Grundhonorare sind natürlich dazu da, die laufenden Kosten zu decken
Das tun sie aber nur in älteren Kanzleien mit attraktiven ausländischen Großmandanten. In jüngeren Kanzleien kommen die Aufträge mit Grundhonoraren inzwischen fast nur noch von kleinen und mittelständischen lokalen Mandanten mit schwachem Anmeldeaufkommen. Die deutsche Industrie zahlt immer seltener Grundhonorare und schon gar nicht die Unternehmen, die ihre PAs wechseln (das machen die nämlich immer nur unter Kostenaspekten). Erstaunlicherweise halten sich die Unternehmen lieber selbst einen Haufen Angestellte, die die Verwaltungsaufgaben, Einreichungen, Erfinderbenennungen, Fristenüberwachung und Jahresgebühren machen, als Patentanwälten Pauschalhonorare für deren Angestellte zu zahlen.
Entsprechend würde ich schätzen, dass ein Großteil der Stundensätze der Anwälte tatsächlich bei den Anwälten (bzw. Partnern) landet (solange sie nicht nur Kollegenarbeit machen natürlich...)
In einer klassischen Kanzlei werden Anwaltsstunden eher deswegen verkauft, weil irgendjemand die lästige Facharbeit ja erledigen muss. Das gute Geld wird mit Grundhonoraren für Auslandsmandate verdient. Solche Kanzleien wird es als Neugründungen nicht mehr geben, auch wird man in solchen Kanzleien wohl nicht mehr unter auch nur halbwegs akzeptablen Bedingungen Partner werden. In jüngeren Kanzleien hingegen werden zu 80% des Umsatzes nur noch die Anwaltsstunden verkauft. Der trotzdem zu haltende Personalstamm und die sonstigen Kosten fressen dann von den abgerechneten Anwaltsstunden 50 bis 60% auf. Auch wollen wir mal nicht vergessen, dass abgerechnete Anwaltsstunden im Gegensatz zum Elektromeister keinesfalls auch tatsächlich geleistete Stunden sind.
Ich kenne Kanzleien, wo Partner sich nach wenigen Jahren wieder auszahlen lassen, weil es sich nicht lohnt, Partner zu sein. Oder solche, die inzwischen BGB-Gesellschaften um ihre Partnerschaften herum gründen, damit sich jüngere PAs "Partner" auf die Visitenkarte drucken können. Die sind dann natürlich nicht Partner der Partnergesellschaft, sondern nur der BGB-Gesellschaft außen herum. An die Honigtöpfe kommen die natürlich auch nicht ran, die dürfen sich dafür aber zusätzlich mit Personalentscheidungen und ähnlichem beschäftigen. Ganz wie ehemals die echten Partner...
Also ich habe bis jetzt für Arbeit gegenüber dem Mandanten noch bei keiner Kanzlei was von Stundensätzen unter 150€ gehört (kp obs so niedrige Sätze für richtige Arbeit gegenüber dem Mandanten irgendwo gibt)
Vielleicht nicht 150€, aber nicht fern davon. Dann zieh mal 50 bis 60% davon für Kosten ab und rechne aus, wieviele abgerechnete Stunden Du leisten musst, um ein für einen wirklich langen Ausbildungsweg adäquates Einkommen zu erreichen. Dazu bedenke, dass Du meistens mehr Stunden tatsächlich arbeitest als Du abrechnest und nebenbei noch eine Menge Büroorganisation betreiben musst.
Für tüchtige jung-PA´s (Sprich Leute, die sich mit Kollegenarbeit über Wasser halten, nicht Partner...) sind, soweit ich das als Patentingenieur in einer Kanzlei mitbekomme, 6k€ Brutto/Monat durchaus realistisch drinn, und das würde ich jetzt nicht für schlecht halten.
Im Raum München ist mit 6k brutto ein Leben auf nur bescheidenem mittelständischem Niveau möglich. Allein für ein Reihenhaus im S-Bahn-Gebiet, Tagesbetreuung für zwei Kinder und ein Familienauto wird das verbleibende Netto ganz schnell weg sein. Ich denke, dass man als höchstspezialisierte Fachkraft mit ewig langem Ausbildungsweg dies nicht mehr als attraktiv ansehen kann. Ein Cousin von mir ist ins Bankenwesen gegangen.
Das würde ich empfehlen, wenn es nur ums Geld geht.
Das Auseinanderhalten von guten und schlechten PA´s ist für viele tatsächlich schwierig. Ein Erfinder wird jedoch merken, ob jemand den technischen Sachverhalt richtig versteht.
Ja, das hilft aber nicht weiter. Aber auch solche Erfinder kann man einfach täuschen: man schreibt einfach ziemlich direkt ihre Erfindungsmeldung mit sämtlichen Mängeln aus PA-Sicht ab.
Über die Jahre hinweg wirds grade bei Großen Mandanten jedoch immer wieder Situationen geben, in denen Auffällt wenn ein Anwalt schlecht ist. Viele große Mandanten haben außerdem vernünftige Patentabteilungen, die schon merken würden, wenn der Anwalt quatsch erzählt.
Da wir selbstverständlich nur erstklassige Qualität liefern, kann ich hier nicht mitdiskutieren. Anmerken will ich nur, dass ich Kanzleien kenne, für die es kein Problem zu sein scheint, kontinuierlich schlechte Arbeit zu liefern. Die sind in etwas anderem gut: ausländische Mandanten unter den Tisch trinken und Mitarbeitern von Patentabteilungen umsatzbezogene Geschenke zukommen lassen.
Man sollte aber auch nicht so tun, als wäre PA keine Karriereperspektive mehr.
Der Weg zum PA führt erst einmal in eine Sackgasse - einmal PA, immer PA. Der normale Techniker kann sich in einem Großunternehmen sehr viel vielfältiger entwickeln. Er kann z.B. in Richtung Marketing oder Management gehen. Beweglichkeit ist ein wichtiger Aspekt in einem schlechter werdenden Markt.