Allg. 'Kandidatenschwemme'

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GAST_DELETE

Guest
Liberaler schrieb:
Das Thema Kandidatenschwemme scheint ja wirklich für jeden interessant zu sein, weil er oder sie sich um das eigenen Einkommen sorgt.

Aber ich denk mal, man wird sich da nicht soviel Sorgen machen müssen. In NRW ist die Zahl der Kandidaten im letzten Jahr schon stark zurückgegangen, was einfach daran liegt, dass es für Ingenieure und Naturwissenschaftler mittlerweile genügend Stellen gibt und damit auch "einfachere" Wege, seinen Lebensunterhalt zu bestreiten.
100 prozentig richtig! Die Kandidatenzahlen nahmen (nach Aussage des "Alten") in Krisenzeiten schon immer stark zu und sie werden auch wieder abnehmen, wenn die Industrie verstärkt einstellt. Ich behaupte mal, dass nur wenige Studis den Beruf des PA kennen und sich wirklich dafür interessieren (abgesehen von ein paar Exoten, die sich weigern haben, während der Diplomarbeit in Birkenstock-Sandalen rumzulaufen).

Weiterhin werden auch einfach in Zukunft weniger Kandidaten eingestellt werden, wenn die Arbeitsbelastung zurückgeht.

Außerdem befinden wir uns in einer Branche, in der es weniger Konkurrenz gibt als in jedem anderen Markt.

Zuguterletzt: Hat sich schon mal jemand Gedanken darüber gemacht, dass das Arbeitsvolumen in den vergangenen Jahrzehnten zugenommen haben könnte?
 
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Ratgeber

Guest
Seit 15 Jahren nimmt die Anzahl der in die Liste eingetragenen Patentanwälte jährlich um ca. 100 zu. Dieser Trend hält unverändert an. Von einer plötzlichen Schwemme kann daher keine Rede sein.

Darüber hinaus entspricht bei ca. 2500 eingetragenen Patentanwälten ein Wachstum von ca 100 gerademal etwa 4 %.

Und wie bereits gesagt wurde, das Arbeitsvolumen steigt natürlich auch.
 
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Robby

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Ich weiss ja nicht, wie Du auf die Hundert kommst, aber für 2006 wage ich mal die Prognose mindestens 180. Und das ist dann genau die Kandidatenschwemme, die jetzt im Markt ankommt.
 
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Ratgeber

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Robby schrieb:
Ich weiss ja nicht, wie Du auf die Hundert kommst, aber für 2006 wage ich mal die Prognose mindestens 180. Und das ist dann genau die Kandidatenschwemme, die jetzt im Markt ankommt.
Die Zahl 100 hat Dr. Popp auf der Kammerversammlung genannt. Gemeint ist der "Nettozuwachs", d.h. Neueintragungen - Löschungen.
 
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Ratgeber

Guest
Abgesehen davon, werden zur Zeit Patentanwälte händeringend gesucht. Man muß ja nur mal die einschlägigen Stellenanzeige (auch hier im Kandidatentreff) durchblättern.

Ich kenne keinen Kollegen, der nicht in Kürze noch Verstärkung braucht oder bereits seit geraumer Zeit (meist ohne Erfolg) einen Kollegen sucht. (Physiker, Elektrotechniker oder Maschinenbauer sind besonders gefragt)
 
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Harz-4

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Ratgeber schrieb:
Kammerversammlung
Die Zahl 100 habe ich nicht gehört. Was ich sehr wohl gehört habe, ist, dass Dr. Popp angesichts der weiteren Entwicklung und insbesondere im Hinblick von Gesetzesänderungen davor gewarnt hat, jetzt Kapazitäten zu schaffen, die später nicht ausgefüllt werden können.
So oder so ähnlich hat er es ausgedrückt, zwar immer noch recht dezent, aber immerhin. Es ist das erste mal, dass ich von der Kammer so ein Statement gehört habe.
 
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GAST_DELETE

Guest
Harz-4 schrieb:
Ratgeber schrieb:
Kammerversammlung
Die Zahl 100 habe ich nicht gehört. Was ich sehr wohl gehört habe, ist, dass Dr. Popp angesichts der weiteren Entwicklung und insbesondere im Hinblick von Gesetzesänderungen davor gewarnt hat, jetzt Kapazitäten zu schaffen, die später nicht ausgefüllt werden können.
So oder so ähnlich hat er es ausgedrückt, zwar immer noch recht dezent, aber immerhin. Es ist das erste mal, dass ich von der Kammer so ein Statement gehört habe.
Das bezog sich "nur" auf die Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Validierung europäischer Patente in Deutschland (sprich die Übersetzungskapazitäten). Hier ist in der Tat Vorsicht geboten. Es kann sein, daß das Übersetzungserfordernis überraschend schnell fällt. Das kann Kanzleien, die viel übersetzen, empfindlich treffen.
 
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Patato

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Gast schrieb:
Das bezog sich "nur" auf die Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Validierung europäischer Patente in Deutschland (sprich die Übersetzungskapazitäten). Hier ist in der Tat Vorsicht geboten. Es kann sein, daß das Übersetzungserfordernis überraschend schnell fällt. Das kann Kanzleien, die viel übersetzen, empfindlich treffen.
... und viele Übersetzer-Kandidaten um ihren Job bringen. So reguliert sich das Problem auch wieder von selbst: Die Grosskanzleien brauchen keine Übersetzersklaven mehr und stellen deswegen weniger Kandidaten ein...
 
A

Angie

Guest
Gast schrieb:
Das bezog sich "nur" auf die Tätigkeiten im Zusammenhang mit der Validierung europäischer Patente in Deutschland (sprich die Übersetzungskapazitäten). Hier ist in der Tat Vorsicht geboten. Es kann sein, daß das Übersetzungserfordernis überraschend schnell fällt. Das kann Kanzleien, die viel übersetzen, empfindlich treffen.
Das ist wohl etwas kurz gedacht: Selbst wenn zunächst nur die Kanzleien, die viel übersetzen, betroffen sind, folgt daraus doch zwangsweise eine Überkapazität, die auch die Kanzleien trifft, die nur wenig oder garnicht übersetzen.

Vielleicht schrauben die viel übersetzenden Kanzleien zur Qualitätssteigerung den in jede Akte gesteckten Aufwand in die Höhe. Vielleicht aber auch nicht. Ich vermute eher einen Kampf um Mandanten des Kollegen. Da kann man nur hoffen, dass sich die arbeitssuchenden Kollegen an Standesrecht halten und nur verhaltend abwerben (was ich jedoch nicht glaube).

Also: Fröhliches Mandantenschießen!
 
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Robby

Guest
150 (Neueintragungen - Löschungen). Ich nehme Wetten an.

Und das Übersetzungserfordernis (oder dessen Fall nach Unterzeichnung durch die Franzosen) wird massiv Kräfte frei setzen. Ich kenne einige Kollegen, die eine ganze Menge übersetzen und dann eben entsprechend mehr Neuanmeldungen, Bescheide etc. machen wollen/können. Das wird zu deutlich spürbaren Verschiebungen führen - und die Kandidaten oder die frisch zugelassenen als Erstes treffen. Und man kann Kandiaten auch gewinnbringend zum "Bescheide für Japaner kloppen" einsetzen....
 
Ä

Ätsch

Guest
Wenn ich das so höre, kann man ja froh sein, noch eine Kandidatenstelle bekommen zu haben.
Ätsch den Zuspätkommern.
 
D

Dr. No

Guest
Und das Übersetzungserfordernis (oder dessen Fall nach Unterzeichnung durch die Franzosen) wird massiv Kräfte frei setzen.
Gibt es konkrete Hinweise darauf, dass die Franzosen unterzeichnen werden? Nach meinem (nicht mehr ganz aktuellen) Wissensstand gab es keinerlei Bestrebungen diesbezüglich.

Des Weiteren sollte man bedenken, dass z.B. viele japanische Anmelder bis zu 50% mehr Anmeldungen in den USA als in Europa einreichen, da auf Grund der Übersetzungskosten das US-Patent so viel günstiger ist. Insofern denke ich, dass die freiwerdenden Kräfte eine steigende Anmeldezahl zu bewältigen hätten.
 
P

Provinzler

Guest
Schon wieder Argumente aus rein münchnerischer Sicht!

Leute! In der Provinz gibt es Patentanwälte, die echte Anmeldungen für echte deutsche Mandanten schreiben und die alle Übersetzungen an Übersetzer rausgeben!

Merke: Deutschland ist nicht gleich München!!!

Sorry für den Ton ;-)
 
G

gast II

Guest
Gibt es konkrete Hinweise darauf, dass die Franzosen unterzeichnen werden? Nach meinem (nicht mehr ganz aktuellen) Wissensstand gab es keinerlei Bestrebungen diesbezüglich.
Die Frannzosen haben ein verfassungsrechtliches Problem. Solange die französische Sprache Verfassungsrang genießt, wird man das LA wohl nicht _ratifizieren_ (unterzeichnet haben sie ja schon).
 
D

Dr. No

Guest
@gast II

Natürlich meinte ich die Ratifizierung. Du scheinst es ja auch so aufgefasst zu haben. Deine Aussage macht jedenfalls deutlich, dass es bis zum Wegfall des Übersetzungserfordernisses noch ein weiter Weg ist.

@Provinzler

Der Großteil der mir bekannten Münchner Kanzleien lässt so gut wie alles extern übersetzen (wir im Übrigen auch). Man sollte nicht von einer Handvoll Großkanzleien auf alle übrigen Kanzleien schließen.
 
I

informierter

Guest
Die Franzosen haben übrigens kein Verfassungsproblem mehr, da vor etwa 6 Wochen entschieden wurde, dass die Ratifizierung des London Agreement nicht gegen die franz. Verfassung verstoßen würde.

Letztendlich ist aber die Ratifizierung ein politischer Prozess - sprich, dass es nicht gegen die Verfassung verstößt heißt noch lange nicht, dass das Parlament dies auch tun wird.
 
R

Robby

Guest
So weit ich weiss, werden in Frankreich noch irgendwelche Wahlen abgewartet, dann soll es losgehen (so oder ähnlich lautete wohl eine inoffizielle Auskunft eines Beamten des BMJ).

@Provinzler: Entscheidend ist nicht, wo eine Kanzlei ist, die übersetzen lässt, sondern ob es PAs gibt, die übersetzen. Und die gibt es. Und die Auswirkungen werden auch in der Provinz zu spüren sein, denn das man da leichter Mandanten bekommt, hat sich bereits bis München durchgesprochen, man soll es nicht glauben.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Wer zum jetzigen Zeitpunkt noch von "irgendwelchen Wahlen" in Frankreich spricht, sollte vielleicht ab und zu eine Tageszeitung lesen.

Aber zum Thema:

Tatsache ist jedenfalls, dass die Dinge im Moment nicht besonders gut aussehen:
- Schom im März dieses Jahres hat der Finanzausschuss der franz. Nationalversammlung versucht, ein Ratifizierungsgesetz durch kurzfristige Änderung einer anderen Gesetzesvorlage mit durchzupeitschen. Nach heftigen Protesten einiger UMP-Abgeordneter meldete sich der anwesende Wissenschaftsminister zu Wort: Es sei Sache des Staatspräsidenten, einen internationalen Vertrag zu ratifizieren, und es sei ja wohl Teil der politischen Kultur, jemanden nur dann zum Ratifizieren zu ermächtigen, wenn er darum gebeten hat. Daraufhin wurde der Gesetzesentwurf - unter Protesten - wieder "entschärft".

Daraufhin gab es aber einige negative Punkte:
  • Zwei Ausschüsse des Senats und der Nationalversammlung haben sich für die Ratifizierung ausgesprochen und eine Anhörung veranstaltet, in der sowohl Befürworter wie auch Gegner zu Wort kamen (von Alain Pompidou bis zum Präsidenten der franz. Patentübersetzervereinigung). I.A. war das aber schon eher eine Werbeveranstaltung für das L.P.
  • Tatsächlich wurde der Verfassungsrat von 76 Abgeordneten angerufen und aufgefordert, das L.P. für verfassungswiedrig zu erklären. Pikant daran: Kurz nach der Verfassungsklage der Abgeordneten hat Premier de Villepin noch ein Schreiben hinterhergeschickt mit der Frage, ob einer Ratifizierung eine Verfassungsänderung vorausgehen muss. Doch der Verfassungsrat hat das L.P. für vollständig verfassungsgemäß erklärt.
  • Es gibt eine eindeutige Stellungnahme des franz. Industrieministers und einiger Wirtschaftsverbände für die Ratifizierung.
  • Kürzlich scheint schon wieder ein Gesetzesantrag über den Finanzausschuss zu laufen (Artikel ist jedoch nicht mehr im Internet verfügbar).
Außerdem sollte man noch ein Detail der franz. Verfassung kennen: Will die Regierung ein Gesetz durchpeitschen, kann sie die Gesetzesvorlage mit der Vertrauensfrage verbinden. Dem Parlament bleiben dann nur wenige Tage, um die Regierung zu entlassen, tut es dies nicht, gilt das Gesetz als angenommen.

Es ist bis jetzt auch nicht bekann, ob es im Senat und in der Nationalversammlung Mehrheiten für die Ratifizierung geben wird, es gab noch keine Abstimmung, aber die Front scheint quer durch die Parteien zu verlaufen.

Und es gibt noch keine Stellungnahmen von Chirac oder einem seiner potentiellen Nachfolger, letztenendes hängt es natürlich immer am Präsidenten. Auch diese könnten aber - auch noch vor den Wahlen nächstes Jahr - u.U. dem Druck der Industrie nachgeben.

Also kurz gefasst: Wer sich heute noch darauf verlässt, die nächsten drei Jahre und vielleicht auch noch die ersten Jahre als Anwalt mit Übersetzungen über die Runden zu kommen, wird mit hoher Wahrscheinlichkeit ein böses Erwachen erleben. Denn es fehlt wirklich nur noch die Ratifizierung durch Frankreich, und schon gelten englische Patente in Deutschland.
 
H

Haffa

Guest
Gast schrieb:
Denn es fehlt wirklich nur noch die Ratifizierung durch Frankreich, und schon gelten englische Patente in Deutschland.
Ist das wahr - englische Patente in Deutschland? - Oder ist gemeint "englischsprachige Patente in Deutschland"?
 
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