Liebe angehende Kollegen/innen, liebe Kollegen/innen,
nur um vielleicht etwas die ganze Diskussion zu versachlichen, öchte ich als Jungpatentanwalt auch einen kleinen Beitrag zum Forum liefern. Anbei deswegen stichwortartig ein paar Punkte, die bei der Diskussion nicht aus den Augen gelassen werden sollten:
1.) Gerade Selbstständige brauchen eine solide Altersversorgung:
Oftmals wird meiner Meinung nach in der Diskussion übersehen, dass das in das Versorgungswerk eigezahlte Geld nicht verloren eht, sondern Teil einer Altersversicherung ist, die ohnehin jeder Selbstständige benötigt. Dass gerade junge Selbstständige, wie wir es sind und die immer mehr werden, hierfür zu wenig tun, ist ein bekanntes Problem, das sich erst später rächen wird. Also sollten die Zahlungspflichten und Leistungen der Versicherer auch in vergleichbarer Höhe gegenüber gestellt werden. Die Differenzen hierbei sind nicht groß, erst recht, wenn hierbei auch die Risiken einer privaten Alterssicherung berücksichtigt werden (variierende Höhe der Überschüssbeteiligungen, Kurse bei Aktien- und Rentenfonds, Sanierungsmaßnahmen an Wohneigentum).
Letztendlich stellt das Versorgungswerk der Rechtsanwälte eine sichere Altersversorgung dar, die im Gegensatz zur gesetzlichen Rentenversicherung genau wie eine private Versicherung nach dem Leistungsprinzip arbeitet - wer viel verdient zahlt viel ein und bekommt entsprechend viel Rente. Die Vorteile hierbei sind, dass es keine Quersubventionen zugunsten anderer, also auch keine versicherungsfremden Leistungen, gibt, dass der Verwaltungsaufwand nur sehr gering ist und dass es sich nicht um ein Unternehmen handelt, das Gewinne erwirtschaften muss. Außerdem sind die Ausgaben für das Versorgungswerk nach dem Alterseinkünftegesetz abziehbare Sonderausgaben! Hier gibt es auch steuerlichen Spielraum, in dem man bspw. in einem guten Jahr mal mehr einzahlt und dadurch auch seine Steuerlast senkt. Eine derartige Rente kann somit eine sichere Säule einer Altersversorgung darstellen.
Auch wenn wir alle natürlich jung, dynamisch und erfolgreich (und natürlich keine Schisser) sind, sollte jeder einmal in sich gehen und überlegen, was ihm und ihr eine sichere Altersversicherung wert ist. Gerade nach langem Studium, Promotion, Kandidatenzeit, Kollegenarbeit... hatten sicherlich viele noch keine Gelegenheit, sich eine solide Alterssicherung aufzubauen (lasst Euch hier bloss nicht von den tollen Autos Eurer Ausbilder blenden, die goldenen Zeiten für Jungpatentanwälte nach der Kandidatenzeit sind nicht zuletzt aufgrund der ständig wachsenden Zahl von Patentanwälten vorbei)
2.) Sind Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in Finanzangelegenheiten dümmer als Patentanwälte?
Wie Ihr ja hoffentlich wisst, sind die Wirtschaftsprüfer und Steuerberater bereits freiwillig dem Versorgungswerk der Rechtsanwälte beigetreten. Also selbst wenn man Rechtsanwälten die Kompentenz in Wirtschaftsfragen abspricht, sollte man sich überlegen, ob Wirtschaftsprüfer und Steuerberater in Finanzangelegenheiten Dinge tun, die unsinnig sind. Letztendlich handelt es sich auch hier um Freiberufler, die ebenfalls nicht zur ärmsten gesellschaftlichen Schicht gehören und die auch die Wahl zwischen unterschiedlichen Rentenversicherungsmodellen hatten.
3.) Auch Selbstständige werden krank
Jede(r) die/der bereits eine private Altersversicherung abgeschlossen hat, ist bereits in den "Genuss" einer Gesundheitsprüfung, zumindest per Fragebogen, gekommen. Das Fehlen einer solchen Prüfung beim Versorgungswerk sollte nicht unterschätzt werden. Hier halten private Versicherer eine Reihe von Ausschlüssen bereit (Schilddrüse, Schäden am Skelett (Achtung bei Schleudertraumakandidaten), Tumore (teilweise auch Hauttumore/bösartige Muttermale), Depressionen ...)
4.) Eine Pflichtversicherung für Selbstständige wird kommen:
Ohne Zweifel sind die Kassen der gesetzlichen Rentenversicherung leer und dieses Problem wird sich aufgrund der Alterspyramide in den nächsten Jahren noch deutlich verschärfen. Keine politische Partei kann an diesem Problem vorbei und so gibt es auch in jeder Partei eine belebte Diskussion über Modelle zur Rentenfinanzierung. Hierbei ist zu berücksichtigen, dass jeder Politiker, gleich welcher Coleur, nur das tut, was eine breite Wälerschaft bringt oder zumindest nicht verärgert. Hierbei müssen die Politiker berücksichtigen, dass einer breiten Wählerschaft mit zunehmendem Maße nicht mehr zu erklären ist, warum bestimmte rentenfremde Leistungen und vor allem die Rentenlasten der Wiedervereinigung alleine von den Arbeitnehmern und nicht von Beamten und Selbstständigen zu tragen sind. Egal welche Regierung ab September in Berlin regiert, es ist zu befürchten, dass es bald ohnehin eine Pflichtversicherung für Selbstständige geben wird und dann wird es für die Patentanwälte keinen Weg in das Versorgungswerk der Rechtsanwälte mehr geben. Die Möglichkeit des Beitritts ist jetzt gegeben und wird, wenn überhaupt, so schnell nicht wiederkommen.