Arbeitsmarkt und Einkommen

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Gaschd

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Dr. Who schrieb:
Das ist fraglich. Wenn man die Summe nicht bar hat, muss man sich über Jahrzente mit mehren hunderttausend EUR verschulden. Außerdem trägt man für die Summe das volle unternehmerische Risiko, und zwar auch für Handlungen der Mitinhaber. Läuft die Kanzlei in Zukunft schlecht, verringert sich der tatsächliche Wert des Anteils entsprechend. Auf der grünen Wiese hat man dagegen die Chance, einen Goodwill aus dem Nichts zu generieren.
Das stimmt nur teilweise. Es gibt ja schließlich das Modell des Einkaufs über Entnahmeverzicht. Etwas anderes kommt für mich eh nicht in Frage und Kanzleien, die das nicht anbieten, fallen von vorneherein als unseriös raus. Schließlich muss man ja auch erst mal bei den Mandanten eingeführt werden. Außerdem sollte man Rückzahlungsvereinbarungen treffen, sollte ein Mandat innerhalb einer gewissen Zeit nach dem Einkauf wegfallen.

Was das Risiko betrifft: die anderen Anwälte werden genausowenig wie Du ein Interesse daran haben, ihren eigenen Laden zu versenken.
 
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ppa

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Ist die Auftragslage / "Arbeitsmarkt" nicht auch regional verschieden?

D.h. vielleicht in MUC gedämpft, wobei es in anderen Gegenden m.E. besser aussieht. Allerdings kann das täuschen, da z.T. einige Kanzleien sehr gut ausgelastet sind, aber ein anderer PA nur schwer an diese Mandanten/Aufträge kommt.

Bitte nicht vergessen, dass Unternehmen nur ungerne an Einzelkanzleien, insb. Neugründungen herantreten; bereits wg. möglichem AUsfall des Anwalts und fehlender Vertretung. Besser ist eine Neugründung mit zB. drei jungen PA, die dann natürlich umso mehr Arbeit brauchen.

Allerdings scheint der Stellenmarkt (siehe auhc hier im kandidatentreff) gar nicht so schlecht zu sein; allerdings ewrden wohl Angebote eher inseiriert als Suchanzeigen
 
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patwiz

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Habe mal überschlagen, dass beispielsweise im Saarland 2,8 Kanzleien je Mio. Einwohner existieren und in Bayern eben 48. Ebenso ist es mit den EP- und DE-Anmeldungen pro Jahr: 87 insg. pro Kanzlei in Bayern, 159 pro Kanzlei im Saarland und 18 pro Kanzlei in Mecklenburg-Vorpommern.

patwiz
 
G

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@patwiz: Woher stammen die Zahlen? Wie sieht es in BaWü, Hessen und NRW aus?

Danke!
 
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patwiz

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Die Basiszahlen sind ja über die Ämter und die Kammer frei verfügbar :) Wenn man genug sucht, findet man auch entsprechend aufbereitete Zahlen ....
 
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Guest
Danke, diese Arbeit wollte ich mir gerade sparen. Hilfe statt Hilfe zur Selbsthilfe.
 
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Robby

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Freunde, Freunde, hier gehts ja zu....

Ich kann nur sagen: Der Einstieg ist in den letzten Jahren deutlich schwieriger geworden. Nur ein paar Stichworte: "Zwischenebene" (man verdient am Kanzlei-Gesamtumsatz ein bischen mit, kann aber nicht mitreden), "Partnerschaft muss man auch selbst ausfüllen" (Sie werden Partner, aber wenn sie voll abrechnen wollen, müssen das Ihre eigenen Mandate sein, sonst gibts halt weiter den Kollegenarbeitssatz), "Wir möchten Sie unbedingt halten" (Partner werden Sie nicht, sagen Sie uns, wieviel wir zahlen müssen, damit Sie weiter ohne Selbstbestimmung arbeiten) usw. usw.

Man kann das den Alten auch nicht übelnehmen, viele Kanzleien haben mittlerweile über 10 oder 15 Partner, da funktioniert ein Weiterwachsen der Partneranzahl mit einfachen Strukturen nicht mehr, sonst fliegt der Laden auseinander.

Man muss da halt sehen, wie man zurecht kommt. Noch gehts ganz gut, denn es gibt auch noch genug Kanzleien, welche die überschüssigen Kandidaten zu vernüftigen Konditionen aufnehmen (war auch mein Weg). Aber vor 5 Jahren war es sicher einfacher. Und kein Mensch weiss, wie es in 5 Jahren ist.
 
D

Dr. Who

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...Und kein Mensch weiss, wie es in 5 Jahren ist.
Natürlich sieht's dann noch schlechter aus. Aber die Herren Kandidaten hier im Forum scheinen sich hauptsächlich dafür zu interessieren, ob sie während der Ausbildung ein paar hundert Euro mehr oder weniger verdienen, obwohl das auf die Lebensarbeitszeit bezogen völlig nebensächlich ist. Man sollte mal auf der Versammlung thematisieren, wie die PA-Kammer die zukünftige Berufs- und Einkommenssituation einschätzt und ob man was man gegen die Kandidatenschwemme unternehmen kann.
 
P

ppa

Guest
Vielleicht durch "Anprangern" der schwarzen Schafe, die wie wild "ausbilden" und die fertigen Kollegen dann reihenweise frei setzen.

Meiner Kenntnis nach sitzen diese schwarzen Schafe überwiegend in München, ggf. noch ein paar Großkanzleien, z.B. in Bremen.

Das wäre schon was für eine Kammerversammlung, da es ansonsten bald auch bei uns zugeht wie bei den RAs:
Taxi fahren, um zu überleben.
 
G

GAST_DELETE

Guest
@ppa

Hallo ppa

Dieser Aussage kann ich nur 100 % zustimmen. Wer traut sich, das Thema bei der Kammerversammlung anzubringen? Eventuell sollten wir Gleichgesinnte (auf jeden Fall Corvinus) einbeziehen.

Viele Grüße

Gast
 
D

Dr. Who

Guest
"Wer traut sich?" Sehr gut beobachtet, das ist das Problem. Auf den Kammerversammlungen wird ja elitäre Vornehmheit zur Schau getragen, da gilt es vielleicht als unfein, solche Dinge zur Sprache zu bringen. Aber davon sollte man sich nicht beeindrucken lassen: Wer handelt, hat recht. Außerdem hat die Kammer das Problem auch erkannt; es wird ja bereits eine Art "Sozialhilfe" für bedürftige PAs angeboten. Man muss nur deutlich machen, dass präventive Maßnahmen besser und billiger sind. Ich stelle mir beispielsweise vor, dass die Kammer eine Ausbildungsquote festlegt und den Kanzleien individuell einen Anteil zuordnet. Es handelt sich zwar um einen Eingriff in die Autonomie der Kanzleien, könnte aber auch auf freiwilliger Basis geschehen. Zumindest würde sich ein Problembewußtsein bilden. Ich denke, dass man einen effektiven Steuerungsmechanismus bisher überhaupt nicht nutzt, weil kurzfristige Einzelinteressen dem entgegenstehen.
 

EK

*** KT-HERO ***
"Wer traut sich?"
Gerade in meiner Generation (corvinus u. a.) ist dieses Thema vieldiskutiert. Ich selbst habe diesen Punkt bereits vor Jahren auf der Kammerversammlung angesprochen, die Entwicklung der Ausbildungszahlen aufgezeigt und die Herren Vorstände gefragt, was sie denn zu tun gedenken. Die Antwort lautete damals, daß es in einigen Fachgebieten zu wenig Patentanwaltskandidaten gäbe und man daher keinesfalls von einem Zuviel an Kandidanten sprechen könne. Im Gegenteil, es würden ja noch immer viele Kandidaten gesucht. Die Tatsache, daß die Anzahl der Neuzulassungen in den letzten Jahren förmlich explodiert ist, schien niemanden zu interessieren (nachzulesen im Protokoll).

Gruß,
E.K.
 
G

Guesterix

Guest
Hallo

@ ppa: ich hätte eine Frage bzgl. der von Dir erwähnten Kanzlei(en). Ich selbst bin aus Hamburg und bin auf der Suche nach geeigneten Ausbildungsstellen für meine Kandidatenzeit - natürlich wenn möglich mit längerfristigerer Übernahme danach... Bremen wäre natürlich in meinem "Einzugsbereich" und daher wollte ich nachfragen, ob es etwas konkretere Hinweise darauf geben könnte, von welchen Großkanzleien hier die Rede ist...

Ich fände es - wie wohl auch viele andere - sehr hilfreich wenn einige Hinweise darauf gegeben werden könnten, von welchen (Groß-)Kanzleien eher abgeraten wird. Eine direkte Direkte Namensnennung wäre wohl übertrieben aber ich denke, wer sich ein wenig umhört, dem reichen auch einige Hinweise aus... Ich denke, die Auswahl an Großkanzleien ist v.a. in Bremen nicht so groß - ist von MBP oder mehr von ESP die Rede?

Viele Grüße und vielen Dank,

Euer Guesterix
 
G

GAST_DELETE

Guest
Na, da wird ja wieder schwer Panikmache betrieben...Kandidatenschwemme etc...wie kommt es bloß, dass alle Kollegen, die ich kenne, unter der zu hohen Arbeitsbelastung stöhnen? Außerdem steigen die Anmeldezahlen doch in ähnlichem Maße wie die der die PA - wer soll denn sonst die ganzen Fälle bearbeiten? Und welcher PA stellt einen Kandidaten ein, wenn er selbst nicht genug zu tun hat?
 
D

Dr. Who

Guest
Die Tatsache, daß die Anzahl der Neuzulassungen in den letzten Jahren förmlich explodiert ist, schien niemanden zu interessieren
Das ist traurig, wundert mich aber nicht. Wer seine Schäfchen bereits ins Trockene gebracht hat, dem ist das Thema lästig, weil er sich von den Neuzulassungen nicht bedroht fühlt. Trotzdem sollte man das Thema weiterhin bei der Kammerversammlung ansprechen, um Gleichgesinnte zu finden. Irgendwann wird sich der Wind mit Sicherheit drehen.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Und welcher PA stellt einen Kandidaten ein, wenn er selbst nicht genug zu tun hat?
Die Frage ist dann, warum stellt er keinen fertigen PA ein? Vielleicht, weil ein Kandidat billiger ist und die Betriebskosten senkt? Vielleicht, weil er nur für einen begrenzten Zeitraum benötigt wird? Da gibt es viele Möglichkeiten.
 
P

Puckimaus

Guest
...wie kommt es bloß, dass alle Kollegen, die ich kenne, unter der zu hohen Arbeitsbelastung stöhnen?
Haha, wer gibt auch schon freiwillig zu, dass er nix zu tun hat. Da täte man ja als Loser dastehn.
 
C

corvinus

Guest
na, jetzt muß ich aber auch mal meinen Senf dazu geben:

1. Kammerversammlungen sind (zumindest seit meiner Zulassung Anfang des Jahrtausends) Veranstaltungen, bei denen sich die AHs selber feiern, wie toll wir doch alle sind. Dazu ein paar Jungspunde (die, die in den Kandidatenseminaren immer als Streber aufgefallen sind, weil sie zu jeder juristischen Fallgestaltung den lateinischen Terminus draufhatten), die sich eingekauft haben, den Partnerstatuits als Monstranz vor sich hertragen und über "3-Zi,mmer Altbau Eigentumswohnungen in bester Münchner/Hamburger etc Lage" wild daherfaseln. Nachdem das Essen immer schlechter wird, die Weinqualität auch, kann man für den Kammerbeitrag ernsthaft nur versuchen, so viel Bier (das ist meistens noch akzeptabel) in sich reinzupumpen, damit man ganz schnell diese Selbstfeierlichkeiten vergißt , oder man geht - so wie ich und alle in unserer Bude- gar nicht mehr hin, weil das weihevolle Gdöns einen entweder von der Arbeit oder vom Familienleben bzw. Freizeit abhält. Klar, als 70 jähriger most senior field operative most important attoreny mit vielen ins Trockenen gebrachten Schäfchen würde ich da auch gerne hinfahren mit Erst/Zweit/dritt-Gattin (attraktives Beiprogramm) und mich selbst feiern.

Dort Abhilfe zu erwarten ist sinnlos.

Ich komme immer mehr zum Schluß, dass es der Markt richten wird und wir uns als einer der letzten freien Berufe in DE durch übergroße Gier selbst zugrunderichten und am Ende auch planwirtschaftlich kontrolliert werden, wie es zB Medizinern widerfährt.


abgesehen davon, das gilt auch für die edlen Mitsreiter hier: wir müssen uns von dem Anwaltsgedöns und der sElbsterhabenheit freimachen und uns als schlichte - wenn auch meistens unabhängige - Dienstleister betrachten lernen.

Wie ich schon früher an dieser Stelle sagte: im Grund sind wir hochbezahlte Tagelöhner (oder vornehmer: Söldner) und da werden nicht alle Tagelöhner den gleichen Lohn erhalten. Die Tage der fast schon zunftmäßig organisierten Geldverteilungsmaschine sind leider vorbei.


nebenbei: es gibt wirklich zu wenige geeignete Kandidaten , zumindest in Maschbau/E-technik/ Chemie. Was wir da schon für krachlatten haben vorbeidefilieren sehen ist sagenhaft. Merke: nicht jeder Heldenanwalt springt immer nur im Dreireiher rum oder mag nur exklusiven Kanzleisitz.

Seis drum, die Arbeit ruft...
 
D

Dr. Who

Guest
Der Beitrag von corvinus trifft die Sache auf den Punkt und ist dazu noch sehr amüsant zu lesen (sollte im Kammerrundschreiben veröffentlicht werden).

Inhaltlich ist dem nichts mehr hinzuzufügen. Dann soll das Schiff eben untergehen, es passt sowieso nicht mehr in die Zeit. Warum sollen wir es besser haben, als Ärzte und Rechtsanwälte...
 
C

corvinus

Guest
noch als Nachschlag:

ein Kollesche aus meinem Prüfungsjahrgang hat das Thema anscheinend (ich war nicht dabei, s.o) todesmutig auf einer Kammerversammlung zur Sprache gebracht und wurde von den AH abgewatscht (es sollen Worte wie Miesmacherei und Defätismus gefallen sein). Änderung gíbt es nur nach dem Marsch durch die Institutionen. Die Erfahrung lehrt, dass man NACH dem Marsch (s.a. Fischer, Joseph (ung. Koseform: Joschka), geb in Budaörs, Spross einer bekannten und geachteten Fleischer- und Metzgersfamilie dortselbst, auch bekannt Anfang der siebziger Jahre in Frankfurt/M. als Polizistenprügler und Krawallmacher sowie Buchhandlungsgründer) mit spießigem Siegelring (da vorher in der Family unbekannt) und Dreireiher gutsituiert dasteht und kein Interesse an vorher großspurig verkündeten Veränderungen mehr hat.

Fazit, frei nach Tschernyschewski ("Was tun?"): welche konkreten Aktionen gedenkt ihr denn zu unternehmen? Nach uns die Sintflut?? Regulierung der Kandidatenzahl??

Wäre es nicht ehrlicher analog zur Lage in FR den Beruf eines Patentingenieurs/sachbearbeiters´/referenten aufzuwerten? Nicht jeder will und muß "Partner" werden. Warum nicht das Tabu brechen, auch angestellte Anwälte in Kanzleien zu denken, wie das bei RA üblich ist? Muß den jeder, der glaubt die Gelddruckmaschine als PA anwerfen zu dürfen (was sowieso weit von der Realität entfernt ist) den großen Partner mimen? Reicht ein gutbezahlter und relativ krisenfester Job denn´nicht möglicherweise aus? Bevor ich als Ketzer verbrannt werde (ich mag zwar Giordano Bruno, aber so enden will ich nicht...) bitte lieber eine gerne auch kontroverse Diskussion. Der Arbeitsmarkt wandelt sich dramatisch (s.a. die vielen angelsächsischen Kanzleien, die plötzlich in MUC aufmachen) und alle verschlafen es. Wir haben sogar schon Mandanten ,die mit evalueserve (www.evalueserve.com) anbandeln. Unser nette alte Zunftwelt geht dem Ende zu.
 
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