Praktika in Patenanwaltskanzleien

dampfplauderer

Vielschreiber
Servus,

hat hier irgendjemand Kenntnis darüber, ob es in und um München Kanzleien gibt, die E-Technik-Studenten für ein Praktikum einstellen; besonders für den Bereich Energietechnik/Leistungselektronik/Regelungs- und Messtechnik?

Merci schon mal
 

EK

*** KT-HERO ***
Das gelbe U schrieb:
Ich nehme mal an so ziemlich jede.... Tu mir einen Gefallen und nimm Geld für Deine Tätigkeit.
Bei mir (PA-Kanzlei) fragen auch oft Studenten an, die ein Praktikum machen möchten. Leider weiß ich wegen zumeist nicht vorhandener Qualifikation im Patentbereich (von Marken und Geschmacksmustern ganz zu schweigen) nicht, wie ich diese Leute beschäftigen soll. Daher meine Frage: Wofür genau soll er das Geld fordern? Dafür, daß ihm gezeigt wird, wie es geht?
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
EK schrieb:
Wofür genau soll er das Geld fordern? Dafür, daß ihm gezeigt wird, wie es geht?
Ja. So ist das bei einem Kandidaten schließlich auch am Anfang. Man nennt so etwas auf Neudeutsch HR-Management. Das sollte man dann auch nur mit Leuten machen, die erntshaft Interesse zeigen (will er das nur für seinen Lebenslauf oder will er später PA werden?) und bei denen es wünschenswert ist, dass sie in Zukunft in der Kanzlei arbeiten.

Alle anderen Fälle würde ich gleich lassen. Im Umkehrschluss heisst das für mich als Bewerber: Wenn ich kein Geld bekomme, lass ich es eben auch. Denn Halbwissen nach 2 Wochen Praktikum ist im Patentbereich nichts wert. Der Sinn der Veranstaltung kann also nur darin liegen, herauszufinden, ob derjenige in die Kanzlei passt und ob es ihm dort passt.
 

Student

GOLD - Mitglied
Hi,

ich (Student) hatte mich bei den drei (mir bekannten) großen Kanzleien nach einem Praktikum erkundigt, und von zweien die Antwort erhalten, man könne sich aufgrund Kandidaten und Auzubis nicht wirklich um mich als Praktikant kümmern.

Daher meine Frage an "Das gelbe U" in Anlehnung an "EK": Was machen Kanzleien mit einem Newbie in Sachen Patent- und Markenrecht? Es soll ja nicht auf Kaffe kochen rauslaufen.

Welche Kanzleien nehmen Praktikanten? Mindestdauer? Gehaltsgrößenordnung? (@ "Das gelbe U")?

Grüße.
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Also, Paraktika sind eigentlich nicht üblich - ein Kandidat bringt frühestens nach mehreren Monaten etwas für die Kanzlei.

Kommentar auf eine Bewerbung um ein Paraktika: "Entweder sie fangen als Kandidat an, da können sie im ersten halben Jahr auch jeden Tag aufhören und bekommen außerdem 3000€ oder wir lassen es."

Überleg Dir, was Du da eigentlich willst. Willst Du PA werden, dann kommuniziere es so und fang da als Studentenjob in den Semesterferien an, Du musst halt dann noch irgendwann Dein technisches Jahr zusammenstöpseln. Oder Du weisst nicht was Du willst - dann suche Dir besser einen technischen Studentenjob. Schließlich brauchst Du später ohnehin jemanden, der Dir unterschreibt, dass Du in Summe ein Jahr außerhalb des Studiums technisch gearbeitet hast. Und wenn Du später nicht PA wirst, fragt sich jeder, was das soll mit dem Praktikum in einer PA-Kanzlei ("Der weiss nicht was er will - ist nicht zielgerichtet - will nur Geld verdienen" etc.).

Ich weiss, jetzt kommt die Frage "Aber ohne Praktikum weiss ich doch gar nicht wie das ist." Richtig - mit Praktikum aber auch nicht, das ist zu kurz. Fürs Reinschnuppern reicht ein Tag Kaffee kochen. Da sieht man schon, dass die PAs 90% der Zeit alleine im Zimmerchen sitzen und Akten bearbeiten.

Lies Dir mal Patentschriften durch - wenn Du nach 5 am Stück immer noch sagst, das könnte was für Dich sein, dann nur zu.

Und noch ein Tipp: Geh irgendwohin, nur nicht nach München - da ist hauptsächlich Ausland unterwegs. In der (Patent-)Provinz arbeitet es sich mE besser und interessanter. Also NRW (Düsseldorf), BW (Stuttgart, Mannheim oder noch besser raus ins Ländle), Niedersachsen, HH, was weiss ich...

Zum Geld: Da ist alles drin. Schau aber, dass Du davon leben kannst.
 

Student

GOLD - Mitglied
Mh... Erstmal die Frage, gelbes U: Welchen Status hast du inne? Student, Kandidat, PA, Laie?

Dann: Was spricht gegen München als Ort der Ausbildungskanzlei, was dafür?

M.E. gibt es nur pros (abgesehen von Lebenshaltungskosten, die mit der höheren Bezahlung + "Lebensbedingungen" abgegolten sein sollten)? Insbesondere spricht wohl dafür, dass man ohne Wohnortwechsel zum Amtsjahr übergehen kann. Außerdem sind Übungsgruppen in München angeboten.
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Pro München: München.
Contra München: Der Rest. Stärkere Konkurrenz, weniger Inlandsmandate, die Kanzleien suchen nicht so dringend wie andernorts Nachwuchs bzw. können sich leichter aus dem ständig nachkommendem Kandidatenstrom eindecken. So etwas wie Partnerschaft 2. Klasse (auch "Zwischenebene" genannt) gibt es eigentlich nur in München und das auch erst seit ein paar Jahren. Im Ergebnis ist das Leben als PA anderswo noch deutlich entspannter was die Arbeit angeht.

Ich bin PA.
 

Student

GOLD - Mitglied
@gelbes U: Haben die aufgezählten Punkte (Konkurrenz, ...) nicht lediglich Auswirkung auf die spätere Arbeit als "fertiger PA"?

Und, nach der Ausbildung bleibt es ja freilich jedem selbst überlassen, ob er in Muc bleibt, oder raus in die Provinz geht...?!
 

paule

BRONZE - Mitglied
Student schrieb:
@gelbes U: Haben die aufgezählten Punkte (Konkurrenz, ...) nicht lediglich Auswirkung auf die spätere Arbeit als "fertiger PA"?
Es macht schon einen Unterschied, ob in der Kanzlei drei Kandidaten sind, die sich zwar einerseits gegenseitig unterstützen, andererseits aber auch glauben, um eine spätere aufnahme in die Partnerschaft konkurrieren zu müssen, oder ob man irgendwo alleine die Position des Kronprinzen innehat....
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Wie willst Du Mandantenkontakt lernen wenn es hauptsächlich Korrespondenzanwälte in Übersee gibt? Immer beachten: Es gibt die Tendenz, dass der letzte in der Kette die miesesten Kröten schlucken muss. Wenn weniger davon da sind - und das ist bei Inlandsgeschäft eher der Fall - umso besser. Aber Achtung: Zuerst sagen Dir alle, dass sie hauptsächlich Inlandsmandate machen und nur interessante Arbeit haben. Nur: oft stimmt das dann nur dür die Partner....
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Wie willst Du Mandantenkontakt lernen wenn es hauptsächlich Korrespondenzanwälte in Übersee gibt? Immer beachten: Es gibt die Tendenz, dass der letzte in der Kette die miesesten Kröten schlucken muss. Wenn weniger davon da sind - und das ist bei Inlandsgeschäft eher der Fall - umso besser. Aber Achtung: Zuerst sagen Dir alle, dass sie hauptsächlich Inlandsmandate machen und nur interessante Arbeit haben. Nur: oft stimmt das dann nur dür die Partner....
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
a) epoline.org: Suche nach Vertreter möglich.

b) archive.org: Was war so in den letzten Jahren auf der homepage einer Kanzlei los? ("technical experts" sind meist Kandidaten)

Bei a) und b) auch Kanzleien einbeziehen, die nicht inserieren - meist wird gesucht obwohl nicht inseriert wurde.

c) patentanwalt.de: Wo sind die Personen aus b) alle hin nachdem sie Anwalt wurden? Kanzleien der Provinz verlieren allerdings oft Kandidaten nach München, die sie eigentlich gern behalten hätten, das sollte man berücksichtigen.

Und dann im Gespräch direkte Fragen stellen, auch die Frage "Wer ist zuständig/verantwortlich?". Ruhig im Land ein bischen umherfahren - Anfahrt zahlt sowieso die Kanzlei. Im Gespräch wie beim Wohnungsmakler höllisch aufpassen und versuchen "Floskeln" zu enttarnen.

Die Luft wird im Moment auf hohem Niveau etwas rauher, die haufenweise fertigen Kandidaten der letzten Jahre kommen im Markt an und werden auch noch aufgenommen - ich fürchte allerdings in 2,3 Jahren könnte es langsam schwieriger werden. Das Londonder Protokoll wird sein übrigens tun.
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Hi,

>ch fürchte >allerdings in 2,3 Jahren könnte es langsam schwieriger werden.
Der Meinung bin ich auch...wenn die Wirtschaft noch etwas schwächelt und die Patentanmeldungen zurückgehen sieht es nicht gut aus. Die fetten jahre sind jetzt schon vorbei...

>Das Londonder Protokoll wird sein übrigens tun.
Das sowieso...die Übersetzungen während des Amtsjahres spielten ei mir zumindest die Hauptrolle beim Zusatzverdienst, weil das einfach und schnell geht und man die Arbeit auch mal ein paar Tage liegen lassen kann.

Ciao

arcd007
 

grond

*** KT-HERO ***
arcd007 schrieb:
wenn die Wirtschaft noch etwas schwächelt und die Patentanmeldungen zurückgehen sieht es nicht gut aus. Die fetten jahre sind jetzt schon vorbei...
Sind denn die Anmeldezahlen zurückgegangen? Ich habe in Erinnerung, dass die Zahlen weiterhin sehr gut sind, bzw. sogar steigen.


die Übersetzungen während des Amtsjahres spielten ei mir zumindest die Hauptrolle beim Zusatzverdienst, weil das einfach und schnell geht und man die Arbeit auch mal ein paar Tage liegen lassen kann.
So unterschiedlich sind die Erfahrungen. Ich habe bisher gerade zwei Übersetzungen von Anspruchssätzen gemacht, weil die gebotene Eile es nicht zuließ, die Übersetzungen rauszugeben. Der Wegfall von Übersetzungen dürfte sich höchstens auf Kanzleien, Übersetzer und übersetzende Kandidaten auswirken, nicht aber auf den Patentanwalt als solchen, der ohnehin nur an den Anwaltshonoraren beteiligt wird. Im Gegenteil könnte der weitgehende Wegfall der Übersetzungserfordernisse sogar die Auftragslage deutlich ankurbeln, weil mehr Patent für weniger Geld zu haben ist, so dass der Mittelstand sich in dem Gebiet stärker engagieren könnte. Außerdem steht bei den Firmen vorerst derselbe Etat zur Verfügung, mit dem dann mehr Tätigkeiten mit Anwaltshonoraren bezahlt werden können (=> mehr Anmeldungen), weil Gelder wegen der wegfallenden Übersetzungen frei werden. Das ist mindestens für uns kleine Lichter, die an den Formalhonoraren und Aufschlägen auf Übersetzungskosten eh nichts verdienen, eher ein Vorteil.

Interessanter als die reinen Zahlen von ausscheidenden Patentanwälten gegenüber den aktuell neu hinzukommenden wäre eine Altersverteilung des Berufsstandes. Nach meinem Eindruck sind viele alte Kämpen bereits bzw. werden in diesem Jahrzehnt in den Ruhestand treten. Insofern ist nicht nur das Verhältnis von Kandidaten zur Entwicklung der Auftragslage zu berücksichtigen, sondern auch die zu erwartende Entwicklung bei den ausscheidenden Patentanwälten.

Aber auch bei uns in der Kanzlei wird nach einem regelrechten Ausbildungsschub, bei dem immer mehrere Kandidaten zeitversetzt in Ausbildung waren, höchstens noch ein neuer Kandidat genommen, wenn sein technisches Profil exakt zu Mandaten passt, bei denen tendenziell eher Überlastung mit Aussicht auf Zuwachs besteht. Natürlich sind das Gebiete, in denen generell eher ein Mangel an Anwälten besteht. Obwohl hier nur für den Eigenbedarf ausgebildet wurde, sind auch schon fertige Junganwälte wegen der in ihrem weniger boomenden Gebiet nicht so prallen Auftragslage ausgeschieden.
 

EK

*** KT-HERO ***
grond schrieb:
Aber auch bei uns in der Kanzlei wird nach einem regelrechten Ausbildungsschub, bei dem immer mehrere Kandidaten zeitversetzt in Ausbildung waren, höchstens noch ein neuer Kandidat genommen, wenn sein technisches Profil exakt zu Mandaten passt, bei denen tendenziell eher Überlastung mit Aussicht auf Zuwachs besteht.
Diese Erfahrung mache ich nicht. Im Gegenteil scheint die Anzahl der Kanzleien, die mehr Kandidaten ausbilden, als sie tatsächlich selbst übernehmen könnten, noch zuzunehmen. Und zur Altersstruktur: Ich kenne mittlerweile sehr viele PA (weit) jenseits der 60, die überhaupt nicht daran denken, aufzuhören. "Den Daumen bewegen kann ich auch noch, wenn ich im Rollstuhl sitze." Bin da also eher skeptisch, was den massiven Ausstieg von Alt-PAs angeht. Falls Du Zahlen zur Altersstruktur bei der Hand hast, lasse ich mich aber gern überzeugen. Bin schon sehr gespannt.
 

Joerch

SILBER - Mitglied
grond schrieb:
arcd007 schrieb:
wenn die Wirtschaft noch etwas schwächelt und die Patentanmeldungen zurückgehen sieht es nicht gut aus. Die fetten jahre sind jetzt schon vorbei...
Sind denn die Anmeldezahlen zurückgegangen? Ich habe in Erinnerung, dass die Zahlen weiterhin sehr gut sind, bzw. sogar steigen.
Sehe ich ähnlich. Gerade in harten Wirtschaftszeiten istz der Schutz der eigenen Entwicklungen mehr gefragt denn je. Auch die Einsprüche gegen Patente von Konkurrenten dürften aufgrund der harten Marktlage dann eher zunehmen.
 

EK

*** KT-HERO ***
Joerch schrieb:
Sehe ich ähnlich. Gerade in harten Wirtschaftszeiten istz der Schutz der eigenen Entwicklungen mehr gefragt denn je.
Dies ist zwar grundsätzlich richtig. Allerdings zeigte die Vergangenheit, daß die Gefahr besteht, daß Unternehmen ihre Schutzrechtsaktivitäten völlig einstellen, wenn die Schmerzgrenze überschritten ist. So geschehen nach der unerwarteten Wiederwahl von Schröder zum Bundeskanzler. Damals hieß es in vielen mittelständigen Unternehmen: "Wir können doch jetzt keine neuen Patente anmelden. Die Unsicherheit ist so groß. Wer weiß, ob es uns in einem Jahr noch gibt. Da ist anderes wichtiger ...". Die Folge war damals für viele den Mittelstand betreuenden Kollegen deutlich zu spüren.
 
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