Re: Markchancen als EPA Prüfer / European Patent Attorney
Naja, die Erklärungen der Vorredner scheinen mit doch recht heftig von einem gehörigen Frustpotential bestimmt zu sein.
Wenn Sie als EPA Prüfer überlegen, sich als PA selbstständig zu machen, werden Sie Ihre Gründe haben. Vielleicht weil Sie auch mal Mandantenkontakt haben wollen, Verletzungsverfahren sehen möchten, andere Fachgebiete oder gar Markenrecht zu Gesicht bekommen möchten ... Letzendlich wissen Sie es am besten.
Ein Vorredner hat sicherlich Recht: Mehr Geld bekommen Sie nicht unbedingt, es ist aber möglich, schließlich hat man auch mit 39 Jahre noch 20-30 Berufsjahre vor sich, wenn man möchte.
Sie haben Qualitäten, die andere nicht haben, kein Zweifel. Ihnen fehlt einige, was sie als Anwalt brauchen, auch kein Zweifel. Aus meiner Sicht folgendes:
Sie haben wohl keine Beratungserfahrung und keine zivilgerichtliche Erfahrung. Die Ausbildung Markenrecht, allgemeines deutsches Recht, Wettbewerbsrecht etc. dürfte fehlen. Anmeldungen haben Sie bisher wohl auch nur aus Sicht des Amtes kennengelernt. Da fehlt sicher noch etwas.
Sie haben aber auch Kenntnisse der internen Strukturen des EPA, kennen Kollegen und wissen, wie ein Prüfer mit seiner Meinung gestrickt ist. Das macht Sie nicht nur als Sachbearbeiter interessant, sondern auch als Referent und Berater, Ihre Erfahrung beim Amt ist nicht zuletzt auch ein guter Aquise-Punkt.
Aus beiden Absätzen folgt für mich:
- Sie müssen die deutsche Prüfung nachholen, daran führt für einen Anwalt kein Weg vorbei. Am besten mit Amtsjahr, dann geht es am schnellsten. Sicher drohen Ihnen dann drei Jahre mit weniger Verdienst, wenn aber das Ziel vor die nächsten 20 Jahre dann stimmt, was sind schon drei Jahre? Und Sie verdienen ja was in der Zeit, so ist es ja nicht. Alternativ könnten Sie sich beim Amt erkundigen, ob die 4 Jahre EPA auf die 8-Jahresfrist angerechnet werden, damit Sie die dt. Prüfung ohne Amtsjahr machen können.
- Es gibt sicher Kanzleien, die Ihre Pluspunkte schätzen und auch bezahlen. Vielleicht nicht Graf Dingens und Partner mit 100 Sozien, aber man kann auch in einer kleinen Kanzlei gut leben und interessant arbeiten, manchmal sogar besser als in einer großen. Ich bin alleine und werde häufiger mal von den vermeintlich großen Anwälten als bemitleidenswerter Einzelnkämpfer belächelt. Wenn die wüssten ... (Ich denke, manchem Kollegen habe ich an interesanter Tätigkeit und Spielraum bei der Arbeitsgestaltung eine Menge voraus).
Quintessenz: Wenn Sie aus dem Prüferstatus herauswollen, dann machen Sie es. Dann aber richtig und werden Sie auch deutscher Anwalt, die Durststrecke muss dann halt sein.
Wenn Sie es nur machen wollen, weil Sie mehr Geld verdienen möchten, lassen Sie es, eine Garantie dafür gibt es nicht.
Die Industrie macht meiner Meinung nach keinen Sinn für Sie, dafür sind beide Anforderungsprofile zu ähnlich.