Traumberuf Patentanwalt? Ansichten eines Kandidaten.

Ich bin jetzt, da ich diesen Text verfasse, seit gut acht Monaten Patentanwaltskandidat in einer mittelgroßen Kanzlei im Herzen Münchens. Und was soll ich sagen, ich bin absolut begeistert! Nicht nur von der Arbeit, sondern auch von der Kanzlei, den Menschen, die hier arbeiten, und München an sich. Viel besser hätte mein Start gar nicht laufen können. Dabei bin ich mir durchaus bewusst, dass die Ausbildung noch sehr viel von mir abverlangen wird.

Doch beginnen möchte ich mit ein paar Worten über mich und wieso ich überhaupt auf die Idee gekommen bin, Patentanwalt werden zu wollen. Vielleicht hilft das ja auch dem einen oder anderen Unentschlossenen bei seiner/ihrer Entscheidung!

Alle Erfahrungsberichte von Kandidaten:
Eine Chronik des Scheiterns?
Mein Corona-Amtsjahr
Traumberuf Patentanwalt? Ansichten eines Kandidaten.
Praktikum bei einem Gericht für Patentstreitsachen

Ursprünglich stamme ich aus Hannover, der grünen Großstadt (die dort befindliche Eilenriede gehört zu den größten Stadtwäldern Europas). Nach einem Biologie Grundstudium folgte ein Biomedizinstudium im Master. Dort kam ich dann auch das erste Mal so richtig mit Physik in Berührung. Während meiner Masterarbeit schoss ich, stark vereinfacht ausgedrückt, mit Laserstrahlen auf Tumorzellen. Mein Interesse an interdisziplinären Studien war geweckt. Meine Promotion verbrachte ich damit, neuronale Netzwerke (die biologischen, nicht die künstlichen) gezielt mit Licht zu aktivieren, was die Vorarbeit zu einem lichtbasierten Cochlea Implantat darstellte. Am Ende hatte ich dann meinen Doktor in Physik in der Tasche. Was zugegeben recht ungewöhnlich ist für jemanden mit biomedizinischem Hintergrund.

Aber wie sollte es nun weitergehen? Eine Karriere in der Wissenschaft kam für mich nicht in Frage. Zu breit gefächert sind meine Interessen, zu unsicher die Zukunftsaussichten. Aber ganz wollte ich die Wissenschaft dann doch nicht verlassen. So kam es, dass mir ein guter Freund von seinem Beruf erzählte: Patentanwalt. Nach etwa einer Stunde ausgiebiger Ausführungen seiner Tätigkeiten, war meine Entscheidung gefallen, ich würde Patentanwalt werden!

So rief ich kurze Zeit später in ein paar Kanzleien in München an, fragte nach Ausbildungsmöglichkeiten, erläuterte mein Profil und dann ging alles ganz schnell. Nach zwei Bewerbungsgesprächen hatte ich die erhoffte Zusage. Koffer gepackt, ab in den Süden. Übrigens wurde mir bei beiden Bewerbungsgesprächen jeweils eine Akte aufgetischt. Schadet also nicht, sich vorab schon einmal mit einer sogenannten Bescheidserwiderung zu befassen, was in der Europäischen Eignungsprüfung Teil B entspricht. Und warum München? Im Zuge der Ausbildung muss jeder Kandidat das so genannte Amtsjahr beim Deutschen Patent- und Markenamt (zwei Monate) sowie beim Bundespatentgericht (sechs Monate) absolvieren. Und da ich ohnehin schon immer mal in den Süden wollte …

Der Input gerade zu Anfang der Ausbildung ist gewaltig! Man hat beinahe das Gefühl eine neue Sprache zu lernen (gar nicht so abwegig tatsächlich). Aber wie man immer wieder von anderen hört, ist dieses Gefühl zu Beginn wohl normal. Wie viele andere, so habe auch ich mich dazu entschieden, die deutsche und europäische Patentanwalts-Laufbahn, „European Patent Attorney“ (offizielle englische Bezeichnung für „Zugelassener Vertreter vor dem Europäischen Patentamt“), parallel zu absolvieren. Gute Englischkenntnisse sind da unabdingbar. Während man die Eignung, um vor dem Europäischen Patentamt zu vertreten zu können, über eine dreijährige Berufserfahrung auf dem Gebiet des Europäischen Patentübereinkommens erhält – mit anschließender Prüfung versteht sich – gibt es für den Deutschen Patentanwalt ein eigens dafür aufgesetztes Studium. Dort werden einem u. a. juristisches Basiswissen und natürlich auch Patent- und Markenrecht nähergebracht. Im Rahmen des Studiums gilt es Einsendeaufgaben und Klausuren zu bestehen, also nochmal ordentlich die Lernbank drücken! Auch die Teilnahme an einer Arbeitsgemeinschaft ist Pflicht. Der Inhalt dieser AGs ist regional jedoch sehr unterschiedlich. Am Ende des sogenannten Amtsjahres wartet dann die Patentanwaltsprüfung.

Wer sich also nicht scheut, einen der längsten Ausbildungswege in Deutschland zu absolvieren, wird mit einem sehr vielfältigen Beruf und exzellenten Berufsaussichten entlohnt. Ich habe es gewagt. Und auch wenn mir täglich der Kopf raucht, kann ich bisher nur sagen: Es lohnt sich auf jeden Fall!

Über Patrick Heeger 1 Artikel
Herr Dr. Patrick Heeger ist Physiker und seit April 2022 Patentanwaltskandidat.