Fragen zur Ausbildung

G

grond

Guest
Horst schrieb:
Mit welchem Alter habt Ihr Euer Studium abgeschlossen.
Mit 25. Abitur war mit 19, das Studium wurde durch 15 Monate Zivildienst und ein Auslandsjahr unterbrochen, insgesamt schlugen neun Fachsemester zu buche. Das ist aber noch gar nichts, ein Kommilitone hat die Wi.-Ing.-Variante desselben Studiengangs in sechs Semestern gemacht... :)
 
A

ArnoNym

Guest
Mit Abitur nach 13 Schuljahren und einem Jahr Zivi, dann Physikstudium mit mehrjährigem Auslandsaufenthalt inklusive ausländischem Abschluß, diversen Praktika im In- und Ausland, die insgesamt für das praktisch-technische Jahr gereicht haben, hatte ich dann mit 25 auch das deutsche Dipl-Phys. in der Tasche. Mit Verlaub: 28 Jahre ist ohne eine Promotion nicht gerade schnell. Allerdings lässt sich das sicher durch andere Qualitäten wettmachen, Jugend ist nicht alles! Trotzdem stimme ich zu: ohne Zivi und mit nur 12 Schuljahren (gibts inzwischen doch schon fast überall) müsste man mit 23 oder 24 gut fertig sein, was ich auch für wünschenswert halte, deutsche Absolventen sind im internationalen Vergleich einfach zu alt.
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
ArnoNym schrieb:
[...] deutsche Absolventen sind im internationalen Vergleich einfach zu alt.
[Offtopic]
Um hier mal den advocatus diaboli zu spielen und eine provokante These in den Raum zu werfen:

Was ist eigentlich wirklich so schlimm dran, erst ein paar Jahre später auf den Arbeitsmarkt zu kommen?

Es gibt doch (für den Ingenieur) hauptsächlich folgende zwei Fälle:

  • Man gelangt ins höhere Management oder wird selbständig; dann bleibt einem weitgehend selbst überlassen, wie lange man arbeitet - ob man ab 50 nur noch segeln geht (wenn das Ersparte reicht) oder bis 75 weiterrackert (oder bis der Herzinfarkt einen ereilt).
  • Man bleibt auf Sachbearbeiter- bis maximal mittlerer Führungsebene; dann wird man sowieso spätestens mit Mitte 50 vor die Tür gesetzt.
Wenn man später ins Berufsleben eintritt, hat man halt insgesamt ein paar Jahre weniger gearbeitet und Geld verdient. Das geht erstmal zu eigenen Lasten. In beiden o.g. Fällen hat man aber ein paar mehr schöne Jahre zu einer Zeit, wo man (meist) noch gesund ist und sie genießen kann.

Ich bestreite, dass die Solidarsysteme dadurch stärker belastet werden, da die Unternehmen nur soviele Alte rauswerfen können, wie sie Junge nachschieben. Wenn die Jungen später kommen, macht das überhaupt nichts, und wenn sie aus Indien oder sonstwoher kommen, zahlen sie ja auch hier ihre Beiträge. Und wer wenig gearbeitet hat, hat auch wenig Ansprüche auf Leistung. Die sog. "Bummelstudenten" dürften auch kaum mehr Geld kosten als solche, die in der Regelstudienzeit fertig werden, weil sie meist auch nicht wesentlich mehr Veranstaltungen besuchen (außer vielleicht die eine oder andere Prüfung mehrfach ;-) ).

Fazit: Es sollte doch jedem selbst überlassen bleiben, wie er seine Lebensplanung betreibt.
[/Offtopic]
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Hi,

Abi nach 13 Schuljahren (Alter 19), 1 Jahr Bundeswehr (Alter 20), Ende Erststudium nach 9 Semestern (Alter 25), Ende Parallelstudium nach weiteren 3 Semestern (Alter 26), Ende Doktorarbeit nach knapp 4 Jahren (Alter 30)...
 
C

corvinus

Guest
so viele so tolle leute hier im thread, boah ey, da bekommt man ja als einfacher schlichter PA langsam Minderwertigkeitskomplexe...

Fängt jetzt der Jugendwahn auch schon hier an (Pat-Ente hat völlig Recht), oder wollt ihr alle in Großkanzleien herumeiern?

Das Alter ist in diesem Beruf piepegal, außer man will sich in bestehende Strukturen einkaufen und muß die Raten/Einkaufszeit mit einplanen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass etwas Lebenserfahrung im realen Leben gar nicht so schlecht ist, um zu wissen, wie Entscheidungen bei mandanten fallen. Also immer ruhig bleiben und nicht immer blind auf Stoiberianische Mythen reinfallen (deutsche Absolventen zu alt, schneller studieren bla bla). Das hilft höchsten um als Arbeitsbienen in der zweiten Reihe rumzuspringen.
 
G

grond

Guest
corvinus schrieb:
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass etwas Lebenserfahrung im realen Leben gar nicht so schlecht ist, um zu wissen, wie Entscheidungen bei mandanten fallen.
Warum sollte jemand, der mit 25 sein Diplom in der Tasche hat, keine Lebenserfahrung im realen Leben gesammelt haben, wenn er die PA-Laufbahn einschlägt? Ich habe noch mehrere Jahre als Entwickler in der Industrie gearbeitet und nebenher promoviert, war nochmal ein Jahr im Ausland. Und war am Anfang der PA-Ausbildung 29.

Wenn es als allgemeine Feststellung gemeint war: sicher, einen 26jährigen, der gerade sein Diplom plus ein Jahr technische Praxis hat, würde der Mandant vielleicht nicht ganz ernst nehmen...
 
H

Held

Guest
@Arno: Du bist mein Held! Ich kenne da eine Kanzlei im norddeutschen Raum, die für Dich sicher interessante Perspektiven bietet.
 
P

Praktiker

Guest
@ grond:

sehr schön. Fast so gut wie ich.

Nur ganz praktisch: lauft ihr in der Kanzlei immer mit T-Shirts herum, auf denen der Lebenslauf aufgedruckt ist, damit die Mandanten das mitbekommen, von welchen Helden sie beraten werden? Am besten noch mit Noten? "Diplom und Dr. summa cum laude"?

Außer eventuell auf der Homepage wird man diese Information in der Regel kaum anbringen können.

Mein Credo:
Hauptsache der Mandant merkt (oder hat zumindest das subjektive Gefühl), dass er gut beraten wird . Alles Andere ist doch wohl sekundär.
 
G

gast2000

Guest
Praktiker schrieb:
Nur ganz praktisch: lauft ihr in der Kanzlei immer mit T-Shirts herum, auf denen der Lebenslauf aufgedruckt ist, damit die Mandanten das mitbekommen, von welchen Helden sie beraten werden? Am besten noch mit Noten? "Diplom und Dr. summa cum laude"?

Außer eventuell auf der Homepage wird man diese Information in der Regel kaum anbringen können.
Hatte ich auch gedacht (und wenn es nicht so gewesen wäre, hätte mich meine Kanzlei eigentlich nicht zur Ausbildung annehmen dürfen). ABER:

Bei den letzten Kandidaten, die wir eingestellt haben, wurde sogar ich nach meiner Meinung gefragt. Und bei der Diskussion kam heraus, dass unsere Partner plötzlich bei allen und jedem irgendein Haar in der Suppe finden konnten: Alter, Ausbildung, Noten (im Abizeugnis!), fehlende Sprachkenntnisse, fehlende praktische Lebenserfahrung...

Ich war ziemlich überrascht. Nur: Gegen eine solche "Bewertung" von dritter Seite schützt nichts (da alles, was man im Leben gemacht hat, falsch oder richtig sein kann, je nach Standpunkt).

Mit extralangem Zivildienst, 13 Jahren Schule, Studienunterbrechung und Promotion war ich fast 31, als ich fertig wurde. Genommen wurde ich trotzdem.
 
P

PA

Guest
ich war 32 als ich als Kandidat genommen wurde, also die üblichen 13J Schule (im In- und Ausland), Wehrdienst 15 Mon, im Studium mal hier da mal dort in DE, GB, FR studiert, zwischendurch 1 J in der Industrie gewesen, da ich damals der ansicht war, dass Praktika bzw. trainee programme wichtig wären (sind sie nur für die Persönlichkeitsbildung, ist aber ausreichend), Diss und post-doc und 2 Jahre im Industrieunternehmen.

Fazit: Das Alter ist nicht so wichtig, wichtig ist was man wie gemacht hat und ob man menschlich in die Kanzlei paßt (letzteres ist allerdings schwer in nur einem Gespräch abzuschätzen)
 
S

Schmunzler

Guest
Meine Damen und Herren,
sie verkennen hier doch etwas.
Wollen wir im Patentanwaltsberuf denn wirklich die haben, die mit 23 mit ihrem Studium der Physik durch sind? Das sind dann die, die nur das notwendige getan haben! Von einem breiten Interessenspektrum kann dann nun wirklich niemand reden.
Der ideale Kandidat könnte meiner Ansicht nach gerne ein Jahr länger studieren und dafür etwas breiter interessiert sein - mehrere Nebenfächer, mehr Physik, und vielleicht noch mal in anderen Unibereiche reinschauen.
Zudem ist es nie zu verachten, auch ein wenig soziales Engagement in Gremien der Universität zu zeigen, im Verhandlungssaal kann man auch das wieder brauchen.

Und noch was - die Länge von Diplomarbeiten oder Doktorarbeiten - zumindest in der Physik - ist ein Faktor, auf den der Diplomand oder Promovierende meist so in etwa keinen Einfluss hat; mit "ein Jahr" und "drei Jahre" haben sie meines Wissens wenig zu tun.

23 oder 24 ist somit ein Traumalter, dass mit flachen Studiengängen (USA, England) erreichbar sein mag... aber in Deutschland? Nein.

PS: Die einzigen zwei Leute, die ich aus meinem Semester kenne, die die Regelstudienzeit von 9 Semestern eingehalten hatten, sind nun "Firmenberater".... :)
 
G

GAST_DELETE

Guest
Nicht jedermanns Leben verläuft geradlinig und das ist auch gut so! Manche (z.B. ich) vertun sich im Studium, wechseln, müssen nebenbei arbeiten, etc..

In meinem Studium (Physik) gab es kaum einen, der weniger als 11 Semester gebraucht hat, alleine die Endphase (Lernen für Diplomhauptprüfungen + 1 1/4 Jahre Diplomarbeit) zieht sich nun mal locker über 3 Semester + x. Konsequenterweise waren die Jüngsten (die mit Hasenschein) etwa 25, ich Ende 27.

Jetzt gereicht mir gerade mein Serpentinenlebensweg als Vorteil, weil ich durch mein abgebrochenes Maschi-Studium in der Lage bin, Zeichnungen zu lesen und zu erstellen, ich die Terminologie verstehe und meine vielen Nebenjobs mir viele Einblicke in Werken und Wirken der Industrie gebracht haben.

An die high & highest potentials: Get a life!
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
Gast2000 schrieb:
Bei den letzten Kandidaten, die wir eingestellt haben, wurde sogar ich nach meiner Meinung gefragt. Und bei der Diskussion kam heraus, dass unsere Partner plötzlich bei allen und jedem irgendein Haar in der Suppe finden konnten: Alter, Ausbildung, Noten (im Abizeugnis!), fehlende Sprachkenntnisse, fehlende praktische Lebenserfahrung...
Das ist doch ganz klar: Wenn man jemanden nicht will, und sei es nur, weil man ihn unsympathisch findet, dann muss man das rationalisieren. Irgend etwas findet man immer. Ich habe es schon erlebt, dass ein in jeder Hinsicht geeigneter Bewerber abgelehnt wurde, weil er "zu gut" war und ihm das vielleicht irgendwann zu Kopfe steigen könnte (wobei er zu dieser Befürchtung überhaupt keinen reellen Anlass gegeben hatte). *grins*
 
C

corvinus

Guest
@schmunzler

dem ist nicht mehr viel hinzuzufügen; aber auch Schnellstudierer (oder soll ich sagen: auf das wesentliche im Studium äh Ausbildung Fokussierte) haben doch meistens als exzellente Sachbearbeiter der zweiten Reihe in Großkanzleien ihre Berechtigung (oder natürlich als Unternehmensberater); Irgendein wichtiger Titel findet sich dann schon, so etwas wie Most-valuable-Associate (ja sowas gibts wirklich in einer US-Großkanzlei sogar am deutschen Standort)
 
G

grond

Guest
Praktiker schrieb:
@ grond:

Nur ganz praktisch: lauft ihr in der Kanzlei immer mit T-Shirts herum, auf denen der Lebenslauf aufgedruckt ist, damit die Mandanten das mitbekommen, von welchen Helden sie beraten werden?
Ich denke, ein Mandant merkt recht schnell, ob jemand technisch kompetent ist, allein darauf kommt es doch an (am Anfang der Ausbildung). Nun gibt es aber eben Leute, die in den Noten und der Geschwindigkeit des Studiums einen guten Indikator dafür erkennen zu meinen, wie technisch kompetent jemand ist. Meines Erachtens werden bei ansonsten gleichen Qualifikationen sich die meisten Ausbilder für den Kandidaten entscheiden, der schneller im Studium war.

Ich habe allerdings das Gefühl, dass eine Diskussion über den Indikator "schnelles Studium" ungefähr so fruchtbar ist wie der über die Vor- und Nachteile von FHs und TUs...
 
G

grond

Guest
corvinus schrieb:
aber auch Schnellstudierer (oder soll ich sagen: auf das wesentliche im Studium äh Ausbildung Fokussierte) haben doch meistens als exzellente Sachbearbeiter der zweiten Reihe in Großkanzleien ihre Berechtigung
Es muss wohl wirklich mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun haben, wenn jemand Leuten, die im Studium schneller (oder besser) waren, automatisch sonstige Defizite unterstellt.
 
Q

qwertzuiopü

Guest
grond schrieb:
corvinus schrieb:
aber auch Schnellstudierer (oder soll ich sagen: auf das wesentliche im Studium äh Ausbildung Fokussierte) haben doch meistens als exzellente Sachbearbeiter der zweiten Reihe in Großkanzleien ihre Berechtigung
Es muss wohl wirklich mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun haben, wenn jemand Leuten, die im Studium schneller (oder besser) waren, automatisch sonstige Defizite unterstellt.
Das hat meiner Ansicht nach nichts mit Minderwertigkeitskomplexen zu tun, sondern wie man sich seine berufliche und auch private Zukunft vorstellt. Für den einen mag eine Tätigkeit in einer Großkanzlei wünschenswert sein. In einer kleineren und mittleren Kanzlei kommet es aber tatsächlich auch zu persönlichen und telefonischen Kontakten mit den Mandanten. Und dann ist es schon sehr sinnvoll, wenn man z.B. mal in der Industie tätig war und weiß wie Entscheidungsabläufe dort funktionieren (wobei das natürlich von Firma zu Firma durchaus unterschiedlich ist) bzw. wenn man auch etwas nicht Beruf-spezifisches bereden kann. Das fördert doch sehr die Kundenbindung.
 
G

grond

Guest
qwertzuiopü schrieb:
In einer kleineren und mittleren Kanzlei kommet es aber tatsächlich auch zu persönlichen und telefonischen Kontakten mit den Mandanten. Und dann ist es schon sehr sinnvoll, wenn man z.B. mal in der Industie tätig war
Und was hat das mit einem schnellen Absolvieren des Studiums zu tun? Der Schnellabsolvent kann ja durchaus ein paar Jahre Erfahrung in der Industrie gesammelt haben.
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Hi,

> dass unsere Partner plötzlich bei allen und jedem irgendein Haar >in der Suppe finden konnten: Alter, Ausbildung, Noten (im >Abizeugnis!), fehlende Sprachkenntnisse, fehlende praktische >Lebenserfahrung...

Klar, wenn man was finden will, findet man immer was...den perfekten Kandidaten gibt es nur in der Phantasie.
Bei uns in der Kanzlei wurde besonders wert auf gute Abinoten gelegt und da besonders in den Sprachen.
Außerdem durfte man sich beim Essen auf die Finger schauen lassen, ob man die Ellenbogen auf den Tisch packt und ob man auch die richtige Benutzung von Gabel und Messer kennt...

>Mit extralangem Zivildienst, 13 Jahren Schule, >Studienunterbrechung und Promotion war ich fast 31, als ich fertig >wurde. Genommen wurde ich trotzdem.

Ging mir genauso...

Ciao

arcd007
 
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