[quote:katinka]
Glauben Sie allen ernstes, dass alles was in einem solchen Studium gelehrt wird auch berufsrelevant ist?
Hallo ,
Deine letzten Sätze machen unser Dilemma deutlich:
Denn wenn ich Dich richtig verstehe, nimmst Du an, dass ein Chemiker nach seinem Studium, dass eben nicht mit 30, sondern eigentlich ohne große Mühe Mitte Zwanziger beendet sein sollte, freiwillig an der Uni bleibt.
Doch für viele, gerade in der Industrie, bist Du erst mit dem Dr. vollwertig. Zum Studium dazugerechnet, und obwohl alles andere als einfach oder gar erfolgsgarantiert, wird eine drei bis fünfjährige Promotion quasi zum Studium dazugerechnet.
Während der Promotion habe ich mit millionenteuren prozessgesteuerten Anlagen hantiert, Apparaturen selbst zsammengebaut, im weitesten Sinne Probleme gelöst, nebenbei mehrere Jahrgänge Studenten unterrichtet und praktisch ausgebildet, Projekte bearbeitet, Vorträge gehalten, und trotzdem, das sei auch erwähnt, mit der Familiengründung nicht gewartet (nur dort gibt es begründbare Deadline, nicht aber im Beruf eines Ingenieurs oder Chemikers).
Und das soll alles nichts wert sein? Berechtigt das eine fachunkundige Person in der Personalabteilung zu der Unipauschalschelte: "Naja, die Ausbildung an den Unis geht ja ganz schön an den Erfordernissen vorbei" ... "Sie sind ja total überqualifiziert, eigentlich wollten wir sie gar nicht einladen" oder noch besser "Sie haben sicher jetzt die Vorstellung von einem sauberen Bürozimmer...nein nein, sie müssen auch mal an die Maschinen..."..."Bei uns muss man kostendeckend arbeiten"...Sie müssen auch mit einfachen Menschen zusammenarbeiten können.."
Mag sein, dass ich jetzt vom Thema abgewichen bin, aber immer,wenn ich soetwas lese von "überkommenen Lehrinhalten", "Berufseinstieg mit weit über 30" ...., "endlich sich den Erfordernissen der Zeit anpassen", kann ich das nicht unwidersprochen lassen.
H.
Ihren Enthusiasmus in allen Ehren. Finden Sie es normal, dass bspw. ein Chemiker hierzulande in seinen 30ern ist, wenn er seinen ersten Industrie-Job annimmt?Steuerzahler schrieb:@katinka: Deine bisherigen Beiträge waren alle recht treffend. Jetzt muss ich aber mal entschieden widersprechen.
So ganz erfolglos sind diese Bestrebungen leider nicht. Sie sind aber völlig falsch.katinka schrieb:Das ist schon bitter. An den Hochschulen versuchen sie nun schon seit 15 Jahren (erfolglos) zu reformieren, abzuspecken und berufsrelevanter (dazu gehört eben auch verhandeln lernen) auszubilden etc.
Diese "industrienahe" Ausbildung gehört an die Fachhochschulen. Da war sie ursprünglich auch mal, aber die Herrschaften haben Minderwertigkeitskomplexe bekommen und wollen mehr.
Die Universitäten geben (bzw. gaben) hingegen eine wissenschaftliche Ausbildung. Nur mangels anderer Bewerber haben die Großunternehmen (diejenigen, die keine eigene Grundlagenforschung betrieben; welche tun das heute schon noch außer bei Pharma) notgedrungen Wissenschaftler eingestellt.
Heute bilden sie sich allen Ernstes ein, verlangen zu dürfen, dass die Wissenschaft zu ihren Gunsten quasi gestrichen wird und durch Anleitung zur Prostitution ersetzt wird.
Wo wird denn bitte in Kanzleien wissenschaftlich gelehrt bzw. gelernt? Andersherum: An welcher Stelle wird an einer Universität Nachwuchs "unter Verschluss gehalten"?katinka schrieb:Und wenn man durch ist findet man sich in Kanzleien wieder, die es genauso altbacken machen wie die Unis.
Die Wissenschaft als "altmodisch" zu bezeichnen, ist leichtfertig und birgt enorme Gefahren. Unter den neueren Entwicklungen sind schon genug Leute, die meinen, sie wüssten schon, dass sie in allem Recht haben und keiner kritischen Überprüfung bedürfen.
Das ist nur die Perspektive der Industrie. Wenn die einen Fachidioten haben wollen, sollen sie ihn bitte selbst ausbilden.katinka schrieb:Für Chemiker gab es vor Jahren mal eine schöne Studie vom Institut für Innovationsforschung mit dem bezeichnenden Titel: "Chemiker - hochqualifiziert aber inkompetent"
Glauben Sie allen ernstes, dass alles was in einem solchen Studium gelehrt wird auch berufsrelevant ist?
Hallo ,
Deine letzten Sätze machen unser Dilemma deutlich:
Denn wenn ich Dich richtig verstehe, nimmst Du an, dass ein Chemiker nach seinem Studium, dass eben nicht mit 30, sondern eigentlich ohne große Mühe Mitte Zwanziger beendet sein sollte, freiwillig an der Uni bleibt.
Doch für viele, gerade in der Industrie, bist Du erst mit dem Dr. vollwertig. Zum Studium dazugerechnet, und obwohl alles andere als einfach oder gar erfolgsgarantiert, wird eine drei bis fünfjährige Promotion quasi zum Studium dazugerechnet.
Während der Promotion habe ich mit millionenteuren prozessgesteuerten Anlagen hantiert, Apparaturen selbst zsammengebaut, im weitesten Sinne Probleme gelöst, nebenbei mehrere Jahrgänge Studenten unterrichtet und praktisch ausgebildet, Projekte bearbeitet, Vorträge gehalten, und trotzdem, das sei auch erwähnt, mit der Familiengründung nicht gewartet (nur dort gibt es begründbare Deadline, nicht aber im Beruf eines Ingenieurs oder Chemikers).
Und das soll alles nichts wert sein? Berechtigt das eine fachunkundige Person in der Personalabteilung zu der Unipauschalschelte: "Naja, die Ausbildung an den Unis geht ja ganz schön an den Erfordernissen vorbei" ... "Sie sind ja total überqualifiziert, eigentlich wollten wir sie gar nicht einladen" oder noch besser "Sie haben sicher jetzt die Vorstellung von einem sauberen Bürozimmer...nein nein, sie müssen auch mal an die Maschinen..."..."Bei uns muss man kostendeckend arbeiten"...Sie müssen auch mit einfachen Menschen zusammenarbeiten können.."
Mag sein, dass ich jetzt vom Thema abgewichen bin, aber immer,wenn ich soetwas lese von "überkommenen Lehrinhalten", "Berufseinstieg mit weit über 30" ...., "endlich sich den Erfordernissen der Zeit anpassen", kann ich das nicht unwidersprochen lassen.
H.