Arbeitsweise eines PA

informatiker

SILBER - Mitglied
Hallo zusammen,

könnten Sie mir bitte die Arbeitsweise eines PA-Kandidaten/PA erklären?

Ich bin es gewohnt in Software-R&D zu arbeiten. Dort arbeitet man zu 70% alleine und entwickelt was. Die anderen 30% ist man in den Meetings und entscheidet, was als nächstes zu tun ist. Man sitzt in einem Raum mit 5-10 anderen Entwicklern zusammen. Der Chef ist meistens auch im gleichen Raum zu finden, den man bei Notwendigkeit kontaktiert. In der Mittagspause geht man oft mit Teamkollegen essen. Manchmal hält man Vorträge über seine Arbeit. Einmal im Jahr bespricht man mit dem Chef, was geleistet wurde, und vereinbart, was im nächsten Jahr zu tun ist.

Nun, wie ändert sich die Arbeitsweise oder das Arbeitsleben, wenn man PA-Kandidat/PA wird?

Ist man dann 99% alleine vor seinem Rechner in seinem stillen Kämmerlein? Oder ist das nicht so?

Danke schön für die Antworten.

informatiker
 
G

grond

Guest
informatiker schrieb:
Ich bin es gewohnt in Software-R&D zu arbeiten. Dort arbeitet man zu 70% alleine und entwickelt was. Die anderen 30% ist man in den Meetings
Meetings (=Treffen mit den Erfindern) sind für den Helden-PA verschwendete Zeit, der weiß auch aus einer hingerotzten Erfindungsmeldung, was der Erfinder wahrscheinlich meinte. Aufteilung der Arbeitszeit: 95% alleine, 5% Diskussion mit Kollegen. In Kanzleien mit guter Anwaltsaltersstruktur vielleicht auch 90:10 oder traumhafte 85:15. In der Arbeitszeit alleine ist vielleicht noch einmal eine 90:10 Aufteilung Büroarbeit allein versus Gespräch mit Erfindern/Mandanten enthalten. Absolute Höhepunkte sind natürlich Verhandlungen, da kommt man sogar mal aus dem Büro raus.

Zusammengefasst: der Beruf des PAs spielt sich überdurchschnittlich viel im Einzelbüro und unterdurchschnittlich wenig im Team ab.
 
G

gast2000

Guest
informatiker schrieb:
Was verstehst Du unter einer guten Anwaltsaltersstruktur in einer Kanzlei?
Natürlich jüngere Anwälte, die noch nicht vom Hochmutsteufel besessen sind...;-)
 
N

Nick

Guest
grond schrieb:
Meetings (=Treffen mit den Erfindern) sind für den Helden-PA verschwendete Zeit, der weiß auch aus einer hingerotzten Erfindungsmeldung, was der Erfinder wahrscheinlich meinte.
Mann, bin ich froh, dass das offenbar auch in anderen Kanzleien so ist.

Ich habe mich schon manchmal etwas bescheuert gefühlt, wenn nach einminütigem Lesen der EM (und meinen vorherigen, ausführlichen Erklärungen der von mir verfassten Patentansprüche, die angeblich völlig danebenlagen) wieder so ein Satz kam wie: "Das ist die Erfindung, ist doch ganz klar."

Leider habe ich hinterher quasi in keinem Fall erfahren, ob denn die Eingebung des Helden-PAs dann auch immer richtig war.
 
S

Schmunzler

Guest
Allen ernstes: Ihr sprecht bei schlechten Erfindungsmeldungen nicht mehr mit den Erfindern, sondern ratet?!?

Ich habe schon mindestens drei mal bei Treffen mit Erfindern eine _komplett_ andere Erfindung beschrieben bekommen als es die in der Erfindungsmeldung war.
 
N

Nick

Guest
Dafür ist doch das standardisierte Verfahren gut:

  • Erfindung anhand des Inhalts der hingerotzten EM erraten
  • Entwurf der Patentanmeldung formulieren
  • Entwurf an Erfinder schicken
  • Entweder
a) liest der Erfinder den Entwurf und
i) rauft sich die Haare und schreibt alles neu,
ii) oder er ignoriert die falsch verstandene Erfindung, weil er seine Prämie ja schon hat

oder
b) nickt der Erfinder alles ab, ohne zu lesen, weil er seine Prämie ja schon hat

oder
c) man lag aus Versehen genau richtig. Dann ist das Verfahren beendet.

5. Im Falle von 4 a) i): Entwurf überarbeiten und bei Schritt 3 weitermachen.
 

informatiker

SILBER - Mitglied
grond schrieb:
Aufteilung der Arbeitszeit: 95% alleine, 5% Diskussion mit Kollegen. In Kanzleien mit guter Anwaltsaltersstruktur vielleicht auch 90:10 oder traumhafte 85:15. In der Arbeitszeit alleine ist vielleicht noch einmal eine 90:10 Aufteilung Büroarbeit allein versus Gespräch mit Erfindern/Mandanten enthalten.
Kommuniziert man in einer Kanzlei auch mit PaFa-Leuten?
 
P

PaFa-Flüsterer

Guest
Der PaFa, (meiste eine PaFae) ist wohl derjenige Mensch, mit dem der PA am meisten kommuniziert (neben seinem Diktiergerät).
 
P

PaFa-Flüsterer

Guest
Der PaFa ist im Althochdeutschen "die Sekretärin" des PA's.
Wenn er gut ist, macht er alles, für was der PA selber keine Zeit oder Lust hat. Schreibarbeiten, alles was Fristen betrifft, legt die Akten vor, kocht Kaffee, kopiert...

Manche PA's diktieren alles, vor allem wenn sie schon etwas älter sind und es nicht so mit dem Computer haben.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Lieber Informatiker,
damit du dich gleich mal damit üben kannst, mit PaFa zu kommunizieren, sollte dieser Thread vielleicht in das PaFa-Forum verschoben werden.
 
C

corvinus

Guest
@pa-fa flüsterer

auch jüngere PAs diktieren fast alles, sogar wenn sie mit einem Rechner umgehen können, weils einfach schneller und effizienter ist, dh der Durchsatz und damit der Umsatz ist um Größenordnungen höher. Alles andere sind fromme Märchen (PS habe mal auch zu den Selbstschreibern gehört)
 

informatiker

SILBER - Mitglied
corvinus schrieb:
auch jüngere PAs diktieren fast alles, sogar wenn sie mit einem Rechner umgehen können, weils einfach schneller und effizienter ist, dh der Durchsatz und damit der Umsatz ist um Größenordnungen höher. Alles andere sind fromme Märchen (PS habe mal auch zu den Selbstschreibern gehört)
Könntest Du mit bitte erklären wie das geht? Du bekommst eine Erfindungsmeldung vorgelegt, arbeitest Dich in sie ein und diktierst gleich den Text der Patentanmeldung? Das läuft doch nicht so oder?
 
G

GAST_DELETE

Guest
Also ich behaupte, es gibt genügend Patentanmeldungen, die sich nicht sinnvoll diktieren lassen, es sei denn, man hat schon vorher alles niedergeschrieben.

Für die Erfindungen aus dem IT-Bereich, die ich hauptsächlich bearbeite, kenne ich keinen (und es sind sehr, sehr viele Anwälte international), der diese jemals diktiert hat. Die übliche Arbeitsweise ist es hierfür, selbst am Computer zu schreiben. Mühsam, weil man sehr oft hin- und herspringen muss, sehr oft umformulieren muss. Die Thematik ist einfach zu komplex.
 
G

gast2000

Guest
Gast schrieb:
Die übliche Arbeitsweise ist es hierfür, selbst am Computer zu schreiben. Mühsam, weil man sehr oft hin- und herspringen muss, sehr oft umformulieren muss. Die Thematik ist einfach zu komplex.
Dasselbe gilt IMHO - mutatis mutandis - für Chemie-Erfindungen.
 

informatiker

SILBER - Mitglied
Gast schrieb:
Für die Erfindungen aus dem IT-Bereich, die ich hauptsächlich bearbeite, kenne ich keinen (und es sind sehr, sehr viele Anwälte international), der diese jemals diktiert hat.
...
Die Thematik ist einfach zu komplex.
Der Meinung bin ich auch. Danke für den Hinweis auf den IT-Bereich.

Gast schrieb:
Die übliche Arbeitsweise ist es hierfür, selbst am Computer zu schreiben. Mühsam, weil man sehr oft hin- und herspringen muss, sehr oft umformulieren muss. Die Thematik ist einfach zu komplex.
Eine Frage: wird Dir dabei nicht langweilig?
 
A

Allesdiktierer

Guest
Wir dürfen nicht selber schreiben... EGAL wie kompliziert die Erfindung ist.

(PS: Zitat PaFa: "Da waren jetzt aber viele komische Worte drin...")
 
C

corvinus

Guest
man kann auch Chemie Erfindungen diktieren, das ist alles nur eine Gewohnheitsssache und eine Übung im strukturieren einer Anmeldung. Es ist zugegbenermaßen in Biotech und IT nicht immer ganz so einfach, da kommt am Ende wohl eher ein Patchworksystem raus (teile diktiert, teile selbst gefrickelt etc).

Natürlich ist es nicht so, dass man die EM liest und dann die Erleuchtung wie zu Pfingsten über einen kommt und man beschwingt locker vom Hocker alles wegdiktiert. Aber ältere - insbesondere wichtige - Kollegen haben mir schon versucht zu versichern, dass genau das bei Ihnen im PA Gehirn stattfindet, aber als guter Katholik sehe ich pfingstliche eReignisse eher als singulär an und vertraue auf meine hingekrakelten Ansprüche und notizen bevor ich zum Diktieregerät greife.
 
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