Unschluessiger schrieb:
Sehe ich anders. Eine Zeitlang wurde versucht zu erklären, dass ein Informatiker diesen Job nicht so gut machen könnte wie andere.
Kann ich mich nicht dran erinnern. Tatsache ist, dass hier dargelegt wurde, dass man nicht Informatiker sein muss, um Softwarepatente zu schreiben. Und das ist auch richtig. Dass es tatsächlich einen Streit darum gibt, ob die Informatik der Mathematik (Geisteswissenschaft, Hilfswissenschaft, Naturwissenschaft?), den Naturwissenschaften (wohl kaum) oder den Ingenieurswissenschaften (hmjein) zuzuordnen ist, lässt sich auch nicht bestreiten. Der Rest ist akademische Eitelkeit, die man nicht so ernst nehmen sollte. PAs sind, auch das habe ich schon einmal geschrieben, allesamt Besserwisser, das ist Berufsvoraussetzung. Das solltest Du nie vergessen...
Mein Thema: Analyse und Bewertung der Software-patent Situation.
Mal ehrlich: die meisten hier haben neben einer Diplomarbeit auch noch eine Dissertation geschrieben. Letztere hat es prinzipbedingt an sich, dass man sich in neue Wissensgebiete vorwagt, denn man forscht und erschafft neues Wissen, sonst ist es keine Dissertation. Und selbst da würde hier wohl niemand mit gutem Gefühl im Magen eine so schwammige Aufgabenstellung akzeptieren. Meines Erachtens, nimm das bitte nicht persönlich, bist Du mit diesem Thema dazu verurteilt, auf 80 Seiten (oder wie lang Diplomarbeiten bei Euch so sind) unhaltbares Blabla zu verzapfen, denn es gibt ohnehin keine wirklichen Erkenntnisse zum Thema, die auch noch zitierfähig sind.
Faktisch kannst Du nur die tatsächliche Lage um die Patentierung von Software durch Studium von juristischen Kommentaren auf wissenschaftlichem Niveau betreiben, das hat aber mit Informatik nichts mehr zu tun und nach Deinen Beiträgen hier bist Du, und das kann auch kaum anders sein, sehr weit von einem Grundverständnis der Problematik entfernt. (Was würdest Du sagen, wenn Dir ein Jurist sagt, er beschäftige sich in einer Arbeit mit den Vor- und Nachteilen von objektorientierten Programmiersprachen und ihren Auswirkungen auf den Entscheidungsfindungsprozess in Gerichtsverfahren?)
Die Leute hier haben sich im Mittel anderthalb Jahre
Vollzeit mit Patentrecht auseinandergesetzt und könnten Dir immer noch keine kurze, greifbare und korrekte Beschreibung der Situation um Softwarepatente geben, weil das eben unmöglich ist. Für Deine Arbeit müsstest Du mehrere Dutzend Entscheidungen der Patentgerichte und Einspruchskammern lesen, was mir teilweise heute noch schwerfällt. Dazu kommen verschiedene patentrechtliche Kommentare, die Dir auch nicht allzu einfach zugänglich sein dürften (solche Werke kosten übrigens im dreistelligen Eurobereich. Mein Budget als Student hätte eine Anschaffung nicht zugelassen, die Bibliothek meiner TU hätte die bestimmt auch nicht vorrätig gehabt...)
Ich habe das Gefühl, Dein Prof wollte selbst mal mit wenig Aufwand erklärt bekommen, was denn da nun eigentlich Sache ist mit den Softwarepatenten. Wahrscheinlich bist Du dann auch noch Open-Source-begeistert und fertig war das Thema für die Diplomarbeit.
Mein Beileid.