EQE Vorbereitung zur Vorprüfung

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BRONZE - Mitglied
Hallo zusammen,

seit Januar diesen Jahres habe ich eine Stelle in einem Unternehmen angefangen, indem ich die Ausbildung zum europäischen Patentanwalt bestreiten darf. Ich stehe noch ganz am Anfang und bin hier in der Abteilung der einzige aktuell auf den diese Herausforderung zukommt. Alle meine Kollegen haben seit mindestens 4 Jahren ihre bestandene Prüfung hinter sich.

Ich bin Jemand, der sich lieber etwas früher als später mit der Einarbeitung für eine Prüfung beschäftigt. Jedoch bin ich etwas gelähmt, Angesicht der enormen Menge an Informationen, die man lernen muss. Habt ihr einen guten Vorschlag, welche Literatur sich als Prüfungsvorbereitung am besten eignet und womit man am besten anfängt?

Vielen Dank und viele Grüße!
 

user2345

Schreiber
Ich habe den von Lysios genannten CEIPI Kurs absolviert und fand ihn eher so mittelmäßig, insbesondere in Anbetracht der hohen Kosten. Falls dein Arbeitgeber den Kurs finanziert, schadet er sicher nicht, sollte aber aus meiner Sicht allenfalls als Ergänzung zu konkreter Prüfungsvorbereitung gesehen werden. Um dich zunächst auf die Pre-EQE vorzubereiten kann ich den "online training course" des EPA sehr empfehlen (https://www.epo.org/learning/training/details_de.html?eventid=13883). Auch das Delta Patents Buch "Basic Legal Questions" (https://webshop.deltapatents.com/basic_questions) und ggf. das "Pre Exam Book" sind in Ergänzung sehr zu empfehlen (https://webshop.deltapatents.com/pre_exam_cande). Das Basic Legal Questions Book enthält auch einen Study Guide und Querverweise zu Quellen, mit denen man sich in Bezug auf die verschiedenen relevanten Themen gut vorbereiten kann. Generelle Informationen zu den verschiedenen Prüfungsteilen findest du auch auf verschiedenen Blogs wie z.B. https://saltedpatent.blogspot.com/; dort gibt es auch Links zu Telegram Gruppen, falls du dich mit anderen Mitstreitern austauschen und ggf. Lerngruppen bilden möchtest.

Für den Anfang wäre es sicher wichtig erst Mal einen groben Überblick über das EPÜ und später auch das PCT zu erlangen. Dazu gibt es vom EPA die nette Broschüre "Leitfaden zum europäischen Patent", die ist schnell mal quergelesen, ferner sind die Richtlinien zur Prüfung sehr umfassend. Vieles wirst du auch im täglichen Geschäft lernen. Wenn du halbwegs weißt wo im EPÜ vorne und hinten ist, macht ein weiterführendes Lernen mit z.B. den o.g. Mitteln Sinn.
 

Matt

Schreiber
Ich kann ebenfalls den Online-Kurs des EPA sehr empfehlen. Meine Herangehensweise war, Schritt für Schritt die verschiedenen Module durchzuarbeiten und gleichzeitig die entsprechenden Abschnitte der EPA-Richtlinien zu lesen und zu markieren / kommentieren sowie die zugehörigen Normen des EPÜ zu markieren. Dadurch habe ich einen guten Überblick bekommen, was wo steht und was es alles gibt. Da die Unterlagen des Online-Kurses häufig Richtlinien-Stellen zitieren, gibt es viele Überschneidungen. Und da der Online-Kurs schon einige Monate vor der Pre-EQE beginnt (ich glaube, im September), kann man das gut neben der Arbeit laufen lassen und sich über einen längeren Zeitraum herantasten. Der Online-Kurs enthält zudem viele Quiz-Fragen und auch an den Enden der Module jeweils Fragen zum jeweiligen Thema, deren Beantwortung sehr hilfreich für die Vorbereitung ist.

Gleichzeitig habe ich sporadisch Fragen auf dem Delta-Patents-Buch "Basic Legal Questions" gemacht.

Hilfreich fand ich zudem, nebenbei den Anmelder-Leitfaden zu lesen. Das gibt nochmal einen guten Grob-Überblick über die Verfahren und wichtigsten Erfordernisse des EPA.

Ich habe dann einige Wochen vor der Pre-EQE angefangen, alte Klausuren zu machen. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen (am besten alle machen: die Pre-EQE gibt es erst seit 2012 und die Anzahl ist noch überschaubar), denn dann bekommt man ein gutes Gefühl dafür, wie die Fragen aufgebaut sind und was das EPA hören will. Zudem tut es gut zu sehen, dass man die Pre-EQE bestehen kann und sie machbar ist (zumindest mir hat das ein wenig die Anspannung genommen).

Übrigens, ich würde ein "Quellen-Buch" empfehlen, das du immer als Ausgangspunkt für jede Frage nimmst und das dich dann ausgehend von einem bestimmten Thema an die jeweiligen Normen und Richtlinien-Stellen verweist (z.B. du schaust nach unter "Sprache der PCT-Anmeldung" nach und findest dort die einschlägigen PCT-Normen und ggf. weitere Stellen im WIPO-Guide / Euro-PCT-Leitfaden). Ich habe das Buch "EPÜ- und-PCT-Tabellen" verwendet, aber es gibt auch andere Bücher, die sich dafür eignen. Man sollte sich nur frühzeitig für ein Buch entscheiden und es dann konsequent bei der Vorbereitung verwenden. Das Handling deiner Unterlagen ist beim Rechtsteil der Pre-EQE die halbe Miete.

Ich würde zusammengefasst also empfehlen, mit dem Online-Kurs und ggf. dem Anmelder-Leitfaden anzufangen und dann zur Prüfung hin vermehrt weitere Rechtsfragen zu beantworten und alte Pre-EQEs zu machen.

Zu den CEIPI-Kursen kann ich nichts sagen, da ich keinen gemacht habe. Mir scheint allerdings angesichts der kurzen Kursdauer und der hohen Preise der Kosten-Nutzen-Faktor bzw. Mehrwert sehr fraglich zu sein.

Viel Erfolg auf deinem Weg!
 

Asdevi

*** KT-HERO ***
Ich habe zur EQE-Vorbereitung praktisch ausschließlich mit dem Visser gearbeitet. Ich habe das Buch einmal während der Ausbildung und dann nochmal in den Wochen vor der Prüfung komplett gelesen und durchmarkiert (rot für Rechtsfolgen, grün für Rechtsmittel, etc.). Ziel ist es, zu jedem Problem innerhalb von 10 Sekunden die richtige Seite im Visser aufschlagen zu können. Dort steht im Prinzip alles, was man für den D-Teil braucht, inklusive zitierbarer Verweise auf Rechtsprechung und Richtlinien.

In der Prüfung selbst hatte ich den Visser dabei und die Richtlinien, aber in letztere habe ich kein einziges Mal reingeschaut.

Die einzige Schwäche des Visser ist sein miserables Stichwortverzeichnis. Es ist viel zu grobkörnig und fast nicht verwendbar. Man muss im Prinzip auswendig wissen, was in welchem Artikel/Regel normiert ist, aber nach 3 Jahren Praxis hat man das ohnehin schon mehr oder weniger drauf.
 

patachon

GOLD - Mitglied
Ich habe zur EQE-Vorbereitung praktisch ausschließlich mit dem Visser gearbeitet. Ich habe das Buch einmal während der Ausbildung und dann nochmal in den Wochen vor der Prüfung komplett gelesen und durchmarkiert (rot für Rechtsfolgen, grün für Rechtsmittel, etc.). Ziel ist es, zu jedem Problem innerhalb von 10 Sekunden die richtige Seite im Visser aufschlagen zu können. Dort steht im Prinzip alles, was man für den D-Teil braucht, inklusive zitierbarer Verweise auf Rechtsprechung und Richtlinien.

In der Prüfung selbst hatte ich den Visser dabei und die Richtlinien, aber in letztere habe ich kein einziges Mal reingeschaut.

Bei mir das gleiche in grün, nur dass ich den Kley statt Visser hatte (und immer noch habe). Den Visser hatte ich mir zwar dann auch besorgt, aber war schon "Kley-angefixt" zu der Zeit. Von daher: ich würde mir eine Variante suchen, mit der ich gut zurecht komme, und dann dabei bleiben. Dann weiß man schnell genug, was wo stehen könnte. Zu viele Unterlagen oder mehrere Kommentare bringen nur Durcheinander, und dafür hat man keine Zeit.

Kurse habe ich keine gemacht und halte ich auch nicht unbedingt für nötig. Die Prüfungsrichtlinien sollten Dir geläufig sein, im Beruf sowieso, aber es hilft auch zur EQE-Vorbereitung. Auch im Case Law steht viel wichtiges. Diese Dinge, dazu natürlich Artikel und Regeln, und ein Kommentar Deiner Wahl - damit kommst Du weit. Wenige Monate vor der Prüfung würde ich anfangen, alte Prüfungsaufgaben durchzugehen oder idealerweise in Original-Zeit zu schreiben. Die Aufgaben sind schon teilweise sehr standardisiert und es wird ein ganz bestimmtes Vorgehen gefordert, wenn man sich daran hält, kommt man eigentlich gut durch.
 
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