Sonstiges Personalvermittler im IP-Bereich

Patentus

SILBER - Mitglied
Hallo,

ich wollte fragen, ob Ihr schonmal mit Personalvermittlungsagenturen für den IP-Bereich zu tun hattet? Nach meiner eigenen kleinen Statistik scheint es so, dass ein guter Teil aller Ausschreibungen über diese Agenturen läuft.

Macht es Sinn Bewerbungen über diese Vermittlerorganisationen zu schalten oder sollte man sich eher direkt bei den AG bewerben? Von den "Ingenieursvermittlungen" weiß ich, dass es häufig darum geht Discount-Personal zu finden um Arbeitsspitzen abzufedern. Außerdem wird da häufig die Vermittlungscourtage in Form von niedrigen Gehältern eingepreist.

Ich kann mir das jedoch nicht so recht für den IP-Bereich vorstellen. Welche Meinung habt Ihr dazu?
 

Lysios

*** KT-HERO ***
AW: Personalvermittler

Also wenn Du in Xing und/oder Linkedin bist, wirst Du normalerweise direkt von in- und ausländischen Headhuntern kontaktiert, ohne dass Du Dich selbst bei denen bewerben musst. Das passiert nicht selten schon bevor man die deutsche oder europäische Zulassung erworben hat, spätestens aber wenn man wenigstens eine erworben hat. Die scannen dort immer nach passenden Profilen für Ihre aktuellen Jobangebote. Zudem ist man dort ja auch oft schon selbst mit Kandidaten aus deren Datenbank vernetzt, so dass man noch leichter gefunden werden kann. Irgendwann ist man dann aber bei den meisten großen Namen in der Datenbank. Bei den ganz großen Namen findet aber erst mal ein Treffen mit dem Headhunter selbst statt, bei dem man teilweise mit entsprechenden Fragen psychologisch gegrillt wird.

Wenn ein potentieller Arbeitgeber einen Headhunter beauftragt hat, will er in vielen Fällen, dass sich die Bewerber nur über diesen auf die Stellenanzeige melden, damit der einem die Arbeit dafür abnimmt und eine Vorauswahl trifft. Aber manchmal sind die auch so verzweifelt, dass die nichts dagegen haben, einen passenden Bewerber auch ohne den bereits beauftragten Headhunter einzustellen. Die Provision für die hochkarätigen beläuft sich nämlich üblicherweise auf ein Jahresgehalt der zu besetzenden Stelle plus eine happige "Grundgebühr" fürs Aktivwerden (Anzeigen im EPA-Amtsblatt etc. sind ja auch nicht ganz billig).

In jedem Fall kannst Du nichts falsch machen, wenn Du Dich direkt bei einem Headhunter (pro)aktiv meldest und die Sache damit beschleunigst. Ein paar Vorstellungsgespräche bei potentiellen Arbeitgebern sind immer hilfreich, um Erfahrungen zu sammeln und seinen Marktwert zu testen. Manchmal dauert es aber einige Zeit, bis man die Reisekosten erstattet bekommt. Bei Flügen ins Ausland würde ich daher empfehlen, das Ticket nicht selbst zu kaufen, sondern das eTicket am Schalter hinterlegen zu lassen. Insbesondere wenn man ganz kurzfristig einen Termin bekommt und dann vielleicht nur noch Premium Economy oder ähnliches statt Holzklasse ergattern kann.
 

pak

*** KT-HERO ***
Die Provision für die hochkarätigen beläuft sich nämlich üblicherweise auf ein Jahresgehalt der zu besetzenden Stelle plus eine happige "Grundgebühr" fürs Aktivwerden

Klingt nach einer einträglichen Betätigung, wenn man einen Patentanwalt mit mehrjähriger Erfahrung in eine entsprechende Position vermitteln kann. Vielleicht sollte ich den Beruf noch wechseln ;-)

pak
 

grond

*** KT-HERO ***
AW: Personalvermittler

Klingt nach einer einträglichen Betätigung, wenn man einen Patentanwalt mit mehrjähriger Erfahrung in eine entsprechende Position vermitteln kann. Vielleicht sollte ich den Beruf noch wechseln ;-)

Naja, man brauch dafür vermutlich sämtliche Talente, die man auch für eine erfolgreiche Akquise benötigt. Wenn Du das aber so gut kannst, dann solltest Du als Patentanwalt auch ganz gut verdienen.

Abgesehen davon, habe ich mir erläutern lassen, dass es auch genügend Vermittler gibt, die ohne "Grundgebühr" aktiv werden (müssen) und nur im Erfolgsfall kassieren. Die Bewerber dieser Vermittler wandern dann einfach in den Pool aller Kandidaten, die von einem Arbeitgeber für eine Stelle in Augenschein genommen werden. Das heißt, der Arbeitgeber führt selbst ein ganz normales Besetzungsverfahren durch. Natürlich werden die Vermittler nur gute und geeignete Bewerber empfehlen, um den Kontakt in die Personalabteilung nicht abzukühlen, was den Bewerber direkt über die ersten Hürden des Auswahlverfahrens helfen dürfte. Allerdings kostet der derartig ins Rennen gegangene Bewerber den Arbeitgeber wegen der Erfolgsprämie für den Vermittler auch mehr, was ihn wieder weniger attraktiv macht als einen gleichqualifizierten sonstigen Bewerber.

Die erlesenen Vermittler, die von Arbeitgebern mit der Suche beauftragt werden, liefern am Ende eine sogenannte "Shortlist", auf der dann nur noch wenige Namen von Bewerbern stehen, die alle sämtliche Anforderungen des Arbeitgebers erfüllen oder übererfüllen sollen und aus denen sich der spätere Chef dann halt einfach nach Lust und Laune einen aussucht. Das heißt, der Vermittler führt eigentlich das Auswahlverfahren als Dienstleistung für den Arbeitgeber durch, was eine Leistung ist, die wohl auch die Zahlung einer Grundgebühr verdient und Kosten auf Seiten des Vermittlers verursacht.

Ansonsten schließe ich mich den Empfehlungen an: es kann nicht schaden, bei verschiedenen Vermittlern in der Kartei zu stehen oder ein Profil auf Xing oder LinkedIn zu haben. Anfragen kommen jedenfalls regelmäßig und seitens der Vermittler wird man auch problemlos weiterhin in der Kartei gehalten, wenn man aktuell keinen Änderungswunsch verspürt. Mir wurde in einem solchen Gespräch mal offen gesagt, dass sich erfahrungsgemäß durchaus auch mal familiäre Situationen und damit örtliche Bindungen ändern und ein PA, der das zuvor noch ausgeschlossen hatte, plötzlich doch kein Problem damit hätte, Stadt oder Land zu wechseln, weshalb man ja doch mal für die Stelle in der Schweiz oder so anfragen könnte...
 

Matthias

SILBER - Mitglied
AW: Personalvermittler

@Lysios: Die von Dir angesprochenen Provisionen für Personalvermittler (mehr als ein Jahresgehalt des Bewerbers) scheinen mir in den meisten Fällen erheblich zu hoch. Ich habe so von etwa zwei bis drei Monatsgehältern gehört, die auch erst dann fällig werden, wenn der Bewerber die Probezeit überstanden hat. Wir sprechen ja hier nicht von der Vermittlung eines Vorstands der deutschen Bank.

In der Tat wird man von Personalvermittlern gelegentlich kontaktiert, wenn man mal bei denen auf der Liste steht (Tip: Keine Handy-Nummer rausgeben, es sei denn man will sich gelegentlich wichtig vorkommen). Nur selten ist aber etwas brauchbares dabei (Gründe gibt es genug: zu weit weg, keine ernsthaften Perspektiven, uninteressante Routinearbeit, knausrige Gehaltsvorstellungen, Kanzlei/Industrie-Präferänz etc.). Mit viel Glück kann aber natürlich auch etwas passendes dabei sein. Gerade in der tiefsten Provinz, wo es tatsächlich schwer sein kann jemanden zu bekommen, werden nach meiner Beobachtung bevorzugt Personalvermittler eingeschaltet. Die rufen dann so gut wie jeden an, an den sie rankommen können. Natürlich mit niedriger Erfolgsquote.

Bei den halbwegs attraktiven Stellen in den Ballungszentren, für die es genug Bewerber gibt, hat man natürlich ein gewisses Qualitätslabel beim Arbeitgeber wenn man mal die Vorauswahl des Personalers überstanden hat. Allerdings, wie von grond schon angemerkt, ist man teurer als der Direktkandidat. Deshalb würde ich mich im Zweifelsfall immer direkt bewerben, wenn die Stelle auch offen ausgeschrieben ist. Ich glaube nämlich nicht, dass Arbeitgeber hauptsächlich wegen der Vorauswahl die Personalberater einschalten, sondern eher wegen deren Neigung zur Direktansprache, die den Personalabteilungen selbst rechtlich untersagt ist aber den Bewerberpool deutlich vergrößert.
 

Lysios

*** KT-HERO ***
AW: Personalvermittler

@Lysios: Die von Dir angesprochenen Provisionen für Personalvermittler (mehr als ein Jahresgehalt des Bewerbers) scheinen mir in den meisten Fällen erheblich zu hoch.

Ich habe mich nur auf die "hochkarätigen" Headhunter bezogen. Diese Stellung muss man sich natürlich erst einmal erarbeiten. Hinzu kommt, dass diese Headhunter dann auch noch für einige Jahre danach nicht wieder Mitarbeiter von dem betreffenden Klienten abwerben werden.

Es sind schon normale "Sachbearbeiter"-Stellen in bestimmten Branchen sehr, sehr schwer mit geeigneten Bewerbern zu besetzen, wenn man kein überdurchschnittliches Gehalt zahlen will. Das kann man meist deswegen nicht machen, da man die vorhandenen Gehaltsstrukturen im Unternehmen beachten muss. Meist ist es trotzdem so, dass man wirklich große Gehaltssprünge nur durch einen Wechsel erzielen kann. Ansonsten dauert es sehr, sehr lange. Dann kommen völlig neue Leute an Bord, die plötzlich genauso viel oder noch mehr Gehalt verdienen, als die schon vorhandenen, die meist auch noch mehr Erfahrung haben. Das birgt Konfliktpotenzial.

Natürlich ist es auch im Interesse des Headhunters, für den vermittelten Kandidaten das obere Ende des in Aussicht gestellten Jahresgehalts zu beziehen, da die Provision das tatsächlich mit dem Kandidaten vereinbarte Gehalt betrifft.
 

grond

*** KT-HERO ***
AW: Personalvermittler

Ich schätze, Lysios hat da durchaus recht. Wenn man nicht einfach nur irgendeinen Anwalt mit Doppelzulassung, dem richtigen technischen Fach und fünf Jahre Berufserfahrung haben will, sondern einen Bewerber, der außerdem nachweislich solide Erfahrungen im Lizenzrecht (oder was halt gerade gefragt ist) besitzt und den man auch in Lizenzverhandlungen schicken kann, dann wird man gern schon einmal ein Jahresgehalt Provision spendieren. Denn Kosten dieser Höhe muss man ohnehin mindestens einkalkulieren, wenn man sich einen Bewerber, der einem auf eine gewöhnliche Stellenausschreibung hin zufällig zugelaufen ist, für diese Aufgaben formen will (bei ungewissem Ausgang).

Die Preise der verschiedenen Vermittler sind aber sicher so variabel wie Stundenhonorare von Patentanwälten. Wenn ein Team von Personalvermittlern international reist, um Bewerber persönlich zu begutachten, und die Bewerber mit hohem Zeit- und Reiseaufwand für die Kommunikation zum Bewerber und dem Arbeitgeber durch den Auswahlprozess begleitet, dann wird da schon mehr Geld fließen als bei einem "Cold Call" in der Patentabteilung, man habe da eventuell jemand in der Kartei, der auf die öffentliche Stellenausschreibung passen würde.
 

Matthias

SILBER - Mitglied
AW: Personalvermittler

OK, ich dachte wir reden hier von den Standardfällen, nicht davon dass ein bekannter Großkonzern einen neuen Chef der Patentabteilung sucht. Ausgangsfrage war, ob man sich überhaupt bei den Personalvermittlern vorstellen soll. Das klingt nach einem Fargesteller, der noch nicht allzu lange am Markt ist und für die herausragenden Positionen kaum in Frage kommen dürfte.
 

grond

*** KT-HERO ***
AW: Personalvermittler

Du weißt doch, wie das ist: stellt man in einem Internetforum eine Frage, bekommt man zehn verschiedene Antworten. Mit etwas Glück ist die auf die gestellte Frage dabei... ;)
 

Matthias

SILBER - Mitglied
AW: Personalvermittler

...man stellt eine Frage und bekommt zehn Antworten. Mit etwas Glück hat man die richtige Frage für mindestens eine Antwort gestellt.
 

Karl

*** KT-HERO ***
Hi,

hatte bis jetzt 2 Anrufe von irgend nen Personalvermittlungen. Eine von beiden hat offensichtlich zumindest ein bischen über mich recherchiert, die andere nicht. Beide haben kurz nach der Eintragung in die Liste der europäischen Vertreter angerufen. Beide meinten unserem Sekreteriat offensichtlich unrichtige Angaben machen zu lassen, um durchgestellt zu werden, um zu versuchen mich auf meiner Arbeit in meiner Arbeitszeit von meinem aktuellen Arbeitgeber abzuwerben. Nicht grade das was ich anständige Manieren nennen würde - aber von denen kann man sich in deren Branche vermutlich nichts kaufen.

Pikanter Weise war die von der zweiten Personalvermittlung angebotene Vakanz für eine IP-Recherchefirmer, die einen Monat vorher versucht hat, Recherchen an uns zu verkaufen.
 

grond

*** KT-HERO ***
Schamgefühle kennen die nicht, aber wie sonst sollen sie das anstellen? Ich finde es jedenfalls eher schmeichelhaft, wenn Personalvermittler anrufen. Und wenn man denen das sagt, rufen die auch nicht nochmal an. Schlimmer sind da schon die, die einem irgendwelche Dienstleistungen verkaufen wollen.

Mangelhaft recherchieren tun da so einige, ich wurde mal von einem Personalvermittler angerufen, der mich zu der Kanzlei bringen wollte, bei der ich gerade weggegangen war. Ich sehe ja ein, dass ich die ideale Besetzung für die Lücke bin, die ich hinterlassen habe, das war dann aber doch schon ein bisschen dämlich, zumal man es seitens des Personalvermittlers eigentlich schaffen sollte, sich nicht auch noch beim ersten Telefonat so zu verhaspeln, dass der potentielle Arbeitgeber auch schon benannt ist...
 
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