Meine Frage wäre auch, was Du Dir unter "Anträge und Beratung" vorstellst. Du wirst Formblätter und ähnliches eher selten oder nebenbei machen, das ist vor allem Aufgabe der Fachangestellten.
Beratung - ja, auch, aber nimmt selten den größten Teil des Jobs ein, höchstens vielleicht, wenn man sehr viel mit Einzelerfindern und Kleinunternehmen zu tun hat oder in komplexen Verletzungsverfahren sitzt.
Schau Dir doch einfach mal ein Patent an, wie das geschrieben ist. Das machen Patentanwälte.
Du bekommst vom Erfinder eine mehr oder weniger umfangreiche Erfindungsmeldung - das kann eine halbe Doktorarbeit sein, aber auch manchmal nur eine Zeichnung. Daraus schreibst Du dann eine Patentanmeldung, unter Berücksichtigung aller rechtlichen Kenntnisse. Daraus soll ja zum einen eine formal zulässige, erteilbare Patentanmeldung werden, zum anderen soll das Ding so geschrieben sein, dass es später gegen einen potentiellen Verletzer durchsetzbar und etwas wert ist.
Wenn die Patentanmeldung eingereicht ist, geht es vor den Ämtern weiter. Das sind im wesentlichen technische und rechtliche Diskussionen zu der Anmeldung, die meistens darum gehen, ob es das ganze nicht irgendwo, irgendwann im sogenannten Stand der Technik doch schon mal gab. Dazu noch die Diskussion, ob alle formalen Anforderungen erfüllt sind (klar genug, alles drin, was drin sein muss, ...) Dieser schriftliche Austausch kann kurz und einfach oder lang und komplex sein.
Wenn das Patent irgendwann erteilt ist, dann gibt es noch Einsprüche, Nichtigkeitsverfahren, je nach Kanzlei auch Verletzungsverfahren. Jetzt wird es ein bisschen anders, weil jetzt nicht mehr das Amt gegenübersitzt, sondern eine Gegenpartei - es bleibt aber zwangsläufig alles immer auch technisch.
Ja, definitiv ein Schreibtischjob. Wie oft man zu einer Verhandlung oder gar einem Gerichtsverfahren kommt, hängt ein bisschen von der Ausrichtung der Kanzlei ab, das kann von einmal im Jahr bis öfter reichen. Sonstige Gespräche führt man vor allem mit Mandanten oder Erfindern, z.B. um zu verstehen, was man da schreiben soll. Wenn man nicht gerade stark in Verletzungsverfahren eingebunden ist, wird >90% Deiner Arbeit alleine an Deinem Schreibtisch stattfinden. Reisen - früher mal sind wir noch öfter nach Den Haag zum EPA, das hat sich aber mit Einführung der Videokonferenzen erledigt. Die meisten Patentanwälte reisen vermutlich eher wenig, abgesehen von Partnern, die dann wieder zu Konferenzen und ähnlichen Händeschüttelveranstaltungen auf Mandantenfang gehen.
Schreibst Du gern Texte? Beschreibst Du gern technische Dinge und bist gut darin? Liebst Du exakte logische Argumente? Lernst Du gern was komplett neues in kurzer Zeit? Wenn ja, schau Dir das alles doch mal genauer an. Aber das wird 99% Deines Berufsalltags sein.
edit: Vergleich zu Rechtsanwälten? Im Leben möchte ich kein Rechtsanwalt sein. Aber sonst hätte ich wohl auch nicht Physik studiert. Ich liebe diese Verbindung aus Technik und Argumentation. Ich liebe es, jeden Tag was neues auf den Tisch zu kriegen, von dem ich noch nie gehört habe. Ich finde jedes Patent-Gerichtsverfahren spannender als alles, was Rechtsanwälte machen. Und diese Verfahren finde ich wesentlich komplexer als die meisten sonstigen Gerichtsverfahren, in denen ich schon Einblick hatte (und auch den Technik-Teil spannender als den reinen RA-Teil, der je nach Verfahren mit drin ist). Für mich ist die Verbindung aus Technik und Recht das, was es spannend macht.