Silvester

grond

*** KT-HERO ***
Ich möchte diese alkoholinduzierte Idee einer langen Silvesternacht dann doch mit dem Forum teilen. Sildenafil ist der Wirkstoff, der uns allen aus unserer Spam-Mail als "Viagra" bekannt ist. Zu dem Wirkstoff wird allgemein die Anekdote erzählt, derzufolge er (wohl erfolglos) als Herzmedikament erprobt wurde. Nach Ende der Studie weigerten sich viele der Probanden, die restlichen Tabletten zurückzugeben. Schließlich kam heraus, dass die Probanden dafür ihre speziellen, heutzutage allgemein bekannten Gründe hatten.

Nun die Verbindung zum Patentrecht: wenn Pfizer den Wirkstoff als Medikament gegen Erektionsstörungen geschützt hat (was sie jedenfalls in US 6,469,012 getan haben), müsste es sich doch eigentlich um eine widerrechtliche Entnahme handeln, da einer oder mehrere der Probanden zuerst im Erfindungsbesitz waren, oder? Oder mangelte es bei den Probanden wiederum an der Kenntnis des genauen Stoffes, der die Wunderwirkung besaß, und erst bei Pfizer wurden beide Erfindungselemente zusammengebracht?
 

Karl

*** KT-HERO ***
Habe zwar nicht viel Ahnung von Pharmapatenten, aber ich vermute, dass es eher unwahrscheinlich ist, dass eine widerrechtliche Entnahme vorliegt:

a) Wenn patienten... von gewissen Nebenwirkungen... bei der Verwendung zur Behandlung von Herzkrankheiten berichtet haben, bedeutet dies nicht zwangsläufig, dass sie damit die Behandlung von gewissen Problemen im Sinn hatten. Diejenigen, die die Medikamente nicht mehr zurückgeben wollen haben vermutlich eher nicht ihren ehrlichen Grund dafür angegeben sondern die medikamente hat die Katze gegessen oder sind ins Klo gefallen oder was auch immer. Es wäre schon sehr dumm zu sagen "Ich rück die Pillen nicht mehr raus wegen der tollen Nebenwirkungen".

Diejenigen, die von der zu dem zeitpunkt noch ungewollten Wirkung berichtet haben, werden dies wahrscheinlich bei der Befragung zu nebenwirkungen getan haben. Allerdings: Nur weil der Patient festgestellt hat, dass es die Durchblutung in gewissen Körperregionen fördert, hatte er noch nicht unbedingt die Idee, mit dem Medikament entsprechende Disfunktionen zu behandeln.

b) Ich schätze mal, dass die Probanten eh einen Vertrag unterschreiben mussten, allein schon wegen der notwendigen geheimhaltung. Es scheint mir recht wahrscheinlich, dass in so einem Vertrag auch geregelt wird, was mit dem Recht an der Erfindung zu durch Nebenwirkungen auffallenden weiteren Verwendungen geschieht. Ist ja vermutlich nicht das erste mal, dass eine zweite medizinische Verwendungsmöglichkeit bei einer Studie zur ersten medizinischen Verwendung auffällt.
 

Lysios

*** KT-HERO ***
Oder mangelte es bei den Probanden wiederum an der Kenntnis des genauen Stoffes, der die Wunderwirkung besaß, und erst bei Pfizer wurden beide Erfindungselemente zusammengebracht?

So würde ich es zumindest annehmen. Diese Annahme wird zusätzlich gestützt durch die Entscheidung des obersten Gerichtshofs in Kanada (Pfizer vs. Teva) im November letzten Jahres, wonach Sildenafil der einzige wirksame Bestandteil von Viagra ist und Pfizer dies gewusst habe. Deswegen wäre die Erfindung nicht ausreichend offenbart gewesen und das Patent war somit zu entziehen.
 
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