Hallo Progressive,
meine dringende Empfehlung an Dich auch in diesem Thread ist es, die Welt und Dich einmal aus der Sicht von den Menschen zu sehen, die zukünftig Dich beauftragen (oder einstellen) sollen. In unserer Branche sind das also potentielle Mandanten.
Wenn ein Mandant ein Problem im Bereich des gewerblichen Rechtsschutzes in einem Land in Südamerika hat, beispielsweise dort Patente oder andere Schutzrechte anmelden möchte, so wird er sich unter den vorhandenen eine Patentanwaltskanzlei auswählen. Was der potentielle Mandant erwartet, ist natürlich ein Patentanwalt, der sich in diesem einen Land mit derartigen Sachen perfekt auskennt, alle Eventualitäten berücksichtigt und möglichst viel Erfahrung mit den einschlägigen Behörden in diesem Land hat. Das ist so in Brasilien, in Argentinien, in Chile und allen weiteren Staaten, und zwar jeweils separat.
Es ist ein Bonus, wenn dieser Patentanwalt deutsch kann. Dann kann man am Telefon mit ihm klären, warum der Prüfer eine weitere Ansicht des angemeldeten brasilianischen, argentinischen, chilenischen Designs von schräg unten haben will, wie man das zweckmäßig macht und was es sonst noch so an überraschenden Bescheiden gibt. Wenn der Kollege vielleicht auch ein paar Jahre in Deutschland gearbeitet und hier die eine oder andere Prüfung bestanden hat, ist das auch noch von gewissem Vorteil, da man dann aus Südamerika heraus in eben diesem Telefonat besser erkennen und verstehen kann, was der deutsche Anrufer will und von welchen Fakten er ausgeht oder welchen in Deutschland verbreiteten Irrtümern er möglicherweise unterliegt. Klappt das alles gut und ist auch die Kostenseite adäquat, wird der deutsche Mandant diese Kanzlei bei einer weiteren Sache in diesem Land bevorzugt wieder beauftragen.
Von klarem Nachteil ist es, wenn man merkt, dass der südamerikanische Kollege nur einen Bruchteil seiner Zeit mit Problemen seines Landes beschäftigt ist und sich stattdessen auch noch um Verfahren in den USA und/oder südamerikanischen Nachbarländern kümmert. Dann fehlt ihm nämlich genau die Praxis, wegen der man ihn beauftragen will. Wenn man ein Verfahren in den USA führen will, sucht man sich natürlich einen Spezialisten für genau dort, der auch dauernd Verfahren in den USA betreut. Einen Kollegen mit Massenqualifikationen wird man also eher nicht beauftragen, zumal er aufgrund seiner diversen, für den Mandanten sinnlosen Aktivitäten auch noch sehr teuer sein wird.
Es ist ziemlich egal, was man darf und wie man das hinkriegt. Wenn man damit anschließend kein Geld verdienen kann, ist es nur eine weitere Möglichkeit, brotlose Kunst zu betreiben.
Frohes Schaffen
Blood für PMZ