Allg. Mandantenstelle als Gewässerökologin??

grond

*** KT-HERO ***
Zu der Arbeitsbelastung von mir bekannten Bio-PAs: Die in gut
aufgestellten Kanzleien als Nicht-Partner oder Partner tätigen Anwälte treibt
eigentlich nur eine Sorge: Der verzweifelte Kampf um einen freien Tag.

Da haben die es ja noch gut! Andere Anwälte treibt vorrangig die Sorge, dass das Sekretariat einen freien Tag haben könnte...("Schon wieder Wochenende?") ;)
 

philkopter

GOLD - Mitglied
wie passt denn dein statement zu der Belastung von Bio-PAs mit der hier andauernd verbreiteten Kandidatenschwemme zusammen?

Ich werde keine Aussage zu meiner Person treffen. Nur soviel: Ich bin selbst Kandidat, also beanspruche nicht hier eine Aussage aus Arbeitgebersicht treffen zu können.
 

pak

*** KT-HERO ***
Hallo Philkopter,

Immer diese Miesmacherei. Wirklich traurig.

Der Beruf des Patentanwalts ist wunderschön ....

es ist doch wunderbar, wenn Du diese Erfahrung gemacht hast und diese hier weitergibst. Andere haben aber offensichtlich auch andere Erfahrungen gemacht, die sie doch hier kundtun dürfen, ohne deswegen als Miesmacher bezeichnet zu werden, oder?

Auch wird die "Miesmacherei" kaum jemanden davon abhalten, die Ausbildung anzufangen. Das ist wie mit dem Kinderkriegen. Die Älteren haben auf die damit einhergehenden Belastungen aufmerksam gemacht, diese wurden aber ausgeblendet. Und jetzt schlägt man sich die Nächte mit Windeln und Schlafliedern um die Ohren ;)

Ich bin selbst Kandidat, also beanspruche nicht hier eine Aussage aus Arbeitgebersicht treffen zu können.

Ich bin schon etwas länger, also deutlich über die Ausbildung hinaus, im Patentbereich tätig, habe demzufolge vielleicht auch mehr der Nachteile kennengelernt. Die hier vorgebrachten Mahnungen hinsichtlich des Berufs als Patentanwalt kann ich durchaus nachvollziehen.

Gruß

pak
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
wie passt denn dein statement zu der Belastung von Bio-PAs mit der hier andauernd verbreiteten Kandidatenschwemme zusammen?

Das passt ganz gut zusammen: Die überlasteten Bio-PAs sind alle in den "bekannten"
größeren Kanzleien tätig, die in diesem Forum zumindest in der Hinsicht verteufelt
werden, dass man dort ja nicht seine Ausbildung absolvieren solle. Diese Bio-PAs sind in
solchen Läden aufgewachsen und müssen das ausbaden, was ihnen der über Jahrzehnte
erarbeitete, exzellente Ruf der jeweiligen Kanzlei als Auftragswelle auf ihren Tisch
schüttet ("der Teufel schei.. immer auf den größten Haufen").
Dabei wird die Arbeitslast von oben nach unten weitergereicht. Erst wenn der Nicht-Partner mit
Assoziierungswunsch zusammenbricht, versaut ein Partner sich das Wochenende
mit der Arbeit, die an sich delegierbar gewesen wäre. Die nicht delegierbare Arbeit
erledigt natürlich ein Partner, was bei einem Zuviel auch zum gesundheitlichen
Zusammenbrechen führen kann.
Hintergrund: Bei einer Streitsache mit einem deutlich zweistelligen Mio-Betrag kann sich ein Auftraggeber/Vorstand schon aus Haftungsgründen (z.B. gegenüber Aktionären)
die Beauftragung eines unbekannten oder neugegründeten Ladens nicht erlauben.

Die Kandidatenschwemme trifft meiner Einschätzung nach eher auf
Physiker und Ingenieure zu, deren potentielle andere Arbeitgeber (Industrie, Forschung,
Unternehmensberatung) in den letzten Jahren deutlich an Attraktivität
verloren haben (drohende Arbeitslosigkeit, Unattraktivität einer wissenschaftlichen
Laufbahn wegen der W-Besoldung und Juniorprofessur im öffentlichen Dienst;
drastisch gesunkenes Ansehen der Beratergilde), so dass dort eine Abwanderung
in die PA-Branche stattgefunden hat.
 

DaPa

SILBER - Mitglied
@philkopter: Du schreibst selbst, dass Du noch Kandidat bist. Somit kannst Du bestenfalls sagen, dass der Beruf des Patentanwaltskandidaten wunderschön ist. Als Kandidat nimmt man das häufig noch so wahr, weil man in kurzer Zeit viel lernt und vor Arbeit und Lernen kaum zum Nachdenken kommt. Ging mir damals genau so, ist völlig normal. Aber Patentanwalt bist Du noch keiner, und Du wirst erst nach der Prüfung sehen, wie die Arbeit als Patentanwalt tatsächlich aussieht. Die Unterschiede sind größer als man denkt. Und wenn Du schon IDS in den USA (für die Neulinge hier: Man teilt dem US-Patentamt mit, dass in einem anderen Prüfungsverfahren ein Dokument gefunden wurde, weil das US-Recht das so vorschreibt) so spannend findest braucht es offensichtlich nicht viel, um Dich zu begeistern.

Die von Dir angesprochene Kanzlei gibt es wirklich. ChristineKug kann sie auch suchen. Sie könnte allerdings alternativ auch die Gewinnzahlen der nächsten Lottoziehung suchen. Die stehen auf dem Lottoschein genauso wenig drauf wie auf einer Kanzlei steht, wie es darin zugeht. Man kann auf sein Bauchgefühl hören, aber das hat gerade in dieser Branche schon viele im Stich gelassen, weil es selbst Leuten, die ansonsten unausstehlich sind, in Vorstellungsgesprähchen komischerweise durchaus gelingen kann, einen ordentlichen Eindruck zu hinterlassen.

Was Du außerdem völlig ausblendest ist die Tatsache, dass der selbe Markt, der vor 10 Jahren noch etwa 2.000 Patentanwälte ernähren musste, heute schon deutlich über 3.000 Patentanwälte ernähren muss und wenn die Kandidatenschwemme so weitergeht sind es in wenigen Jahren 4.000. Wie das bei stagnierenden Anmeldezahlen gehen soll hat sich mir noch nicht erschlossen. Aber Du wirst es in ein paar Jahren selbst erleben, wie rauh der Wind weht.

Und Leute, die von E-Fellows geblendet sind darauf hinzuweisen, dass die Aussichten nicht so rosig sind wie da getan wird, ist keine Miesmacherei. Es ist geradezu die Pflicht eines jeden Anwalts, der die Realität kennt. Denn nur dann haben die potentiellen Neulinge die Möglichkeit, sich auf Basis der Argumente von beiden Seiten zu entscheiden.
 

Khisanth

SILBER - Mitglied
Ich stimme DaPa zu. Mein Eindruck ist, dass Du, lieber Philkopter, selbst nicht Biologe bist und von der Situation im Bereich Maschinenbau/Physik/E-Technik einfach auf den Bereich Life Sciences extrapolierst.

Tatsache ist, dass selbst sehr gut qualifizierte Biologen/Biochemiker/ Biotechnologen/Molekularmediziner oder was es mittlerweile alles gibt, häufig keine Kandidatenstelle finden, geschweige denn sich die Ausbildungskanzlei nach der Arbeitsatmosphäre aussuchen können. Wer das nicht glauben mag, möge sich einfach anhand der hier im Kandidatentreff veröffentlichten Stellenanzeigen vergewissern, wie das Angebot an Kandidatenstellen für Biologen ist. Viele Kanzleien, die früher auf ihren Homepages mögliche Kandidaten zu Initiativbewerbungen aufforderten, wenden sich damit mittlerweile ausdrücklich nur noch an Absolventen anderer Fachrichtungen.

Das grundlegende Problem ist eine verfehlte Arbeitsmarkt-/Forschungspolitik: Biowissenschaftler sind als billige Forscher an den Universitäten/Kliniken beliebt, so dass bisher praktisch jeder eine Promotionsstelle bekommt. Was die Leute (vermutlich mehrere 1000 pro Jahr) nach der Promotion mit ihrer mühsam erworbenen Qualifikation anfangen können, interessiert bei der DFG und bei den Doktorvätern niemanden. Dementsprechend ist die Konkurrenz um die wenigen Kandidatenstellen im Bereich Biologie knüppelhart. Das hat nichts mit Miesmacherei oder Protektionismus zu tun, sondern ist einfach Realität. Gerade im Bereich Biologie rechne ich persönlich im Übrigen eher mit rückläufigem Bedarf an patentanwaltlicher Expertise.

Auch in Zukunft wird es Kandidatenstellen für Absolventen dieser Fachrichtungen geben, aber eben nur sehr wenige bei extrem großer Nachfrage. Nichts gegen Dich, liebe Fragestellerin, aber ohne Promotion an einem berühmten Institut, möglichst sehr gute Veröffentlichungen und profunde aktive Englischkenntnisse, dazu noch mit einer industriefernen Spezialisierung, stehen die Chancen derzeit nur dann gut, wenn der eigene Vater PA ist... Versuch Dein Glück, aber rechne damit, dass Du einen Plan B benötigen wirst. Vielleicht könnte Dir ein Postdoktorat in Harvard mit einem Stipendium und guten Papern helfen, aber garantiert ist es nicht.
 

Gonzo

*** KT-HERO ***
Das grundlegende Problem ist eine verfehlte Arbeitsmarkt-/Forschungspolitik: Biowissenschaftler sind als billige Forscher an den Universitäten/Kliniken beliebt, so dass bisher praktisch jeder eine Promotionsstelle bekommt. Was die Leute (vermutlich mehrere 1000 pro Jahr) nach der Promotion mit ihrer mühsam erworbenen Qualifikation anfangen können, interessiert bei der DFG und bei den Doktorvätern niemanden.

So isses.

Und auch die rückläufigen Zahlen in der Biotech stimmen.
Allenfalls Streitigkeiten könnten in der Zukunft zunehmen. Und Verwertung.
Therapeutische Proteine ist ein ganz guter Markt. Biopharmazeutika auch.
Hilft angehenden Kandidaten aber nicht, denn der Markt wird von erfahrenen Leuten besetzt und es dauert lange, bis man das (Streitigkeiten, Verwertung) machen kann.

Liebe ChristineKug, ich schlage Orientierungssuchenden immer vor, ein Praktikum zu absolvieren. Dabei kannst Du dann versuchen herauszufinden, ob der Job etwas für Dich ist oder nicht. Sag' jetzt nicht, dass es ja schwierig ist, einen Praktikumsplatz zu finden. Versuch' es halt. Wenn es nicht klappt, dann halt nicht. Wenn Du es nicht versuchst, dann klappt es ganz sicher nicht.

Erwarte nicht, dass man Dir Kandidatenstellen einfach anbietet - als Anwalt bist Du freiberuflich tätig und brauchst einfach eine gehörige Portion Unternehmergeist.

Falls Du in die Branche eintreten solltest: Ich rate Dir, Dich dringend auch mit nicht-biologischen Sachverhalten vertraut zu machen. Ein Unternehmen, welches Tampons produziert, zahlt seine Rechnungen genauso gut oder schlecht, wie ein Unternehmen, welches microarrays herstellt.

Schönen Donnerstag,

G
 

Berechtigungsschein

Vielschreiber
Als Neumitglied möchte ich noch einen wichtigen Aspekt aufbringen, den Gonzo mMn auch schon angedeutet hat:

Neben der Frage, ob einem der Beruf als Patentanwalt später Spaß bereiten könnte und neben den monetär-pekuniären Aspekten scheint mir viel wichtiger sich zu fragen, ob man wirklich die notwendigen Voraussetzungen mitbringt, um als Patentanwalt später erfolgreich werden zu können.

Der Patentanwalt soll technischen Sachverstand mitbringen, um die Erfindung zu verstehen und um mit dem Mandanten die Erfindung sinnvoll beleuchten zu können. Die meisten Erfindungen im Bereich der "Biologie" erstrecken sich auf: Proteinchemie, Biotechnologie/Mikrobiologie, Pharmazie, Polymerchemie, d.h. also von Formulierungen therapeutischer Proteine, über Expressionssysteme bis hin zur Galenik usw.

Man muss kein absoluter Fachmann auf all diesen Gebieten sein, sollte sich aber vor dem Mandanten keine Blöße geben, d.h. Grundvoraussetzung für einen Kandidaten wären für einen Patentanwalt ein fundiertes Wissen um organische Chemie und Biochemie.

Mit diesem Wissen kann man sich den Rest schnell erschließen bzw. anlesen (umgekehrt stelle ich es mir sehr schwer vor, mich auf dem Gebiet der Immunologie/Proteinchemie einzulesen, wenn ich Botaniker wäre und auf dem Gebiet der Botanik auch promoviert hätte). Wenn ich als potentieller Kandidat eher auf einem Gebiet der Biologie tätig war, das die oben genannten Gebiete nur am Rande betrachtet (und dazu würde ich das Randgebiet Gewässerökologie zählen), müsste ich dies auf jeden Fall nachholen. Dazu bleibt aber keine Zeit, weil man schon genug damit zu tun hat, dass Patentrecht und die Sprache des Patentrechts zu erlernen.

Die Fragestellerin hat vielleicht schon allein durch die Wahl ihres Promotionsthemas gewisse Weichenstellungen bezgl. ihrer Zukunft getätigt, die bei der Frage danach, ob sie die Ausbildung zum Patentanwalt anfangen soll nicht ignoriert werden sollten.

Konkret:

Kann ich als Biologe mit Schwerpunkt Gewässerökologie mit einem Mandanten aus dem Bereich Biotechnologie/Pharma ein vernünftiges Gespräche über Antikörper/Diabodies/Signalkaskadehemmer führen?

Könnte ich bei geringer Auftragslage auf dem Gebiet der Biotech auch Mandanten aus der Chemie überzeugen (Polymerchemie etc.).

Diese Fragen sollten Sie sich stellen, denn ein Patentanwalt wird meiner Meinung nach wahrscheinlich einem Kandidaten Vorzug geben, der ein fundiertes Fachwissen mit in die Kanzlei bringt, das zur Mandantenstruktur passt und von dem der PA auch noch was lernen kann (zumindest bezgl. technischer Fragstellungen).

Viel Erfolg,

Berechtigungsschein
 
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