Auch die Niederländer haben eine signifikant höhere Bestehensquote als die Deutschen, dieses Jahr haben 17 der 31 Firstsitter bestanden, was einer Quote von 54,8% entspricht. In Anbetracht des sprachlichen Nachteils finde ich das eine äusserst respektable Quote. Mir wurde von Niederländern erzählt, es gebe in der nationalen PA-Prüfung einen Prüfungsteil, der sehr dem D-Teil ähnele, und überhaupt sei die NL-Prüfung der EQE ähnlich.
Mit etwas guten Willen kann man allerdings auch zwischen der deutschen Prüfung und einem DII-Teil Ähnlichkeiten sehen, so dass ich nicht weiss, ob das wirklich die unterschiedlichen Erfolgsquoten erklärt.
Dass die deutschen Teilnehmer im Vergleich zu einigen anderen eher schlecht abschneiden, war auch Kammer bereits aufgefallen, und daher müssen ja die deutschen Kandidaten ja nun im Rahmen der Ausbildung je einen EQE-Aufgabenteil lösen, vom Ausbilder korrigieren lassen und einschicken. Diese Massnahme scheint bisher nicht den gewünschten Erfolg zu haben, was mich nicht wirklich erstaunt.
Ich finde es wenig hilfreich, wenn vorgebracht wird, bei der EQE müsse man halt nur auswendig lernen, während der (schlaue aber faule?) Deutsche gelernt habe, nachzudenken und alles zu hinterfragen. Behaupten (zumindest in Deutschland) nicht schon in der Schule diejenigen mit den schlechten Noten immer, sie seinen natürlich intelligenter als der "Streber" mit den guten Noten, aber die Klausur habe ja nur stumpfsinnig Wissen abgefragt? Mit dieser Einstellung kommt man aber spätestens bei der EQE nicht weit, und mir scheint sie auch irgendwie typisch deutsch - ein Engländer oder ein Franzose schämt sich vielleicht weniger dafür, viel gelernt zu haben, als ein Deutscher, dem das immer irgendwie peinlich ist.
Ein Franzose würde jedenfalls nicht lange über die Art der Prüfung lamentieren, der setzt sich auf den Hintern und lernt. Aus den "Concours", den Zulassungsprüfungen für die Ingenieurhochschulen, aber auch für Medizinstudienplätze, Richterjobs, Lehrerstellen usw., bei denen teilweise Tausende von Bewerbern um ein paar Hundert Plätze konkurrieren, sind die es gewohnt, dass man an einem Tag (oder an drei aufeinander folgenden Tagen) das abspulen muss, was man sich sich seit Monaten oder Jahren antrainiert hat. Den Begriff "Training" habe ich absichtlich gewählt, weil der meiner Meinung nach auch gut auf die EQE passt - den besten Erfolg hat hier wohl nicht der, der am meisten Wissen angehäuft hat, oder der, der die Zielsetzung hinter jeder Regelung verstanden hat, sondern der, der ähnlich wie ein Sportler ganz zielgerichtet auf diese Prüfung trainiert hat.
Dieses Prinzip ist vielleicht für die deutschen Teilnehmer eher ungewohnt als für die Franzosen, Engänder und womöglich auch die Holländer.
In Deutschland sammelt man ja schon beim Abitur zwei Jahre lang Punkte, die eigentliche Abiturprüfung ist keineswegs alleine kriegsentscheidend. Ähnlich geht es dann im Studium weiter: die Abbrecherquoten bis zum Vordiplom sind zwar teilweise hoch, aber eine Prüfung, bei der man binnen drei Tagen all das abliefern muss, was man in den Vorjahren gelernt hat, gibt es kaum im Leben des deutschen Akademikers. Auch bei der deutschen PA-Prüfung sind nicht nur die Durchfallquoten viel geringer, die Art der Prüfung ist flexibler und die Korrektur weniger "normiert" - mit viel Wissen und Verständnis aber wenig Training fällt man nicht unbedingt durch - bei der EQE schon.
Natürlich kann man sich gut darüber streiten, welche Form von Prüfung wohl diejenigen Leute selektiert, die nachher auch im Beruf am erfolgreichsten sind, oder die man sich als Mandant am ehesten als Berater wünschen würde. Das hilft aber den Durchfallern auch nicht weiter.