Allg. Patentanwalt nach Medizinstudium

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Schreiber
Hallo,
ich befinde mich derzeit mitten in meinem Medizinstudium, welches ich auch plane abzuschließen. Ich interessiere mich aber mehr und mehr für die Arbeit als Patentanwalt. Leider zählt mein Studium nicht als naturwissenschaftliches Studium für das DPMA, jedoch schon für das EPA.
Ich könnte demnach ohne weiteres Aufbaustudium nur europäischer, nicht aber deutscher Patentanwalt werden.
Ist dies ein Weg, der häufig gegangen wird?
Bzw. ist dies überhaupt eine realistische Option für den späteren Berufsweg? Und wird das Profil überhaupt von den Kanzleien nachgefragt?
 

patatx

BRONZE - Mitglied
Wenn du noch mitten drin bist, wieso biegst du nicht noch leicht ab und schließt einen als naturwissenschaftlich anerkannten medizinisch-ähnlichen Abschluss ab? Scheinst ja noch Zeit zu haben.
 

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Schreiber
Leicht abbiegen geht schlecht, die einzige Option wäre Studium wechseln. Aber dafür bin ich dann doch zu weit fortgeschritten.
Oder was für einen als naturwissenschaftlich anerkannten medizinisch-ähnlichen Abschluss kennst du?
 

STRM

Schreiber
Ich glaube, du könntest mit dem Profil ganz gut in der Industrie als Patent Counsel unterkommen. Da ist sowieso die EQE die deutlich wichtigere Prüfung.
 

brevetto

Vielschreiber
Neben dem sicher richtigen Hinweis von STRM würde ich ergänzen, dass auch in Kanzleien durchaus reine European Patent Attorneys tätig sind und genug zu tun haben. Mit der bevorstehenden Einführung von Einheitspatent und Einheitlichem Patentgericht könnte sich deren Aufgabenbereich zudem erweitern (bei entsprechender Zusatzqualifikation). Was das inhaltliche Profil angeht, kommt es natürlich auf deine Kenntnisse/Fähigkeiten und die Schwerpunkte der Kanzlei an, aber Medizintechnik, Pharmazie etc. sind generell große Tätigkeitsbereiche der Branche.
 

patachon

GOLD - Mitglied
Ich sehe das etwas kritischer als meine Vorschreiber, ehrlich gesagt.
Nicht wegen der reinen EPA-Zulassung - klar, das sind zwar weniger als mit Doppelzulassung, aber man kommt doch sehr gut unter damit, in der Industrie, aber auch in Kanzleien. Das sehe ich nicht als Problem.
Nach bald 20 Jahren in diesem Geschäft zweifle ich aber daran, dass für einen Mediziner große Nachfrage da ist, leider. Das müsste schon eine extrem spezielle Nische sein. Erfahrungsgemäß können sich Physiker und Ingenieure den Job aussuchen und wurden immer gesucht in all der Zeit; Chemiker sind eher auf bestimmte Kanzleien angelegt, aber immer noch reichlich gefragt. Schon Biologen, die es ebenfalls reichlich auf dem Markt gibt, haben es aber schwerer. Und für Mediziner sehe ich da einfach keinen Mehrwert. Haben keinen technischen Hintergrund wie ein Ingenieur, sind also dort nicht einsetzbar; haben weitaus weniger Chemie als Chemiker. Medizintechnik ist meist einfach pure Ingenieurstechnik (oder inzwischen vermehrt mit Software verbunden); Pharma-Patente sind sehr chemieintensiv, auch wenn ein bisschen Hintergrundverständnis für die Anwendung hilft. Ich kenne mehrere Biologen, die in der Pharmaindustrie deswegen nicht unterkommen und lange suchen mussten.
Kann natürlich alles anders sein, wenn Du einen anderen zusätzlichen technischen Hintergrund hast, vielleicht durch eine Ausbildung vor dem Studium, oder weil Du daheim in Deiner Freizeit mit Vorliebe Roboter baust und programmierst, wer weiß. Aber ohne das - sorry - würde ich einen Mediziner wohl nicht einstellen. Und ich weiß auch nicht, ob Du ohne solche Hintergründe wirklich Spaß an diesem Job hättest. Es ist eben doch alles sehr, sehr technisch (oder alternativ chemisch), was wir so machen.

Ich würde mich daher dem ersten Kommentar anschließen: wenn Du das wirklich willst, dann setze was rein technisches oben drauf, vielleicht Richtung (Bio)Chemie oder je nachdem, wo Deine Interessen eben liegen.
 

Matthias75

SILBER - Mitglied
Ob die EQE ausreicht, hängt auch von deinen Vorstellungen und Ambitionen ab.

Wie meine Vorschreiber schon erwähnten: Wenn du in die Industrie willst oder als Angestellter in einer Kanzlei arbeiten willst, kann die EQE ausreichend sein. Wenn du aber größere Ambitionen hast, z.B. Selbstständigkeit oder Partner einer Kanzlei, dann wirst du um die deutsche Prüfung nur schwer herum kommen. Auch in Industrieabteilung können Aufstiegschancen oder Gehalt an die deutschen Prüfung gebunden sein. Zumindest ist diese kein Nachteil.

Wie geschrieben: Beide Wege sind machbar. Es kommt aber darauf an, welche Vorstellung du für deine berufliche Laufbahn hast und wie sehr du dir alle Optionen offen halten willst. Sicher kann man ein Aufbaustudium auch später noch machen, wenn man feststellt, dass man die deutsche Prüfung machen will. Einfacher dürfte es aber sein, wenn man noch nicht voll im Berufsleben steht.

Das geg. vorhandene Problem des technischen Hintergrundes hat patachon ja schon angesprochen und dem kann ich zustimmen. Es wird sehr genau geschaut, ob und welches technische Wissen und/oder Verständnis der Kandidat mitbringt. Wenn man das anhand seines Studium bez. der Studienfächer nachweisen kann, kann das schon ein großer Vorteil sein.

M.
 

ppa

GOLD - Mitglied
ob das medizinstudium vom dpma als technisch angesehen wird, ist zunächst offen.
es gibt unter den PAs mathematiker, forstwirte, apotheker, wirtschaftsingenieure und und und

die naturwissenschaftlichen Fähigkeiten aus dem studium sind allemal ausreichend für Erfindungen auf dem arzneimittesektor und auch chemie
z.T. bearbeiten Physiker auch Chemie-Anmeldungen.
 

Matthias75

SILBER - Mitglied
ob das medizinstudium vom dpma als technisch angesehen wird, ist zunächst offen.
es gibt unter den PAs mathematiker, forstwirte, apotheker, wirtschaftsingenieure und und und

die naturwissenschaftlichen Fähigkeiten aus dem studium sind allemal ausreichend für Erfindungen auf dem arzneimittesektor und auch chemie
z.T. bearbeiten Physiker auch Chemie-Anmeldungen.

Das DPMA ist da ziemlich eindeutig:
Im Fall eines mit dem Staatsexamen abgeschlossenen (Tier-)Medizinstudiums können fehlende Technik/Naturwissenschaft-Anteile durch einen zusätzlich absolvierten technisch/naturwissenschaftlichen Masterstudiengang, der mit einem (Tier-)Medizinstudium fachlich zusammenhängt, im Einzelfall ausgeglichen werden. Ein Ausgleich durch eine Promotion ist hingegen nicht möglich.
Quelle: https://www.dpma.de/docs/dpma/patentanwalt/patentanwaltsausbildung.pdf

Ob man diese Kenntnisse später tatsächlich braucht, steht wieder auf einem anderen Blatt.

Nebenbei könnte es ohne eine entsprechende technische/naturwissenschaftliche Ausbildung unter Umständen auch schwieriger sein, eine Stelle für die praktische technische Tätigkeit zu bekommen.

M.
 
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