Praxis Teilzeit und Heimarbeit

ggeorgg

Vielschreiber
Hallo liebe gestandene PAs,

Ich bin Ingenieur (Elektrotechnik) und zur Zeit 100% als solcher berufstätig, gelte als fachkompetent, zuverlässig und qualitätsbewusst. Ich möchte in Zukunft (so in 6-10 Jahren)
mein Arbeitspensum jedoch auf ein Level reduzieren, welches mir ein Einkommen von 30000 EUR im Mittel beschehrt. Der Weg als PA scheint mir da geeignet.

Nehmen wir nun an, ich wäre PA (sicher Zulassung EPA und uu DPMA) und würde für einen Stundensatz von 300 EUR und 40% Unsatzbeteiligung arbeiten und
pro Arbeitstag 3 Stunden abrechnen können. Dies ergäbe einen Tagesverdienst von 120*3=360 EUR und somit 30000/360 = 83,3 Arbeitstage pro Jahr

Was haltet ihr, die gestandenen, erfahrenen PAs davon?

a) sind die Zahlen der Rechnung realistisch ?
b) ist sie bzw. wie ist Rechnung praktisch umsetzbar oder hat sie schon jemand umgesetzt ?
c) mögliche Nachteile abgesehen vom Geahlt ?
 

grond

*** KT-HERO ***
a) sind die Zahlen der Rechnung realistisch ?
b) ist sie bzw. wie ist Rechnung praktisch umsetzbar oder hat sie schon jemand umgesetzt ?
c) mögliche Nachteile abgesehen vom Geahlt ?

Mit 83 Arbeitstagen als PA 30k€ zu verdienen ist sicherlich absolut möglich, drei abrechenbare Stunden am Tag sind auch ziemlich niedrig angesetzt. Heimarbeit ist auch alles andere als ungewöhnlich.

Das Problem in der Praxis wird sein, dass Kanzleien, die Dir Kollegenarbeit geben, sich natürlich gerne darauf verlassen wollen, dass Du verfügbar bist. Du solltest also eine planbare Kapazität für die sein. Wenn Du z.B. meinst, die 83 Tage an einem Stück und den Rest des Jahres über die Weltmeere segeln zu wollen, dann wird das bei den potentiellen Auftraggebern nicht sehr populär sein. Für die Zwischenzeit brauchen die dann eine Alternative, die sie dann natürlich weiter beschäftigen, wenn Du gerne wieder Arbeit hättest. Gleiches gilt erst recht für eigene Mandanten, die natürlich nicht begeistert sind, wenn ihr Anwalt mal ein halbes Jahr nicht auffindbar ist. Allerdings bist Du als E-Techniker natürlich besonders gesucht und könntest Dir vielleicht eine solche bescheidene Existenz als Urlaubsvertreter aufbauen.

Halbtagsarbeit sollte eigentlich kein allzu großes organisatorisches Problem sein, außer dass man irgendwie lernen muss, dem Auftraggeber Aufträge nicht abzunehmen. Meistens kommen die Aufträge dann doch eher so, dass man gleich ein halbes Dutzend Neuanmeldungen bis Ende des Monats machen soll. Dann wärst Du wieder über Deinem gesetzten Ziel.
 

ggeorgg

Vielschreiber
dank dir grond für deine Ausführungen.

So wie ich das sehe, läuft es auf eine Diskussion Arbeitsvolumen pro Zeiteinheit hinaus. Du sagst 83 Arbeitstage Arbeitsvolumen pro Jahr liegt für die Kanzlei nicht drinn, jedoch durchaus 1/2 Arbeitstag Arbeitsvolumen pro Tag.


Wie schätzt du 2 Tage Arbeitsvolumen pro Woche ein und eigentlich ideal 8-10 Tage Arbeitsvolumen pro Monat. Also der freie Mitarbeiter als planbare Instanz die pro Monat in der Regel ein Arbeitsvolumen von nicht mehr als 10 Tagen leistet, wobei sie sich nicht verpflichtet an bestimmten Tagen zu arbeiten, sondern nur monatliche Abgabetermine vereinbart
 

grond

*** KT-HERO ***
Wie schätzt du 2 Tage Arbeitsvolumen pro Woche ein und eigentlich ideal 8-10 Tage Arbeitsvolumen pro Monat. Also der freie Mitarbeiter als planbare Instanz die pro Monat in der Regel ein Arbeitsvolumen von nicht mehr als 10 Tagen leistet, wobei sie sich nicht verpflichtet an bestimmten Tagen zu arbeiten, sondern nur monatliche Abgabetermine vereinbart

Das dürfte kein großes Problem sein. Ich selbst habe eine Weile in ähnlich geringem Volumen Kollegenarbeit gemacht, allerdings nur etwa ein Jahr lang. Als E-Techniker solltest Du immer wieder neue beauftragende Kanzleien finden können, falls es mit einer mal nicht mehr klappt. Generell kann aber der Geldfluss aufgrund unterschiedlicher Zahlungsmodalitäten sehr unstetig sein, so dass man das lieber auf einem finanziellen Polster macht, dass einem einige Monate Leben ohne Einnahmen ermöglicht. Grundsätzlich gehst Du bei einem neuen Auftraggeber erst einmal in Vorleistung, schreibst eine Anmeldung, wartest Wochen bis Monate auf Rückmeldung vom Erfinder, überarbeitest die Anmeldung usw. Rechnungsstellung ist erst dann, wenn alles fertig ist. Manche Kanzleien bezahlen dann sofort (also innerhalb von zwei bis vier Wochen), andere aber auch einfach mal erst, wenn sie selbst das Geld erhalten haben. Eine neue Kanzlei wird Dir vielleicht auch erst einmal nur ein, zwei Akten geben, gucken wie Du sie ausarbeitest und Dir dann erst später die vielleicht drei, vier Akten im Monat, die Du brauchst/willst, geben.
 
Zuletzt bearbeitet:

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
Hallo ggeorgg,

zu den zutreffenden Darstellungen von grond hier noch ein paar ergänzende Anmerkungen:

Dir sollte schon klar sein, dass "3 abrechenbare Stunden" nicht bedeutet, dass der Job nur 3 Stunden Arbeit am Tag erfordert.

a. Häufig werden Aufträge erst dann 'rausgegeben, wenn der Auftraggeber merkt, dass er es selbst nicht mehr schafft, was er ja eigentlich vorziehen würde. Dafür wird Deine Responsezeit aber wohl zu langsam sein. Das wird viele Auftraggeber dazu veranlassen, Dich bei erster Gelegenheit gegen jemand schnelleren auszuwechseln oder eilige Aufträge woanders hinzugeben. grond hat richtig von der Wahrscheinlichkeit geschrieben, dass Du bei der von Dir angepeilten Arbeitsweise häufiger neue Auftraggeber finden musst. Da wird also einiges an Zeit für Kontaktgewinnung und -pflege auf Dich zukommen, die Dir niemand bezahlt.

b. Du wirst Dich schon irgendwie fachlich Up to date halten müssen, sonst verlierst Du den Anschluss. Mag für viele Kollegenarbeitsaufträge nicht wichtig scheinen, aber wenn die Auftraggeber merken, dass Du falsch gewordene oder veraltete Formulierungen und Argumente benutzt oder Paragraphen und Artikel aus der alten Gesetzesfassung zitierst oder bestimmte Dinge einfach nicht (mehr) kannst, ist es zu spät. Das spricht sich auch 'rum, gerade unsere Welt ist klein ... Man kann mal für ein Jahr (siehe grond) oder auch für einen Erziehungsurlaub deutlich kürzer treten, aber mehr ist kritisch. Also: Für das regelmäßige Lesen der Fachzeitschriften, den Besuch von Seminaren etc. etc. sollte Zeit eingeplant werden.

c. Einarbeitung in Technologien wird üblicherweise nicht vergütet, die Zeit geht also auf Dich.

Als Faustformel gingen zumindest meine Ausbilder davon aus, dass ein Volltags arbeitender Kollege auf etwa 5 abrechenbare Stunden im Schnitt kommt, wenn er also etwa übliche 10 Stunden pro Tag im Büro ist. Da Du allein in Heimarbeit tätig sein willst, mag das Verhältnis besser sein, da Personalgespräche, Aufwand für Büroorganisation, Probleme mit Hard- und mit Software und Telefongesellschaften, Verfahrenskostenhilfesachen, kostenlose Erfinderberatung, Diskussionen mit Vermietern, Handwerkern, Kollegenarbeitern :))), Krankenkassen, Finanzämtern, Stadtwerken, Versicherungen und Mandanten entfallen beziehungsweise reduziert sind. Aber für manche verworrene Akte, an der Du 12 Stunden sitzt, wirst Du nur 5 oder 6 Stunden abrechnen können.

Ach ja: 120 € / Stunde ist zwar in einigen Fällen machbar, das zahlen aber keineswegs alle Auftraggeber an Kollegenarbeiter, wie auch die erhofften 300 € / Stunde eben vielfach nicht durchsetzbar sind. Und was in 6 bis 10 Jahren der Markt hergibt, weiß heute niemand. Da Du letztlich "auf Kante" kalkulierst, solltest Du vielleicht verglichen mit Deinen ziemlich optimistischen Hochrechnungen doch ein größeres Risikopolster vorsehen. grond hat außerdem schon auf gewisse Zeiträume zwischen Arbeit und Zahlung hingewiesen. Das ist bitte ernst zu nehmen.

Aber machbar ist alles. Dein Modell wird übrigens in der Praxis gern von ausscheidenden älteren Kollegen genutzt, die vielfach mit 70 oder 75 oder 80 noch Spaß an der Sache haben und sich auf irgendetwas konzentrieren, das sie ohnehin im Schlaf können. Da reduziert sich auch das mit dem "up to date halten".
 

ggeorgg

Vielschreiber
ok danke euch

Bitte bei den Statements immer angeben, ob es Vermutungen, Fremdeinschätzungen und -erfahrungen Dritter oder eigene Erfahrungen sind.

Jetzt losgelöst von meiner Eingangsfrage:

Wie sieht es dann grundsätzlich mit freier Mitarbeit aus? Wie verbreitet ist sie?
Wie sieht es mit Heimarbeit aus? Wie verbreitet ist sie?
Was ist eine "normale" praktikable Teilzeitquote auf Wochenbasis (zb. 60%,80%,100%). Wie verbreitet ist sie?
 

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
ok danke euch

Bitte bei den Statements immer angeben, ob es Vermutungen, Fremdeinschätzungen und -erfahrungen Dritter oder eigene Erfahrungen sind.

Nein, genau das sollte man nicht tun.

Es ist bekannt, dass in diesem Forum sowohl die für die Ausbildung der Kandidaten zuständigen Personen des Deutschen Patent- und Markenamtes als auch einige für die EQE zuständige Damen und Herren mitlesen.

Verständlicherweise interessieren sich auch gut informierte Mandanten für unsere Diskussionen.

Angeschlossen ist diesem Forum ferner nachvollziehbarer- und durchaus richtigerweise ein Forum für Patentanwaltsfachangestellte und solche, die das werden wollen. Es ist doch logisch und verständlich, dass die sich für mögliche Gehaltsverhandlungen ihrer Chefs mit ihren Oberchefs interessieren.

Darüberhinaus dürfte vielen Kollegen bekannt sein, das hier unter anderem auch Prüfer aus den Finanzbehörden mitlesen, die dann mit Ausdrucken bestimmter Forumsbeiträge bei der Betriebsprüfung erscheinen und wissen wollen, warum die tatsächlichen Einnahmen deutlich unter den Traumgehältern liegen, die hier gelegentlich gepostet werden. Und dann tagelang nach dem Geld suchen und das Besprechungszimmer blockieren.

Also: Wir posten hier bewusst anonym, nicht rechtsverbindlich und nur zum Spaß. Sollte jemand ärgerlicherweise ermitteln, wer sich hinter welchem Nickname verbirgt, so streitet man alles ab und verweist auf Wikipedia.

ok danke euch

Wie sieht es dann grundsätzlich mit freier Mitarbeit aus? Wie verbreitet ist sie?
Wie sieht es mit Heimarbeit aus? Wie verbreitet ist sie?
Was ist eine "normale" praktikable Teilzeitquote auf Wochenbasis (zb. 60%,80%,100%). Wie verbreitet ist sie?

So ziemlich jeder junge Kollege fängt mit freier Mitarbeit an, so er nicht die Sicherheit einer Festanstellung in einer Patentabteilung vorzieht.

Heimarbeit ist häufig die erste Vorstufe, bis man mit einer bestimmten Kanzlei vereinbaren kann, dort einen Raum mit Equipment gestellt und eine gewisse Auslastung garantiert zu bekommen. Im Gegenzug geht der junge Kollege eine gewisse Anwesenheitspflicht und Abnahmegarantie für die Aufträge ein. Verbleibt man zu lange in der Heimarbeitsphase, entstehen bei den Auftraggebern Zweifel an der Eignung des Kollegen, da er ja offenbar keine Kanzlei findet, die mit ihm zufrieden ist und/oder mit ihm klar kommt. Die Zweifel sind zerstreubar, aber sie entstehen.

Es gibt keine "normale" Teilzeitquote. Ältere Kollegen ziehen sich in Stufen über Teilzeit zurück, wenn sie die 67 oder 70 überschreiten. Während des Erziehungsurlaubs gibts andere Regelungen. Während der Vorbereitung auf die EQE gilt wieder anderes. Praktikabel ist, was zwei Partner praktikabel finden. Wir haben einen "freien Beruf".
 

ggeorgg

Vielschreiber
Ältere Kollegen ziehen sich in Stufen über Teilzeit zurück, wenn sie die 67 oder 70 überschreiten.

ok, leuchtet mir ein. Viele ältere Kollegen praktizieren einen gleitenden Altersrücktritt.

Praktikabel ist, was zwei Partner praktikabel finden. Wir haben einen "freien Beruf".


Ja natürlich, auch als Ingenieur ist bezüglich Teilzeit praktikabel, was zwei Partner praktikabel finden. Jedoch finden es die wenigsten Arbeitgeber/Partner praktikabel. Wie praktikabel ist es nun in der PA Branche? Der Beruf scheint mir ja, aufgrund des Arbeitsinhalts, für Teilzeit geradezu geeignet, speziell in Kombination mit Heimarbeit, da so keine Teilauslastung der Infrastruktur in der Kanzlei entsteht. Gibt es dazu Erfahrungen?
 

grond

*** KT-HERO ***
Ich kenne Kollegen, die eine Wohnzimmerkanzlei betrieben haben. Die haben das aber alle nicht mehr als ein bis drei Jahre gemacht, weil sie sich zu isoliert gefühlt haben. Der Austausch mit Kollegen ist schon wichtig und man verbringt als PA schon genug Zeit allein im Büro. Nicht nur psychologisch ist der Austausch wichtig, sondern auch dafür, aktuelle Rechtsentwicklungen im Auge zu behalten. Sozusagen die einfachste und preiswerteste Art der Fortbildung.

Im übrigen würde ich dringend davon abraten, einen Beruf nur wegen der (erhofften) Arbeitsumstände zu wählen. Der Beruf des Patentanwaltes ist nicht mal eben so im Vorbeigehen zu erlernen und man braucht schon eine gewisse Eignung dafür. Auch ist der Weg eine Einbahnstraße, niemand kehrt in eine Entwicklungsabteilung zurück, wenn er erst einmal den Weg zum PA eingeschlagen hat.
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
a) sind die Zahlen der Rechnung realistisch ?
b) ist sie bzw. wie ist Rechnung praktisch umsetzbar oder hat sie schon jemand umgesetzt ?
c) mögliche Nachteile abgesehen vom Geahlt ?

Hallo ggeoorgg,

grond und Blood for PMZ haben ja schon umfangreich und zutreffend geantwortet.

Dein Modell liest sich zunächst auch sehr attraktiv. Aber eine Sache übersiehst Du:
Du wirst als ein Teilzeit-Kollegenarbeiter vor allem die "Kröten", die im Alltagsgeschäft
anfallen, bearbeiten müssen. Diese Kröten sind Akten (hauptsächlich
Ausarbeitungen von Bescheidserwiderungen für EP- und DE-Akten aus Asien und
USA), die nicht zeiteffizient bearbeitet werden können. Gerade die E-Technik-Aktenwelt
bietet ein großes Kontigent an diesen Kröten, und die Dich beauftragenden Gesellschafter
haben ein zielsicheres Weiterverteilungs-Händchen für diese Kröten.

Dein ursprünglich angedachter "effektiver" Stundensatz wird daher nicht einmal
ansatzweise realisierbar sein. Zur Verdeutlichung ein extremer aber garnicht mal
so seltener Fall:
Umfang<= Kröte := technisch sehr kompliziert, vom Verfasser fehlerhaft
formuliert (vom Erfinder nicht erkannt), Prüfer (Fachmann auf seinem
Gebiet!) stellt sich dumm und will alles vom PA erklärt haben, sprachlich nur noch
grausam, keine Weisungen oder aber (noch schlimmer) Schwachsinnsweisungen
"Honorar" für den Kollegenarbeiter: 400,- Euro (plus USt.) (wegen Geizmandat oder
Uneinsichtigkeit, dass E-Technik-Akten wesentlich arbeitsintensiver als
Akten sind, die mit simplem Figurenvergleich durchdacht werden können)
Bearbeitungsaufwand: 3 volle Tage (keine Teilzeit).
Viel Spass beim Ausrechnen des Stundenlohns!

Derartige Aufträge werden bevorzugt an "externe" Kollegenarbeiter weitergereicht,
da der ambitionierte, fähige und zu jeder Tag- und Nachtzeit verfügbare Junganwalt,
den man selbst ausgebildet hat und der einem das Wochenende freihält, sonst ziemlich
schnell das Weite sucht.

Mein Beispiel ist übrigens nicht fern von dieser Welt. Mir sind mehrere
unglückliche Kollegen (mit beiden Zulassungen, siehe Deinen anderen Thread) bekannt,
die mit einer Vollzeittätigkeit (nicht das, was eine Gewerkschaft darunter versteht)
auf Umsatzbasis gerade mal das Doppelte des von Dir angedachten Jahreseinkommens erzielen.

Als E-Techniker kann ich Dir noch einen Rat geben: Lass Dich nicht so sehr
von dem Hype um E-Techniker beeindrucken. Der vermeintliche Mangel an E-Technikern
hat seinen Grund u.a. auch in den o.g. Umständen, dass die Aktenbearbeitung
alles andere als lustig sein kann, wobei einen diese "Aktenqualität" im schlimmsten
Fall lebenslang heimsuchen kann. Es gibt nicht generell zu viel Arbeit im E-Technik-Patentbereich,
sondern es gibt nur zu wenig Bearbeiter für die "Kröten". Daher sind im E-Technik-Bereich
gerade Frischlinge oder Arbeitsspitzen-Wegschaffer sehr gefragt.

Mit diesem Beitrag möchte ich kein Bashing betreiben sondern nur Deine etwas
zu optimistische Betrachtungsweise in Richtung der (unangenehmen) Realität
des Lebens ohne eigene (inländische) Direktmandanten verbiegen.
 
Zuletzt bearbeitet:

ggeorgg

Vielschreiber
Ich danke Euch für die super Beiträge, die mir - und ich hoffe auch weiteren Lesern - echt helfen

Mein Beispiel ist übrigens nicht fern von dieser Welt. Mir sind mehrere
unglückliche Kollegen (mit beiden Zulassungen, siehe Deinen anderen Thread) bekannt,
die mit einer Vollzeittätigkeit (nicht das, was eine Gewerkschaft darunter versteht)
auf Umsatzbasis gerade mal das Doppelte des von Dir angedachten Jahreseinkommens erzielen.

Als E-Techniker kann ich Dir noch einen Rat geben: Lass Dich nicht so sehr
von dem Hype um E-Techniker beeindrucken. Der vermeintliche Mangel an E-Technikern
hat seinen Grund u.a. auch in den o.g. Umständen, dass die Aktenbearbeitung
alles andere als lustig sein kann, wobei einen diese "Aktenqualität" im schlimmsten
Fall lebenslang heimsuchen kann. Es gibt nicht generell zu viel Arbeit im E-Technik-Patentbereich, sondern es gibt nur zu wenig Bearbeiter für die "Kröten".

Hier sehe ich aber einen Logikfehler: wenig Verdienst schliesst einen Mangel an Arbeitskraft aus. Gerade weil die ARbeit "Krötenarbeit" ist, wird der Mangel an gewillten Abnhemern den Preis für die ARbeit steigern -- siehe zb Zahnärzte :)

Also wenn meine Teilzeitvorstellungen die "Krötenarbeit" nach sich zieht, kann es nicht sein, dass ich als weiteres Übel im Verhältnis auch noch schlecht verdiene.
 

Han Solo

SILBER - Mitglied
Doch, genau das findet statt, weil die "Kröten" meistens eine Kostenobergrenze vom japanischen/koreanischen/chinesischen/US Mandanten haben. Die gibt man dann gerne nach draußen und bietet 50% vom gedeckelten Honorar, natürlich kann man derartige Aufträge ablehnen, aber dann hat man halt gar nichts, weil wie schon alle hier richtig sagten am liebsten, oder fast immer an externe gegeben werden. So ist halt das Spiel....
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
Hier sehe ich aber einen Logikfehler: wenig Verdienst schliesst einen Mangel an Arbeitskraft aus. Gerade weil die ARbeit "Krötenarbeit" ist, wird der Mangel an gewillten Abnhemern den Preis für die ARbeit steigern -- siehe zb Zahnärzte :)

Also wenn meine Teilzeitvorstellungen die "Krötenarbeit" nach sich zieht, kann es nicht sein, dass ich als weiteres Übel im Verhältnis auch noch schlecht verdiene.

Han Solo hat meine Behauptungen (wie schon von Blood for PMZ geschrieben: Wir
haben hier niemals den Anspruch, über die absolute Realität zu schreiben :)) ja schon bestätigt.

Zum Thema der Zahnärzte habe ich mich im Parallelthread schon geäußert.

Zur Klärung des o.g. Logikfehlers trägt vielleicht folgende Sicht bei: Der
potentiell arbeitverteilende PA möchte seine eigene Zeit möglichst
effektiv einsetzen. Deshalb gibt er schlecht bezahlte
(Kostenvorgabe durch den Mandaten bzw. drohender Mandatsverlust bei
als unverschämt empfundener Abrechnung) Arbeit an fähige "Mitarbeiter" ab und
erledigt die profitable Arbeit selbst (der Zahnarzt läßt die Zahnreinigung auch
durch seine professionell geschulte Mitarbeiterin erledigen). Wenn er keine fähigen
Mitarbeiter zur Verfügung hat, dann muss er diese schlecht bezahlte Arbeit halt
selbst erledigen und streicht immer noch ca. das Doppelte des andernfalls extern
Beauftragten ein. Hier hinkt übrigens mein im anderen Thread getätigter Vergleich
mit den Zahnärzten: Der Zahnarzt kann die Zähne des GKV-Versicherten einfach
weiterfaulen lassen :)

Um keine Ausländer zu diskriminieren: Auch/gerade deutsche Mandanten arbeiten
mit restriktiven Kostenvorgaben. Vielleicht haben sie ja die Diskussionen
hier im Forum vor ein paar Jahren verfolgt und haben Einsparpotential entdeckt...
 

pak

*** KT-HERO ***
@ pa-tent:

Du hast es mit Deinem Beitrag

http://h1838009.stratoserver.net/ka...t-und-Heimarbeit&p=27365&viewfull=1#post27365

auf den Punkt gebracht. Ein jeder, der mit dem Gedanken spielt, mal nebenbei als Kollegenarbeiter am heimischen Herd eine ruhige Kugel zu schieben, sollte sich Deine Anmerkungen durchlesen, um vielleicht keine unangenehmen Überraschungen zu erleben. Tatsächlich sollte man sich darauf einstellen, dass man diejenigen missratenen oder nur zeitaufwändig (bei gedeckelten Kosten) zu bearbeitenden Akten, die einen schon in der Kandidatenzeit genervt haben, auch als Kollegenarbeiter bearbeiten wird. Auf die Dauer sehr unbefriedigend ...

pak
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Hi,

dem Beitrag von pa-tent ist eigentlich nichts mehr hinzuzufügen.

> wenig Verdienst schliesst einen Mangel an Arbeitskraft aus. Gerade weil die ARbeit "Krötenarbeit" ist, wird der Mangel an gewillten Abnhemern den Preis für die ARbeit steigern -- siehe zb Zahnärzte :)

das kannst Du dann, wenn der Mandant oder Dein Auftragsgeber bereit ist, Deinen Aufwand annähernd 1:1 zu bezahlen und akzeptiert, daß es Abweichungen auch nach oben vom Durchschnitt geben kann.

>Also wenn meine Teilzeitvorstellungen die "Krötenarbeit" nach sich zieht, kann es nicht sein, dass ich als weiteres Übel im Verhältnis auch noch schlecht verdiene.

Da kann man nur sagen: Träum weiter.

So läuft das Spiel nicht. Das Spiel läuft so: Willst Du Aufträge? Wenn ja, hier Prüfungsbescheidserwiderung: "nur" 6 Entgegenhaltungen und die Anmeldung ist aus dem taiwanesischen ins Englische übersetzt und dann ins Deutsche, hat auch "nur" 40 Seiten. Prüfungsbescheid bietet das volle Spektrum an "Entfaltungsmöglichkeiten", sprich Klarheit, Ofefnbarungsmangel, Einheitlichkeit, Neuheit, erf. Tätigkeit, etc.. Bitte 2 Anträge ausarbeiten und das Berichtsschreiben bitte ebenfalls und das ganze doch bitte nicht mehr als 500€, auch und ja, bis übermorgen, wenns geht.

Und wenn Du glaubst, daß das ein Einzelfall ist...

Ich kenne Kollegen, die anschließend "gebeten" wurden, Ihre Rechnung zu "korrigieren" (rate mal in welche Richtung), damit die Kanzlei Ihren offiziellen Stundensatz halten konnte und um unter einer gewissen magischen kleinstmöglichen vierstelligen Summe bleiben zu können. Alternativ bekommt man auch direkt gesagt, wieviel Stunden zu welchem Stundensatz zu investieren, d.h. abzurechnen sind, damit die Kanzlei noch auf ihre "Kosten", sprich Einnahmen kommt. Da kann für den Kollegenarbeiter auch mal nur 25% hängenbleiben (reales Beispiel).

Und wenn Du glaubst, daß das ein Einzelfall ist...

Die Kanzlei wird Dir schon sagen, was Sie Dir bereit ist zu geben und das korrelliert so gut wie nie mit Deinem Aufwand.

Ciao

arcd007
 
Zuletzt bearbeitet:

grond

*** KT-HERO ***
Das mit den Kröten will ich mal so kommentieren:

Ich habe mal mit einer Kanzlei zusammengearbeitet, in der die Partner unter Druck hinsichtlich ihres Jahresumsatzzieles standen. Da konnte man Gift darauf nehmen, dass man nur Kröten bekam. Die fruchtbaren Äckerchen wollten die Partner selbst bestellen und haben die nicht nur vor Subalternen eifersüchtig bewacht, sondern auch von ihren sogenannten Partnern.

Ich habe auch mal mit einer Kanzlei zusammengearbeitet, wo die Partner einfach Partner und auch im Privaten einander verbunden waren. Da gab es wenigstens einige Partner, die die Kröten selbst erledigt haben, weil sie der Meinung waren, dass man solche Akten keinem Kollegenarbeiter zumuten könnte.

Kürzlich stand ich selbst mal wieder vor der Entscheidung, ob und was ich rausgebe. Der Aktenberg war doch ziemlich angeschwollen. Ich bin natürlich zweifellos ein charakterliches Vorbild für Umwelt und Berufsstand, muss aber zugeben, dass die Akten, die ich ausgewählt habe, die eher unerfreulichen waren, die auch schon ein bisschen angegilbt waren. Das lag übrigens auch daran, dass der Kollegenarbeiter selbstverständlich nicht meine Bearbeitungsqualität erreicht, weshalb ich ihn nicht auf die guten, wichtigen Fälle (also die einträglichen und umsatzstarken) loslassen kann...

Daraus mag jeder seine eigenen Schlussfolgerungen ziehen...
 

Rafael

Vielschreiber
Hallo,

bei der zu Anfang genannten Rechnung sollte natürlich auch bedacht werden, dass Vaterstaat auch sein Geld haben will. Wenn man also 30 k€ am Ende des Jahres in der Tasche haben möchte, muss man ca. 40 k€ Umsatz machen. Dementsprechend steigt die Stundenzahl. Auch sollten weitere Ausgaben wie Krankenversicherung, Altersabsicherung, Schutz vor Arbeitsunfähigkeit etc. ebenfalls bedacht und in den Umsatz eingeplant werden.

Grüße,

Rafael
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
Hallo ggeorg (und interessierte Mitleser),

nachdem Dein (verständlicherweise anfangs) optimistisches Bild des PA-Daseins
auf der Basis von Heimarbeit und Teilzeit wahrscheinlich durch mich und die anderen
Beitragenden etwas in Richtung des realen, mühsamen "Kröten"-Schluckens gerade
gerückt wurde, möchte ich Dir einen positiven Aspekt, der bisher noch nicht umfassend
behandelt wurde, nicht vorenthalten.

Ich halte den Beruf des Patentanwaltes für einen der Berufe, der prinzipiell sehr gut für
Teilzeitarbeit geeignet ist, allerdings mit einer wichtigen Einschränkung: Du solltest
Deine Teilzeitarbeit sichtbar (also persönlich anwesend) in einer Kanzlei erledigen,
bevorzugt in Deiner Ausbildungskanzlei, in der Du Dich schon als Kandidat als zuverlässiger
und fähiger Aktenbearbeiter hervorgetan hast. Dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass
ausschließlich "Kröten" auf Deinen Tisch wandern, deutlich geringer, und manche
Gesellschafter werden Dich auch an rechtlich interessante Fragestellungen/Gutachten ranlassen,
die sie selbst aufgrund akuter Zeitknappheit nicht geeignet bearbeiten können. Mir
sind mehrere derartig beschäftigte Kolleginnen (tja, das ist der traurige Aspekt: Bei
Männern wird der Wunsch nach Teilzeitarbeit als höchst befremdlich wahrgenommen)
bekannt, die höchst zufrieden als PA tätig sind. Allerdings sitzen diese
Kolleginnen abends, wenn die Kinder im Bett sind, häufig zu Hause am Schreibtisch und
setzen die unerledigte Arbeit des Tages bis spät in die Nacht fort.
Zynisch formuliert: Diese Kolleginnen leben ein Modell von Teilzeit und Heimarbeit, allerdings
ein rein sequentielles :)

Wie schon geschrieben, kommt der Wunsch eines Mannes nach Teilzeitarbeit in der PA-Gilde
eher komisch rüber. Man wird Dir vermutlich zunächst unterstellen, dass Du den restlichen
Tag Dein eigenes Süppchen kochen willst (z.B. heimlich ein eigenes Mandat bearbeiten, ohne
die Kanzlei davon profitieren zu lassen), und Dir zur Strafe doch wieder die Kröten auf den
Tisch legen.
 

ggeorgg

Vielschreiber
Wie schon geschrieben, kommt der Wunsch eines Mannes nach Teilzeitarbeit in der PA-Gilde eher komisch rüber. Man wird Dir vermutlich zunächst unterstellen, dass Du den restlichen Tag Dein eigenes Süppchen kochen willst (z.B. heimlich ein eigenes Mandat bearbeiten, ohne die Kanzlei davon profitieren zu lassen), und Dir zur Strafe doch wieder die Kröten auf den Tisch legen.

Der war gut ... :)

Ja da würde ich allgemein auch so sehen und kommunizieren, aber das Leben spielt sich im Einzelfall ab. Aspekte wie vorübergehende Geldsorgen oder Verlust des Respekts der ARbeitskollegen sind sicher hoch interessant, können aber in dieser DIskussion vernachlässigt werden.

Also zwei Thesen, vorausgesetzt natürich immer dass die Qualität der ARbeit stimmt:

A) Es ist durchaus möglich in einer Kanzei 80% (Mo bis Do) oder sogar 60% (Mo bis Mi) zu arbeiten, ohne Benachteiligungen bei der Aktenqualität in Kauf nehmen zu müssen. Man sollte zumindest die europäische Zulassung haben.

B) Es ist durchaus möglich als selbständiger PA eine Mandatsstruktur aufzubauen, welche mit einem 60% Pensum bearbeitet werden kann, wobei der Anfang - bis die Mandanten aquiriert wurden - sicherlich hart sein wird. Man sollte beide Zulassungen haben.

ps. Von Möglichkeiten zu sprechen, ist die Freiheit des Fragenden, ich bitte um Fakten
 
Zuletzt bearbeitet:

grond

*** KT-HERO ***
Hast Du Deine Überlegungen eigentlich mal mit einem Vertreter der Patentabteilung Deiner Firma besprochen? Die würden keine Befürchtungen wegen Abwerbens eines Mandates haben, höchstens, dass Du nebenbei noch eine schwunghafte eigene Kanzlei aufbauen willst und nicht genug für Deine Anstellung zur Verfügung stehst oder aber Dich sofort verdünnisierst, wenn Du die Zulassung hast. Vielleicht kannst Du aber unter Ausklammerung Deines Wunsches nach Teilzeit über die Patentabteilung einfach und schmerzlos den Weg zum PA einschlagen (in Patentabteilung meistens nur EP-Zulassung), ohne ein Leben mit Krötenschlucken fürchten zu müssen.
 
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