Praxis Wie oft hat man als Patentanwalt Meetings?

tensorflow

Schreiber
Ich interessiere mich sehr für den Beruf des Patentanwalts und werde bald damit anfangen, mich auf Kandidatenstellengesuche zu bewerben.


Derzeit arbeite ich in der F&E-Abteilung eines Konzerns. Dabei habe ich jeden Tag im Schnitt 3-4 Meetings. Das empfinde ich als ziemlich viel und störend weshalb ich neugierig bin, wie es als Patentanwalt ist oder was sind da eure Erfahrungen? Das wäre jetzt natürlich kein Ausschlusskriterium für den Job, würde mich aber nochmal nachdenklicher machen.
 

Industrie_EPA

BRONZE - Mitglied
„Meetings“? Keine! Aber Besprechungen schon ;-)
Im Ernst: wenn der Tätigkeitsschwerpunkt in der Patent-Erlangung (Prosecution) liegt, sind es wenige Besprechungen. Gerade in der Ausbildung wird man Anfangs auch nicht unbedingt gleich den Mandanten vorgestellt. Mit dem Ausbilder hast Du sicher alle ein bis zwei Tage unter vier Augen zu tun.
Wenn Du später Streitfälle machst - gerade multinationale - dann sind es gut und gerne mehrere Besprechungen am Tag.
Insgesamt und nach meiner persönlichen Erfahrung ist die Besprechungsdichte in Konzernen wesentlich höher als in Patentanwaltskanzleien. Das liegt nicht zuletzt an den kleineren Unternehmensgrößen, flacherer Hierarchie und geringerer Geschäftsdynamik.
Besprechungen sind ein wichtiges Kommunikationsmittel gerade für leitende Positionen. Als Kanzleipartner können es also ebenfalls mehr Besprechungen werden. Wenn Dir Besprechungen nicht liegen, ist die Tätigkeit als angestellter Prosecution-Patentanwalt ohne Leitungsaufgaben wahrscheinlich ganz gut geeignet.

Viele Grüße
Industrie_EPA
 

Dokument42

BRONZE - Mitglied
Aus meiner Erfahrung (Industrie) sind es als Kandidat und Anwalt wesentlich weniger Meetings als bei Mitarbeitern aus F&E. Ich sehe die Anzahl an Meetings, die die Erfinder haben und würde behaupten, dass ich vlt. 1/5 soviele Meetings zum Durchschnitt der Erfinder habe. Manchmal habe ich in einer Woche gar kein Meeting aus 1-2 Abteilungsbesprechungen von insgesamt 1,5 h. Bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass man viel weniger mit Kollegen zu tun hat und viel alleine in seinem Kämmerchen hockt. Das ist auch nicht für jeden etwas.

Viele Grüße
D42
 

STRM

Schreiber
Spannend, bei mir ist es komplett anders. Ich bin seit 8 Monaten in der Industrie und habe viel mehr Meetings als vorher in der Kanzleizeit. Es gibt durchaus Wochen, in denen habe ich jeden Tag 2-3 Meetings. Anscheinend scheint es da doch ordentliche Unterschiede zu geben...
VG
 

DMX

BRONZE - Mitglied
Wenn Dir Besprechungen nicht liegen, ist die Tätigkeit als angestellter Prosecution-Patentanwalt ohne Leitungsaufgaben wahrscheinlich ganz gut geeignet.
...
Bedeutet aber im Umkehrschluss auch, dass man viel weniger mit Kollegen zu tun hat und viel alleine in seinem Kämmerchen hockt.

Diese zwei Aussagen kann ich so bestätigen, als Kandidat in einer größeren, auslands- und prosecutionlastigen Kanzlei bin ich in meinem Kämmerchen gehockt und nur für Besprechungen mit dem Betreuer und für Abgaben bei dem Sekretariat rausgekommen. Regelmäßige und halbregelmäßige "Meetings" im Sinne der Abstimmungstermine, Weeklys, Monthlys, Kickoffs, Baugruppenregeltermine, Taskforces usw., was ich aus der Zeit im BMW-Umfeld kenne, gibt es gar nicht. Wieso auch - es gibt im Prosecution-Geschäft nichts abzustimmen, die Weisungen kommen schriftlich, werden nach eigenem Ermessen abgearbeitet und der resultierende Schriftsatz wird ausgebessert, bis der Betreuer zufrieden ist :). Bei Mandantenterminen, die ohnehin auch für die Partner selten sind, wird man irregulär mitgenommen, um mal zu sehen wie es läuft, und vielleicht darf man mal mit dem Erfinder sprechen wenn man selber die Anmeldung ausarbeiten darf. Ich denke ich hatte in den drei Jahren vor dem Amtsjahr insgesamt 10 Termine, die nicht der Aktenbesprechung/Ausbildung/Abgabe dienten.

Als Freiberufler bin ich weiterhin für dieselbe Kanzlei tätig und an der Besprechungsmenge hat sich nichts geändert. Die Aufträge flattern rein und werden abgearbeitet. Wenn ich es drauf anlege, könnte ich wochenlang kein einziges Gespräch in der Kanzlei führen. Gerade deshalb halte ich den Kontakt mit Kollegen zum Mittagessen/Feierabendbier für ganz wichtig - sonst kann man jahrelang rumgurken, ohne mit gleichgesinnten zu sprechen und sich auszutauschen. Ist auch nicht unbedingt gesund.
 
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