Allg. Risiko Patentanwalt?

grond

*** KT-HERO ***
soso schrieb:
Bei einem so rapiden Wachstum des Berufsstandes, wie er in der jüngeren Vergangenheit stattgefunden hat, scheint es mir ausgeschlossen, dass sich die Situation für junge Kollegen nicht deutlich verschlechtert hat.
Zudem sind die Anmeldezahlen bei den europäischen Anmeldungen auf den Stand von 2006 zurückgefallen. Es mag eine gewisse Erholung nach der Delle von 2009 geben, aber eine Stagnation ist wohl dennoch das Optimistischste, was man erwarten darf...
 

Paternoster

SILBER - Mitglied
es ist schon richtig: Die Zukunft kann keiner vorhersagen. Aber das soll einen nicht daran hindern, die momentan verfügbaren Fakten zu sehen. Und die sind nunmal:
  • stagnierende Anmeldungszahlen
  • steigender Kostendruck
  • rapide steigende Zahl von Patentanwälten.
Irgendwie ist es klar, dass das nicht gutgehen kann.

Solange sich die Ausbildungsaktivität nicht wieder auf ein erträgliches Maß reduziert, kann ich niemandem mehr guten Gewissens dazu raten, die Ausbildung zu beginnen. Ich bin auch gespannt, ob das Thema irgendwann bei der Kammer hochkommt. Bis jetzt wird die Kammer von denen gelenkt, die an der Kandidatenschwemme noch sehr gut verdienen. Vielleicht gibt es ja doch irgendwann mal eine Interessensvertretung für Junganwälte.
 

Lysios

*** KT-HERO ***
Paternoster schrieb:
Solange sich die Ausbildungsaktivität nicht wieder auf ein erträgliches Maß reduziert, kann ich niemandem mehr guten Gewissens dazu raten, die Ausbildung zu beginnen.
Wie man hört, soll es diesen Dezember in Baden-Württemberg so viele Anmeldungen von Kandidaten in einem Monat gegeben haben, wie nie zuvor.
 

Student

GOLD - Mitglied
Lysios schrieb:
Wie man hört, soll es diesen Dezember in Baden-Württemberg so viele Anmeldungen von Kandidaten in einem Monat gegeben haben, wie nie zuvor.
Statt 2 Neuanmeldungen, sind es sogar 4... Also satte 100 % Zuwachs. :)

Also ich bin - mit Verlaub - ein wenig skeptisch, wenn ich HIER (!) davon lese, wie düster die Lage der Patentanwälte aussehen soll.

Grüße
Student
 

union

*** KT-HERO ***
Student schrieb:
Also ich bin - mit Verlaub - ein wenig skeptisch, wenn ich HIER (!) davon lese, wie düster die Lage der Patentanwälte aussehen soll.
Ich auch, vor allem da die Skeptiker in diesem Forum ihre Äußerungen nie mit offiziellen Zahlen untermauern.

Hab's ja schon mal gepostet: Der Jahresbericht 2009 des BPatG zeigt die tatsächliche Anzahl an Kandidaten pro Jahr, und die liegt in den letzten acht Jahren zwischen 140 und 160 Kandidaten, und vor 2002 sogar noch deutlich darunter.

siehe Seite 118 in:
http://www.bpatg.de/cms/media/Oeffentlichkeitsarbeit/Veroeffentlichungen/Jahresberichte/jahresbericht_2009.pdf

union
 

soso

Schreiber
Sie empfinden einen Anstieg von 90 bis 110 Bewerber bis 2001 und ca. 140-160 seit 2003 nicht als signifikant?
Eine ähnliche Tendenz zeigt die Statistik der europäischen Zulassungen, welche ebenfalls leicht nachgeschlagen werden kann.
 

Louis

Vielschreiber
Student schrieb:
Also ich bin - mit Verlaub - ein wenig skeptisch, wenn ich HIER (!) davon lese, wie düster die Lage der Patentanwälte aussehen soll.

Grüße
Student
Da kann man Dich nur ermuntern, mal in den alten Posts von vor 2006 nachzuschlagen....

Und was die Zahlen angeht: Das Problem tritt ja auch erst seit etwa 5 Jahren auf, komischerweise etwa 3 Jahre nach dem sprunghaften Anstieg der Kandidatenzahlen.....

Man kann wirklich nur noch schmunzeln, zumal viele aus meiner Generation selbst inzwischen auch in einer Position sind, in der es ihnen vergleichsweise egal sein kann: zwar gehen die Preise kaputt, aber die hocken jetzt bei den Mandanten drin. Da kann man sich dann des immer günstiger werdenden Nachwuchses bedienen... Sicher wachsen die Bäume nicht mehr in den Himmel, aber wir leben noch ganz gut davon. Nur ob das für die nächsten auch noch so stimmt?
 

PatFragen

*** KT-HERO ***
Hallo,
ich finde die Diskussionen, die hier immer wieder aufkommen eigentlich im Wesentlichen amüsant. Sie haben nach meinem Verständnis massive Ähnlichkeiten mit Kafeesatzleserei und Expertendiskussionen :).
Da wird von der einen Seite aus einem erstmaligen Fallen der Anmeldezahlen beim EPA nach 20 Jahren (http://www.epo.org/about-us/press/releases/archive/2010/20100427_de.html) eine bestenfalls "Stagnation der Anmeldezahlen". Also wir haben im Studium gelernt, das man aus einem einmaligen Ausreisser(?) doch bitte keine Tendenz ableiten kann. Legt doch einfach mal durch die Zahlen eine Ausgleichsrechnung, um den langfristigen Trend zu sehen :). Ich würde zum Beispiel davon ausgehen, dass die "Anmeldezahlen 2010" sehr wohl wieder gestiegen sind. Denkt doch einfach bitte nur an den Stichtag für die Teilanmeldungen ;-). Oder zählen beim EPA die Teilanmeldungen nicht dazu?
Da werden auf der Gegenseite solche Äußerungen getätigt wie "Also ich bin - mit Verlaub - ein wenig skeptisch, wenn ich HIER (!) davon lese, wie düster die Lage der Patentanwälte aussehen soll." Ich weiß zwar nicht wie lange der entsprechende Schreiber schon Erfahrung im Patentbereich hat, aber ich vermute basierend auf dem gewählten Login mal, dass es noch nicht allzulange ist. Da frage ich mich dann schon, wie weit es von so einer Aussage noch bis zur Hybris ist ;-).
Da wird wiederum von einer "Schwemme" an jungen Anwälten geredet. Die ist aber irgendwie noch nicht am Markt angekommen oder warum suchen noch so viele hier im Stellenmarkt nach Anwälten, wo doch gleichzeitig von der gleichen "Fraktion" immer behauptet wird, dass Kandidaten viel billiger wären (das wird ja grade als Grund für die Kandidatenschwemme genannt ;-) ).
Also insgesamt ist das Ganze für mich durchaus amüsant und typisch für eine "Diskussion unter Fachleuten" ;-).

Also mein Tipp (als fast Fachleut :) ) an junge Anwälte und solche die es werden wollen :).
Die Patentanwaltsbranche ist wie jede Branche eine, in der man sich nie sicher sein kann, was in der Zukunft passiert, aber alle der Meinung sind, dass sie es genau wissen, wie es weitergehen wird ;-). Die Bäume in der Branche werden in der nächsten Zeit bestimmt nicht in den Himmel wachsen, aber für gute Leute wird es immer ein Auskommen geben, das höher als Hartz IV sein wird. Den Beruf aber ohne Interesse daran nur aufgrund der Hofnung auf hohe zu erzielende Einnahmen zu wählen, wird in meinen Augen wahrscheinlich schief gehen. Zu beachten ist hierbei nach meinem Verständnis auch, dass es immer ein Nischenmarkt sein wird, und als solcher tendenziell immer anfälliger für starke Fluktuationen sein wird. Also überlegt es euch, wie bei jedem anderen Beruf auch, gut, ob ihr den ausüben wollt oder nicht und wenn ihr euch entscheidet diesen zu wählen, dann achtet auf eine gute Ausbildung. Die ist in meinen Augen wichtiger als alles andere während der Kandidatenzeit.

P.S. ich liebe allgemeines Blabla ;-).
 

Rex

*** KT-HERO ***
PatFragen schrieb:
für gute Leute wird es immer ein Auskommen geben, das höher als Hartz IV sein wird
Entschuldigung, aber das "Argument" kann ich langsam auch nicht mehr hören. Erstmal gilt das auch für Ärchäologen oder Dönerbudenbesitzer.
Zweitens, was sind denn "gute Leute", wie definiert man das?

Während der Ausbildung und Amtsjahr habe ich jede Menge Kandidaten kennengelernt und hatte nicht den Eindruck, dass die Mehrheit davon Volltrottel sind. Die Mehrheit macht einen gut ausgebildeten, kompetenten Eindruck, sind also bestimmt "gute Leute". Dies liegt sicherlich daran, dass im Gegensatz zu Rechtsanwälten alle bereits ein Studium (mit oder ohne Promotion) erfolgreich abgeschlossen haben und entsprechend motiviert sind.

D.h., wenn man gut ist, bedeutet das gerade nicht, dass man sein Auskommen haben wird, wenn die Zahl der PAs immer mehr zu nimmt. Logischerweise muss das durchschnittliche Einkommen abnehmen.

Es sei denn, man definiert "gut" als "gut verdienend", dann stimmt der Ratschlag natürlich ;)
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
Rex schrieb:
Es sei denn, man definiert "gut" als "gut verdienend", dann stimmt der Ratschlag natürlich ;)
Ist ein bisschen off-topic, aber das erinnert mich an eine Begebenheit aus dem Amtsjahr, als ein Richter in der Arbeitsgruppe eine recht spitzfindige Frage eines Kollegen mit der Bemerkung quittierte: "Sie werden mal ein guter Anwalt - vielleicht sogar ein erfolgreicher Anwalt!" (und gleich hinterherschob, dass das nicht zwangslaeufig korreliert)

;-)
 

PatFragen

*** KT-HERO ***
@ Pat-Ente
da stimme ich dir oder besser gesagt dem Richter sofort zu :).

@ Rex
Ein Indix für mich persönlich ist zum Beispiel:
Wenn man den Unterschied zwischen Argument und Aussage/Behauptung kennt und die Begriffe dementsprechend verwendet ;-). Da helfen auch keine Anführungszeichen ;-).
Wenn man den Begriff "Logischerweise" dann verwendet, wenn die Schlussfolgerung, die man tätigt auch logisch ist, d.h. unter anderen für mich, dass nicht erkennbar viele Parameter einfach unter den Tisch gefallen lassen werden, weil die Entwicklung dieser Parameter einem gerade nicht passen und/oder weil man deren Entwicklung auch gar nicht abschätzen kann ;-). Oder um es auf den Punkt zu bringen, basierend auf der steigenden Anzahl von Patentanwälten logisch zwingend zu schließen, dass dadurch das durchschnittliche Einkommen sinken muss, lässt mich etwas an der Logik (ver)zweifeln ;-). Es lebe die Eindimensionalität ;-).
Zu sagen, "Die Mehrheit macht einen gut ausgebildetet, kompententen Eindruck, sind also bestimmt "gute Leute"", finde ich auch sehr interessant ;-). "Mehr Schein als sein" ;-). Schau dir einfach mal die Schriftsätze an, das hilft meistens mehr als den Schein zu beurteilen ;-). Es gibt durchaus einige Kollegen, die einen "kompetenten Eindruck" machen, dann aber schon den Begriff "Erfindung" entgegen §1(1) PatG verwenden und das noch nicht einmal mitbekommen ;-).
Auf die korrekte aber leider einen Ringschluß beinhaltende Definition von "gut", hatte ich selber schon vor einer Weile hingewiesen ;-).

Und nochmals bitte. Ich behaupte nicht, dass die Zukunft der Branche rosig ist. Die Leute, die aber WISSEN, dass logischerweise ausgehend von der Erfüllung einer Bedingung das Einkommen sinken muss, bringen mich einfach nur zum Lächeln ;-). Als einzige Bedingung, die alleinig ausreichen würde, um sicher zu sein, dass das durchschnittliche Einkommen sinkt, fällt mir nur der Ringschluß ein:
Das durchschnittliche Einkommen sinkt, vorausgesetzt das durchschnittliche Einkommen sinkt ;-).
 

Rex

*** KT-HERO ***
OK, ich beuge mich Deinen "Argumenten" und behaupte nunmehr:

Das durchschnittliche Einkommen wird logischerweise zunehmen, weil die Anzahl von Patentanwälten auch zunimmt.

Zufrieden?

Außerdem gebe ich Dir recht, dass die Mehrheit aller PAs zwar einen gut ausgebildeteten, kompententen Eindruck aber schlechte Schriftsätze macht.

Sehr schade, dass Du auf die korrekte aber leider einen Ringschluß beinhaltende Definition von "gut" selber schon vor einer Weile hingewiesen hattest. Ich dachte wirklich, diese Definition wäre meine Erfindung gewesen.
 

MarkIg

Schreiber
Hallo Gernot,

keine Angst vor der EQE; die ist bei vernünftiger Vorbereitung machbar. Die für mich in Deiner Situation drängendere Frage wäre, was Deine Familie mittragen kann. Damit meine ich nicht das fehlende Einkommen in den 3-4 Jahren Ausbildung, sondern vielmehr die Zeit, die für Frau und Kinder definitiv fehlen wird.

Wenn Du in der Automotive-Branche tätig bist und finanzielle Sicherheit benötigen solltest, böte sich vielleicht auch die Möglichkeit, in der Industrie/bei Deinem derzeitigen Arbeitgeber ins Patentwesen zu wechseln. Wenn Du allerdings gerade die freiberufliche Tätigkeit als Anwalt reizvoll findest, würde ich davon eher abraten.

Grüße
MarkIg
 
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arcd007

*** KT-HERO ***
http://h1838009.stratoserver.net/ka...hnt-sich-die-Ausbildung-zum-Patentanwalt-noch

Ganz klar, die Verdienstmöglichkeiten haben sich bedingt durch den Kostendruck der Industrie (Industrie drücke die Kosten in der Krise deutlich nach unten, indem bspw. Pauschalpreise, oder sehr niedrige Obergrenzen (Stundensätze deutlich unter 200€, gleichzeitig beschränkt auf max. 10h bei selbstverständlich keinerlei Absenkung der Qualität) festgelegt wurden und die natürlich jetzt nicht nach oben korrigiert werden) und durch das Überangebot an fertigen PAs merklich verschlechtert. Meine Kollegen werde öfters mal angehalten ihre Rechnung nach unten zu korrigieren, damit für die Kanzlei was hängen bleibt...überhaupt kein schönes Arbeitsklima...und das sollte man, wenn man die Ausbildung machen möchte, doch mit einplanen, zumal noch mind. 4 Jahre vergehen, bis man im günstigsten Fall alle Prüfungen geschafft hat und sich auf das Arbeiten konzentrieren kann.

Ciao

arcd007
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Richtig...wenn man allerdings die Bedingungen heute in die Zukunft extrapoliert und die Verschlechterung der Bedingungen in den letzten 5 Jahren sieht die Zukunft alles andere als rosig aus...klar, wenn jede Firma ihr Budget für Patentanmeldungen verdoppelt ohne die Preise zu drücken, wirds rosig...wenn das Patentgesetz abgeschafft wird, noch düsterer ;)
 
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