Lieber Patfragen,
bitte sehen Sie unsere Antworten auf Ihren Beitrag unten. Mich hat an Ihrem Beitrag gefreut, dass Sie darauf hinweisen, dass Patentanwälte nicht unbedingt gut verdienen.
1.) Zur Frage der Aussagekraft unserer Steuererklärung:
Die Steuerklärung gibt die Einkommen der beiden Patentanwälte korrekt und vollständig wieder. Darüber hinaus haben wir keine Gelder unserer Kanzlei entnommen. Die Kanzlei hat einen Verlust erwirtschaftet. Unsere Kanzlei wird nicht als GmbH geführt.
2.) Zur Frage, wovon wir leben:
Wir haben Rücklagen, die es uns ermöglichen, schlechte Zeiten zu überbrücken.
3.) Zum Angebot, uns bei Ihnen zu bewerben:
Ob wir Junganwälte sind, ist eine Definitionssache. Wir sind im reifen Alter von deutlich über 40 Jahren. Mancher Patentanwalt sieht dieses Alter gerne als jung an, insbesondere in Gehaltsverhandlungen.
Ich halte uns für sehr passable, überlasse die Beurteilung, was passabel ist, jedoch nicht Ihnen, sondern beurteile mich lieber selber. Auf das Gesagte eines Kollegen, der sein Weltbild gerne zurechtrücken möchte oder eventuell in einer Gehaltsverhandlung sagt, um Gehälter zu drücken, lege ich keinen Wert.
Sollte Ihr Angebot freundlich gemeint sein, dann bedanke ich mich. Leider sind wir an Ihrem Angebot trotz unseres geringen Verdienstes nicht interessiert. Zunächst ist es so, dass es Gründe im privaten Bereich gibt, wegen eines mittelprächtigen Verdienstes nicht irgendwo hinzuziehen.
Außerdem gehe ich davon aus, dass Ihr Angebot eher scheinheilig als aufrichtig ist. Ich betone, dass dies nur eine Vermutung ist, jedoch beruht diese Vermutung eben auf Erfahrung. Sollte ich falsch liegen, so teile ich Ihnen hiermit aufrichtig mein Bedauern mit. Uns beiden ist der Appetit auf eine Tätigkeit als Mitarbeiter in einer Patentanwaltskanzlei aufgrund unserer Erfahrung als solche nämlich vergangen. Wir haben kein Interesse daran, irgendeinem Anwalt zuzuarbeiten, dessen einziger Beitrag darin besteht, seine Unterschrift unter die von uns ausgearbeiteten Schriftsätze zu setzen und mindestens die Hälfte der abgerechneten Gebühren einzubehalten und uns am langen Gängelband zu halten was unseren Eintritt als Partner anbelangt. Stattdessen betreuen wir Mandanten lieber direkt als eigenverantwortliche Patentanwälte.
Wir ziehen es also vor, Ihnen und anderen Kanzleien Konkurrenz zu machen. Die Sonderausgaben, die Sie in meiner Steuererklärung sehen, dienen übrigens dazu, Ihnen und anderen etablierten Kanzleien die Mandanten abspenstig zu machen. Diese Sonderausgaben oder Werbeausgaben habe ich inzwischen kräftig erhöht. Erste Erfolge haben sich abgezeichnet. Zu Ihrer Information teile ich Ihnen hiermit gerne noch mit, dass mein Werbebudget für dieses Jahr ca. € 60T betragen wird, wobei es sich um mein persönliches Werbebudget handelt und nicht um das gesamte Werbebudget unserer Kanzlei.Für einen Einzelanwalt ist das ein sehr hohes Werbebudget. Ich gehe davon aus, dass ich Ihre Kanzlei alleine locker einsacke.
4.) Zu Ihrer Aussage, Junganwälte zu suchen:
Sie behaupten händeringend Junganwälte zu suchen. Ich bin mir sicher, wenn Sie den Junganwälten eine adäquate Position bieten würden, dann hätten Sie die Junganwälte schon längst und müssten diese nicht erst suchen. Wahrscheinlich verstehen Sie nur nicht das Gleiche unter einer adäquaten Position wie die Junganwälte. Genau hier liegt das Problem.
Die Frage ist auch, warum Sie überhaupt händeringend Junganwälte suchen. Auf diese Frage, gibt es nur eine Antwort: Sie wollen von den Junganwälten profitieren. Ich kann das auch anders formulieren: Sie wollen sich an Ihnen bereichern. Geld verdienen zu wollen, ist ein legitimes Interesse und ich will Sie daher nicht zu sehr kritisieren. Ich möchte das auch. Nur sollte man das offen ansprechen: Sie wollen Junganwälte, denen Sie geringe Löhne zahlen können, um selber mehr zu verdienen. Jede andere Begründung würde ich aufgrund meiner Erfahrung für scheinheilig halten.
Eine Möglichkeit, Ihr Problem zu lösen, wäre zum Beispiel, dass Sie Ihre Preise erhöhen. Sie könnten dann anderen abhängig beschäftigten Patentanwälten ein Gehalt zahlen, dass diese befriedigt, und würden dann sofort feststellen, dass Ihnen einige Mandanten abspringen. Das Problem wäre damit gelöst, denn aufgrund des verringerten Arbeitsaufkommens bräuchten Sie die Junganwälte gar nicht mehr.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass Sie zu potentiellen Mandanten sagen, dass Sie leider überlastet sind und diese beispielsweise zu uns schicken. Diese Möglichkeit sprechen Sie aber nicht einmal an.
Ich werde daher meinen Weg fortsetzen und auch in Zukunft hohe Werbeausgaben einsetzen, um Ihnen Ihre Mandanten abzujagen.
5.) Zur Frage (die Sie nicht gestellt haben), warum wir so handeln:
Vielleicht fragen Sie sich warum ich und andere Patentanwälte so handeln und sich nicht bei Ihnen bewerben.
Die eine Hälfte der Antwort könnte die Spieltheorie liefern, die untersucht hat, wie sich Menschen in bestimmten Situationen verhalten, wenn sie sich ungerecht behandelt fühlen. Nach diesen Untersuchungen handelt der Mensch nicht streng rational. Wenn Sie einem Menschen eine Option anbieten, die objektiv betrachtet seine gegenwärtige Situation verbessert, wird er häufig die Option nicht annehmen, wenn er sich gleichzeitig ungerecht behandelt fühlt.
Auch für das Verhalten von etablierten Patentanwälten lassen sich soziologische Untersuchungen anführen. In der Natur des Menschen liegt es, die Macht gegenüber anderen Menschen zu missbrauchen, sobald er die Macht hat, wobei er sein Verhalten auch noch für gerechtfertigt hält. Soweit ich weiß, ist dieses Verhalten evolutionsbiologisch bedingt und fest in der Genetik des Menschen verankert. Das Problem ist nur, dass die Menschen, die sich so verhalten, es selber nicht wissen.
Die Evolutionsbiologie und Spieltheorie sind nicht mein Fachgebiet. Ich bin ein einfacher Elektrotechniker. Wissenschaftliche Unschärfe in der Biologie und der Spieltheorie mögen mir daher verzeihen werden.
Ich persönlich habe es einfach nicht nötig, mir irgendeinen selbstgerechten Patentanwalt vorsetzen zu lassen, der mir gegenüber seine Macht aufgrund seiner genetischen Disposition missbrauchen möchte. Ich folge lieber meinem spieltheoretisch vorgegebenen Rollenmuster und beschäftige mich damit, Ihnen und anderen Kollegen Ihre Mandanten wegzuschnappen.
Sie können sich gerne fragen, wohin das langfristig für die Patentanwaltschaft führt. Aber wahrscheinlich sind wir ja schon da.