Allg. Lohnt sich die Ausbildung zum Patentanwalt noch?

PatFragen

*** KT-HERO ***
Hallo grond
Die Zahlen sind interessant, belegen aber erstmal nichts, weil das halt nunmal ein Multiparametersystem ist :). Aber aus den Zahlen kann man nach meiner Meinung nur ableiten, dass die Branche stabil ist :)! Schon in den zwei Zahlen, die du nur verwendet hast, gibt es aber für mich zumindest noch ein paar offene Fragen.
Wie gross ist die Anzahl derer die sich als Patentanwälte zulassen, dann aber keine wirkliche Arbeit als Patentanwalt machen? Also irgendwie findet man keine fertigen Anwälte auf dem Markt. Auch hier im Kandidatentreff sind jede Menge Angebote für Anwälte und das obwohl ja als Grund für die Kandidatenschwemme immer angegeben wird, dass Kandidaten so viel billiger sind und deshalb niemand Anwälte haben will und deshalb die jungen Anwälte am Hungertuche nagen müssen. Also wo sind die fertigen den Markt überschwemmenden Anwälte, die keine Chance bekommen, weil die bösen Kanzleien lieber Kandidaten ausbeuten ;-)?
Und noch interessanter und das als echte Frage. Bei den Anmeldezahlen handelt es sich da nur um "echte Neuanmeldungen" oder sind da auch Teilanmeldungen drin? Die dürften aber im Jahre 2010 so um den 1. Oktober rum kräftig gestiegen sein ;-). Wenn es dann im Jahre 2010 wegen der Änderung der Teilungsregelung zu einem Anstieg des Quotienten kommst, ziehen dann die "Schwarzseher" auch den analogen positiven Schluss einer Hausse, wie umgekehrt aus dem einmaligen klaren Absinken 2009 der Schluss eines Zusammenbruchs gezogen wird ;-) ? Sonst sind die Zahlen ja, obwohl hier schon seit Jahren vor dem Zusammenbruch der Branche gewarnt wird, eigentlich ziemlich konstant geblieben ;-).

Also Zusammenfassend kann man meiner Meinung nach nur sagen. Nichts genaues weiß man nicht ;-). Man sollte auf keinen Fall nur wegen der angeblichen Verdienstmöglichkeit in die Branche gehen. Und diese Branche ist auch nicht sicherer als die meisten anderen Branchen. Wenn man sich aber wirklich dafür interessiert, dann sind die Chancen in der Branche auch nicht schlechter als in anderen Branchen würde ich sagen. Sie hat aber den nicht zu übersehenden Nachteil, dass sie eine Nischenbranche ist und somit alle Konsequenzen eines solchen Nischenmarktes hat.
 

Rex

*** KT-HERO ***
grond schrieb:
EP-Anmeldungen pro zugelassenem Patentanwalt (selbst PAs mit nur der deutschen Zulassung dürften aktenmäßig vor dem EPA tätig sein):

2000: 100 701 / 1892 = 53,2
2001: 110 117 / 1996 = 55,2
2002: 106 348 / 2073 = 51,3
2003: 116 831 / 2151 = 54,3
2004: 123 748 / 2255 = 54,9
2005: 128 709 / 2389 = 53,9
2006: 135 399 / 2477 = 54,7
2007: 141 423 / 2576 = 54,9
2008: 146 644 / 2693 = 54,5
2009: 134 452 / 2838 = 47,4
Da nimmt man also die Zahl der gesamten Europäischen Anmeldungen und teilt sie durch die Zahl der deutschen (!) Patentanwälte.
Heraus kommt, dass auf jeden deutschen PA fast 50 Anmeldungen pro Jahr entfallen.

Dazu fällt mir nun auch nichts mehr ein.
 

grond

*** KT-HERO ***
Rex schrieb:
Da nimmt man also die Zahl der gesamten Europäischen Anmeldungen und teilt sie durch die Zahl der deutschen (!) Patentanwälte.
Hast Du erst europäische Anmeldungen betreut, als Du die EQE bestanden hattest? Bei mir war die Verteilung von DE- und EP-Akten vorher und nachher identisch.


Heraus kommt, dass auf jeden deutschen PA fast 50 Anmeldungen pro Jahr entfallen.
Eine quantitative Aussage ist natürlich nicht möglich, eine qualitative m.E. aber in gewissen Grenzen schon. Jedenfalls sollte die Anmeldetätigkeit doch ein ganz gutes Maß für die von der Gesamtheit aller PAs zu bewältigende gesamte Arbeit sein.
 

union

*** KT-HERO ***
Rex schrieb:
Dazu fällt mir nun auch nichts mehr ein.
Schade, eigentlich dachte ich nämlich, die "Realisten" könnten nun, da im Forum endlich Zahlen genannt sind, aus dem Vollem schöpfen.

Scheint aber schwierig zu sein...
 

Rex

*** KT-HERO ***
Es ging mir darum, dass genannte Zahl an EP-Anmeldungen aus allen Vertragsstaaten stammt, nicht nur aus DE. Jedenfalls habe ich die Daten so verstanden.

Darum kann man nicht die Zahl der EP-Anmeldungen durch die Zahl der deutschen PAs teilen.

Das gibt ein völlig falsches Bild, weil damit suggeriert wird, alle EP-Anmeldungen würden nur von deutschen PAs eingereicht.
 

union

*** KT-HERO ***
Rex schrieb:
Das gibt ein völlig falsches Bild, weil damit suggeriert wird, alle EP-Anmeldungen würden nur von deutschen PAs eingereicht.
Das gäbe nur ein "völlig falsches" Bild, wenn sich im Laufe der Jahre die Verteilung der Anmeldungen zwischen den Vertragsstaaten stark ändern würde...

Nimmst Du Bezug auf konkrete Zahlen?
 

Louis

Vielschreiber
Wenn hier immer alle nach Statistken schreien:

Die Anzahl der zugelassenen Vertreter ist mit etwa 20-30% in 5 Jahren gestiegen, die Zahl der Anmeldungen gemittelt etwa um 10-15%. Dellen habe ich einfach mal nicht berücksichtigt und eine Ausgleichgerade pi mal Daumen reingezogen. Die Zahlen stammen vom epi (Zahl der Vertreter) und vom EPA (Zahl der Anmeldungen). Und es gibt keine Anzeichen dafür, dass sich an diesen Entwicklungen irgendetwas in den nächsten 5 Jahren ändern könnte (neu angemeldete Kandidaten konstant etc.). Es ist klar, dass ein Markt dann irgendwann "kippt" von einem Nachfrage- zu einem Angebots-Überhang. Ob das nun 2009 war oder 2012 eintritt ist glaube ich ziemlich egal und auch nicht genau bestimmbar.
 

Paternoster

SILBER - Mitglied
Zur Frage nach dem Ursprung der Zahl von 240 Neuzulassungen dieses Jahr: Die stammt von einem Mitglied der aktuellen Prüfungskommission. Sie deckt sich mit dem, was man anhand der veröffentlichten Hagener Klausurstatistiken erwarten kann.

Hier wurde nun schon mehrfach diskutiert, man könne ja auch in die Industrie gehen. Dabei sollte man aber bedenken, dass der Arbeitsmarkt recht durchlässig ist. Will heißen: Je mehr Junganwälte nicht genug Arbeit finden, desto mehr werden sie auf die Industriejobs drängen.

Auch umgekehrt ist zu beobachten, dass sich die Stellen in den Kanzleien wandeln. Die großen Kanzleien wollen heute gar keine Leute mit Partner- und Freiberufler-Ambitionen mehr. Die Partnerstrukturen sind fest und wenn überhaupt scheiden nur ganz gelegentlich Altpartner aus, neue sollen nur noch in Ausnahmefällen aufgenommen werden. Die Kanzleien sehen sich deshalb als ganz normale Arbeitgeber, und sie wollen ganz normale Arbeitnehmer, die ihre Arbeit erledigen und sich mit vorgegebenen, fremdbestimmten Karrierewegen zufriedengeben.
 

upupa

GOLD - Mitglied
Paternoster schrieb:
Hier wurde nun schon mehrfach diskutiert, man könne ja auch in die Industrie gehen. Dabei sollte man aber bedenken, dass der Arbeitsmarkt recht durchlässig ist. Will heißen: Je mehr Junganwälte nicht genug Arbeit finden, desto mehr werden sie auf die Industriejobs drängen.
Dann sollte man natürlich noch weiter beachten: Je mehr Ingenieure nicht mehr die Ausbildung zum Patentanwalt beginnen, sondern direkt in die Industrie gehen, je schlechter die Aussichten für Ingenieure in der Industrie schlechthin (Stichwort Ingenieursschemme)... Insofern lohnt es sich heute einfach nicht mehr, Ingenieurs- oder Naturwissenschaften überhaupt noch zu studieren, schlicht wegen der düsteren Aussichten...
 

gast3

BRONZE - Mitglied
@upupa: Sag mal, sonst ist noch alles in Ordnung ?

"Ingenieursschwemme" ?

Wenn irgendein Berufstand in Deutschland die Aussichten auf immerwährende Goldene Jahre hat, dann Ingenieure. Frag mal Rechtsanwälte (oder Journalisten oder Architekten), d.h. Studiengänge, wo es wirklich eine "Schwemme" gibt.

Hier tummeln sich wirklich nur noch die Leute, die Angst haben auf die Straße zu gehen, es könnte sie ja ein Auto überfahren!
 

Gonzo

*** KT-HERO ***
@ gast3

Ganz ruhig. Ich glaube upupa hat sich mal der Ironie hingegeben.

Was der Beitrag vielleicht sagen will: Man kann nicht alle wirtschaftlichen / arbeitsmarktrelevanten Entwicklungen vorhersagen. Wenn man es doch könnte, dann wären die 5 Wirtschaftsweisen oder die verschiedensten Wirtschaftsforschungsinstitute wohl überflüssig. Ausserdem wären sie dann auch alle immer einer Meinung...

@ upupa

Im PA-Markt kann man aber schon eine gewisse Tendenz dahingehend ausmachen, dass zuviel ausgebildet wird. Und auch glaube ich, dass die Folgen dieses Ausbildungsüberhangs auch absehbar sein dürften. Dafür sind einfach nicht genügend Parameter im Spiel, die eine Vorhersagbarkeit erschweren würden. Der PA-Markt ist klein genug und die Zusammenhänge zu "straight-forward" als dass die hier im Forum geäusserten Unkenrufe alle damit beantwortet werden könnten, dass niemand in die Zukunft blicken kann.

Grüsse,

G
 

Paternoster

SILBER - Mitglied
Falls sich jemand gerade mal wundern will: Im Stellenmarkt stehen jetzt schon 15 Stellenanzeigen für Kandidaten in einem halben Monat. Einige davon suchen gleich mehrere Kandidaten.
Normal ist das irgendwie nicht mehr.
 

upupa

GOLD - Mitglied
Paternoster schrieb:
Falls sich jemand gerade mal wundern will: Im Stellenmarkt stehen jetzt schon 15 Stellenanzeigen für Kandidaten in einem halben Monat. Einige davon suchen gleich mehrere Kandidaten.
Normal ist das irgendwie nicht mehr.
Tja, und im gleichen Zeitraum finden sich im gleichen Stellenmarkt genau gleich viele Stellenanzeigen für Patentanwälte... scheint ja ziemlich ausgeglichen... *wunder, wunder*.

Wenn man jetzt auch noch bedenkt, dass der "Kandidatentreff" nicht unbedingt die erste Adresse ist, in der man ein Angebot an Anwälte schalten würde...

Na, hoffentlich bahnt sich jetzt da mal nicht eine verheerende KANDIDATENDÜRRE an!
 

Gonzo

*** KT-HERO ***
Pat_Kandidat schrieb:
Meine Ausbildungkanzlei sucht auch händeringend einen Kandidatennachfolger und findet keine geeigneten Bewerber.
Und was ist aus dem Kandidatenvorgänger geworden? War der für euch auch ungeeignet?
 

Gonzo

*** KT-HERO ***
upupa schrieb:
Na, hoffentlich bahnt sich jetzt da mal nicht eine verheerende KANDIDATENDÜRRE an!
Sicher gibt es dürre Kandidaten. Aber frag' einfach Pat_Kandidat. Bei ihm gibt es das. Da finden sich keine geeigneten Kandidaten und keine geeigneten Anwälte...

Man kann die Fraktionen hier im Forum in drei Parteien gliedern:
  • Optimisten. Finden dass der Kuchen immer weiter wächst.
  • Pessimisten. Finden dass die Zahl der zu stopfenden Mäuler immer weiter wächst.
  • Eliten. Finden niemand geeignet.
MfG,

G
 

Gonzo

*** KT-HERO ***
"Elite" ist ein Euphemismus für Macht. Die Eliten halten die Macht und rechtfertigen dies, indem sie auf ihre Zugehörigkeit zur Elite verweisen.
Somit wollen natürlich viele Leute gern den Eliten zugehörig sein. Wenn die eigene Situation den Schluss dieser Zugehörigkeit aber nicht rechtfertigt, dann ist es am einfachsten, dies in der Selbstwahrnehmung durch Abgrenzung zu erreichen. Somit ist einfach erklärbar, warum manche um sich herum halt niemand "geeignet" finden ausser sich, dem eigenen Chef und der eigenen Firma.
Etwaige Ungewissheiten bzgl. der beruflichen Entwicklung können auf die von Grond skizzierte Weise gleich mit eingeebnet werden. An sich ein schönes Konzept. Leider aber nur eine Seifenblase.

Mit diesen schönen Gedanken am Montag Morgen verabschiedet sich,


Sigmund Gonzo
 
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