Allg. Promotion

Panwalt

SILBER - Mitglied
grond schrieb:
Panwalt schrieb:
Ich habe erst neulich Kollegenarbeit gesucht. Es gab leider keine Angebote.
Wenn Du sagst, Du wolltest selbständiger Patentanwalt werden, schließt das dann auch eine Asoziierung mit einer Kanzlei aus, also das typische Scheinselbständigentum? Denn das ist ja letztlich auch nur Kollegenarbeit, nur in stärker sozial abhängiger Organisation.
Ich persönlich bin für jegliche faire und mit meinen weiteren Umständen vereinbare Angebote offen.

Die Lage ist tatsächlich nicht gut. Ich halte meinen Weg aber für mich in Hinblick auf die Zukunft für die beste Lösung. Ich muß halt kämpfen. Früher oder später wird es besser werden. Der Weg ist nur viel beschwerlicher als gedacht.
 

grond

*** KT-HERO ***
Panwalt schrieb:
Ich persönlich bin für jegliche faire und mit meinen weiteren Umständen vereinbare Angebote offen.
Diese Gleichung enthält aus meiner Sicht einige Unbekannte. Ich bin halt nur so verwundert, da ich den Eindruck habe, dass die Arbeitslast in den "Ingenieursabteilungen" sehr hoch ist und auch immer noch nach Verstärkung gesucht wird.
 

Rex

*** KT-HERO ***
grond schrieb:
Ich bin halt nur so verwundert...
Ich nicht. Die Erfahrungen und Ansichten über Einkommen und Bertufsaussichten divergieren eben sehr stark. Die Frage ist warum. Ich glaube der Grund liegt darin, dass dies hier primär ein Kandidatentreff ist. Es berichten in erster Linie Kandidaten von ihren Erfahrungen und die stammen naturgemäß aus den Kanzleien, die auch Kandidaten ausbilden und natürlich viel zu tun haben. Der Einzelpatentanwalt mit 1000 EUR/Monat bildet nicht aus. Insofern wird im Forum zwangsläufig ein selektives, positiveres Bild vermittelt, als es der Realität entspricht.

Und wenn jemand mitten aus dieser Realität berichtet (was wahrscheinlich Überwindung kostet), heißt es ungläubig, er müsse wohl etwas falsch machen. Schließlich brauche man sich nur Mandanten zu aquirieren.

Allerdings, und hier spreche ich aus eigener Erfahrung, ist Aquise extrem schwierig und ein Gebiet für sich. Große Firmen haben dafür eine eigene Marketingabteilung und einen speziell ausgebildeten Außendienst. Der ideale Patentanwalt soll also ein brillanter Techniker, ein ausgefuchster Jurist und ein talentierter Marketingfachmann und Verkäufer sein, wobei letzteres bei der Aquise sogar am wichtigsten ist.

Selbst wenn der Patentanwalt alle diese Eigenschaften hat, bleibt aber die Schwierigkeit bestehen, dass er in einem stagnierenden Markt anderen Kanzleien die Mandanten wegnehmen muss. Das ist hart, weil Mandanten in der Regel treu sind und nicht ohne Grund wechseln. Außerdem wird es so sein (ich spekuliere mal), dass eine Großkanzlei eine andere Mandantenstruktur hat als eine Kleinkanzlei. Die Mandantschaft muss nämlich zur Kanzlei passen. Die aquirierende Kleinkanzlei wird also eher anderen Kleinkanzleien die Mandanten wegnehmen wollen und müssen als den Großkanzleien. Es wird darum zukünftig einen harten Verteilungskampf der Einzelanwälte und Kleinkanzleien untereinander geben, während es den wenigen Großkanzleien weiterhin sehr gut geht und die dann auch Einstiegsgehälter von 100k zahlen.

Genau diese Situation haben wir heute schon bei den Rechtsanwälten. Trotzdem hält das die Leute nicht davon ab, massenweise Jura zu studieren.
 

grond

*** KT-HERO ***
Rex schrieb:
Und wenn jemand mitten aus dieser Realität berichtet (was wahrscheinlich Überwindung kostet), heißt es ungläubig, er müsse wohl etwas falsch machen. Schließlich brauche man sich nur Mandanten zu aquirieren.
Nein, nicht nur Akquise ist eine Möglichkeit, sein Einkommen zu verbessern. Deswegen hatte ich ja vorsichtig abgeklopft, ob er in einer Kanzlei in einem faktischen Scheinselbständigenverhältnis mitarbeiten würde. Mindestens diese Option sollte ihm doch offenstehen. Es würde mich wirklich sehr wundern, wenn die Nachfrage nach promovierten Ingenieuren mit beiden Zulassungen (in Auslegung der etwas unklaren Aussage "trifft es ziemlich gut") so gering sein sollte.
 

Panwalt

SILBER - Mitglied
grond schrieb:
Rex schrieb:
Und wenn jemand mitten aus dieser Realität berichtet (was wahrscheinlich Überwindung kostet), heißt es ungläubig, er müsse wohl etwas falsch machen. Schließlich brauche man sich nur Mandanten zu aquirieren.
Nein, nicht nur Akquise ist eine Möglichkeit, sein Einkommen zu verbessern. Deswegen hatte ich ja vorsichtig abgeklopft, ob er in einer Kanzlei in einem faktischen Scheinselbständigenverhältnis mitarbeiten würde. Mindestens diese Option sollte ihm doch offenstehen. Es würde mich wirklich sehr wundern, wenn die Nachfrage nach promovierten Ingenieuren mit beiden Zulassungen (in Auslegung der etwas unklaren Aussage "trifft es ziemlich gut") so gering sein sollte.
Etwas in der Art habe ich bereits gemacht. Ich schaue mich auch tatsächlich nach neuen Auftraggebern um.

Nachdem ich reichlich Erfahrung mit Kollegenarbeit gemacht habe, steht bei mir aber die Akquise im Vordergrund.

Meiner Auffassung ist es so, dass ein sinnvolles Arbeiten für Kollegen stark von den äußeren Gegebenheiten abhängt. Kollegenarbeit ist zudem eine Gefahr für etablierte Kanzleien. Sie füttern sich dadurch die eigene Konkurrenz groß. Ich denke, dies wirkt sich auf das Arbeitsklima bei der Kollegenarbeit durchaus aus. Warum sollte mir die benachbarte Kanzlei befriedigende Kollegenarbeit verschaffen, wenn sie dadurch die eigene Konkurrenz groß macht?

Ich habe vor einigen Jahren von einem Mitglied des Vorstands des Bundesverbands Deutscher Patentanwälte den Rat bekommen, keine Kollegenarbeit zu machen und dafür lieber eigene Akquise zu betreiben. Er hielt dies langfristig für sinnvoller und hatte es selbst so gehalten. Zu der Zeit war ich noch selbst mit Kollegenarbeit stark ausgelastet.

Aufgrund geänderter Umstände und zusätzlicher Erfahrung teile ich seine Meinung heute weitestgehend. Ich habe mein Vorgehen daher geändert. Kollegenarbeit kann ein nettes Zubrot sein. Kern des Handels sollte aber der Aufbau der eigenen Kanzlei sein. Soweit es die eigene Situation zulässt, kann ein Verzicht auf Kollegenarbeit durchaus sinnvoll sein.
 

Brötchen

BRONZE - Mitglied
Servus,

nach dem ganzen "Schwarzgemale" hier, möchte ich mal eine etwas andere Perspektive bieten:

Im Grunde ist es bei den PAs wie im echten Leben: Es gibt welche, die vielleicht fachlich gut sind, denen aber jegliche geschäftsmännische und/oder Sozialkompetenz abgeht.

Dass sich solche Personen auf einem Arbeitsmarkt, bei dem es vor allem auf gute Dienstleistung ankommt, schwer tun ist naheliegend.

Bei Biologen kommt hinzu, dass es solche Biologen und solche Biologen gibt. Damit will ich sagen, dass gerade die Biologie-Ausbildung eine der vielfältigsten naturwissenschaftlichen Ausbildungen ist (/sein kann).

Somit gibt es auf der einen Seite Biologen, die von molekularbiologischen und pharmakologischen Themen bis hin zu Chemie oder Medizintechnik sehr kompetent als PA fachlich beraten können. Auf der anderen Seite gibt es aber auch Biologen, die lediglich gelernt haben "Blümchen und Schmetterlinge zu zählen".

Ergo: Als guter Biologe, am besten noch mit Promotion in einem anwendungsorientierten Gebiet wie z.B. Biotechnologie, hat man sehr gute Chancen auf dem Kandidaten-Arbeitsmarkt.

Was den weiteren Weg angeht: Auch hier gilt es Fingerspitzengefühl zu beweisen. Als Biologe würde ich mich z.B. niemals auf der grünen Wiese als Einzel-PA kurz nach meiner Prüfung selbstständig machen, ohne mir nicht schon eine angenehme Anzahl von eigenen Mandanten aufgebaut zu haben.

Der Grund hierfür ist, dass im aufgrund der komplexen Materie im Bio/Chemie/Pharma-Sektor die Mandanten vielmehr auf PA-Teams als auf Einzelkämpfer setzen. Auch der klassische Einzelerfinder findet sich in unserem Sektor viel seltener als z.B. im Maschinenbau-Bereich.

Vielmehr ist es empfehlenswert, sich gleich zu Beginn eine gute Ausbildungskanzlei zu suchen mit der man ein frühes Agreement über die Mitnahmemöglichkeiten eigener Mandanten trifft.

Dann würde ich sowohl Kandidaten- und besonders Jungpatentanwaltszeit dazu nutzen als Mitarbeiter einer Kanzlei eigene Mandanten anzuwerben. Das kann z.B. über Studienkollegen geschehen, die inzwischen in interessanten Firmen sitzen.

Wenn man dann glaubt genug Mandanten an der Hand zu haben, kann man immer noch den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.

Außerdem ist natürlich auch der Marktwert höher, wenn man sich bei einer anderen Kanzlei bewirbt und eigenes Business mitbringen kann. Und nicht zuletzt wird auch die Bewerbung um die Partnerschaft leichter.

Welchen Vorteil es allerdings haben soll "selbst und ständig" den Mandanten hinterher laufen zu müssen, ohne Kanzlei im Rücken, die Berge und Täler des Angebotsmarktes abpuffern kann, erschließt sich mir nicht so leicht, ist aber vielleicht Geschmackssache (Drang nach Unabhängigkeit?).

Allerdings bin ich persönlich froh im Zweifelsfall innerhalb meiner Kanzlei auch mal auf einen Physiker oder Elektrotechniker zurückgreifen zu können und ansonsten innerhalb der sicheren Mauern einer etablierten Kanzlei meine Karriere voranzutreiben.

P.S.: Ich bin übrigens promovierter Biochemiker.
 

union

*** KT-HERO ***
Brötchen schrieb:
nach dem ganzen "Schwarzgemale" hier, möchte ich mal eine etwas andere Perspektive bieten:
...
Brötchens Ausführungen zu den Perspektiven für Biologen und zu den vorherigen Kommentaren kann ich nur vollumfänglich zustimmen.

union

P.S.: Ich bin übrigens promovierter Molekularbiologe.
 

Rex

*** KT-HERO ***
Ich empfehle Ihnen sich einen Titel von einem wirtschaftlich heruntergekommenen Landadel billig zu erwerben. Macht wirklich schwer Eindruck. Promovierte gibt es wie Sand am Meer.



Eine Adelszusatz ist rechtlich, zumindest seit 1918, kein "Titel", sondern lediglich Bestandteil des bürgerlichen Namens. Deshalb kann man ihn auch nicht in billiger Art und Weise erwerben.
 
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