Allg. "exzellenter Abschluss"

vlltKandidat

Schreiber
Hallo zusammen,

ich befinde mich derzeitig in einem interdisziplinären Master aus Informatik, ET und Maschbau an einer TU9 und informiere mich über die Patentanwaltsausbildung.

In den Stellenausschreibungen für Kandidaten wird oft von einem "exzellenten Abschluss" oÄ an erster Stelle geredet.

Wie stark selektieren Kanzleien erfahrungsgemäß nach den Abschlussnoten? Mein Master wird vermutlich mit 1,X ausfallen, in den besten 5% dürfte ich aber nicht sein.
Ist das vielleicht sogar vom Standort oder Fach abhängig?
Wird der MA höher gewichtet als der BA (BA war nur mittelmäßig)? Ist eine Promotion zwar offiziell nicht nötig, inoffiziell aber gewünscht oder hängt das vom Fach ab?
Ist der genaue Studienschwerpunkt wichtig oder zählt nur die Fähigkeit sich in neue (halbwegs verwandte) Themen einarbeiten zu können?
(Angenommen es geht um eine Kanzlei mit breitem Profil ohne starke Spezialisierung)

Gibt es sonstige Tipps, wie man seine Chancen bei den Kanzleien verbessern kann?
Ich habe sowieso vor, im Vorfeld ein paar Tage ein "Schnupperpraktikum" in einer Kanzlei zu machen. Da wird sich hoffentlich zeigen, ob sich der Beruf überhaupt so darstellt, wie ich mir das vorgestellt habe.

Vielen Dank im Voraus für alle Antworten!
 

DMX

SILBER - Mitglied
Salopp gesagt: jeder, der sich diese Ausbildung antun will, wird auch irgendwo unterkommen. Vielleicht nicht bei den größten und renommiertesten Kanzleien (wer auch immer die sein mögen), aber schon in mittelgroßen bis großen Kanzleien herrscht ungebrochener Kandidatenmangel.

Meine Uni-Abschlussnote kennt hier in der Kanzlei niemand, genauso übrigens wie die Noten der Patentanwaltsausbildung (Hagen, Amtsjahr, Assessorenprüfung). Interessiert hier wirklich niemanden - geschafft ist geschafft, die Leistungsprüfung erbringt man ohnehin im Alltag. Und mit hoher Sicherheit würde ohnehin jeder TU9-Abschluss als ein exzellenter durchgehen, erst recht mit einer 1 vor dem Komma.

Promotion ist im Chemie-Bereich sinnvoll und fast schon Voraussetzung. In der E-Technik trifft man Promovierte eher aus der Physik, reine Elektro-Doktoren kenne ich glaube ich keine. Im Maschinenbau wäre eine Promotion nahezu immer Zeitverschwendung.

Genauer Studienschwerpunkt bzw. fundierte Kenntnisse in irgendeinem konkreten Bereich sind zweitrangig. Sogar im Gegenteil - ein breit gefächertes Hintergrundwissen ist im Alltag hilfreicher, da die Einarbeitung in neue Themen deutlich häufiger vorkommt als die eine Anmeldung alle paar Monate, die zufälligerweise inhaltlich die Vorkenntnisse trifft. Und auch dann behindert Fachwissen eher :). So ein interdisziplinärer Abschluss würde ich persönlich tendenziell als Vorteil werten, da er gerade diese Vielseitigkeit fördert.

Schnupperpraktikum ist sicher eine gute Idee, insbesondere wenn man bereits im Berufsleben gestanden ist und der Umstieg ein gewisses Risiko darstellt. Als frischer Uniabgänger wäre es aber auch nicht unbedingt schlimm, die Probezeit als Schnupperzeit anzusehen.

Zur weiteren Orientierung empfehle ich übrigens das Buch "Perspektive Patentanwalt". Auch wenn es etwas in die Jahre gekommen ist (2012) und die mitwirkenden Parteien durchaus ihre eigenen Interessen haben einfließen lassen, bietet es dennoch einen guten Überblick und eine gute Entscheidungsgrundlage. Ich habe es damals vor dem Einstieg gelesen und rückschauend muss ich sagen, dass 90% von dem Inhalt tatsächlich stimmt.

Viel Erfolg bei der Entscheidung und ggf. bei der Ausbildung!
 

Matthias75

SILBER - Mitglied
Schnupperpraktikum ist sicher eine gute Idee, insbesondere wenn man bereits im Berufsleben gestanden ist und der Umstieg ein gewisses Risiko darstellt. Als frischer Uniabgänger wäre es aber auch nicht unbedingt schlimm, die Probezeit als Schnupperzeit anzusehen.
Praktikum halte ich auch für eine gute Idee. "Ein paar Tage" halte ich aber für zu knapp, um einen Eindruck vom Berufsbild zu bekommen. Das reicht, um alles mal gezeigt zu bekommen, aber nicht, um mal so mitgearbeitet zu haben, dass man einschätzen kann, ob das der richtige Beruf ist.

Auch als Uniabgänger würde ich mir das vorher gut überlegen. Du musst ja sowieso vor Beginn der Ausbildung noch ein Jahr praktische Tätigkeit einlegen, dir also eine - zumindest vorübergehende - Tätigkeit suchen. Da sollte man sich schon sicher sein, wenn man diese nach einem Jahr wieder aufgibt, um in die Patentanwaltsausbildung zu wechseln.

Einen weiteren Vorteil eines Praktikums sehe ich darin, dass man schon Kontakt zu einer möglichen Ausbildungskanzlei aufbauen und geg. intensivieren kann. Dadurch kannst du direkt in Erfahrung bringen, welche Anforderungen die Kanzlei an Bewerber stellt, sowohl an die Ausbildung wie auch die Arbeit in der Kanzlei. Zudem erleichtert der vorherige persönliche Kontakt gegebenenfalls die spätere Bewerbung. Wenn die Chemie während des Praktikums gepasst hat, hat sich das "offizielle" Bewerbungsverfahren gegebenenfalls auch schon erledigt.

M.
 
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