Ich denke, hinter der Umstellung stecken tatsächlich Probleme, die Rentenausschüttungen aus dem vorhandenen Kapital zu erwirtschaften. Wer hier Geld anzulegen hat, kennt das Problem: schon für einen lediglich inflationsausgleichenden Zinssatz muss man suchen (und die Frage bleibt, inwiefern der für die Berechnung der Inlationsrate verwendete repräsentative Warenkorb denn für das eigene Sparziel und die eigenen Lebensumstände überhaupt repräsentativ ist, siehe Immobilienpreise). Versorgungswerke müssen aber in sichere Anlagen investieren (eher keine griechischen Staatsanleihen), gerade die erwirtschaften aber aktuell nichts oder haben sogar negative Zinsen. Auch die Investition in Immobilien ist derzeit mit explodierenden Preisen bei langsamer wachsenden Einnahmen nicht besonders attraktiv. Das bedeutet, dass faktisch vermutlich ohnehin ein Umlagesystem entstanden ist, da mit den Einzahlungen der Mitglieder des Versorgungswerkes und den Auszahlungen gar nicht genug Geld übriggeblieben ist, um den Kapitalstock in dem für eine Kapitaldeckung notwendigen Maße anwachsen zu lassen. Das vorhandene Kapital leistet derzeit einfach einen zu geringen Beitrag zum Haushalt des Versorgungswerks. Die angeblich kapitalgedeckte Alterssicherung "leiht" sich deshalb zwangsläufig Geld für die Ausschüttungen an ihre älteren Mitglieder von den jüngeren Mitgliedern, deren Beiträge dementsprechend nicht im gewohnten Umfang dem Kapitalstock zugeführt werden. Das geschieht wiederum in der Hoffnung, das Geld irgendwann (zusammen mit der Rendite, die zwischenzeitlich hätte erwirtschaftet werden müssen) den jüngeren Mitgliedern für ihre Altersbezüge zurückzahlen zu können.
Daraus folgt aber leider: die Bekanntmachung ist einfach nur die ehrliche Beschreibung dessen, was ohnehin passiert. Es hülfe ja niemandem, wenn weiterhin Renten versprochen werden, die gegenwärtig nicht erwirtschaftet werden können, Renten gezahlt werden, die die Kluft zwischen vorhandenem Kapital und Renditeziel anwachsen lassen, und das ganze dann immer noch "kapitalgedeckt" genannt würde. Das Versorgungswerk wirtschaftet ja nicht absichtlich schlecht.
Wohin das wahrscheinlich führen wird, ist offensichtlich: im sogenannten Generationenvertrag sind die jüngeren wieder einmal übervorteilt und werden mit Grundsicherung dastehen, nachdem das ganze Kapital für die Alten verwendet wurde. So ist es ja auch mit dem Bundeshaushalt: ein immer größerer Anteil der Steuereinnahmen wird für Zinsen für nicht steuergedeckte Staatsausgaben vergangener Generationen ausgegeben. Wir zahlen mit unseren Steuern also immer noch und immer mehr für den Luxus derer vor uns. Dasselbe veranstalten wir natürlich mit unseren Kindern. Das Absurde: gerade diese Zinsen sind zum Gutteil wieder die Rendite der in Staatsanleihen investierenden kapitalgedeckten Alterssicherung, womit sich der Kreis des Beschisses schließt.
Aber dieser Geld-Durchlauferhitzer kann nicht ewig funktionieren. Kürzlich wurden die Lebensversicherer, die in derselben Klemme stecken wie die Versorgungswerke, per Gesetz von der Last ihrer Garantiezinsen befreit, die Lebensversicherten also eiskalt enteignet. Aber das macht ja nix, immerhin dürfen wir auch länger arbeiten und müssen deshalb weniger lang von der geschrumpften Alterssicherung leben. Das kommt halt davon, wenn die staatstragende Partei Nr. 1 in Deutschland ihre Wählerschaft ganz besonders bei den aktuellen Rentern und nicht den zukünftigen rekrutiert und die Clacqueure der sonstigen Parteien auch immer rechtzeitig in glühenden Farben das Bild des frierenden alten Mütterchens zeichnen. Ich bin im Zorn eh schon weit abgeschweift, von daher ist es auch egal: die einzige gerechte Alterssicherung ist, wenn alle nur Grundsicherung beziehen, die Renten vollständig aus Steuern bezahlt werden (dann zahlen alle nach ihrer jeweiligen Leistungsfähigkeit und auch die, die von Kapitalerträgen oder der Arbeit anderer leben) und ansonsten jeder für sich selbst sorgt.