Ich finde diesen Fall echt interessant, illustriert er doch wie (meiner Meinung nach) bescheuert bestimmte Auswüchse des Urheberrechts sind. In dem ursprünglichen Spiegelartikel (
http://www.spiegel.de/netzwelt/web/...reichen-klage-fuer-makaken-ein-a-1054281.html) wird der Fotograf mit den Worten zitiert:
"Seine fünfjährige Tochter solle stolz auf ihn sein und die Copyright-Rechte eines Tages erben, um sich unter anderem ihr Studium zu finanzieren."
Das muss man wirklich mal ins Verhältnis setzen:
Da macht ein Affe eigenständig ein Bild von sich, und der Fotograph denkt daran, dass er die Rechte an dem Bild seiner Tochter vererben kann, damit diese (und womöglich auch deren Kinder) mit dem Bild zumindest nach deutschem Recht noch 70 Jahre, nach dem der Vater verstorben ist, Geld für das Studium verdienen kann, für das sich andere hart arbeitende Leute Jahrzehnte lang krumm legen müssen. Das ist absurd.
Ähnlich sind Fälle, in denen die Erben von irgendwelchen Möbeldesignern oder Musikern oder Fotografen oder ... , die die Schöpfer wahrscheinlich nicht mal persönlich kennengelernt haben, noch Jahrzehnte lang - ohne je selbst irgendeine Leistung erbracht zu haben - Geld verdienen, obwohl sie nun mal rein gar nichts zur Schöpfung beigetragen haben. So werden unsere Urenkel wahrscheinlich indirekt noch an die Ur-Ur-Ur-Enkel von Mick Jagger (möge er noch lange leben) Geld bezahlen, wenn Sie "I can't get no satisfaction" hören wollen. Und das Ganze gilt territorial uneingeschränkt, ohne dass Herr Jagger das Urheberrecht hätte beantragen müssen und die Schöpfungshöhe z.B. von einem "Europäischen Urheberrechtsamt" geprüft worden wäre oder Jahresgebühren hierfür bezahlt werden müssten.
Wenn jemand andererseits heute z.B. einen neuen Akku erfinden würde, mit dem elektrische Energie in ungeahnt hoher Dichte (bezogen auf das Gewicht des Akkus) und für sehr lange Zeit sicher gespeichert werden kann, und er somit zu einem großen Teil zur Lösung des Klimawandels beitragen würde (oder ein Krebsmedikament oder sonst etwas, was die Menschheit wirklich weiterbringt, unter Einsatz jahrelanger teurer Forschung erfindet), dann kann das nach spätestens 20 Jahren jeder nachmachen, und dass auch nur, wenn der Erfinder es nicht versäumt hat, Schutz für die Erfindung in jedem Land, in dem er Schutz haben will, rechtzeitig unter Zahlung von hoher Gebühren und Durchführung von langwierigen amtlichen Verfahren überhaupt beantragt zu haben.
Gleichzeitig streiten sich Kraftwerk und Moses Pelhem, ob man eine Rhythmussequenz von gerade mal zwei Sekunden übernehmen darf, vor dem Bundesverfassungsgericht (
http://www.spiegel.de/kultur/musik/...t-moses-pelham-gegen-kraftwerk-a-1064607.html) und irgendein Fotograf, der Britney Spears beim "Ich-bin-so-ungklücklich-und-lasse-mir-eine-Glatze-rasieren" erwischt, indem er eine Fotokamera in den Türspalt eines Friseurladens hält und zufällig "trifft", wird Millionär.
Das liegt wohl daran, dass sich die Gesellschaft ein "Urheberrecht" auf technische Entwicklungen aufgrund der hohen Bedeutung derselben für die Gesellschaft schlicht nicht leisten könnte. Bei gesamtgesellschaftlich gänzlich unwichtigen Vorgängen wie einem Affenselfie oder eine zweisekündigen Rhytmussequenz kann sich die Gesellschaft so einen Blödsinn wohl leisten.
Nichts dagegen, dass Autoren, Filmemacher, Fotografen, Musiker, etc. ihr Auskommen haben sollten und auch verhindert werden sollte, dass jeder alles nachmachen darf. Trotzdem finde ich die Anspruchshaltung, die manche Urheber haben, und die Richtung, in die sich das Urheberrecht entwickelt, schon irgendwie befremdlich.