Option Patentanwalt ?

ToPeKa

Schreiber
Hallo zusammen,

ich beende dieses Jahr meine Doktorarbeit in Biochemie (im Ausland). Ich bin Diplom-Biologe (Dipl. in Mirkobiologie) und habe eine "relativ" sichere Stelle als "Assistant in Bioinformatics". Ich bin zwar schon Anfang 30, habe mittlerweile aber schon eine beträchtliche Publikatonsliste (zur Zeit 9 Arikel, Durchnitts-impact >5) und Lehrtätigkeit. Ich weiß, daß das wenig darüber aussagt, ob ich jemals ein (guter) Patentanwalt (PA) werden könnte. Trotzdem zeigt es, daß ich auch andere Möglichkeiten hätte.
Genau hier setze ich an und würde gerne Eure Meinung wissen:
1. Würdet Ihr jmd. wie mir raten, eine entsprechende Ausbildung anzufangen?
2. Wie kann ich gute von schlechten Ausbildungsplätzen, bzw. Kanzleien unterscheiden?
3. Wie "hart" ist dir Ausbildung wirklich?
4. Wie sehen die Chancen bei einer aus dem Ausland eingesendeten Bewerbung aus? Hat jmd. Erfahrung? Falls ich eingeladen werden würde, werden die Reisekosten erstattet?
5. ...

Ich hätte noch tausend andere Fragen, aber es wäre nett, wenn zumindest schon diese kurz angeschnitten werden würden. Auch über weitere Tips würde ich mich freuen.

Danke!
 
K

Kand.

Guest
Hallo,

viele der von Dir angesprochenen Punkte wurden bereits (mehr oder weniger erschöpfend) im Forum behandelt, aber hier meine Antworten auf Deine Fragen:

zu 1: Mit Anfang 30 bist Du sicher nicht zu alt für die Ausbildung. Die Frage, ob Du diesen Weg gehen willst, solltest Du Dir eher selbst beantworten, da vielmehr entscheidend ist, ob Du Dir jetzt noch eine 3-jährige Ausbildung mit für Deine Qualifikation eher geringen Einkommensmöglichkeiten "antun" willst. Prinzipiell entschädigen die Verdienstmöglichkeiten nach der Ausbildung dann diese Zeit der "Enthaltsamkeit".

zu 2: Ob eine Kanzlei eine gute oder schlechte Ausbildungskanzlei ist kann meines erachtens nicht pauschal beantwortet werden. Es wird immer Personen geben, die in einer Kanzlei gute Erfahrungen gemacht haben, wohingegen andere in derselben Kanzlei nicht zufrieden waren. Generell bleibt nur, sich die Kanzlei anzusehen und für sich selbst zu entscheiden, ob die im Vorstellungsgespräch dargelegte "Kanzleiphilosophie" den eigenen Ansprüchen gerecht wird oder nicht.

zu 3: Zur "Härte" der Ausbildung: Es wird nicht alles so heiß gegessen, wie es gekocht wird ... Aber da haben sicherlich auch viele Kandidaten höchst unterschiedliche Auffassungen.

zu 4: Bewerbungen aus dem Ausland sind sicherlich nicht schlecht. Ob die Reisekosten gezahlt werden, wird jedoch sehr stark von der jeweiligen Kanzlei abhängen. Einfach probieren ...

Viel Erfolg!
 
L

Lisa

Guest
Zur Bewerbung aus dem Ausland kann ich beisteuern, dass ich mich damals aus dem (europ.) Ausland beworben hatte, und zumindest die größeren Kanzleien mir sehr wohl die Reisekosten erstattet haben bzw. hätten. Natürlich wäre e sicher gerne gesehen, wenn Du mehrer Gespräche in einem utsch machen könntest und die KOsten aufteilen und einen Businessflug wird Dir sicher keiner bezahlen - viel Glück, Lisa.
 
L

Lotti

Guest
Ich persönlich würde die wenigstens drei Jahre Ausbildung schon als hart betrachten, insbesondere wenn man vorher in der Industrie schon ein Stück voran gekommen ist. Immerhin beginnt man wieder auf einer untersten Stufe und hat vorher unter Umständen einiges erreichte freiwillig aufgegeben.

Es kann unter Umständen "dicke" kommen, siehe den Thread Skrupellose Ausbilder, und die zeitliche Belastung ist während der Ausbildung und wahrscheinlich auch nachher sehr hoch.

Fazit: Es ist schwierig, pauschal eine Empfehlung abzugeben, da zu viele persönliche Faktoren eine Rolle spielen.
 
G

GAST_DELETE

Guest
Vielen Dank für die Informtionen über den Impact-Faktor Deiner Papers! Vielleich ist ein Forum aber doch nicht der richtige Platz dafür, eher ein Bewerbungsschreiben?

Und noch ein sehr ernst und wohl(!)gemeinter Vorschlag: Wenn Du in der Wissenschaft erfolgreich bist, dann solltest Du das nicht ohne Not aufgeben - Du begibst Dich in eine Sackgasse, die Dich nie wieder in die Wissenschaft zurückführt. Wie wäre es mit einem Praktikum, damit Du spürst, was Du aufgibst und was Du dafür gewinnst? Das ist durch Ratschläge nicht zu ersetzen!

Faktoren wie der, ob Dir die Reisekosten ersetzt werden (meiner Ansicht nach MÜSSEN sie das rein arbeitsrechtlich, aber ob Du's im Ernstfall einklagst, stellen wir mal dahin), dürfen bei so einer lebenswichtigen Weichenstellung nun wirklich keine Rolle spielen.
 
P

paule

Guest
ich habe auch schon viele Leute getroffen, für die die Wissenschalft eine Sackgasse war. Ich bin jedenfalls glücklich mit meiner Entscheidung und das bei ähnlichen Voraussetzungen. Man muss bedenken, dass man, um als Wissenschaftler erfolgreich zu sein, wirklich sein Leben der Wissenschalft opfern muss. Wenn man dann eine Professur in Halle bekommt, verbringt man halt sein Leben in Halle in einem miefigen Institut.

Für mich war auch maßgeblich, auf lange Sicht einen Interessanten Job und etwas Freizeit zu haben - und zudem eine Familie gründen zu können.

Möglicheiten zum Wiedereinstieg in die Wissenschaft sehe ich übrigens durchaus - wenn auch eher in der angewandten Forschung bzw. Entwicklung. Man knüpft ja schließlich bei der Arbeit doch einige Kontakte und lernt viele interessante Dinge kennen....

Wenn man schon zweifelt, ob man in der Wissenschaft bleiben will, dann kann ich nur zum Absprung raten - lieber früher als zu spät!!1
 
G

gast II

Guest
@Paule:

Auch wenn mir der "neue" Job ebenfalls recht gut gefällt, war die zeitliche und "aufopfernde" Belastung während meiner wissenschaftlichen Tätigkeit um ein Vielfaches geringer als heute.

Um zu der ursprünglichen Frage zurückzukommen, die wissenschaftlichen Erfolge sind sicherlich anzuerkennen und können meines Erachtens auch in solch einem Forum aufgeführt werden. Allerdings dürften sie im Beruf des (angehenden) Patentanwalts nur in Ausnahmefällen weiterhelfen.

Noch ganz pauschal (meine persönliche Meinung):

Häufig gefällt vielen Personen, welche wirklich gerne und mit Erfolg wissenschaftlich tätig sind oder waren, die tägliche Arbeit eines Juristen oder Patentanwalts nicht und umgekehrt.
 
E

Einspruch, Euer Ehren

Guest
paule schrieb:
Wenn man dann eine Professur in Halle bekommt, verbringt man halt sein Leben in Halle in einem miefigen Institut.
So langsam mausert sich Halle aber. Ernsthaft!

Außerdem - ich kenne zwar die Uni nicht, aber so übel miefig wie die Magdalenenkapelle der Universitätsgemeinde in der Moritzburg können die Institute gar nicht sein.

Aber es stimmt schon, für die Wissenschaft muss man geboren sein. Dieser Druck zum Paperfabrizieren ist echt krank. Naja gut, früher sollte man halt Blei in Gold verwandeln. Der monatliche Rapport dazu war vermutlich auch nicht besser als ein Vortrag im Kontrollmeeting des heutigen Profs. Und geendet hat das Ganze dann nicht mit einem akademischen Grad, sondern mit dem Henkersbeil.
 
C

Candydat

Guest
...es besteht eine gesetzliche Pflicht Dir die reisekosten zum Bewerbungsgespräch zu zahlen, enn sie Dich dazu EINLADEN! Vorsicht also vor Formulierungen, wie "wenn Sie mal da sind, etc." alles was nicht klar zum Ausdruck bringt, daß sie Dich einladen (und damit die KOsten üebrnehmen) ist eine Falle und meiner Ansicht nach ein Indiz dafür, daß es in der Kandidatenzeit dann nicht besser wird, sondern eher noch unangenemer wird, denn dann sind nicht mehr die davin abhängig, daß Du unterschreibst, sondern Du bist von denen abhängig...

Bedenke bitte auch, daß die typische Wissenschaftlermentalität nicht der eines Patentanwalts entspricht. Mit Detailverliebtem zeitlosen basteln an der besten Lösung wirst Du die Probezeit nicht überleben, da viele Kanzleien einfach nur Kohle mit Dir machen wollen. Da mußt Du so schnell wie möglich unterschriftsreife Ergebnisse bringen, sonst überlebst Du nicht...

Ich sage nicht, daß es bei Dir so ist, sondern nur daß sich die typische Wissenschaftlermentalität mit der des PA wie er in vielen Kanzleien betrieben wird, beißt.
 
J

Johnny

Guest
Lieber ToPeKa,

du hast ja nun einige Echos bekommen. Es stimmt, dass nichts in deimem Schreiben erkennen lässt, warum du die Wissenschaft verlassen willst (und noch dazu eine Stelle, die du selbst als relativ sicher beschreibst), und dass dein Stolz auf den Impact factor (der hier wirklich völlig irrelevant ist) eher vermuten lässt, dass du gerne weiterhin Wisseschaftler bleiben möchtest, anstatt etwas völlig Neues anzufangen. Allerdings darfst du die Frage im Stil "warum nicht" durchaus stellen, ohne gleich die Antwort mitzuliefern.
Du musst aber schon wissen, dass der Patentanwaltsberuf im wesentlichen ein "Papierberuf" ist, ohne Pipette und Analysenautomaten, und dass man doch sehr viel Theoretisches lernes muss. Es führt also kein natürlicher Weg von der Forschung zum PA-Beruf, wenn du nicht ein spontanes Interesse mitbringst für juristische Fragestellungen, und die entsprechende Formulierungsfähigkeit.

Mehr kann Dir keiner raten, ohne dich genauer zu kennen, glaube ich.
Viel Glück !
 
P

paule

Guest
@Einspruch

zunächst mal Entschludigung bei allen Halloren... ehrlich gesagt weiss ich nichtmal, ob es da überhaupt eine Uni gibt. Wenn ja, hat die bestimmt nur schöne, neue lichtdurchflutete Institute.

@Gast II

das mit der Belastung kann ich nicht unterschreiben. Zwar waren die äußeren Zwänge, Terminruck etc. in der Uni kleiner, mich hat aber die ständige Grübelei immer mit nach Hause begleitet (liegt wohl an meinem Fach - der theoretischen Physik) und nervlich belastet. Jezt schließe ich abends meine Akte und genieße die Freuden des Feierabends. Ich bin wirklich viel entspannter. Das liegt wohl auch an den kurzen Zeitskalen unserer Aufträge. Da kann man sich eben nicht verbeissen..
 
P

paule

Guest
@Einspruch

zunächst mal Entschludigung bei allen Halloren... ehrlich gesagt weiss ich nichtmal, ob es da überhaupt eine Uni gibt. Wenn ja, hat die bestimmt nur schöne, neue lichtdurchflutete Institute.

@Gast II

das mit der Belastung kann ich nicht unterschreiben. Zwar waren die äußeren Zwänge, Terminruck etc. in der Uni kleiner, mich hat aber die ständige Grübelei immer mit nach Hause begleitet (liegt wohl an meinem Fach - der theoretischen Physik) und nervlich belastet. Jezt schließe ich abends meine Akte und genieße die Freuden des Feierabends. Ich bin wirklich viel entspannter. Das liegt wohl auch an den kurzen Zeitskalen unserer Aufträge. Da kann man sich eben nicht verbeissen..
 
M

Michi

Guest
Jetzt schließe ich abends meine Akte und genieße die Freuden des Feierabends.
Genau, und über das Hagen-Skript, die Einsendeaufgaben, das PatG, EPÜ, MarkenG, GbmG,......denke ich dann im Schlaf nach.....
 
M

Michi

Guest
Jetzt schließe ich abends meine Akte und genieße die Freuden des Feierabends.
Genau, und über das Hagen-Skript, die Einsendeaufgaben, das PatG, EPÜ, MarkenG, GbmG,......denke ich dann im Schlaf nach.....
 
G

GAST_DELETE

Guest
Vielen Dank für die Antworten und Tips.

@paule Wahrscheinlich hast Du Recht mit Deinem Kommentar:
"Wenn man schon zweifelt, ob man in der Wissenschaft bleiben will, dann kann ich nur zum Absprung raten - lieber früher als zu spät!!"
Auch Deine anderen Antworten in diesem thread kann ich 100%ig nachvollziehen.

@gast Mit einer knappen Zeile über den impact-factor habe ich mehr ausgedrückt, als ich das in mehreren Sätzen könnte. Daher denke ich, daß es doch sehr legitim ist, diesen factor anzugeben, sodaß andere diesen berücksichtigen können, wenn sie mir Tips geben wollen.
 
T

ToPeKa

Guest
sorry, ich muß mich wohl noch an diese Forum gewöhnen. Die Antwort von "gast" (über diesem Beitrag) war natürlich von mir (ToPeKa).
 
M

Maggolino

Guest
@CandyDAT:

Nicht ganz. Die Pflicht besteht auch dann nicht, wenn sie darauf hinweisen, dass sie die Fahrtkosten nicht erstatten oder Dich zu einem "Informationsgespräch" einladen. Ist sogar bei öffentlichen Einrichtungen mittlerweile Praxis.
 
G

GAST_DELETE

Guest
"Mit einer knappen Zeile über den impact-factor habe ich mehr ausgedrückt, als ich das in mehreren Sätzen könnte."
- dem möchte ich nun wirklich nicht widersprechen; der Satz wäre lediglich noch auszulegen.

"Zweifel" am Beruf des Wissenschaftlers als hinreichenden Wechselgrund in den Kandidatenstatus anzusehen erscheint mir nun allerdings gewagt. Unter dieser Bedingung _garantiere_ ich Zweifel in der Kandidatenzeit.

Es muss doch gute Gründe gegeben haben, warum Du Deine Ausbildung viele, viele Jahre auf Wissenschaft ausgerichtet hast. Nur ebenso gute Gründe rechtfertigen es, das wieder aufzugeben. Und wenn ja - warum dann ausgerechnet Patentanwalt?

Anders aufgezäumt: ich zweifle (sic!) nicht daran, dass Du eine Kandidatenstelle findest. Wenn Du auf obiges keine sehr klaren Antworten hast, ist damit aber nicht die viel wichtigere Frage beantwortet, ob es richtig ist, sie anzunehmen.
 
E

Ex-Wissenschaftler

Guest
Darf ich mal eine dumme Frage stellen?

Was ist (bzw. gibt an) der "Impact Factor"? Die Anzahl der Leser pro Paper? Wenn ja, schließt das die beiden Peer-Reviewer mit ein ;-)?

Oder handelt es sich um die Anzahl von Zuhörern beim zugehörigen Vortrag bzw. Interessenten beim Poster?

Zu meiner Zeit war von dieser (vermutlich völlig unexakten) Zahl jedenfalls nie die Rede. Oder hängt das von der Fachrichtung ab?

Danke für alle folgenden Belehrungen.
 
A

Auch Ex-Wissenschaftler

Guest
@Ex-Wissenschaftler: Ich denke mal, das ist so etwas wie der Science Citation Index (gibt an, wie oft wurde eine Veröffentlichung in der Fachliteratur zitiert wurde). Gibt es seit 1945 - Ähm, ... wann hast Du nochmal promoviert ? ;-)
 
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