Um mal wieder zur sachlicen Diskussion zurückzukehren:
Horst schrieb:
Um auf Hagen III zurückzukommen, ich halte diese Möglichkeit für ausgezeichnet. Immerhin ermöglicht es den PAs, in überschaubarer Zeit (2 Jahre + Refenrendariat <= 2 Jahre) auch RA zu werden. Umgekehrt dauert das viel länger (5 Jahre technisches Studium + evtl. 3,5-4 Jahre Ausbildung).
So weit, so gut. Die Frage ist aber auch: wozu ? Was bringt es unterm Strich ?
Horst schrieb:
Für die Zukunft ist Hagen III eine gute Möglichkeit, sich konkurrenzfähig zu halten. Angesichts Bologna und der Umstellung auf Bachelor (3 Jahre) und Master (4 Jahre) auch für das Jura-Studium sehe ich dies auch notwendig.
Könnet scho, aber nit wöllet, fällt mir dazu ein.
Das Problem, warum m.E. die meisten Juristen und Naturwissenschaftler nicht ins Patentwesen gehen ist m.E. weniger mangelndes Können, sondern mangelndes Wollen.
(Bei vielen spielt nach meiner Erfahrung aber auch das mangelnde Talent, sich mit technischen bzw. juristischen Sachverhalten auseinanderzusetzen.)
Von daher sehe ich da keine grosse Konkurrenz und das Ganze als ein Forums-worst-case-kommt-bestimmt-Horrorszenario mit nur begrenzter Eintrittswahrschinlichkeit an
Horst schrieb:
Wenn das Referendariat mit Bologna tatsächlich abgeschafft wird, gibt bald die ersten, die entweder zunächst L.L.M. und dann B.Sc. (7 Jahre) oder M.Sc. und L.L.M. (8 Jahre) gemacht haben.
Bei Abi mit 18 sind die danach trotzdem erst 25-27 Jahre und haben volle Zulassung + technisches Wissen.
Richtig, und ausserdem werden dann die gehörnten Dämonen aus der Hölle aufsteigen und alle Patentanwälte fressen ;-))
SCNR....
Mal im Ernst:
- Auch zu meiner Studienzeit bestand die Möglichkeit eines Doppelstudiums- hat kaum einer gemacht.
- "Volles technisches Wissen" bezweifle ich nach einem B.Sc. - nicht umsonst wird ja auch zur PA-Prüfung ein Jahr praktische Arbeit verlangt, und auch nach Studium und Dissertation habe ich als Forscher immer noch eine Menge dazugelernt, was mir in der Patentarbeit nützlich ist.
- Ich sehe die Arbeit eine Patentanwaltes schwerpunktmässig im technischen Bereich, weniger im rein juristischen.
Horst schrieb:
Da krebst keiner mehr mit PA-Ausbildung und EQE rum, weil es sich gegenüber einem L.L.M., der auch 4 Jahre dauert, einfach nicht mehr lohnt.
Dennoch muss sich auch der Rechtsanwalt in IP-Sachverhalte erst einmal einarbeiten - was ein Patentanspruch ist, im EPÜ und PatG steht, die Beschwerdekammern so entschieden haben und wie man einen Bescheid erwidert muss auch erst einmal gelernt werden.
Um einen Blick in die USA zu werfen:
dort ist der Patent Attorney in der Regel ein Techniker, der durch Bestehen der Patentamtsprüfung ein Patent Agent geworden ist und dann mit Bescuh der Law School und Bestehen der Prüfung zum Patent Attorney wird.
In GB gibt es seit langem das Bachelor-Master-System, trotzdem sind weder die nationalen Chartered Patent Attorneys noch die European Patent Attorneys ausgestorben
Horst schrieb:
Im "worst case" ist die PA-Kaste dann in einer Generation ausgestorben. Für die älteren PAs ist das egal, aber alle <=35 sollten sich mit Hagen III absichern.
Zugegebenermaßen ein recht schwarzes Zukunftsbild, wie denkt Ihr / denken Sie darüber?
Und vergiss mir die Dämonen nicht, sie werden uns alle kriegen, jaaahaaaa.... ;-)))
Ich sehe das nicht so düster, da Du hier von einer Verkettung mehrerer Ereignisse ausgehst, die alle zutreffen müssten.
Und das sehe ich einfach noch nicht, Bologna hin oder her.
Studeingebühren gibt es übrigens auch noch, bis dahin sicherlich mahr als die heutigen 500 Euro.
Zusätzlich überschätzt Du die rein fachliche Komponente - es spielen aber noch soft factors wie Erfahrung, Kundenbeziehungen, liebgewonnene Gewohnheiten etc. mit hinein.
Ich sehe schon die M.Sc. in Vorstellungsgesprächen erklären, was ihr Abschluss eigentlich ist warum sie glauben, dass dies einem Diplom entspricht, warum sie denn nicht PATENTanwalt sind sondern "nur" normaler Anwalt ("war ihnen das denn zu schwer ? oder haben Sie die Arbeit gescheut ?") und die spöttelnden Techniker, die den nicht mal promovierten LLM und M.Sc. ohne Forschungserfahrung belächeln, da er wissenschaftlich gar nicht mitreden kann...
Ausserdem ist der formal am höchsten qualifizierte nicht automatisch der beste Rechtsberater, Anwalt, Abteilungsleiter etc., sondern da wird auch kaufmännisches Denken, Selbständigkeit, Initiative, Kommunikationsfähigkeit etc. verlangt.