Arbeitszeiten

H

Hans-Werner

Guest
Hallo,

ich würde gerne wissen, wie eigentlich die Arbeitszeiten in der Branche sind.

Wie viel arbeitet man als Kandidat?
Wie viel arbeitet man, wenn man fertig ist?

Mir liegt ein Angebot einer internen Unternehmensberatung und eines einer Kanzlei zur Ausbildung zum Patentanwalt vor.

Eigentlich ist mir Beratung zu hart von den Arbeitszeiten her, aber mir kommen Zweifel, ob Patentanwalt nicht genauso hart ist.

Es wäre sehr nett, wenn ich Anhaltspunkte bekommen könnte.
 
G

gast

Guest
Wie immer - es kommt darauf an...in meinem Arbeitsvertrag stehen zumindest 39h/Woche, aber es wird stillschweigend erwartet, dass man zumindest ein paar Stunden mehr macht. Trotzdem bin ich meist so gegen 18 - 18.30 draussen, weil mir 1 Überstunde pro Tag reicht, außerdem muss man ja "nebenbei" auch noch Hagen bzw. je nach Kanzlei Übersetzungen machen, und die muss man ja auch irgendwann erledigen. Bisher habe ich es aber z.B. vermeiden können, am WE in die Kanzlei zu kommen (dafür werde ich schließlich auch nicht bezahlt...)
 
G

grond

Guest
Hans-Werner schrieb:
Wie viel arbeitet man als Kandidat?
Viel.


Wie viel arbeitet man, wenn man fertig ist?
Noch mehr.

Als Kandidat machst Du sicherlich Deine 40 Stunden in der Kanzlei, wenn es dauerhaft mehr wird, läuft m.E. irgendetwas falsch. Dafür kommen aber noch die ganzen Kleinigkeiten nebenher dazu: Hagenskripte lesen und Einsendeaufgaben bearbeiten, auf die beiden Klausuren vorbereiten, AG (in meinen Augen eher eine Entlastung). Diese Dinge solltest Du eigentlich während Deiner Arbeitszeit machen dürfen, dann wird aber auch mehr als 40 Stunden pro Woche erwartet. Normal dürfte es auch sein, manchmal am Samstag in die Kanzlei zu kommen, das würde ich aber nicht ohne Ausgleich hinnehmen, wenn es mehr als einmal im Quartal vorkommt. Den größten Teil Deiner Urlaubgstage solltest Du jeweils erst im Folgejahr nehmen, sonst musst Du Dir ständig blöde Sprüche anhören ("Kandidaten haben ein Recht auf Urlaub?", "Als ich Kandidat war, wollte ich lieber die Zeit in der Kanzlei nutzen und durch Arbeit dazulernen, als Urlaub machen!" etc.).

Unternehmensberatung ist aber sicherlich nicht besser, denke ich. Da musst Du dann 80 Stunden die Woche machen, derweil im Hotel wohnen und darfst Dich nach einem Vierteljahr ein paar Wochen ausruhen, ohne genau zu wissen, wann der nächste Einsatz kommt. So wurde es mir jedenfalls von einem Bekannten beschrieben, der das macht.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Viel Zeit muß man in beiden Fällen investieren, bei der Unternehmensberatung eventuell etwas mehr.

Entscheidend ist jedoch, ob Du der Typ bist, der das eine oder das andere machen kann. Für die Unternehmensberatung bist Du jedenfalls nicht geeignet, wenn Du eigenwillig bist, Probleme hast, Dich unterzuordnen und vom Verhalten her anzupassen. Ich nenne diesen Prozeß Streamlining und kann dessen Auswirkungen auf die Menschen täglich beobachten. Wenn Du Dich einem solchen Veränderungsprozeß nicht unterwerfen willst, dann bist Du definitiv nicht für die Unternehmensberatung geeignet. Nur wenn Du dich dementsprechend anpaßt, wirst Du als Unternehmensberater voran kommen. Jedoch ist den meisten (wenn nicht allen) gar nicht bewußt, wie sehr sie sich verändert haben. Ich sehe es den meisten Leuten jedoch sofort an. Sie haben alle diese stereotypischen Verhaltensmuster.

Als Patentanwalt darfst Du wesentlich eigensinniger sein. Aber Du mußt es aushalten können, eine sehr trockene Materie zu bearbeiten, täglich, jahrelang, mit wenig Menschenkontakt, den ganzen Tag nur lesen und schreibennn, über Akten brüten, etc. Das können nur wenige überhaupt, und noch weniger halten so etwas über einen längeren Zeitraum aus.
 
C

corvinus

Guest
@hans-werner

bei allem Respekt, wenn Sie Ihr Berufsziel nach der Anzahl der Arbeitsstunden auswählen, dann sind Sie für beide von Ihnen geschilderten Optionen völlig ungeeignet und Sie sollten sich ganz schnell etwas anderes suchen (Vorschlag: Prüfer am DPMA, EPA, Mitarbeiter der WIPO (die nebenbei einen schönen Privatstrand in Genf haben und eine der besten Kantinen, die ich in meinem Leben besucht habe) etc)
 
J

justus

Guest
hätte noch was zur Antwort von "Corvinius" an "Hans-Werner" zu ergänzen:

alternativ zu den Ämtern bzw. Wipo gäbe es da noch: Finanzamt, Kfz-Zulassung, Stadtverwaltung generell oder ähnliche Behörden. Am besten Branchen/ Firmen etc. die mit Zeiterfassung arbeiten, so daß von den "harten Arbeitszeiten" ggf. wieder abgebummelt werden kann, das wirkt sich dann mildernd aus.....
 
G

gast

Guest
Es ist so traurig. Ich habe hier fast noch keinen thread gelesen, der ohne irgenwelche Klugscheissereien, oder persoenliche Angriffe auskommt. Teilweise widert es mich echt an, bitte spart euch eure bloeden Bemerkungen ueber meine eigene. Allerdings befuerchte ich, dass das nicht moeglich sein wird. Schoenes Wochenende.
 
P

PA

Guest
Meine Frau arbeitet als Unternehmensberaterin, ich bin PA. Sie sagt mir immer, dass sie meinen Job nicht machen wollte - zuviel Aktenstudium, zuwenig Kontakt mit anderen Menschen im täglichen Geschäft, einsames Arbeiten mit dem Diktiergerät. Zeitaufwand ist ähnlich, allerdings kann ich als Freiberufler mir das selbst aussuchen.
 
C

corvinus

Guest
vielelicht bin ich zu altmodisch und konservativ: ich will nicht in die Leier einstimmen, dass PA Tag und Nacht rödeln müßten wie die aremen Schweine um dann stolz sich brüllend auf die Schulter zu hauen und erzählen wieviel Zeit sie in der Kanzlei herumhängen.

Ich finde es - egal wofür man sich entscheidet -peinlich, wenn man nur auf die Arbeitszeit/belastung etc blabla schaut. Dann hat man nur einen Job und ist sein leben lang unzufrieden. Das Wort Beruf hat eine andere Wurzel und die Dichotomie zwischen Erwerb (beruf) und Privatleben sollte sich da auflösen (bei fremdbestimmter Arbeit schwer, aber jeder hat die Wahl).

Vielleicht liegt es daran, dass ich ein Landei bin und noch Verwandte haben, die in der landwirtschaft schwer arbeiten und sich einen klugscheisserischen Luxus, nämlich Fragen zur "arbeitszeit" stellen und danach seinen Gelderwerb einzurichten , gar nicht stellen (geschweige denn vorstellen) können und für derartige Probleme verwöhnter eingebildeter mittelstandsmilchbubis keine Zeit verschwenden können. Falls Sie/ihr dass als blöde Bemerkung /beschimpfung auffasst dann könnt ihr einem nur leid tun, denn ihr wißt gar nicht, in welchem Luxus ihr lebt, dass ihr deratige Probleme wälzen dürft.

So, das musste auch an dieser Stelle einmal gesagt werden
 
H

Hans-Werner

Guest
Mich wundert, dass das Ganze ein bisschen ins Unsachliche abdriftet. Es ist eine ganz normale Frage. Wenn man weiß, worauf man sich einlässt, kann man sich sachkundiger entscheiden. Das ist alles. Mich wundert die Emotionalisierung. Also, wenn jemand sachliche Informationen hat, würde ich mich darüber sehr freuen.
 
H

Hans-Werner

Guest
Hallo PA,

ist Deine Frau bei einer Implementierungsberatung (Accenture, Bearing-Point etc.) oder bei einer Strategieberatung (McKinsey, Roland Berger, BCG etc.)?
 
U

u. n. own

Guest
Hallo Hans-Werner,

natürlich könnte ich jetzt detailliert darlegen, wie viel (oder wie wenig;-)) ich arbeite, aber:

  • kämen dann viele zutreffende Kommentare, deren Tenor lauten würde "ich arbeite mehr/weniger",
  • hilft diese Information nicht, wenn Du am Ende in einer anderen Kanzlei landest, die diesbezüglich andere Vorstellungen entwickelt hat.
Es sollte sich aber bei einer Durchsicht früherer Threads ohne weiteres ergeben, dass die reine "Kanzleiarbeitszeit" eines Kandidaten - grob geschätzt - zwischen 40 und 50 Stunden schwankt, dass mit der Arbeit in der Kanzlei nicht alles erledigt ist (insbesondere Hagen nicht), und dass nach Eintritt in die Selbständigkeit der alte Grundsatz gilt: "You eat what you kill."

Einen Vergleich mit der Tätigkeit als Unternehmensberater wage ich nicht.

Vielleicht nicht wirklich hilfreich, aber wenigstens nicht emotional aufgeladen...;-)
 

Horst

*** KT-HERO ***
Lieber Hans-Werner,

hier mal eine sachliche Antwort auf Deine Frage:

I) Als Kandidat
Laut Vertrag 40h die Woche, 24 Tage Urlaub im Jahr, das ist auch soweit ich weiß von der Kammer so vorgeschrieben. Es gibt aber auch Verträge, die aus diesem Grund die Arbeitszeit erst gar nicht erwähnen.

Dazu kommen ein paar zeitliche Mehraufwendungen, Einsendeaufgaben für Hagen und AG beispielsweise. Da schlage ich mal 5 Stunden pro Woche an. Einige werden da laut aufschreien, das sei zu viel, aber ich gehe mal von gewissenhaftem Studium der Thematik aus. Einige Kanzleien bieten Übersetzungen als Zuverdienst an, die einerseits Überstunden erfordern, aber auch mehr Geld bringen. Natürlich kann es auch mal projektgebundene Mehrarbeit geben.

Alles in allem kommt man insgesamt mit ~45 Stunden pro Woche gut hin. Dazu kommt dann die freiwillige Übersetzungsarbeit.

II) Als Patentanwalt
Nicht pauschalisierbar. Als Freiberufler völlig frei wählbar zwischen nur Kollegenarbeit zu Hause mit 20h pro Woche, vorausgesetzt einem genügt der Verdienst, und volle Düse 70h auch Sonntags mit Blick auf Seniorpartnerschaft in Großkanzlei.
Dazwischen gibt es alles. Weiterhin kann man auch als Angestellter seine Brötchen verdienen, was im Mittel 45-50h rauskommen sollte. Im großen Konzern kann man vielleicht sogar abbummeln. Man ist als Anwalt wirklich seines eigenen Glückes Schmied.

Ich hoffe der Einblick hat geholfen. Viele Grüße Horst
 
X

XYZ

Guest
Hallo Hans-Werner,

im wesentlichen pflichte ich den Ausführungen von Horst bei.

Jedoch bewegt sich bei mir der Zeitaufwand in der Kanzlei zwischen 45 und 50 h, in Ausnahmefällen und wenn ein Projekt mal richtig brennt, können es auch schon mal 55 und mehr werden - das war bei mir in etwas über einem Jahr Tätigkeit in der Kanzlei bis jetzt ca. 5 - 6 mal der Fall.

Für Hagen veranschlage ich ca. 10 - 20 Stunden pro Einsendeaufgabe (=Monat), d.h. 2,5 bis 5 pro Woche. Das ist zwar mehr als Horst nennt, ich scheine aber auch langsamer durch den Stoff zu pflügen als meine Mitkandidaten.
Übersetzungen gehören (zuweilen) zur normalen Arbeit und gehen somit in die o.g. Zeit ein, werden auch nicht extra bezahlt.

Ich hoffe, dieser zweite Einblick hilft.
 
G

grond

Guest
XYZ schrieb:
Für Hagen veranschlage ich ca. 10 - 20 Stunden pro Einsendeaufgabe (=Monat), d.h. 2,5 bis 5 pro Woche. Das ist zwar mehr als Horst nennt, ich scheine aber auch langsamer durch den Stoff zu pflügen als meine Mitkandidaten.
Nicht alles glauben, was die Kollegen erzählen. Irgendwie meint jeder im Patentbereich, seine Qualität an der Anzahl gelesener Seiten Gedrucktem pro Stunde messen zu müssen und übertreibt dabei gerne mal ein bisschen.
 
P

PAUL

Guest
Hallo Hans-Werner,

ich stand vor ein paar Wochen vor einer ähnlichen Entscheidung. Ich hatte mehrere Angebote aus der Wirtschaft und auch mehrere Angebote von Kanzleien. Entschieden habe ich mich für die Ausbildung zum Kandidaten.

Ich möchte hier folgendes anmerken: Je nach Kanzlei hast Du es mit unterschiedlichen Menschen zu tun.

Es gibt die steilen Großkanzleien, die Dir bereits im Vorstellungsgespräch mitteilen, dass Du eine Übernahme nach Ausbildung nicht sicher ist. Die erwarten dann meistens auch einen enormen Arbeitseinsatz bei mäßiger Vergütung und NULL- Freizeit (die wird dann nämlich zum Lernen benötigt).

Aber es gibt auch mittlere und kleine Kanzleien, die ein Arbeitsklima besitzen, dass eher Deinen Vorstellungen entsprechen dürfte. Ich selbst arbeite in einer kleinen Kanzlei. Meinem Chef ist die Ausbildung sehr wichtig. Er erwartet so gut wie keine Arbeitsleistung im ersten Jahr. ABER: Er möchte, dass ich jede Minute in der Kanzlei zum Lernen nutze. Ich verdiene zwar nur ähnlich einer vollen Stelle BAT/IIa, aber dafür kann ich meine Arbeitszeit 1:1 dem Lernen widmen. Ein für mich richtiger Weg!

Immerhin wurde ich bereits in den ersten drei Monaten zu 6 Verhandlungen mitgenommen und habe auch Mandantenkontakt, was übrigens nicht für alle Kandidaten üblich ist!

ABER: Ohne überdurchschnittliches Engagement wirst Du auch die Ausbildung nicht erfolgreich absolvieren.

Mein Tip: Führe weitere Bewerbungsgespräche mit Kanzleien (im speziellen KLEINEN!) Ich würde danach entscheiden.

Viel Erfolg, ich hoffe Dir geholfen zu haben.

Paul
 
X

XYZ

Guest
Soweit bin ich mittlerweile zum Glück auch schon.

Und selbst, wenn ich die Zeiten für Skriptlektüre und Aufgabenbearbeitung meiner anderen Kollegen glaube, dann bleibt immer noch die Frage übrig, ob bei kürzen Aufwandszeiten die Bearbeitung bei ihnen auch genauso gründlich erfolgte.....
 
C

corvinus

Guest
na, jetzt muß ich doch noch einmal etwas für Euch wahrscheinlich völlig Blödes sagen:

sagt mal, sucht ihr euch im ernst euren Beruf nach der zu erbringenden Arbeitszeit aus?

VIELLEICHT GEHÖRE ICH DA SCHON ZU EINER ANDEREN GENERATION

Es wäre übrigens auch während der Diss ein lustiger Witz gewesen nach der Arbeitszeit zu fragen. Wenn mich das Thema/Beruf j interessiert ist das doch völlig nebensächlich wie lange und wann ich mich damit auseinandersetze.

Ich kann ja verstehen, dass jemand fragt wieviel Geld er abzerren kann, Habgier ist ja zutiefst menschlich, aber Zeit????

Wonach sucht ihr eigentlich das aus, mit dem ihr Euch immerhin lange Jahre täglich beschäftigen wollt???

Ich frage nur aus reiner Neugier, da wir auch schon die ersten Bewerber hatten, die solche Fragen gestellt haben und wir die Fragen schon einmal gar nicht verstanden haben.

Na ja , bin ja schon gespannt auf die Antworten und werde mir jetzt aus dem kanzleieigenen Weinkeller eine Flasche genehmigen.
 
G

grond

Guest
corvinus schrieb:
Ich kann ja verstehen, dass jemand fragt wieviel Geld er abzerren kann, Habgier ist ja zutiefst menschlich, aber Zeit????
Was ist Dir denn sympathischer? Habgier oder Freizeitwunsch? Ich persönlich möchte das Ausgeben des Geldes, das ich verdiene, nicht an Frau und Kinder delegieren, weil mir die Zeit dazu fehlt. Und würde auch lieber 35 als 40 Stunden arbeiten.

Ich finde das ganz sympathisch, dass der Beruf nicht mehr als einzige Erfüllung angesehen wird. Übermäßig viel Motivation kann ich in einem Angestelltenverhältnis jedenfalls nicht mehr aufbringen, nachdem ich schon selbst gesehen habe, wieviel das wortreich umgarnte Humankapital in einer Wirtschaftskrise noch wert ist. Von daher hoffe ich, dass mir meine Berufsausübung Platz für andere Dinge lässt als das Büro und einen Großeinkauf am Samstag. Erwartungen an meine Arbeitseinstellung, die in mein Privatleben hineindiktieren, mag ich nicht so gerne. Wenn, dann entscheide ich selbst, was ich wann wofür opfere.
 
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