Allg. Lohnt sich die Ausbildung zum Patentanwalt noch?

upupa

GOLD - Mitglied
Gonzo schrieb:
"Elite" ist ein Euphemismus für Macht. Die Eliten halten die Macht und rechtfertigen dies, indem sie auf ihre Zugehörigkeit zur Elite verweisen.
Somit wollen natürlich viele Leute gern den Eliten zugehörig sein.
...und beginnen die Ausbildung zum Patentanwalt.

Gonzo schrieb:
Wenn die eigene Situation den Schluss dieser Zugehörigkeit aber nicht rechtfertigt,
z.B. weil sich der erwartete, sicherlich verdiente Erfolg einfach nicht einstellen will,
Gonzo schrieb:
dann ist es am einfachsten, dies in der Selbstwahrnehmung durch Abgrenzung zu erreichen.
(zum Beispiel, in dem man in Kandidatenforen mit großer Ausdauer auf Kandidatenschwemmen und rückläufige Anmeldezahlen weist, die ja der ausschließliche Grund für den nur mäßigen eigenen Erfolg sein müssen)


Und wenn die Menge dieser Möchtegernelitären immer größer wird

Gonzo schrieb:
... ist einfach erklärbar, warum manche um sich herum halt niemand "geeignet" finden ausser sich, dem eigenen Chef und der eigenen Firma.
Mit Dank an Gonzo für die
Gonzo schrieb:
schönen Gedanken am Montag Morgen
verabschiedet sich,


Niccolo upupa
 

Paternoster

SILBER - Mitglied
Wer "händeringend" nach Mitarbeitern sucht, will entweder nur nicht zugeben, dass sich unter den Bewerbern auch Leute befinden könnten, die auch nur annähernd so gut sind wie er sich selbst hält, oder er hat etwas verkehrte Vorstellungen von der Qualifikations-Gehalts-Relation.

Ich glaube gerne, dass viele Kanzleien mittlerweile Probleme haben, hochqualifizierte, hochmotivierte Bewerber zu finden, die bereit sind, drei Jahre für ein Praktikantengehalt zu arbeiten und einer ungewissen Zukunft entgegenzusehen. Promovierte mit besten Noten, Auslandserfahrung und besten Sprachkenntnissen werden zur Zeit nunmal auch in der Industrie gesucht, und da werden andere Gehälter gezahlt. Außerdem dürfte es sich mittlerweile herumsprechen, dass kein Mensch eine solche Menge von Patentanwälten braucht, wie sie derzeit ausgebildet wird.

Den Stellenmarkt des Kandidatentreffs halte ich übrigens sehr wohl für eine geeignete Plattform für die Suche nach Patentanwälten, da ihn mit Sicherheit jeder frühere Kandidat (und jetzige PA) kennt. Und wer die Stellenanzeigen genau liest, sieht auch, dass viele davon entweder Angebote aus der Industrie mit sehr spezieller Qualifikation oder aber solche für PAs mit eigenem Mandantenstamm sind.
 

upupa

GOLD - Mitglied
Paternoster schrieb:
Wer "händeringend" nach Mitarbeitern sucht, will entweder nur nicht zugeben, dass sich unter den Bewerbern auch Leute befinden könnten, die auch nur annähernd so gut sind wie er sich selbst hält, oder er hat etwas verkehrte Vorstellungen von der Qualifikations-Gehalts-Relation.
Und da ja bekanntlich auch die deutsche Industrie "händeringend" nach Fachkräften sucht, sollten wir hier festhalten, dass die einzige und alleinig mögliche Erklärung ausschließlich sein kann, dass auch ein Personalverantworlicher dort (der Argumentation von Paternoster folgend)

entweder nur nicht zugeben will, dass sich unter den Bewerbern auch Leute befinden könnten, die auch nur annähernd so gut sind wie er sich selbst hält, oder er etwas verkehrte Vorstellungen von der Qualifikations-Gehalts-Relation haben muss.

Bestechende Logik!
 

Paternoster

SILBER - Mitglied
Und wo siehst Du da das große Problem in der Logik, upupa?

Es gibt viele Firmen, die Mitarbeiter suchen. Diejeningen, die eine vernünftige Vorstellung von Qualifikation und Einkommen haben, finden auch welche. Die anderen (die keine vernünftige Vorstellung davon haben) suchen eben "händeringend", und das völlig zurecht.

Überdies kommt das Geschrei bei der Industrie sowieso viel mehr von den Verbänden, und was die wollen ist einfach Druck auf die Politik ausüben, damit mehr ausländische Fachkräfte ins Land gelassen werden. Damit könnte nämlich das allgemeine Lohnniveau gesenkt werden, was unabhängig vom tatsächlichen Badarf funktioniert. Ich gebe zu - diesen Grund hatte ich bis jetzt noch nicht erwähnt...
 

Paternoster

SILBER - Mitglied
Wie soll eine Aussage anders als durch objektive Kriterien falsifizierbar sein?

Ich bestreite ja gar nicht, dass es in der Industrie einen gesunden Bedarf an Fachkräften gibt, der es zu recht erschwert, noch Leute für eine PA-Ausbildung zu gewinnen.

Aber zwischen "Leute suchen" und "Leute händeringend suchen" ist ein deutlicher Unterschied. Es gibt nach wie vor genug Unternehmen, die ältere Bewerber sofort aussortieren, in Vorstellungsgesprächen abstruse Psycho-Tests verwenden, unrealistisch niedrige Gehaltsvorstellungen haben und zu wenig für eine Vereinbarkeit zwischen Familie und Beruf tun. Solange das der Fall ist, kann jeder gerne sagen dass er "sucht", aber wenn er "händeringend" dazufügen will, ist er in der Beweispflicht.
 

PatFragen

*** KT-HERO ***
Hallo Paternoster,
Das hier bezieht sich auf deinen Beitrag vom 2. März 23:18. Ich weiß es ist spät aber besser spät als nie :). Ich hatte den schon geschrieben und gespeichert und dann doch nicht gepostet. Nachdem du aber hier und in einem anderen Thread wieder für mich sehr lustige Thesen verbreitest, schick ich ihn doch noch ab :).

Also dein Beitrag erscheint mir etwas unklar (mindestens Art. 84 :) ). Aber als erstes die Frage: Schreibst du aus eigener Erfahrung bei der Suche nach Patentanwälten bzw. bei der Suche als Patentanwalt oder ist das ein Wissen, das du dir deduktiv herleitest, aus welchen Annahmen auch immer ;-) ? Ich finde deduktive Logik super, bloß sollte man nicht vergessen, die Ergebnisse dann auch einer Überprüfung durch die Wirklichkeit auszusetzen ;-).
So jetzt etwas konkreter.
Schreibst du im Bezug auf Anwälte oder im Bezug auf Kandidaten? Ich bin nämlich etwas verwundert, weil du ständig von "Gehältern" schreibst. Fertige Anwälte kriegen aber üblicherweise gar kein Gehalt, sondern einen Anteil am Honorarumsatz.

Bezüglich deines ersten Absatzes:
Man erhält nicht einmal antworten auf Nachfragen/Inserate. Es gibt keine Bewerber! Wie bitte soll also das "händeringend" durch "Qualitätsprobleme" oder wie du so schön sagst "verkehrte Qualifikation-Gehalts-Relation" verursacht werden ;-) ? Das geht logisch nicht ;-), da in den Inseraten typischerweise nicht drinsteht wieviel "Gehalt" (was das auch immer sein soll) man bereit ist zu zahlen und die Qualität der potentiellen (sich nicht meldenden) Bewerber kann man auch noch nicht überprüfen! Also wie bitte ist dein erster Absatz zu verstehen?
Aber wir können es ja ganz einfach machen. Offensichtlich hast du ja Insiderinformationen über akzeptable Patentanwälte, die händeringend nach einer Beschäftigung suchen. Dann schick mir doch bitte ein, zwei derer Emailadressen. Ich versichere dir, wir werden uns sofort bei denen melden ;-). Oder mach dich doch einfach als Headhunter selbstständig ;-). Spätestens damit könntest du dir mit deinen Informationen eine goldene Nase verdienen ;-).

Deinen zweiten Absatz versteh ich noch weniger. Geht es da jetzt um Kandidaten? Oder wo kommt die Zahl "drei Jahre Praktikantengehalt" her? Bei Kandidaten (bei denen es übrigens nur 26 Monate wären) ist es eine Ausbildung und es tut mir leid, jemand der meint sich bei einer Ausbildung ne goldene Nase verdienen zu können, hat meiner Meinung nach etwas verquere Vorstellungen, was eine Ausbildung ist. Insbesondere wenn man wirklich versucht eine gute Ausbildung zu bekommen, kostet eine solche die Kanzlei am Anfang viel Zeit und Geld. Wenn du aber von fertigen Anwälten redest, was soll dann "drei Jahre Praktikantengehalt"? Seit wann bekommen Freiberufler ein Gehalt? Und woraus ergibt sich dann die Zeitbegrenzung auf 3 Jahre? Oder ist das mit dem Gehalt nur deine unklare Ausdrucksweise (Art. 84 ;-) )? Dann muss ich dir sagen, du solltest noch etwas an dieser arbeiten, weil es sonst als Patentanwalt zu Problemen kommen kann, wenn du etwas anderes schreibst, wie du meinst ;-).

Auch dein dritter Absatz ist recht interessant, insbesondere würde mich brennend interessieren, wie du bei Inseraten mit:
"Wir bieten Ihnen die Gelegenheit, in ein pragmatisch arbeitendes Team mit einem bestehenden und stetig wachsenden Mandantenstamm einzusteigen";
"Sie erstellen in enger Zusammenarbeit mit dem Management unserer internationalen Mandantschaft und den Erfindern Patentanmeldungen";
"Wir bieten Ihnen ein überaus interessantes und vielseitiges Tätigkeitsspektrum mit unmittelbaren Kontakten zu Mandanten und Kollegen";
"Wir beraten und vertreten unsere Mandantschaft erfolgreich national und international auf allen Gebieten des gewerblichen Rechtsschutzes".
zu deiner sehr interessanten Interpretation der gesuchten Leute kommst ;-) ? Das sind wörtliche Zitate aus vier der fünf aktuellsten Inserate und alle fünf sind von Kanzleien (zu mehr hatte ich keine Lust J).
Kurz gesagt auch mit der ständigen Wiederholung der Behauptung, dass zu viele Patentanwälte ausgebildet werden, wird diese Behauptung nicht wahrer. Bitte überprüfe diese an der Realität und nicht an deinem wie auch immer abgeleiteten Wissen.

Solange du nicht entweder ein fertiger Anwalt bist, der händeringend nach Beschäftigung suchst (dann melde dich bitte sofort bei uns und dein "Gehalt" bestimmst du bei uns im großen Rahmen selber) oder ein Anwalt einer Kanzlei bist, die sofort, wenn sie einen neuen Anwalt braucht, gute Anwälte findet, würde ich mal sagen: Bitte begib dich in die Realität und überprüfe dein "Wissen". Und komm jetzt nicht wieder mit der hier immer wieder stumpfsinnig wiederholten Aussage, dass man sich doch nur die Zahlen der Neuanmeldungen (die übrigens beim EPA, wie nicht anders zu erwarten, letztes Jahr kräftig gestiegen sind ;-) ) und die Anzahl der neuen Patentanwälte anzuschauen braucht. Ein Beweis durch Wiederholung gibt es nicht!
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Der sinnvollste Beitrag kam wohl von "Louis" auf Seite 3. Ob da nun gestern, heute oder morgen die Probleme losgehen, ist nicht klar zu sagen, der eine spürt es früher, der andere später. Und sicher gibt es Leute, die spüren bis jetzt nichts. Nur die Richtung ist klar: Die Anwaltszahlen wachsen schneller als der Markt, zumindest was das epi und das EPA angeht. Wir können bei uns in der Kanzlei nicht wesentlich mehr abrechnen als 2005, es lässt sich einfach nicht durchsetzen, und zwar auf breiter Front. Die alten Herren erzählen da ganz andere Geschichten aus den 80er und 90er Jahren... Schlecht geht es uns nicht, aber wer weiss, was da kommt.
 
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Das gelbe U

*** KT-HERO ***
@gast3: Jeder Berufsstand hatte mal schlechte Jahre, die Ings das letzte Mal Anfang der 90er. Wer weiss, wie das wieder umkippt. Und auch bei den PAs sollte es irgendwann mal in eine andere Richtung gehen. Darüber, ob das jetzt schon so ist, gehen die Meinungen ja auseinander...

Aber im Ergebnis gebe ich Dir Recht: Als Ing ist man in DE ziemlich sicher. Ich würde heute als junger Ingenieur jedenfalls erstmal in klassischen Feldern arbeiten und sehen, was man da so erreicht, PA kann man später immer noch werden.
 

Paternoster

SILBER - Mitglied
Hallo PatFragen,

ich bin Dir noch eine Antwort schuldig, aber Du gestattest, dass ich mich auf das wichtigste Thema konzentriere: Wie verdienen Kanzleien Geld mit Kandidaten. Deine deduktive Logik (bei mir bewirbt sich niemand, also bewirbt sich bei allen anderen auch niemand) dürfte sowieso schwer zu kommentieren sein...

Bei einem (m.E. derzeit realistischen) Bruttogehalt von 3000 Euro (was für einen diplomierten oder gar promovierten Ingenieur zweifellos ein Praktikantengehalt ist) kostet ein Kandidat grob etwa 25 Euro / Stunde.

Nehmen wir jetzt einen Ausbilder, einen etablierten Patentanwalt X. Er hat z.B. eine Bescheidserwiderung auszuarbeiten. Er würde dafür 4 Stunden brauchen und 4 * 200 Euro = 800 Euro abrechnen.
Nun kann der die Akte auch unserem fiktiven Kandidaten geben. Der braucht dafür vielleicht 8 Stunden, anschließend muss X nochmal 1 Stunde darüberschauen.
Die 8 Stunden des Kandidaten kosten 200 Euro. X rechnet natürlich gegenüber seinem Mandanten die Arbeit so ab, als hätte er sie selbst gemacht.

Schlussfolgerung: Ohne Kandidat hätte X pro Stunde 200 Euro Umsatz erzielt. Mit Kandidat erzielt er in einer Stunde einen faktischen Umsatz von 600 Euro.
Das nenne ich ein gutes Geschäft.
Eine PaFa, die die Akte zwischendurch auch noch in den Fingern hat, ist da leicht mitbezahlt, und Bürokosten etc. auch.

Ich weiß, dass ein Kandidat erst eingearbeitet werden muss. Das ist aber bei Leuten in der Industrie auch so (das sollte man bedenken, wenn man den Gehaltsabschlag rechtfertigt), außerdem übernehmen das häufig in erheblichem Maß die älteren Kandidaten. Und wie Du sicher weist dauert die Ausbildung bei den meisten Kanzleien wesentlich mehr als 26 Monate, weil erst die Probezeit abgewartet wird. Ich kenne auch fälle, da wurde erst nach 2 Jahren gemeldet, das macht dann eine Ausbildungszeit von 4 Jahren.

Um noch auf das Thema Versprechungen einzugehen:

Ich kenne eine Kanzlei, die seit Jahren auf ihrer Homepage um Kandidaten wirbt, und zwar mit dem Versprechen, man würde für eine spätere Tätigkeit als Anwalt in der Kanzlei ausgebildet. 2009 standen auf der Homepage noch 8-10 namentlich erwähnte Kandidaten. Heute sind es noch 4. Trotzdem ist seitdem kein einziger Anwalt dazugekommen.
Ich kenn auch eine weitere Kanzlei, die zwei Anwälte hat - und immer drei Kandidaten. Und das sind nur Beispiel- keine Einzelfälle. Willst Du behaupten, solche Phänomene liesen sich damit erklären, dass die Headhunter schon im Türrahmen stehen, wenn die Kandidaten ins Amtsjahr gehen?

Du scheinst einer zumindest nicht kleinen Kanzlei zu entstammen, wenn Du offenbar mehrere Kandidaten hast und diese auch buchhalterisch verwaltest. Mach Dir bitte erstmal klar, dass Dein Problem ein astreines Luxusproblem ist: Du hast genug Arbeit, und könntest mit dieser Arbeit offenbar noch mehr Leute beschäftigen. Warum bist Du nicht erstmal zufrieden damit, dass Du gut ausgelastet bist? Andere wären darum froh.

Und wenn Du Dir tatsächlich so sicher bist, dass es viel zu wenig Patentanwälte gibt: Dann erhöhe doch einfach die Preise. Angeblich können die Mandanten doch gar nicht zu einem anderen PA gehen, den gibt es ja gar nicht oder er ist auch schon voll ausgelastet. Das Auftragsvolumen würde zwar etwas zurückgehen, aber Du würdest in Deiner eigenen Zeit mehr Geld verdienen.

Wie hier im Forum auch schon zig-fach bestätigt wurde geht genau das nicht: Der Kostendruck ist in den letzten Jahren stark gestiegen (wenn Du das mir nicht glaubst, vielleicht glaubst Du es Juve, da kannst Du es nachlesen). Durch die stark gestiegenen Anmeldezahlen sind IP-Kosten auf den Schirmen der Controller gelandet, und die sehen nicht mehr die Qualität der Arbeit sondern die Kosten. Die Kanzleien reagieren auf den gestiegenen Kostendruck mit der Einstellung von immer noch mehr billigen Kandidaten, die dann nach der Ausbildung in den Markt drängen und den Preisdruck noch mehr erhöhen. Ein Teufelskreis.

Zu Deinen sonstigen Zahlen: Die 10% Steigerung bei EPA-Anmeldungen gibt es tatsächlich. Aber sie basiert auf einem sehr schwachen Jahr 2009 und überdies auf einem Einmaleffekt, nämlich einer Regeländerung, die eine erhebliche Zahl von Teilanmeldungen letztes Jahr erfordert hat. Das wusstest Du aber auch schon vorher.

Und zu guter letzt: Kandidaten und angestellte Anwälte bekommen zweifellos ein Gehalt, auch wenn es im letzteren Fall umsatzabhängig ist. Ob Du den "Umsatz" eines freien Mitarbeites oder Kollegenarbeites als "Gehalt" oder sonstwie bezeichnest, ist so egal wie...
 

grond

*** KT-HERO ***
Ich halte die These, dass Kandidaten quasi der billige Umsatzmotor einer Kanzlei sind, für etwas gewagt. Ich glaube auch nicht, dass die Kandidaten überwiegend dafür ausgebildet werden, um während der Ausbildungszeit profitabel zu sein. Die für eine Kanzlei interessante Zeit beginnt danach.

Offenbar glauben viele Ausbilder, dass ihre Kandidaten aus Trägheit oder Dummheit nach der Ausbildung in der Kanzlei bleiben. Dann sollen sie mit der Energie des Berufsanfängers dann die ganzen komplizierten Akten/Mandate mit geringem Abrechnungsvolumen betreuen, während sich die Partner ganz aufs Umsatzmachen konzentrieren können. Bei meiner Ausbildungskanzlei war es jedenfalls so: die Behandlung während der Kandidatenzeit war überaus fair, allerdings war klar, dass die ganzen guten Mandate weiterhin allein den älteren Anwälten vorbehalten bleiben würden, während mir der ungeliebte Rest zugefallen wäre. Das wurde mir auch von anderen Junganwälten so bestätigt.

In dieser Situation verbleiben die Junganwälte dann solange, wie ihre Geduld hält. Kürzlich habe ich auf der Webseite der Kanzlei nachgesehen und festgestellt, dass von denen (einige sehr gute waren darunter!) immer noch keiner Partner geworden ist, was mich aufgrund von ein paar Insiderinformationen aus der Partnerschaft auch nicht weiter überrascht. Das Pyramidenspiel "Partnerschaft" läuft sich langsam tot, es kann nicht mehr jeder PA Partner einer Kanzlei werden, weil es nicht mehr ständig steigende Zahlen von Junganwälten für ständig steigende Zahlen von Anmeldungen gibt. In einer Kanzlei, die 1980 vier Anwälte hatte, gibt es heute zehn Partner und 20 freie Mitarbeiter. Das steigende Arbeitsvolumen hat es möglich gemacht, dass die damaligen freien Mitarbeiter von 1980 bis 2000 Partner werden konnten. Das Arbeitsvolumen wird aber nicht mehr weiter so steigen, dass es in zehn Jahren 30 Partner und 60 freie Anwälte sein werden.

Ich bin jedenfalls seinerzeit in eine andere Kanzlei gegangen, wo man das Luxusproblem von zuviel Arbeit bei zu wenigen Anwälten hatte. Die Situation ist nicht so schwierig, dass es das nicht mehr gäbe. Ich dürfte aus Sicht meiner Ausbildungskanzlei kein besonders profitabler Kandidat gewesen sein. Viel trauriger dürfte für die gewesen sein, dass ich kein profitabler Anwalt bei ihnen geworden bin. Ein Anwalt rechnet sich eigentlich immer: wenn keine Arbeit da ist, frisst er kein Brot, wenn Arbeit da ist, verdient die Kanzlei über den Kanzleianteil. Scheinselbständigentum eben.

Aktuell ist ein Auskommen auf der Basis von Kollegenarbeit sicherlich relativ komfortabel möglich. Viele Berufskollegen aber dürften ein Leben in einer Patentabteilung aber noch viel komfortabler finden: Urlaub, Urlaubsgeld, Weihnachtsgeld, Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, feste Arbeitszeiten...

Und das ist das eigentliche Problem: die Patentabteilungen, bei denen die Arbeit entsteht, können diese immer mehr selbst abarbeiten. Viele Unternehmen geben nur noch ungeliebte Arbeit (Schreiben von Anmeldungen) raus und machen die für eine Kanzlei umsatzträchtigen Dinge (Anmeldeverfahren) selbst. Viele Kanzleien haben zu einem signifikanten Anteil ihres Arbeitsvolumens solche Aufträge. Für den Junganwalt ist das erst einmal noch verschmerzbar, da er so oder so nur seinen Anteil von den abgerechneten Stunden bekommt. Vielleicht schreibt er nicht so gerne ständig Anmeldungen, die er anschließend nie wieder zu sehen bekommt, aber er kann davon leben. Für die Kanzleien wird die Suppe aber dünner, weil die ganzen Grund- und Formalgebühren verloren gehen. Eine dünnere Suppe teilt man aber noch weniger gern mit neuen Partnern.

Auch sehe ich das Problem, dass für dieselbe Arbeit immer weniger abgerechnet wird. Aus Sicht der Altvorderen ist ein Mandat erst einmal ein Umsatzposten. Wieviel Arbeit für das Auftragsvolumen von z.B. 500.000€ jährlich geleistet werden muss, ist den Akquisemeistern egal, die fassen ja schließlich keine Akten mehr an. Wenn der Mandant sinkende Preise verlangt, versucht man im Zweifel dafür die Anzahl an Aufträgen zu steigern, um das Umsatzvolumen konstant zu halten. Dass das gleichzeitig eine Einkommens- und Freizeitkürzung für die freien Mitarbeiter bedeutet, wird nicht bemerkt.
 

Kohlkopf

Schreiber
Als vergleichsweise alter Hase muss ich noch etwas Öl ins Feuer gießen:

An Kandidaten konnte man verdienen vor dem London agreement. Nicht umsonst vertreten manche die Ansicht, durch Übersetzen könne man technisches oder juristisches Wissen erlangen. Außerdem ist ein Kandidat dem Ausbilder persönlich zugeteilt, erhöht somit dessen gefühlte Bedeutung, was für den Mittvierziger in der von alten Männern beherrschten Kanzlei nicht unwichtig ist. Das darf ruhig etwas kosten. Tut es nämlich auch. Wenn der/die Kandidat(in) einen Bescheid, den ich in 3h erledige, in 15h bearbeitet, muss ich danach erst mal 2h erklären, dann arbeitet er oder sie noch mal 7 h, dann erkläre ich nochmal 3h, dann mache ich das Ganze in 1,5 h selber (hab mich ja dabei eingearbeitet). Vergleichbar sieht das mit Junganwälten aus. Eigentlich müsste Kandidat also Geld mitbringen, wenn's nur darum gehen sollte. Übrigens war die Rechnung als ich Kandidat war genauso.
 

EQE2009-Gast

*** KT-HERO ***
Ein Nachtrag zu den hier genannten Statistiken und Zulassungszahlen. Ich habe soeben den neuen Jahresbericht des BPatG durchgeblättert. Dort ist auf Seite 85 eine aktuelle Statistik zur Zahl der am BPatG im Amtsjahr ausgebildeten Kandidaten:

2001: 110
2002: 186 (soweit ich weiß, ist das das Jahr, in dem die Ausbildung im Amtsjahr von 12 Monaten auf 8 Monate verkürzt wurde, deswegen wohl eine Prüfungsgruppe mehr?)
2003: 141
2004: 158
2005: 153
2006: 147
2007: 155
2008: 140
2009: 138
2010: 238
 

ip_kandidat

GOLD - Mitglied
Aktuelle Zahlen:

Das Jahr 2010

Im Jahr 2010 absolvierten 195 von 196 Prüflingen erfolgreich
die reguläre Patentanwaltsprüfung.

Mit 177 Neuzulassungen als Patentanwältin oder
Patentanwalt wurde das Niveau des Vorjahres deutlich
übertroffen. Bei weniger Löschungen (59) als im
Vorjahr (64) stieg die Zahl der insgesamt zugelassenen
Patentanwälte zum Jahresende 2010 auf den
neuen Rekordstand von 2 956.
Quelle: http://presse.dpma.de/docs/pdf/jahresberichte/jb2010_dt.pdf , S.43
 
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grond

*** KT-HERO ***
nur 1 ist durchgefallen?! :rolleyes:

Ich habe von einem Frischling gehört, dass sie jetzt sehr viel strenger darauf achten, nur die Kandidaten zur Prüfung zuzulassen, die es auch schaffen werden (also ausreichend gute Noten bei den Probeklausuren erzielt haben). Die anderen müssen vier Monate ranhängen.
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Hi allerseits,

nach meinen Erfahrungen und von mir bekannten Kollegen ergibt sich folgendes Bild. Die Schwierigkeit der Ausbildung hat merklich angezogen:

Hagen:
Die Klausuren in Hagen sind anspruchvoller als früher, auch wird deutlich strenger korrigiert, sodass es nicht mehr so einfach ist, hier ohne Weiteres zu bestehen. Ich kenne mehrere Kollegen, die sich haben freistellenlassen für die 2. Hagen-Klausur, um sich richtig darauf vorzubereiten, nachdem sie mit normaler Vorbereitung die 2. Klausur nicht bestanden/zu wenig Punkte insgesamt für die mündliche Prüfung hatten. Ich habe auch Arbeit von den Kollegen gesehen und die war nicht wirklich schlecht.

Amtsjahr:
Beim DPMA durchgesetzte Anwesenheitspflicht, Arbeit und damit Verdienst nebenher ist viel schweiriger möglich.
Beim BPatG Schwierigkeit der Klausuren hat zugenommen, sei es durch die Klausuren selbst oder durch die Korrektur. Fast verbindlcihe Bestehensquote von 75% für die Zulassung zur PA-Prüfung.

Danach:
Es ist sehr schwierig geworden, insbesondere in München, an eine Kanzlei zu geraten, bei der man hinsichtlich Partnerschaft vernünftige Bedingungen (Zeit bis zur Partnerschaft, Bedingungen der Partnerschaft selbst) vorfindet. Durch das Überangebot an Patentanwälten, insbesondere auch im Raum München stagnieren die Gehälter für die angestellten PAs und die Kollegenarbeiter, während viele Kanzleien ggü. Mandanten die Stundensätze anpassen. In vielen Kanzleien herrscht aus diesen Gründen auch eine mittlere bis hohe Fluktuation an Mitarbeitern/Nicht-Partner-PAs. Sicherlich sind die Gehälter als Nicht-Partner-PA nicht schlecht, für eine Partnerschaft in einer mittelgroßen oder großen Kanzlei kann man aber mal locker eine zweistellige Jahreszahl einplanen mit jeder Menge kostenlosem "Einbringen in die Kanzlei", sprich man darf sich noch um interne Belange der Kanzlei unbezahlt kümmern, um sich den Partnern anzudienen. Eine eigene Kanzlei aufmachen ist ohne eine gewisse Anzahl an eigenen Mandaten ist schwierig. Wenn man sich also zunächst als Kollegenarbeiter in einer Kanzlei verdingt, kann man, sofern man dies vorhat, auch gleich Zeit einplanen, um Akquise zu betreiben...wenn die Kanzlei, in der man als Kollegenarbeiter tätig ist zuläßt. Viele Kanzleien "erlauben" vertraglich mittlerweile keine Unterscheidung mehr zwischen eigenen Mandaten des PA und Mandaten der Kanzlei, sprich Akquise von Mandaten eines Kollegenarbeiters, der in der Kanzlei tätig ist, sind regelmäßig Kanzleimandate...bei Weggang aus der Kanzlei schafft dies zusätzlich Konfliktpotential, zumal einige Mandanten mehrfachen Kanzleiwechsel etwas argwöhnisch beäugen.

Resumee:
Es ist deutlich schweiriger und wesentlich aufwendiger geworden, die Verdienstaussichten und/oder die Bedingungen für Kollegenarbeiter/Partnerschaft in einer Kanzlei habe sich merklich verschlechtert.

so long

arcd007
 

Paternoster

SILBER - Mitglied
Hallo arcd007,

mit Deinen Äußerungen hier dürfstest Du einer Vielzahl von jungen Kollegen aus dem Herzen geschrieben haben. Vor allem sind es genau diese Faktoren, die von den vielen hoffnungsfrohen Interessenten nach wie vor viel zu wenig beachtet werden. Das sieht man an vielen Threads in den letzten Monaten, wo Leute nach irgendwelchen Details gefragt haben, letztlich aber davon überzeugt waren, dass sie mit einer PA-Ausbildung den Schlüssel zur Lösung all ihrer beruflichen, privaten, finanziellen etc. Probleme gefunden haben. Dem Beruf haftet nunmal immer noch der Ruf an, man müsse nur eine Durststrecke überwinden und durch einen "Flaschenhals" durch, und dann sei man dafür im Schlaraffenland angekommen. Dass das längst überholt ist, wollen viele immer noch nicht wahrhaben.
Wenn man sie dann mit der Realität konfrontiert, ziehen sie sich auf die moralische Schiene zurück, weil sie den Beruf ja nicht wegen Reichtumsträumen erlernen wollen und auch mit weniger Geld zufrieden sind. Doch genau darum geht es gar nicht. Es sind die nicht-finanziellen Randbedingungen, die vielen den Spaß am Beruf genommen haben. Die meisten jungen Kollegen finden sich nach der sehr langen Ausbildung in unmittelbarer Abhängigkeit von Altvorderen, die von der verbissenen Verteidigung ihrer Mandantenkontakte leben, an die sie niemanden ranlassen. Die Junganwälte sollen nur im Hintergrund die Arbeit machen, ohne nach außen in Erscheinung zu treten. Dass das nur noch frustrierend ist, liegt auf der Hand. Und im Gegensatz zu normalen Angestellten haben die Kollegenarbeiter, freien Mitarbeiter etc. noch nicht einmal ein paar gesetzlich garantierte Rechte.

Es ist auch deutlich spürbar, dass der früher viel beschworene "Selbtsregulierungseffekt" (man bildet nur so viele PAs aus, wie man auch braucht) nicht mehr funktioniert. Das geben mittlerweile sogar die Altvorderen zu, die an der Kandidatenschwemme verdienen. In die langjährig gefestigten Mandantenkontakte bricht so schnell kein unerfahrener Junganwalt, der die Selbständigkeit wagt, ein. Deshalb können die Seniorpartner die aufkommende Konkurrenz recht gelassen hinnehmen. Je mehr Kandidaten man ausbildet, desto eher hat man hinterher billige Arbeitskräfte, die einem die Arbeit machen, die man dann teuer weiterverkaufen kann. Solange die Mandanten da mitspielen (und bis jetzt sieht es wohl überwiegend danach aus), geht das Geschäftsmodell so weiter.

Es sei denn, die potentiellen Kandidaten werden irgendwann auch schlauer und besinnen sich darauf, dass sie auch außerhalb des PA-Berufs gesucht sind.
 
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