäß §§10 und 12 PatAnwAPO muss
der Ausbilder sein Patentassessorexamen vor fünf oder mehr Jahren bestanden haben und
soll nicht mehr als zwei Kandidaten ausbilden (inhaltsgemäße Wiedergabe).
Selbst diese Vorgaben sind nur Soll-Vorschriften mit der Möglichkeit von Ausnahmen.
Wenn ich mich recht erinnere, dann wurde im Rahmen der Neuausrichtung der PA-Ausbildung
und des Streits zwischen PAs und RAs hinsichtlich der Zuständigkeit vor mehr als 10 Jahren
von der PA-Kammer darauf hingeweisen, dass der PA-Markt eben nicht reguliert sei.
Und deshalb sei auch keine Regulierung im Sinne einer Öffnung (z.B. durch den Gesetzgeber, der den Vertretungszwang oder den Zwang zur vorherigen Ausbildung innerhalb des eigenen
Standes abschafft) erforderlich. Ein Zwangsregulierung brächte also andere Probleme
mit sich - inzwischen auch von Seiten der EU.
Wirklich bedauerlich ist es, dass die PAs in dieser Hinsicht nicht einheitlich ihre Interessen wahren
können und so z.B. sich freiwillig ein Höchstausmaß an Nachwuchs verordnen. Einige
Giermäuler bilden miit niedriger Qualität ("mach mal, ich guck mir das dann später an",...
"Prima Entwurf, kannste so einreichen") am Fliessband aus, wobei ihnen die
Qualität dieser Ausbildung persönlich egal ist: Der vom Fliessband produzierte
Auswurfhügel (außerhalb der eigenen Kanzlei gelegen) wird ihrem Laden auf die Sicht
der nächsten 10-20 Jahre nicht schaden. Danach haben sie eh ausgesorgt.
Die hier schreibenden PAs dürfte das nicht so sehr treffen wie potentielle Kandidaten,
die in den nächsten 3-5 Jahren zum Heer der über viertausend PAs dazustoßen werden.