Sonstiges Perspektive Patentanwalt

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Maschinenbauingenieur

SILBER - Mitglied
Hallo liebe User,

freue mich, dass ich jetzt angemeldetes Mitglied bin und mit euch hoffentlich angeregt, aufgeregt und dennoch sachlich diskutieren zu können.

Ich möchte Patentanwalt werden. Im Buch "Perspektive Patentanwalt 2012" steht, dass man "hervorragende Aussichten" hat.
Das Einstiegsgehalt von Patentanwälten in Unternehmen liegt im Bereich zwischen 75.000 und 90.000 €. (Seite 67)
Die Breite Masse der Patentanwälte verdient zwischen 150.000 und 250.000 € (Seite 69).


Hier lese ich meistens von schlechteren Aussichten und Kandidatenschwemme. Zumindest die Kandidatenschwemme kann ich nachvollziehen. An meiner Universität (etwa 300 Maschinenbauabsolventen) habe ich mit 6 Leuten gesprochen, die Patentanwälte werden wollen. Und ich habe nur mit einem kleinen Teil der 300 Leute gesprochen.
Zudem ist Maschinenbau populär. In Zukunft dürften wir noch mehr Absolventenzahlen haben.

Wie passt das zusammen mit den Ausführungen von "Perspektive Patentanwalt"?
 

Rex

*** KT-HERO ***
@Rex: Welche Sache ist traurig? Machst du gerade schlechte Erfahrungen als Kandidat, Anwalt?

Ich will jetzt gar nicht von mir reden, aber ich kenne ein paar Kollegen (Anwälte), die sich neu niedergelassen haben und auch nach mehreren Jahren von den genannten Einkommen nur träumen können. Am Anfang hat man überhaupt kein Einkommen, sondern nur Kosten.

Ich kann mich auch an einen Fall während meiner Kandidatenzeit erinnern, als meine Ausbildungskanzlei eine etwa 10 Jahre alte Einzelkanzlei aufgekauft hat. Der Jahresumsatz betrug etwas über 100k. Geht man von schätzungsweise 60% Kosten aus, sind dem früheren Inhaber (Dr.-Ing., Maschinenbau), gerade mal 40 k geblieben.
 

Rex

*** KT-HERO ***
Ich betreibe eine Kanzlei, die ich gegründet habe. Ich mache aber auch gezwungenermaßen Kollegenarbeit, denn ich hatte bei der Gründung im jugendlichen Optimismus die Schwierigkeiten unterschätzt, eigene Mandanten zu aquirieren.

Du hast sicher Verständnis, dass es hier nicht üblich ist, detailliertere Angaben zu machen.
 

DaPa

SILBER - Mitglied
Das mit den angesprochenen Büchern ist ein leidiges Problem seit Jahren. Wer sie liest sollte bedenken, dass sie von denen finanziert werden, die immer noch an der Kandidatenschwemme verdienen. Sonst könnten auch nicht so große Kontingente kostenlos abgegeben werden. Das beste ist, man liest sie nicht.

Zu den Aussichten für Junganwälte solltest Du lieber dieses Formum hier zu Rate ziehen, wie Du ja schon selbst bemerkt hast. Die Einkommen der jetzigen Senior-Partner dürften für Dich eher nicht so interessant sein.
 

Maschinenbauingenieur

SILBER - Mitglied
Hallo DaPa,

vielen Dank für die Infos.

Das kann doch nicht sein, oder: Die Autoren machen also Werbung??? Weißt du darüber mehr? Ein Maschinenbauabsolvent hat mir gesagt, dass an diesem Buch ein Personaldienstleister / eine Zeitarbeitsfirma beteiligt ist. Konnte ich leider nicht prüfen. Über Infos würde ich mich freuen.
 

Rex

*** KT-HERO ***
Man kann sich das Inhaltsverzeichnis als pdf-Datei herunterladen (einfach den Buchtitel in Google eingeben). Dort sind unter Kapitel 7 "Arbeitgeberporträts" namentlich vier Kanzleien genannt.
 

Maschinenbauingenieur

SILBER - Mitglied
@Rex: Dann sind es keine Zeitarbeitsfirmen, sondern Kanzleien, die hinter dem Buch stecken?

Das Buch liest sich sehr schön. Es hat mir viel Mut und Hoffnung gemacht. Das wär schön ziemlich ernüchternd, wenn es eine reine Werbeveranstaltung sein sollte:(
 

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
Hallo Maschinenbauingenieur,

Unser Job ist es tagtäglich, für Geld Werbung zu verfassen. Jede Patentanmeldung, jeder Schriftsatz soll für irgendeine Auffassung Werbung machen, beispielsweise für eine Erfindung unseres Mandanten. Tatsächlich sind wir durchaus häufig davon überzeugt, dass die Erfindung unseres Mandanten wirklich genial oder zumindest ziemlich gut ist, und in sehr vielen Fällen haben wir damit auch recht.

Die Prüfer, die unsere Werbetexte lesen, wissen, dass wir dafür Geld bekommen. Unser Eigeninteresse ist völlig klar. Sie prüfen kritisch. Und sie geben uns trotzdem in vielen Fällen recht und erteilen von uns für unsere Mandanten angemeldete Patente oder geben unseren Anträgen statt.

Wir lesen ebenfalls tagtäglich Schriftsätze von Gegnern oder Bescheide von Prüfern. Ich weiß, wer dahinter steckt und dass er dafür Geld bekommt. Deswegen kann ich trotzdem erkennen, dass eine Menge sehr richtiger, gelegentlich auch unerfreulicher Ausführungen in diesen bezahlten Schriftstücken steckt. Man erkennt auch, welche weiteren Argumente durchaus eine Basis haben und wo einfach nur kreativ fabuliert oder schlicht Blödsinn behauptet wird. Meine Mandanten erwarten von mir sogar, dass ich ihnen (für weiteres Geld) diese Schriftsätze erläutere, mögliche Gegenmaßnahmen vorschlage, vielleicht Nachprüfungen bestimmter Sachfragen empfehle.

Das Gehaltsangaben immer aus Hörensagen gemischt mit Nichtwissen, Statisken undefinierter Herkunft und Wärsnichtschön stammen, sollte man doch aus den Gehaltsmutmaßungen zu den Fußballern der Bundesligen wissen. Und wenn ich von der "Breiten Masse der Patentanwälte" höre, frage ich mich natürlich auch, wer in unserem ziemlich schmalen Berufsstand das sein soll. Es gibt übrigens in Deutschland ziemlich genausoviel Vertragsfußballspieler in den oberen 4 Ligen wie Patentanwälte. Was mag also so die "breite Masse" der Berufsfußballer verdienen? Und wenn man mir eine Zahl sagt, was fange ich als Berufsanfänger damit an?

Und damit von Dr. Sommer zurück zu Deinem Ausgangsproblem. Was willst Du mit einer leicht als Hörensagen/Nichtwissen/dubiose Statistik/Wärsnichtschön zu erkennenden Zahl eigentlich anfangen? Ist sie für Deine Berufswahl relevant? Ist es die einzige Angabe in dem Buch, die Du irgendwie erläuterungsbedürftig findest?

Frohes Schaffen

Blood für PMZ
 

Gonzo

*** KT-HERO ***
Das Buch liest sich sehr schön. Es hat mir viel Mut und Hoffnung gemacht. Das wär schön ziemlich ernüchternd, wenn es eine reine Werbeveranstaltung sein sollte:(

Hallo Maschinenbauingenieur!

Ich denke Werbeveranstaltung hin oder her: Du solltest Dir so viele Infos wie möglich einholen über den Berufsstand. Dich scheinen ja die Verdienstmöglichkeiten besonders zu interessieren und ich kann das gut nachvollziehen.

Die von Dir genannten Summen sind in der Tat machbar. Aber das heisst eben auch schon alles: Machbar.

Machbar heisst nicht, dass es bei Dir klappen muss mit den 150-250kEuro. Mir sind persönlich Anwälte bekannt, die unterhalb, genau drin und oberhalb der von Dir genannten Einkommensspanne liegen. Und diejenigen, die "links" und "rechts" davon liegen, verdienen mitunter deutlich weniger oder deutlich mehr.

Was ich damit sagen will: Es lohnt sich nicht, den Beruf ausschliesslich nach bestimmten Gehaltsvorstellungen zu ergreifen, denn es kann Dir gut passieren, dass Du unter Deinen eigenen Vorstellungen "landest".

Es ist m.E. momentan auch so, dass es für Maschinenbauer immer noch ganz gut aussieht - allerdings kann Dir ein Kollege aus diesem Bereich sicher besser darüber Auskunft geben als ich (ich selber bin in einem anderen Bereich tätig).

Wenn ich sage "ganz gut aussieht", dann meine ich damit, dass es mit einer Kandidatenstelle und auch einer Anschlussstelle eigentlich unproblematisch sein sollte. Allerdings ist es vorab wohl nicht möglich, anzugeben, ob es mit Deinen Einkommensvorstellungen auch klappen wird.

Dann möchte ich auch noch erwähnen, dass "das grosse Geld" (also die obere Grenuze Deiner Spanne und darüber) - wenn überhaupt - nur mit sehr viel Arbeit und wahrscheinlich grossem Risiko verdienbar ist. Ausserdem gehört auch eine gute Portion Glück dazu.

Im Prinzip sieht es also nicht so viel anders aus, als in anderen Branchen, würde ich sagen.

Vielleicht hat der ein oder andere Kollege hier aber auch eine andere Meinung?

Noch etwas möchte ich erwähnen: Viele PAs verdienen mehr, als ein Ingenieur/Naturwissenschaftler, der eine andere Karriere eingeschlagen hat (einige auch nicht). Du solltest in Deinen Überlegungen einbeziehen, dass ein PA etwa 3 Jahre lang wenig oder kaum etwas verdient und dass viele auch im Anschluss an die Zulassung noch nicht so viel verdienen. Diejenigen Ingenieure/Naturwissenschaftler aber, die eine andere Karriere eingeschlagen haben, verdienen in dieser Zeit schon ganz gut (normalerweise). Sie erarbeiten sich auch Punkte für die Rentenkasse.
All das musst Du als PA erst einmal wieder "reinverdienen", wenn Du mit denen gleichziehen willst beim Einkommen. Und schon wieder: Das kann klappen, Du kannst die auch "überholen", aber das muss nicht so sein.

Ausserdem solltest Du auch beachten, dass viele PAs "freiberuflich" arbeiten. D.h. sie sind nicht angestellt, haben keinen "geregelten" Urlaub, verdienen nichts, wenn sie krank sind und müssen für ihre Altersvorsorge allein aufkommen.
Wenn Dir also Zahlen als "Verdienstmöglichkeiten" genannt werden und Dir das als entscheidendes Kriterium vorkommt, so lohnt es sich unbedingt, die genannten Zahlen einmal zu reflektieren, darüber in Ruhe nachzudenken und Dir klar zu machen, was das eigentlich genau heisst. Es lohnt sich in dem Zusammenhang vielleicht, so etwas mal nachzurechnen oder nachrechnen zu lassen.

Ich wünsche Dir alles Gute bei Deinen Recherchen und Deine Entscheidungsfindung,

G.
 

DaPa

SILBER - Mitglied
@Maschinenbauingenieur

Sei froh, dass Deine Illusionen jetzt zerstört werden und nicht erst dann, wenn es zu spät ist.

Solche Gehaltszahlen, die angeblich die "breite Masse" verdient, werden natürlich bewusst reingeschrieben, um die Leute anzulocken. Ich habe zwar das Buch 2012 nicht gelesen, aber das gleiche habe ich in einer früheren Ausgabe schonmal gesehen und da war der Autor des Artikels auch angegeben: Das war ein Personalberater. Und die verdienen natürlich um so besser, je mehr Leute im System sind, die sie vermitteln können. Wenn der Autor dieses mal wieder angegeben ist, suche ihn einfach bei google, das hilft. Das Problem an dieser Stelle ist natürlich, dass hier die vermeintliche Seriösität einer Organisation, die vorgibt sich für die Karrieren von jungen Leuten zu engagieren, ganz gut ausgenutzt wird, um solchen Zahlen als glaubhaft erscheinen zu lassen.

Wenn Du noch ein wenig mehr erfahren willst, warum man soetwas tut, dann musst Du die Funktionsweise vieler Kanzleien ansehen. Die Arbeitsteilung in den meisten großen und auch vielen mittleren Läden ist recht strikt: Die alten Anwälte kontrollieren die Mandate, bestimmen wo es lang geht und verteilen die Arbeit. Wenn sie selbst arbeiten, dann natürlich die Goldnuggets. Die junge Anwälte machen den Großteil der Arbeit. Das Problem: Wenn ein junger Anwalt zu lange in der Kanzlei bleibt, kann er auf dumme Gedanken kommen, also z.B. mehr Geld, Mitspracherechte oder gar eine Partnerschaft einfordern. Deshalb muss immer wieder junges Gemüse nachwachsen. Und damit das sichergestellt ist, bezahlt man eben Leute dafür, dass sie beispielsweise solche Bücher schreiben.

In Zahlen: pro Jahr bestehen im Moment knapp 200 Leute die PA-Prüfung, die meisten davon lassen sich auch als Anwalt zu. Dem stehen etwa 60 Löschungen gegenüber. Damit kannst Du schon ausrechnen, wie viele Patentanwälte es geben wird, bis Du mal fertig bist. Und dass die Arbeit in dem Tempo mitwächst, erscheint mir und vielen Kollegen nicht realistisch.
 

Maschinenbauingenieur

SILBER - Mitglied
Wow,

vielen Dank für die letzten beiden Beiträge. Freut mich, dass es mir keiner Übel nimmt, dass ich auch auf Geld schaue. Meistens kriegen solche Frager viel Dresche:mad:.

Ich will eigentlich in einem Unternehmen arbeiten. Bilden denn nicht Unternehmen aus??? Kandidatenstellen finde ich nur bei Kanzleien.
 

Karl

*** KT-HERO ***
Treffender Kommentar Blood.

Meiner Meinung nach ist es genauso naiv dem genannten Buch blind zu vertrauen wie diesem Forum. Am Buch sind sicherlich Leute beteiligt die (zumindest kurzfristig) an Kandidaten verdienen - wenn sie es überreißen und den Markt schwemmen schädigen sie sich allerdings langfristig selbst, daher haben sie vermutlich daran auch kein wirkliches Interesse. Die Kandidaten von heute sind schließlich die potentiellen Konkurrenten von morgen.

Viele hier im Forum haben ein Interesse daran, dass möglichst wenige andere Berufseinsteiger - und damit potentielle Konkurrenten - auf den Markt kommen. Viele haben auch vor Beginn ihrer Ausbildung gedacht, im Patentwesen sei leicht sehr viel Geld zu verdienen und sind nun entäuscht, dass dem nicht so ist. Das entsprechende Genörgel ließt man hier Tag ein Tag aus. Dabei ist die Behauptung "in Branche XYZ ist mit wenig Aufwand auch in Zukunft noch sicher viel Geld zu machen" eigendlich für jede Branche und zu jeder Zeit falsch. Wenn man einer solchen Behauptung vertraut und dann enttäuscht ist, ist man schlichtweg naiv und sollte sich mal bewust machen, dass man auch in anderen Branchen das versprochene Blaue vom Himmel nicht bekommen hätte ^^.

Wirklich "neutral" ist wohl keine Seite. Im Endeffekt bleibt dir nix anderes über, als die Argumente von beiden Seiten zu Prüfen und abzuwägen.

Du solltest bedenken, dass sich scheinbar grade Junganwälte hier im Forum viel beschweren. Die stecken teilweise mitten in der Aufbauphase einer Kanzlei. Ein Großteil der Zeit geht bei denen für Aquise drauf, und auch Aquise will verwaltet werden und macht viele Schreiben notwendig die auch irgendwer Tippen muss, sprich Aquise verursacht nicht nur einen Verlust an Arbeitszeit des Anwalts sondern verursacht auch weitere Kosten. Diejenigen, die eine Kanzlei aufbauen sind dafür jedoch eventuell auch die Altpartner von morgen (oder besser gesagt von in 20 Jahren..) - und haben dann die Kontrolle über Mandate, die sie dann als Kollegenarbeit an die Junganwälte weitergeben und so - je nach Entwicklung des Berufszweiges - sehr gut verdienen. Die Altpartner von heute hatten vermutlich früher die gleichen Probleme.

Ich glaube aber, dass keiner wirklich prognostizieren kann, wie die Verdienstverhältnisse in 20 Jahren sind. Was klar ist, ist dass es ein hohes Maß an Qualifikation verlangt, PA zu werden. Hochqualifizierte Berufe rutschen selten allzu stark ab in Sachen Verdienstmöglichkeiten.

Letztendlich würde ich mich in wirklcih keiner Branche auf Prognosen verlassen. Ich verstehe nicht, wenn Leute sich den Beruf nach den angeblichen Gehaltsaussichten aussuchen. Wenn irgendwo erzählt wird in Branche XYZ sei ohne Aufwand das große Geld zu machen stimmt das eigendlich nie.

Wichtig ist, dass dir das was du tust wirklich liegt und Spaß macht. Davor gefeit, nicht aufs falsche Pferd zu setzen, ist man nie. Nachher lässt sich dann immer Schlau reden. Wenn du jedoch nen Beruf machst, der dir Spaß macht bleibt dir zumindest das erhalten. Sollte dir ein Beruf nicht gefallen, mach ihn nicht des Geldes wegen, denn wenn der Berufszweig in 10 Jahren nicht mehr läuft und du dann nurnoch ein mäßiges Gehalt bekommst, hast du nichts gewonnen.
 

Maschinenbauingenieur

SILBER - Mitglied
Hallo Karl,

übrigens cooles Avatar;)

Klar: Zukunkt ist nicht vohersehbar. Es sei denn man hat einen Fluxkondesator. (Wäre sicherlich patentierbar.)

Im Maschinenbau sind die Chancen deutlich schlechter als prognostiziert. Stellenausschreibungen gibt es zwar viele. Den Stellenmarkt analysierend musste ich feststellen, dass ein Großteil von Zeitarbeitsfirmen stammt. Die freuen sich meistens deine Daten kennengelernt und gespeichert zu haben. Firmen schreiben auch Stellen aus, die nicht besetzt werden. Das weiß ich, weil dieselben Stellen schon seit Jahren auf der Homepage sind (z. B. ThyssenKrupp).
Zudem ist Maschinenbau so beliebt wie BWL geworden, weil RTL und VDI kräftig die Werbetrommel rühren.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Oben