Informatik und Patentanwalt

U

Unschluessiger

Guest
Hallo an alle,

ich schreibe gerade meine Dipl. Arbeit über Softwarepatente und bin rein zufällig über den Beruf des Patentanwalts gefallen. Ich habe während meines Studiums immer in großen und kleinen Softwarebuden gearbeitet. Wenn ich fertig bin, habe ich also genügend Praxis und Erfahrung, um sofort in der Industrie einsteigen zu können.

Nur reizt es mich nicht mehr so sehr. Ist halt ein Job. Den Beruf des Patentanwalt finde ich dagegen hochgeradig interessant.

Meine Frage: Es wurde in diesem Forum schon viel über Gehälter diskutiert. Hat jemand eine Vorstellung oder Ahnung, was ein fertiger Patentanwalt aus dem Bereich Informatik so an Gehalt verdient? (Kanzlei oder Industrie) Und werden solche Patentanwälte überhaupt gebraucht?

Ich weiß, Geld ist nicht alles. Aber bei meinen Berufsaussichten ist es schon ein wichtiges Kriterium. Denn ich habe keine Lust, nach der "harten" Ausbildung zum Patentanwalt weniger zu verdienen als ich als Informatiker in der Wirtschaft verdienen würde.

Gruß
Sebastian
 
D

Dr. No

Guest
Ich schreibe gerade meine Dipl. Arbeit über Softwarepatente
Gegenfrage aus reinem Interesse:

An welcher deutschen Uni erhält man einen Dipl. Inf. dafür, dass man über Softwarepatente philosophiert? Das klingt mir eher nach einem Thema für eine Magisterarbeit in der Soziologie o.ä.

Oder handelt es sich dabei nur um einen Teilaspekt Deiner Diplomarbeit?


Deine Fragen kann ich Dir leider nicht beantworten, da ich keinen Dipl.Inf. als Patentanwalt kenne.

Als normaler, angestellter Softwareentwickler solltest Du jedoch weniger verdienen als ein Patentanwalt.

Solltest Du freiberulich als Softwareentwickler arbeiten oder in höhere Gefilde in einer Firma vorstoßen kannst Du selbstverständlich mehr verdienen als ein Patentanwalt.
 
U

Unschluessiger

Guest
Mein Thema:

Analyse und Bewertung der Softwarepatent-Situation.

Ich muss im Zuge meiner Arbeit untersuchen, in wie weit eine mögliche Patentierung von Software in den Entwicklungsprozess eingreift. Und wie Software überhaupt patentiert werden kann.

Anmerkung: Softwareentwicklung ist nicht Programmieren. Software wird heutzutage, wie bei den Ingenieuren, konstruiert. Das Programmieren ist der kleinste Teil der Entwicklung (So sollte es zu mindest sein. In kleinen Unternehmen wird das manchmal anders gemacht. Die Software ist dann meist dementsprechend schlechter).

Da in naher Zukunft damit zu rechnen ist, das der Richtlinien Vorschlag der EU zur Patentierung von Software durchkommt, wodurch Software generell patentfähig wird, gehe ich eigentlich von sehr guten Berufschancen als Patentanwalt der Informatik aus.

Oder hat da jemand andere Meinungen?

Gruß
Sebastian
 
P

Pat-Ente

Guest
Ich spiel' hier mal den Advocatus Diaboli:

Es könnte sein, dass das DPMA Programmiertätigkeit, Softwareentwicklung und ähnliches nicht als praktische technische Tätigkeit ansieht und Du somit nicht zur Ausbildung zugelassen wirst. Schließlich hat schon das Bundespatentgericht den Satz "ein Informatiker ist kein Techniker" fallengelassen. Ich kenne auch keinen Informatiker, der Patentanwalt bzw. in der Ausbildung ist.

Ach ja, und die EU-Richtlinie zu Softwarepatenten ist eben erst vom EU-Parlament zu Fall gebracht worden. In naher Zukunft wird's damit also nichts werden, und wie sie dann aussehen wird, wenn sie irgendwann kommt, ist nun ziemlich ungewiss. Vielleicht wird Software auch generell von der Patentierung ausgeschlossen ...

Abgesehen davon sollte man als Patentanwalt meiner Meinung nach über ein eher breites technisches Fachwissen verfügen. Deswegen sind hier ja auch die Physiker so gut vertreten (wie andernorts hier im Forum schon bemerkt wurde).
 
D

Dr. No

Guest
Analyse und Bewertung der Softwarepatent-Situation.
Sorry, klingt mir immernoch mehr nach einer Magisterarbeit. Aber vielleicht fehlen mir die umfangreichen Kenntnisse eines Softwareentwicklers.

Da in naher Zukunft damit zu rechnen ist, das der Richtlinien Vorschlag der EU zur Patentierung von Software durchkommt, wodurch Software generell patentfähig wird, gehe ich eigentlich von sehr guten Berufschancen als Patentanwalt der Informatik aus.
Du scheinst andere Informationsquellen zu besitzen als ich. Mein letzter Kenntnisstand war, dass die Richtlinie vor 2 Wochen erst wieder abgelehnt wurde.
 
J

James Bond

Guest
Zur Zulassung: es gibt Kandidaten, die Informatiker oder Mathematiker sind. Mag aber sein, dass das DPMA dann den Studieninhalt noch zusätzlich prüft...

Zur Richtlinie: mir scheint sie auch gescheitert zu sein. Wie auch immer, im wesentlichen hätte sie eh die jetztige Rechtsprechung im Gesetz festgeschrieben, so dass sich nicht viel geändert hätte.

Es gibt auch so schon jede Menge Softwareanmeldungen, die -wieso auch nicht- von Informatikern als Patentanwälten bearbeitet werden könnten. Trotzdem gebe ich dem Vorredner recht: ein breites Wissen (bzw. mindestens Interesse) in anderen technischen Bereichen ist eigentlich Pflicht für den PA. Das soll aber auch nicht unbedingt ein Argument gegen Informatiker sein...
 
K

Kand.

Guest
Es gibt soger mindestens einen Patentanwalt der Diplom-Forstwirt ist!

Mit einigermaßen überzeugender Argumentation sollte die Zulassung vor dem Amt daher kein unlösbares Problem darstellen. Außerdem steht zum Studium nichts von "praktisch-technisch" in der Ausbildungs- und Prüfungsordnung; dieses Erfordernis betrifft meines Wissens - ohne jetzt nochmals nachgeschaut zu haben - vielmehr das erforderliche Jahr Berufstätigkeit. Und wenn schon Doktorarbeiten in theoretischer Physik als "praktisch-technisch" (siehe anderer Thread) durchgehen, dann dürfte mit ein bißchen Phantasie ein Studiengang der Informatik wohl so zu beschreiben sein, daß er den Anforderungen der Prüfungsordnung gerecht wird.

Zum Thema Softwarepatentierung bleibt hinzuzufügen, daß zwar in der Tat "Computerprogramme" als solche von der Patentierbarkeit ausgeschlossen sind, jedoch durchaus "Software" bzw. entsprechende Verfahren geschützt werden können, sofern damit ein technisches Problem gelöst wird. Ich habe hier jedenfalls schon einige Patentanmeldungen bis zur Erteilung begleitet, die äußerst nahe an einem "Computerprogramm als solches" lagen.

Zur Eingangsfrage (Verdienst):
Das Einkommen eines fertigen Patentanwalts liegt sicher über dem Verdients eines Ingenieurs in der Industrie. Sicherlich kann man bei entsprechendem Aufstieg auch in der Industrie mehr verdienen, aber auch in - großen wie kleinen - Kanzleien existieren Aufstiegsmöglichkeiten, so daß das Einkommen eines Patentanwalts wiederum höher liegen sollte.
 
U

Unschluessiger

Guest
mir scheint, es existiert eine falsche Vorstellung eines Informatikers. Wir sind keine weißen mänchen, die in einem Keller alleine über Algorithmen nachdenken.

Pat-Ente schrieb:
Es könnte sein, dass das DPMA Programmiertätigkeit, Softwareentwicklung und ähnliches nicht als praktische technische Tätigkeit ansieht und Du somit nicht zur Ausbildung zugelassen wirst. Schließlich hat schon das Bundespatentgericht den Satz "ein Informatiker ist kein Techniker" fallengelassen.
Also, dazu fällt mir ehrlich gesagt nichts ein. Doch, halt soviel dazu: Informatik wird zu den Ingenieurwissenschaften gezählt. Wenn ich einen Doktor mach in Informatik, dann bin ich Dr. ing. und nicht Dr. rer. nat. Ich möchte an dieser Stelle arg bezweifeln, dass das BPatG dies objektiv betrachten kann. Solche Äusserungen sind schlicht weg unfug.

Das ein natürliches Interesse an Technik vorhanden sein muss, um Patentanwalt zu werden, ist mir durchaus klar. Aber wenn ich das nicht hätte, hätt ich auch nie Informatik studiert.

Pat-Ente schrieb:
Abgesehen davon sollte man als Patentanwalt meiner Meinung nach über ein eher breites technisches Fachwissen verfügen. Deswegen sind hier ja auch die Physiker so gut vertreten (wie andernorts hier im Forum schon bemerkt wurde).
Als ob die wahl des Studiengangs ein Garant für ein breites technisches Fachwissen ist. Ich habe schon Physiker kennengelernt, die wussten nicht wie ein Dieselmotor funktioniert.

Dr. No schrieb:
Es gibt auch so schon jede Menge Softwareanmeldungen, ...
Wenn es schon eine Menge Softwareanmeldungen gibt, die ja einen technischen Charakter haben müssen, wie kann dann Informatik untechnisch sein.

Es ist also nicht die Frage, ob meine Fachrichtung geeignet ist, Patentanwalt zu werden. Für mich steht dies ausser Frage.

Vielmehr ist es wichtig zu wissen, ob es sich für mich lohnt. Deshalb wollte ich von euch wissen, ob ihr wisst, was ein Informatiker als Patentanwalt verdient (da es ja anscheinend einen Unterschied macht, ob man Chemiker, Biologe oder Ingenieur ist) und keine Diskussion anfangen, ob ein Physiker technisch mehr drauf hat als ein Informatiker. Denn gelernt haben zu denken sollten beide in ihrem Fachbereich und das ist doch wohl das wichtigste.

Gruß
Sebastian
 
G

Gert

Guest
Bezüglich der sich selbst rühmenden Physiker geb ich Dir recht.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Also Informatik wird z.Z. vom DPMA als technisches Studium akzeptiert. Vom EPA sowieso.

In der IT Branche entsprechen die Gehaltsmöglichkeiten eines Dipl.-Inf. als Patent Professional denen eines E-Technikers. Ich glaube aber, z.Z. ist man da besser in der Industrie als in einer Kanzlei aufgehoben. Dort zählt aber der European Patent Attorney in der Regel deutlich mehr als ein Patentassesor/Patentanwalt. Wenn man dann noch in einer Tochterfirma eines ausländischen Unternehmens arbeitet sowieso.

Bzgl. der Richtlinie kann ich nur beipflichten, dass die Version des Rates nichts an der seit langem gängigen Praxis in Europa geändert hätte. Wäre aber die Version des Rechtsausschusses durchgekommen, wäre das ein gewaltiger (negativer) Einschnitt für die Patentierungsmöglichkeiten von computer-implementierten Erfindungen gewesen. Von den vielen anderen Versionen ganz zu schweigen. So haben dann auch die Befürworter der Ratslinie lieber alles gekippt, anstatt das Risiko einer Einschränkung einzugehen. Damit bleibt jetzt erst einmal für einige Jahre der Status Quo erhalten.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Es gibt bereits Patentanwälte, die Dipl.-Inf. sind. Grundsätzlich wäre der von Ihnen angestrebte Ausbildungsweg somit möglich.

Rufen Sie doch beim DPMA an und lassen Sie Ihre persönlichen Voraussetzungen beurteilen.

Was das Thema des Einflusses von Software-Patenten auf die Entwicklung betrifft, kommen Sie hoffentlich zu dem richtigen Ergebnis. ;-)

Ein PA
 
G

GAST_DELETE

Guest
Es gibt bereits Patentanwälte, die Dipl.-Inf. sind. Grundsätzlich wäre der von Ihnen angestrebte Ausbildungsweg somit möglich.

Rufen Sie doch beim DPMA an und lassen Sie Ihre persönlichen Voraussetzungen beurteilen.

Was das Thema des Einflusses von Software-Patenten auf die Entwicklung betrifft, kommen Sie hoffentlich zu dem richtigen Ergebnis. ;-)

Ein PA
 
U

u. n. own

Guest
Unschluessiger schrieb:
Nur reizt es mich nicht mehr so sehr. Ist halt ein Job. Den Beruf des Patentanwalt finde ich dagegen hochgeradig interessant.
Nochmal Advocatus diaboli:

Woher weißt Du, dass der Job eines Patentanwalts nicht auch "halt ein Job" ist?

Ich will nicht so tun, als hätten nicht alle Kandidaten vor demselben Problem gestanden: Was man mit der technischen Ausbildung - sei es Physik, Chemie oder Forstwirtschaft - anfangen kann, wussten wir alle. Über die Tätigkeit des Patentanwalts dagegen... (und ich meine jetzt die ungeschminkte Realität, nicht die schönen Reden) ...da waren die Vorstellungen wohl meistens unbestimmter. Und sicher ist für einen aufgeschlossenen Akademiker ein neues Arbeitsfeld oftmals "hochgeradig interessant". Aber bleibt es das auch?

Wenn Du Dir unschlüssig bist, würde ich versuchen, über ein Praktikum in einer Kanzlei einen detaillierteren Einblick zu bekommen.
 
U

u. n. own

Guest
Unschluessiger schrieb:
Nur reizt es mich nicht mehr so sehr. Ist halt ein Job. Den Beruf des Patentanwalt finde ich dagegen hochgeradig interessant.
Nochmal Advocatus diaboli:

Woher weißt Du, dass der Job eines Patentanwalts nicht auch "halt ein Job" ist?

Ich will nicht so tun, als hätten nicht alle Kandidaten vor demselben Problem gestanden: Was man mit der technischen Ausbildung - sei es Physik, Chemie oder Forstwirtschaft - anfangen kann, wussten wir alle. Über die Tätigkeit des Patentanwalts dagegen... (und ich meine jetzt die ungeschminkte Realität, nicht die schönen Reden) ...da waren die Vorstellungen wohl meistens unbestimmter. Und sicher ist für einen aufgeschlossenen Akademiker ein neues Arbeitsfeld oftmals "hochgeradig interessant". Aber bleibt es das auch?

Wenn Du Dir unschlüssig bist, würde ich versuchen, über ein Praktikum in einer Kanzlei einen detaillierteren Einblick zu bekommen.
 

ander

*** KT-HERO ***
Gast schrieb:
Es gibt bereits Patentanwälte, die Dipl.-Inf. sind. Grundsätzlich wäre der von Ihnen angestrebte Ausbildungsweg somit möglich.

Rufen Sie doch beim DPMA an und lassen Sie Ihre persönlichen Voraussetzungen beurteilen.

Was das Thema des Einflusses von Software-Patenten auf die Entwicklung betrifft, kommen Sie hoffentlich zu dem richtigen Ergebnis. ;-)

Ein PA
Ich gebe Ihnen Recht; und es gibt auch Kandidaten die Dipl. Inf. sind- und das wird als Ing.Studium vom DPMA anerkannt ohne wenn und aber.

Allerding muss ich hinzufügen - ich bin auch Dipl. Inf. - dass man selbst als Informatiker über den Tellerrand schauen muss. Denn Software als solche ist immer noch schwer zu patentieren. Software in Verbindung mit anderen technischen Aspekten z.B. Steuersoftware sind patentfähig. -> man sollte schon noch ein bisschen Ahnung von evtl. E-Technik, Regelungstechnik oder Physik haben.

Und, die SW-Rechtline ist gefallen (zumindest solange bis sie in irgendeiner anderen Form wieder aufersteht :)) ).

Gruß
Ander
 
G

grond

Guest
ander schrieb:
Ich gebe Ihnen Recht; und es gibt auch Kandidaten die Dipl. Inf. sind- und das wird als Ing.Studium vom DPMA anerkannt ohne wenn und aber.
Faszinierend, wie willkürlich das Amt bei der Zulassung verfährt: mir wurde gesagt, meine vier Jahre als Mikrochipentwickler würden nicht als praktisch-technische Tätigkeit gelten, denn da habe ich ja "nur am Computer gesessen". Was soll ein Informatiker als andere Tätigkeit vorweisen? Zumal er dabei ja nicht einmal anfassbare Hardware entwickelt hat...

Ich denke, man sollte dieses blöde Praxisjahr streichen und die Auswahl eines fachlich geeigneten Kandidaten den Ausbildern überlassen. Mit einer Liste von zugelassenen Studienabschlüssen wird die Zulassung dann zur Formalprüfung...
 
D

dnorg

Guest
...
oder man verlängert das praktische Jahr auf zwei Jahre und erkennt nur Beschäftigungsverhältnisse in der Industrie als "fertiger" Ingenieur oder Naturwissenschaftler an. Das macht auch Sinn.
 
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