Einmal Patentanwalt, immer Patentanwalt?

DerSucher

BRONZE - Mitglied
Hi, wollte mal fragen, wie es für einen PA ist, wenn er irgendwann weniger mit Patentrecht zu tun haben will? Kann man dann auch in Unternehmen gehen? Vielleicht dann nicht als Entwickler aber sonst?
 
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silvio_h

GOLD - Mitglied
Puh, das ist genau wie eine Frage, was man als Ingenieur oder BWLer oder Jurist in einem Unternehmen denn so machen/werden kann.... Das hängt stark von den eigenen Fähigkeiten und Vorlieben sowie von den Rahmenbedingungen im Unternehmen ab...

Wenn du bei BASF bist, kannst du bestimmt auch mal ins Marketing oder Personalwesen wechseln ür 1-3 Jahre... Wenn du woanders bist, wahrscheinlich weniger...
 

der_markus

*** KT-HERO ***
Ja haha, Markenrecht gibt es natürlich auch noch :D
Womit die meisten Patentanwälte erfahrungsgemäß deutlich weniger zu tun haben wollen als mit Patentrecht. ;) D.h. wenn man später schon mit Patentrecht nichts mehr zu tun haben möchte ... wird man sich wahrscheinlich auch nicht mit Markenrecht befassen.

Ich persönlich würde deine Frage etwas binärer beantworten: Wenn die Gefahr besteht, dass man irgendwann weniger oder nichts mehr mit Patentrecht zu tun haben möchte, ist Patentanwalt eventuell nicht der richtige Beruf für einen. Das Patentrecht ist nunmal der Kern der Tätigkeit des Patentanwalts. Patentanwalt wird man ja auch nicht mal so nebenbei. Die Ausbildung ist lang und hart. Nur wer das thematische Interesse und den notwendigen Willen aufbringt, absolviert die Ausbildung erfolgreich. Und wenn diese vorhanden sind, macht man den Job eigentlich auch bis zum Ende.

Wenn man jedoch wirklich irgendwann im fortgeschrittenen Alter keine "Lust" mehr hat auf den Stress einer Kanzlei, könnte man sich auch nach einem beratenden Job, z.B. bei einer Unternehmensberatung oder als freiberuflicher IP-Berater, oder einem thematisch peripheren Job, z.B. in einem PIZ, oder in der relevanten Abteilung bei TÜV, LGA, TGZ, IGZ und wie sie alle heißen, umsehen.
 
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DerSucher

BRONZE - Mitglied
Die Frage zielte er darauf ab, ob man in Unternehmen noch einige der vielfältigen Aufgaben übernehmen kann oder ob einem der Stempel "Patentanwalt" immer aufgedrückt bleibt. Also auch vor dem Hintergrund, was wäre, wenn der Arbeitsmarkt irgendwann mal ungemütlich werden sollte
 
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DMX

BRONZE - Mitglied
Als jemand, der Entwickler/Teamleiter in der Automobilindustrie war und nun Patentanwalt ist:

Während der Ausbildung ändern sich die Denk- und Arbeitsweise grundlegend. Nach einem halben Jahr konnte ich es mir kaum, nach einem schon gar nicht mehr vorstellen, in den Ingenieurberuf zurückzukehren. Nach den inzwischen fünf Jahren erst recht nicht. Allein schon das ganze Meeting-Gehabe und das fremdbestimmte, weisungsgebundene Arbeiten würden mich narrisch machen.

Viel schlimmer aber: so sehr es mich reizen würde, wieder etwas technisches und praktisches zu machen: die recht spezialisierten Fähigkeiten habe ich schlicht gar nicht mehr, bzw. nicht auf einem Level, das Sinn ergibt. Ich kann CATIA, Ansys, MATLAB usw. zwar immer noch halbwegs bedienen, die technischen Hintergründe weiß ich nach wie vor, zum Mitreden in irgendwelchen Abstimmungsrunden könnte es auch reichen. Aber vom Niveau her würde ich mich nur knapp über jemandem ansiedeln, der vor ein-zwei Jahren aus der Uni rausgekommen ist. Zu meinem alten Arbeitgeber zurückzukehren, um mir von jemandem die Welt erklären zu lassen, der zehn Jahre jünger ist und genau dort steht, wo ich vor zehn Jahren stand, das finde ich überhaupt nicht reizvoll. Erst recht nicht, wenn man die Gehaltsvorstellungen berücksichtigt. Meine gleichaltrigen Ex-Kollegen verdienen ja ebenfalls ganz gut, aber ich würde ja nicht auf deren Positionen zurückkehren, sondern weit darunter - während ich meine technischen Skills abgebaut habe, haben sie nur weiter aufgebaut, Personalverantwortung übernommen usw... Ich bin also entweder zu schlecht für jemand meines Alters, oder zu alt für jemand meines Könnens. Das gilt natürlich nicht nur auf rein technischer Ebene, sondern auch für sonstige organisatorische oder leitende Fähigkeiten. Wieso sich ein Arbeitgeber diesen Schuh anziehen sollte, wäre mir schleierhaft.

Da lieber Patentanwalt bleiben, zur Not auf Teilzeit, und dafür ein technisches Hobby suchen. Drohnen konstruieren, auslegen und programmieren, Autos tunen, Motoren restaurieren - es gäbe für mich viele Arten, den gleichen Skillset wie damals einzusetzen, ohne damit mein Geld verdienen zu müssen. Oder man wird Industrie-Patentanwalt für ein Unternehmen und ist wieder viel näher an der Technik bzw. Entwicklung. Aber auch da hat man nicht "weniger mit Patentrecht" zu tun, sondern nur "mehr mit der Technik".

...es sei denn, man will komplett die Notbremse ziehen und ganz was anderes machen, z.B. einen Surfverleih auf Malle oder eine Tanzschule in Osaka aufmachen. Das kann man aber aus jedem Beruf heraus genauso gut oder schlecht :)
 

DerSucher

BRONZE - Mitglied
Als jemand, der Entwickler/Teamleiter in der Automobilindustrie war und nun Patentanwalt ist:

Während der Ausbildung ändern sich die Denk- und Arbeitsweise grundlegend. Nach einem halben Jahr konnte ich es mir kaum, nach einem schon gar nicht mehr vorstellen, in den Ingenieurberuf zurückzukehren. Nach den inzwischen fünf Jahren erst recht nicht. Allein schon das ganze Meeting-Gehabe und das fremdbestimmte, weisungsgebundene Arbeiten würden mich narrisch machen.

Viel schlimmer aber: so sehr es mich reizen würde, wieder etwas technisches und praktisches zu machen: die recht spezialisierten Fähigkeiten habe ich schlicht gar nicht mehr, bzw. nicht auf einem Level, das Sinn ergibt. Ich kann CATIA, Ansys, MATLAB usw. zwar immer noch halbwegs bedienen, die technischen Hintergründe weiß ich nach wie vor, zum Mitreden in irgendwelchen Abstimmungsrunden könnte es auch reichen. Aber vom Niveau her würde ich mich nur knapp über jemandem ansiedeln, der vor ein-zwei Jahren aus der Uni rausgekommen ist. Zu meinem alten Arbeitgeber zurückzukehren, um mir von jemandem die Welt erklären zu lassen, der zehn Jahre jünger ist und genau dort steht, wo ich vor zehn Jahren stand, das finde ich überhaupt nicht reizvoll. Erst recht nicht, wenn man die Gehaltsvorstellungen berücksichtigt. Meine gleichaltrigen Ex-Kollegen verdienen ja ebenfalls ganz gut, aber ich würde ja nicht auf deren Positionen zurückkehren, sondern weit darunter - während ich meine technischen Skills abgebaut habe, haben sie nur weiter aufgebaut, Personalverantwortung übernommen usw... Ich bin also entweder zu schlecht für jemand meines Alters, oder zu alt für jemand meines Könnens. Das gilt natürlich nicht nur auf rein technischer Ebene, sondern auch für sonstige organisatorische oder leitende Fähigkeiten. Wieso sich ein Arbeitgeber diesen Schuh anziehen sollte, wäre mir schleierhaft.

Da lieber Patentanwalt bleiben, zur Not auf Teilzeit, und dafür ein technisches Hobby suchen. Drohnen konstruieren, auslegen und programmieren, Autos tunen, Motoren restaurieren - es gäbe für mich viele Arten, den gleichen Skillset wie damals einzusetzen, ohne damit mein Geld verdienen zu müssen. Oder man wird Industrie-Patentanwalt für ein Unternehmen und ist wieder viel näher an der Technik bzw. Entwicklung. Aber auch da hat man nicht "weniger mit Patentrecht" zu tun, sondern nur "mehr mit der Technik".

...es sei denn, man will komplett die Notbremse ziehen und ganz was anderes machen, z.B. einen Surfverleih auf Malle oder eine Tanzschule in Osaka aufmachen. Das kann man aber aus jedem Beruf heraus genauso gut oder schlecht :)
Entkommt man als Ing der Fremdbestimmung durch Personalverwaltung? Oder liegt das eher daran dass man überhaupt angestellt ist?
 

DMX

BRONZE - Mitglied
Entkommt man als Ing der Fremdbestimmung durch Personalverwaltung? Oder liegt das eher daran dass man überhaupt angestellt ist?
Zumindest in meiner alten Branche: Eher nicht, und eher ja. Es gibt ja auch freiberufliche Ingenieure, das würde das Ganze tatsächlich etwas abschwächen (aber die paar wenigen solchen, die ich kenne, sind schnell wieder ins Angestelltenverhältnis zurückgekehrt). Fremdbestimmt oder zumindest Fremdbeeinflusst ist man aber in den allermeisten Unternehmen trotzdem, wobei natürlich je höher die Position, desto größer das Mitspracherecht. Technische Produkte zu entwickeln ist nun mal Teamwork, das viele Abteilungen und viele Ebenen involviert. Als Patentanwalt hat man meist mit deutlich weniger Stakeholdern zu tun.

Anmerkung: das beziehe ich alles auf die Automobilindustrie bzw. Zuliefererbranche, wo es wenige Endabnehmer (die OEMs) gibt und die Produkte hochkomplex sind. Ist sicher in anderen Branchen auch mal ganz anders.
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
Die Frage zielte er darauf ab, ob man in Unternehmen noch einige der vielfältigen Aufgaben übernehmen kann oder ob einem der Stempel "Patentanwalt" immer aufgedrückt bleibt. Also auch vor dem Hintergrund, was wäre, wenn der Arbeitsmarkt irgendwann mal ungemütlich werden sollte
Man muss in einem Unternehmen nicht zwingend immer als Patentanwalt arbeiten, aber ich meine, dass man zumindest auf das Thema "intellectual Property" festgelegt ist. Das heißt, man schreibt vielleicht keine Patentanmeldungen, aber man verwaltet z.B. ein Patentportfolio, macht Vermarktungsanalysen (bezügl. Patentlizenzen) oder nimmt an Lizenzverhandlungen teil.
 

silvio_h

GOLD - Mitglied
Man muss in einem Unternehmen nicht zwingend immer als Patentanwalt arbeiten, aber ich meine, dass man zumindest auf das Thema "intellectual Property" festgelegt ist. Das heißt, man schreibt vielleicht keine Patentanmeldungen, aber man verwaltet z.B. ein Patentportfolio, macht Vermarktungsanalysen (bezügl. Patentlizenzen) oder nimmt an Lizenzverhandlungen teil.
Oder man macht FTO-Analysen, verantwortet die Patentstrategie angelehnt an die Marktstrategie, ist involviert in Due Diligence Prozesse (z.B. bei M&A-Vorgängen), macht Schulungen zu IP in R&D, Marketing, bei Projektleitern etc. und beobachtet stetig die Anmeldugen des Wettbewerbs mit entsprechender Verteilung hinein in die R&D. Und zu guter letzt bewertet man Erfindungsmeldungen direkt mit den Erfindern gemeinsam und kann regelmäßig auch mal ins Technikum oder Ähnliches direkt eintauchen. Und dann kann man extern die Patentanwälte koordinieren, dass die Anmeldung / Beantwortung des Prüfbescheids / Haupt- und Hilfsanträge in Beschwerdeverfahren tatsächlich einen Nutzen für das Unternehmen haben...

Und man verhandelt Erfindervergütungen zwischen Erfindern und Entscheidern...

Wem mehr Interaktion und Verantwortung für einen Produktbereich oder Ähnliches interessiert, gibt es in Unternehmen viele Möglichkeiten.

Und da kann man auch gerne für die Verantwortung 5- bis 6-stellig verdienen.
 
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