Ach herrje, jetzt driften die eigentlichen sinnvollen und fundierten Beiträge
von grond, arcd007 und Blood for PMZ mit Unterstützungbeiträgen von EK
wieder in der Gesamtrichtung in eine von upupu (oder so ähnlich)
angestachelte Einkommensdiskussion, eingeleitet
von Patenting. Karl, der 60k für ein gutes jährliches Einkommen eines
Unternehmers mit vollem Haftungs- und Mandantenausfallrisikos hält, und
konkretisiert von grond, der in eine Kanzlei mit niedrigen Stundensätzen
gewechselt ist (vielleicht macht die Arbeit aber mehr Spass?) und sein Leid klagt...
Zur Verdeutlichung: Hier lesen auch Mandanten bzw. Patentabteilungen mit,
also Auftraggeber für uns. Ich halte es nicht für besonders zielführend, wenn
man derartige Rechnungsempfänger mit weiteren Argumenten bzw.
Hintergrundinformationen zu (angeblich) sinkenden Stundensätzen füttert.
Man sollte sich dann nicht wundern, wenn der eigene Mandante demnächst mit
einer Kostensenkungsforderung in der Tür steht! Selbst die genannte untere
Zahl von 80k dürfte bei Leuten wie Karl einen Futterneidkomplex initiieren,
auch wenn jeder Freiberufler/Unternehmer weiss, dass diese 80k eher
50k eines Angestellten entsprechen.
Die von grond zitierten unteren Stundensätze sind mir vom Hören-Sagen
auch bekannt (mit Namen der größeren Mandanten und Kanzleien), ABER:
Wer als einigermaßen eingefahrener Patentanwalt unterwegs ist, kennt die Namen
derartiger Mandanten und Kanzleien, die mit diesen Stundensätzen unterwegs sind, und
macht einen großen Bogen um eben solche (hier findet sich dann auch ein
möglicher (selbstverständlich nicht zwingender) Anknüpfungspunkt zu häufig im
Stellenmarkt inserierenden Kanzeleien, die dauerhaft auf
Personalsuche sind und/oder eine auffallend hohe Fluktuation an Patentanwälten haben).
Ein paar Aspekte fehlen aus meiner Sicht noch in den bisherigen Beiträgen oder
könnten konkretisiert werden:
1. Nachwuchs/Konkurrenz
1.1 Vor weniger als 10 Jahren betrug die Anzahl der in Deutschland zugelassenen
Patentanwälte ca. 2000. Ende 2011 waren aber schon knapp 3000 zugelassen!
1.2 In einem der letzten Jahre (2009-2011) haben - hoffentlich nur abweichend von der sonst
üblichen Anzahl (ca. 150-180) - knapp 300 Prüflinge das Patentassessorexamen bestanden.
1.3 Die Anzahl der nicht unmittelbar sichtbaren Patentingenieure, die in
Patentabteilungen der Industrie tätig sind, reifen irgendwann zur Konkurrenz heran,
spätestens dann,wenn sie die EQE bestanden haben.
1.4 Die zugelassenen Vertreter aus anderen EPÜ-Mitgliedstaaten, die bisher
hauptsächlich von Übersetzungen gelebt haben, müssen ihre Tätigkeiten
in Richtung des normalen Prosecution-Geschäftes verlagern, wenn sie nicht
früher oder später verhungern wollen.
1.5 Aus der relativ hohen Anzahl von Stellenanzeigen für Patentanwälte auf die
Berufsaussichten zu schließen halte ich für gewagt. Einige Kanzleien schalten
derartige Anzeigen auch zur Selbstdarstellung ("Wir wachsen!"), müssen
ihre häufigen Abgänge wieder ausgleichen, finden einfach keine PAs,
die zu den angebotenen Konditionen arbeiten wollen, liegen in der tiefsten
Pampa, haben ein Generationsproblem oder Chefe=Choleriker, um nur
ein paar Beispiele zu nennen.
2. Steigende technische Komplexität der Anmeldungen
In meinem technischen Gebiet steigen das Niveau und die Komplexität der Anmeldungen
beständig an. Leider findet dieser Umstand keinerlei Berücksichtung in der
abrechenbaren Stundenzahl, die seit mehr als 10 Jahren konstant rumdümpelt.
Anders als grond sind mir auch Kanzleien bekannt, die die Stundensatzschraube
kontinuierlich nach oben schrauben, und das ohne Mandantenverlust oder
im Gegenzug eingeräumte Rabatte.
Als spontaner, nicht unbedingt konsequent durchdachter (Zeit ist Geld)
Rat an den Thread-Ersteller: Ich würde mir eine Stelle in einer Patentabteilung
suchen, um die Patentgrundlagen fundiert zu erlernen, und "nebenbei" das Jura-Studium
durchziehen (inkl. 2. Staatsexamen). Die mögliche Hungerzeit als Referendar dürfte später kompensiert werden durch die meiner Meinung nach deutlich spannendere Tätigkeit eines
IP-Rechtsanwalts mit fundierter techn. Ausbildung im Vergleich zum reinen PA-Dasein, der
bei Streitfällen nicht ohne RA auskommt.
Hintergrund:
Die IP-Rechtsanwälte sind derzeit sehr gesucht.
IP-Rechtsanwälte mit techn. Grundausbildung sind noch seltener und
noch gesuchter.
Außerdem hat man als Rechtsanwalt die Vertretungsbefugnis vor dem DPMA und EPA,
ohne jemals eine entsprechende Prüfung abgelegt zu haben.
Und: Für die richtig unangenehmen Fälle mit technisch nahezu unverständlichem
Zeugs kann man einen Patentanwalt zu Rate ziehen