Allg. Nötige Kenntnisse, um PA zu werden

interrobang

Schreiber
Gegenwärtig beschäftige ich mich damit, ob Patentanwalt der richtige Beruf für mich wäre. Ich bin promovierter Biologe und habe insbesondere die Frage, ob das technische Verständnis, das man als Biologe so hat, überhaupt ausreicht, um Patentanwalt zu sein. Während ich Erfindungen mit lebenswissenschaftlicher Relevanz (Gensequenzen, Biomoleküle, Wirkstoffe, …) verstehen dürfte, so habe ich keine Ahnung von elektrischen Schaltplänen, Polymersynthese, Halbleiterphysik oder Maschinenbau. Ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die in ihrer Freizeit gerne einen Motor zerlegen und wieder zusammenbauen. Reichen meine (technischen) Kenntnisse aus, um einigermaßen erfolgreich in der Welt des Patentrechts bestehen zu können? Darf ich erwarten, dass einem Mandanten und Kunden ihre Erfindung auch mal genauer erläutern? Außerdem habe ich höchstens durchschnittliche Kenntnisse in ökonomischen Dingen und bin nicht gerade ein Experte für Marketing. Andere "Voraussetzungen" für den Beruf des Patentanwalts – wie hier im Forum dargestellt – bringe ich indes durchaus mit, zum Beispiel eine gewisse Vorliebe für Wortklaubereien und genaues Formulieren oder den Fleiß, mir neue Themengebiete zu erarbeiten. Meinen Sie, ich wäre im Patentwesen gut aufgehoben?
Ich freue mich auf Rückmeldungen und bedanke mich herzlich dafür!
 
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Gonzo

*** KT-HERO ***
Hallo Interrobang!

Als promovierter Biologe hast Du mehr als genügend Kenntnisse um als Patentanwalt arbeiten zu können. Die von Dir bereits genannten Themengebiete gehören selbstverständlich dazu, aber auch Polymerchemie, Kosmetik, Konsumgüter, organische Chemie, pharmazeutische Chemie uvm.
Im Allgemeinen sind die technischen Hürden von Patenten und Patentanmeldungen nicht so hoch, dass man unbedingt in genau demselben Gebiet gearbeitet haben muss.
Allerdings wirst Du vermutlich auch keine Maschinen oder elektrischen Schaltpläne ausarbeiten.

Was die weiteren von Dir angesprochenen Qualifikationen angeht: Kaufmännisches wirst und solltest Du dann erlernen, falls Du freiberuflich arbeiten möchtest. Solltest Du angestellt werden, ist das weniger nötig.
Marketingkenntnisse sind nett aber auch nicht notwendig. Wie Mandanten "aquiriert" werden (wollen) lernst Du ohnehin dann in der Praxis.

Ich wünsche Dir viel Erfolg bei der Entscheidungsfindung,


Gonzo
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Hi,

> habe ich keine Ahnung von elektrischen Schaltplänen, Polymersynthese, Halbleiterphysik oder Maschinenbau.

Ich habe keine Ahnung von Gensequenzen, Biomoleküle, Wirkstoffe, … und es hat trotzdem gereicht ;)

> Ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die in ihrer Freizeit gerne einen Motor zerlegen und wieder zusammenbauen. Reichen meine (technischen) Kenntnisse aus, um einigermaßen erfolgreich in der Welt des Patentrechts bestehen zu können?

Das sollte doch ausreichen. Ein gewisses technisches Grundverständnis sollte da sein und wo es nicht da ist, ist es erlernbar. Auch in der täglichen Praxis wird man immer wieder mit technischen Vorgängen konfrontiert, die man nicht kennt. Als Physiker mag man sich in Halbleitertechnik auskennen, nicht aber von Haus aus mit Bewehrungselementen beim Häuserbau...dann helfen einem einschlägige Bücher...

Als Biologe wird man sicher - wie mein Vorredner schon ausgeführt hat - sicher keine Halbleiterbauelemenete, Sensoren, Getriebe, etc. anmelden, sondern eher auf seinem originären Gebiet...das heißt nicht, daß einem auch mal ein einfacher Rasensprenger dazwischenkommt :D Hat ja auch haftungstechnische Gründe...wenn man einen Auftrag für eine Anmeldung oder einen Prüfungsbescheid annimmt, sollte man sich zumindest in dem Gebiet im weitesten Sinne auskennen. Als Physiker würde man sicher nie irgendwelche Gensequenzen anmelden. Die Gefahr ist einfach zu groß, daß etwas schief läuft, da Ansprüche, etc. anders gefasst werden und man auch im fallbezogenen Recht nicht drinsteckt...

> Darf ich erwarten, dass einem Mandanten und Kunden ihre Erfindung auch mal genauer erläutern?

Man kann keine Anmeldung ausarbeiten, wenn man die Erfindung zumindest im Überblick verstanden hat. Man muß nicht jede einzelne Formel nachrechnen können, aber sicherlich verstehen, warum die Formel jetzt benutzt wird und welches Prinzip ihr zugrunde liegt.

> Kaufmännisches wirst und solltest Du dann erlernen, falls Du freiberuflich arbeiten möchtest.

Als Freiberufler wird man schon wegen Umsatzsteuervoranmeldungen, etc. gezwungen, sich mit Steuer, etc. auseinanderzusetzen...da führt kein Weg dran vorbei.

> Außerdem habe ich höchstens durchschnittliche Kenntnisse in ökonomischen Dingen und bin nicht gerade ein Experte für Marketing.

MArketing ist sicher nicht unwichtig...man sollte in der Lage sein, keinen nerd darzustellen und netten SmallTalk mit Mandanten und ausländischen Kollegen zu machen. Bei manchen ausländischen Kollegen ist ein gewisse Trinkfestigkeit von Vorteil...

> Andere "Voraussetzungen" für den Beruf des Patentanwalts – wie hier im Forum dargestellt – bringe ich indes durchaus mit, zum Beispiel eine gewisse Vorliebe für Wortklaubereien und genaues Formulieren oder den Fleiß, mir neue Themengebiete zu erarbeiten.

Das ist schön und gut, allerdings ist fast mehr wichtig, sich innerhalb einer gewissen Zeit in ein Thema einzuarbeiten. Details sind meistens kotraproduktiv, da sie Zeit und damit Geld kosten.
Die Kunst ist, die Einarbeitungszeit so zu bemessen, daß man sie auch abrechnen kann und ohne daß der Mandant dann über die hohe Rechnung für die Anmeldung meckert;)

so long

arcd007
 
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markovic

BRONZE - Mitglied
Hast du dir je ueberlegt ob du vieleicht als Patentassesor in einer Firma arbeiter willst?

Nicht so gut bezahlt als in einer Kanzlei aber vielseitiger und mittendrin der Forschung.

Als Biologe soltest du eine (Ausbildungs)Stelle in einer von der Pharmafirmen finden.

Wo genau willst du arbeiten? Bist du bereit unzuziehen? Wohin? Unter welchen Umstaenden?

M
 

upupa

GOLD - Mitglied
Als promovierter Biologe hast Du mehr als genügend Kenntnisse um als Patentanwalt arbeiten zu können. ...
Im Allgemeinen sind die technischen Hürden von Patenten und Patentanmeldungen nicht so hoch, dass man unbedingt in genau demselben Gebiet gearbeitet haben muss.
... Kaufmännisches wirst und solltest Du dann erlernen, falls Du freiberuflich arbeiten möchtest. Solltest Du angestellt werden, ist das weniger nötig.
Marketingkenntnisse sind nett aber auch nicht notwendig. Wie Mandanten "aquiriert" werden (wollen) lernst Du ohnehin dann in der Praxis.

Wow, ich dachte schon, dass hier jetzt gleich wieder dem Pessimismus gefrönt wird und der Threadsteller erst mal mit düsteren Prognosen zugeschüttet wird, um ihn von der Idee, Patentanwalt zu werden, abzubringen.

Und dann so ein richtig guter Beitrag von Gonzo! Klasse!

Ich als Biologe hätte mich fast exakt gleich beschrieben wie Interrobang und kann heute allen Ausführungen von Gonzo zustimmen.
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
Wow, ich dachte schon, dass hier jetzt gleich wieder dem Pessimismus gefrönt wird und der Threadsteller erst mal mit düsteren Prognosen zugeschüttet wird, um ihn von der Idee, Patentanwalt zu werden, abzubringen.

Er hatte ja auch nach den nötigen Kenntnissen gefragt und nicht nach den Aussichten - aber jeder weiss doch, dass die Zukunftsaussichten für den Beruf im Allgemeinen eher schlecht und insbesondere für Biologen ganz finster sind. ;-) SCNR
 

pa-tent

*** KT-HERO ***
Wow, ich dachte schon, dass hier jetzt gleich wieder dem Pessimismus gefrönt wird und der Threadsteller erst mal mit düsteren Prognosen zugeschüttet wird, um ihn von der Idee, Patentanwalt zu werden, abzubringen.

Aber das Pessimismus-Frönen für Biologen hatten wir doch schon vor ein paar Monaten.
Um die Sucherei zu ersparen, hier der passende Link (vor allem die späteren Beiträge):
http://h1838009.stratoserver.net/ka...welche-Chancen-haben-Biowissenschaftler/page2
 
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