Arbeitsweise eines PA

Horst

*** KT-HERO ***
Ich würde Dir zu einem Praktikum in einer Kanzlei raten. Dann sollten sich viele Fragen erübrigen und es ist die einzige Möglichkeit, wie Du Dir ein eigenes Bild machen kannst, ohne auf die persönlichen Meinungen anderer angewiesen zu sein.
 
P

PaFa

Guest
Für die Erfindungen aus dem IT-Bereich, die ich hauptsächlich bearbeite, kenne ich keinen (und es sind sehr, sehr viele Anwälte international), der diese jemals diktiert hat. Die übliche Arbeitsweise ist es hierfür, selbst am Computer zu schreiben. Mühsam, weil man sehr oft hin- und herspringen muss, sehr oft umformulieren muss. Die Thematik ist einfach zu komplex.
als betroffene PaFa habe ich andauernd IT-Anmeldungen zum Tippen bekommen, vorzugsweise auf Englisch ...
es gibt also durchaus Anwälte, die das können, wenn auch wahrscheinlich nicht viele

bei meinem Chef (Maschbau) läuft das übrigens ungefähr so:
  • Mandant ruft an, übermorgen stellt er seine Erfindung auf irgendeiner Messe vor (selbstverständlich völlig ungeplant ...)
  • Chef schließt sich ein paar Stunden im Büro ein
  • kommt mit ca. 1,5 - 2 Bändern wieder raus
  • Text wird geschrieben, dann evtl. kleinere redaktionelle Änderungen
  • Text geht an Mandant
  • Anmeldung wird eingereicht
 

Horst

*** KT-HERO ***
Mandant ruft an, übermorgen stellt er seine Erfindung auf irgendeiner Messe vor (selbstverständlich völlig ungeplant ...)

Chef schließt sich ein paar Stunden im Büro ein

kommt mit ca. 1,5 - 2 Bändern wieder raus

Text wird geschrieben, dann evtl. kleinere redaktionelle Änderungen

Text geht an Mandant

Anmeldung wird eingereicht
Genau so geht's!
Ich schreibe zunächst die Ansprüche meist selber und diktiere dann die Beschreibung. In seltenen (meist einfachen) Fällen genügen aber auch ein paar Stichworte auf einem Blatt und ich diktiere alles. Geht einfach viel schneller und ist nur Übungssache.

Häufig finde ich es auch einfacher zu diktieren, da man seine Gedanken einfach raussprudeln lassen kann. Die diktierten Texte sind meistens auch flüssiger zu lesen als die handgeschriebenen, bei denen an jedem Satz rumgebastelt wird. Ein bisschen vorbereiten mit Stichpunkten gehört aber wohl immer dazu.
 
S

Schreiberling

Guest
Horst schrieb:
Häufig finde ich es auch einfacher zu diktieren, da man seine Gedanken einfach raussprudeln lassen kann.
Das erinnert mich an einen früheren Kollegen (Sozialwissenschaftler *g*), der - wie er es nannte - gerne "linear" schrieb. Das hiess, er schrieb einfach runter, wie es ihm gerade in den Sinn kam. So war das dann meistens auch zu lesen (ohne solches Horst unterstellen zu wollen) ...

Die Steigerung war übrigens "rekursives Schreiben". Prinzip wie "linear", nur mit Rück- und Vorwärtsbezügen im Text (also auch auf Stellen, die später folgten - oder mitunter auch nicht).
 

Horst

*** KT-HERO ***
Aber geht es Euch denn nicht auch manchmal so?

Ich meine den grundsätzlichen Aufbau einer Beschreibung hat doch jeder im Kopf. Genauso weiss jeder, wie man am besten ein technisches Problem und die resultierende Aufgabe herausarbeitet. Dann kann man sich an den Ansprüchen langhangeln und anschließend an den Figuren. Über Vorteile, Ausgestaltungen usw. hat man sich doch schon bei den Ansprüchen Gedanken gemacht.

Das diktiert man dann in ein, zwei Stunden ab und wenn es zurück kommt, freut man sich über zwanzig Seiten DIN A4 und auch noch mit einem roten Faden drin. Da ist man doch manchmal von sich selbst begeistert oder nicht?

Oder wenn Ihr eine Bescheidserwiderung diktiert und die Argumente zunächst eher für fadenscheinig haltet. Wenn man sein Diktat dann liest, ist es doch häufig überraschend überzeugend, so dass man es fast selbst glaubt!

Sowas kriege ich beim Tippen fast nie hin, weil ich mir einfach zu viele Gedanken über Kleinigkeiten mache.

Geht das denn sonst keinem so?

Vielleicht hätte ich auch Soialwissentschaftler werden sollen, oder zurück ins AKW Springfield...
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
Da stimme ich Horst zu - wenn man die Ansprüche hat, den zu würdigenden Stand der Technik und die Figuren vor sich liegen hat, dann kann man die Beschreibung runterdiktieren. Das heisst ja nicht, dass man da hinterher nicht noch mal drüberbügeln müsste ...

Bei den Ansprüchen habe ich schon lieber eine handschriftliche Version vor mir liegen, oder tippe sie gleich selbst.

Was die Begeisterung beim Lesen des eigenen Textes angeht, so muss man allerdings vorsichtig sein: Es kommt einem alles so logisch und umfassend vor, weil man es ja kennt (zumindest im Unterbewusstsein sitzt es eben). Da muss man sich schon zur Distanz zwingen; ich bin schon hin und wieder erstaunt, was mein Ausbilder beim Korrekturlesen manchmal noch zutage fördert.

Grundsätzlich hielte ich Korrekturlesen durch eine zweite patentkundige Person für sehr wichtig, auch wenn das dem typischen Einzelkämpfertum zuwiderläuft (und auf die Rendite drückt ;-) ). Bei vielen Patentschriften, die man liest, wäre das sehr sinnvoll gewesen. Die Korrektur durch den Erfinder selbst reicht da offensichtlich oft nicht aus (oder sie unterbleibt auch mehr oder weniger, wenn's eilig ist).
 
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