Hi,
> habe ich keine Ahnung von elektrischen Schaltplänen, Polymersynthese, Halbleiterphysik oder Maschinenbau.
Ich habe keine Ahnung von Gensequenzen, Biomoleküle, Wirkstoffe, … und es hat trotzdem gereicht
> Ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die in ihrer Freizeit gerne einen Motor zerlegen und wieder zusammenbauen. Reichen meine (technischen) Kenntnisse aus, um einigermaßen erfolgreich in der Welt des Patentrechts bestehen zu können?
Das sollte doch ausreichen. Ein gewisses technisches Grundverständnis sollte da sein und wo es nicht da ist, ist es erlernbar. Auch in der täglichen Praxis wird man immer wieder mit technischen Vorgängen konfrontiert, die man nicht kennt. Als Physiker mag man sich in Halbleitertechnik auskennen, nicht aber von Haus aus mit Bewehrungselementen beim Häuserbau...dann helfen einem einschlägige Bücher...
Als Biologe wird man sicher - wie mein Vorredner schon ausgeführt hat - sicher keine Halbleiterbauelemenete, Sensoren, Getriebe, etc. anmelden, sondern eher auf seinem originären Gebiet...das heißt nicht, daß einem auch mal ein einfacher Rasensprenger dazwischenkommt
Hat ja auch haftungstechnische Gründe...wenn man einen Auftrag für eine Anmeldung oder einen Prüfungsbescheid annimmt, sollte man sich zumindest in dem Gebiet im weitesten Sinne auskennen. Als Physiker würde man sicher nie irgendwelche Gensequenzen anmelden. Die Gefahr ist einfach zu groß, daß etwas schief läuft, da Ansprüche, etc. anders gefasst werden und man auch im fallbezogenen Recht nicht drinsteckt...
> Darf ich erwarten, dass einem Mandanten und Kunden ihre Erfindung auch mal genauer erläutern?
Man kann keine Anmeldung ausarbeiten, wenn man die Erfindung zumindest im Überblick verstanden hat. Man muß nicht jede einzelne Formel nachrechnen können, aber sicherlich verstehen, warum die Formel jetzt benutzt wird und welches Prinzip ihr zugrunde liegt.
> Kaufmännisches wirst und solltest Du dann erlernen, falls Du freiberuflich arbeiten möchtest.
Als Freiberufler wird man schon wegen Umsatzsteuervoranmeldungen, etc. gezwungen, sich mit Steuer, etc. auseinanderzusetzen...da führt kein Weg dran vorbei.
> Außerdem habe ich höchstens durchschnittliche Kenntnisse in ökonomischen Dingen und bin nicht gerade ein Experte für Marketing.
MArketing ist sicher nicht unwichtig...man sollte in der Lage sein, keinen nerd darzustellen und netten SmallTalk mit Mandanten und ausländischen Kollegen zu machen. Bei manchen ausländischen Kollegen ist ein gewisse Trinkfestigkeit von Vorteil...
> Andere "Voraussetzungen" für den Beruf des Patentanwalts – wie hier im Forum dargestellt – bringe ich indes durchaus mit, zum Beispiel eine gewisse Vorliebe für Wortklaubereien und genaues Formulieren oder den Fleiß, mir neue Themengebiete zu erarbeiten.
Das ist schön und gut, allerdings ist fast mehr wichtig, sich innerhalb einer gewissen Zeit in ein Thema einzuarbeiten. Details sind meistens kotraproduktiv, da sie Zeit und damit Geld kosten.
Die Kunst ist, die Einarbeitungszeit so zu bemessen, daß man sie auch abrechnen kann und ohne daß der Mandant dann über die hohe Rechnung für die Anmeldung meckert
so long
arcd007