Allg. Entscheidungshilfe für Chemiker

Hegel

Vielschreiber
Entscheidungshilfe

Hallo,

wollte mal die Wissenden fragen ob es bei den Chemikern unter den PA´s auch ein Schwemme gibt, habe diesbezüglich keine Zahlen oder Erfahrungen gelesen. Meist gibt es nur Physiker/Ingenieure. Habe in einer **** Kanzlei eine Zusage erhalten und brauche noch ein Paar Infos bezüglich der Chemiker. Die anderen Beiträge hier im Forum machen einen ja depressiv :(

Gruss Hegel

(**** = Auf Wunsch des Beitragschreibers gelöscht)
 
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Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
Hallo Hegel,

vorab einige grundsätzliche Anmerkungen. Erfahrungsgemäß lesen in diesem Forum zahlreiche Interessenten mit. Dazu gehören auch fertige Patentanwälte. Auch in ****. Es gibt in **** nur eine Handvoll an Patentanwaltskanzleien, auf die Deine Beschreibung passt, die beispielsweise überhaupt in Betracht kommen, um einen Chemiker als Kandidaten einzustellen. Wahrscheinlich ist einer der "Anwälte mittleren Alters" hier dabei oder jemand kennt einen der Kollegen und schickt einen Link ...

Du solltest also davon ausgehen, dass spätestens kommende Woche Dein zukünftiger Arbeitgeber weiß, dass und welche Angaben Du über ihn, über Deine bisherigen Arbeitgeber und über Dich und Deine Probleme hier im Forum machst, welche Fragen Du stellst und welche Antworten Du bekommst.

Zum Kern des Problems: Wenn Du Dir "keine Risikounternehmungen erlauben" kannst, ist eine Tätigkeit in einem freien Beruf eigentlich grundsätzlich für Dich ungeeignet. Da ist es immer möglich, das morgen der wichtigste Mandant weg oder pleite ist oder irgendein maßgebliches Gesetz in einer für Dich ganz dummen Richtung geändert worden ist. Die Büromiete läuft aber ebenso weiter wie das Gehalt der Anwaltsfachangestellten. Das sollte man schon durchstehen und weitermachen können. Sicherheit gibts woanders.

Ortsgebundenheit ist immer von Nachteil und reduziert Chancen, sowohl in Deinem jetzigen Tätigkeitsbereich als auch im Patentwesen. Wenn der wichtigste Chemie-Mandant Eurer Kanzlei fusioniert und/oder von Berlin nach Castrop-Rauxel umzieht, wird man schon erwarten können, dass Du das in Deiner Lebensplanung unterbringst.

Ein Einkommen kann niemand garantieren. Wenn Du schon befristete Arbeitsverträge nervig findest, was soll das dann werden, wenn die Mandanten Dich von Auftrag zu Auftrag bezahlen (oder auch mal nicht)? Die Frage, ob Chemiker als Patentanwälte zukünftig gebraucht werden, kann Dein jetziger Arbeitgeber besser beantworten als jeder Patentanwalt: Wird das Unternehmen zukünftig mehr, weniger oder gleich viel anmelden und dabei die Dienste eines Patentanwaltes in Anspruch nehmen? Üblicherweise sind frühere Arbeitgeber, der Doktorvater und dergleichen die klassischen ersten Mandanten, die ein junger Patentanwalt einwirbt: Wie siehst Du selbst dabei grob die Chancen auf einen Auftrag in etwa 3 bis 4 Jahren?

Aber eigentlich hattest Du doch die Entscheidungsfindung längst abgeschlossen, denn als promovierter Chemiker dürften Dir diese Aspekte allesamt nicht völlig neu sein. Du fandest die Sache interessant genug, hast Dich beworben und sogar einen neuen Arbeitgeber überzeugt. Ist doch alles prächtig. Was irritiert Dich denn nun wirklich?

(**** = Auf Wunsch des Threaderstellers gelöscht. Mit der Bitte um Verständnis, Redakteur)
 

Hegel

Vielschreiber
AW: Entscheidungshilfe

....nur die pessimistischen Beiträge hier im Forum. Die hätte ich wohl nicht lesen sollen. Ansonsten war und bin ich ja von der Entscheidung überzeugt, da mich das Arbeitsfekd reizt und ich weiss dass ich Leistung bringen kann.

Danke für die Tipps

Hegel
 
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Das gelbe U

*** KT-HERO ***
AW: Entscheidungshilfe

....nur die pessimistischen Beiträge hier im Forum. Die hätte ich wohl nicht lesen sollen. Ansonsten war und bin ich ja von der Entscheidung überzeugt, da mich das Arbeitsfekd reizt und ich weiss dass ich Leistung bringen kann.

Danke für die Tipps

Hegel

Du kannst ja mal nach 2003 oder so zurückblättern, vor ein paar Monaten ging das zumindest noch. Da wirst Du optimistische Beiträge finden - haufenweise. Der Wind hat sich eben gedreht.

Ich hab mir mal die Stellenanzeigen für Kandidaten durchgesehen und kann pauschal sagen, dass sämtliche Anzeigen für München von Kanzleien kommen, die, vorsichtig ausgedrückt, nicht gerade im Ruf stehen, sehr fürsorglich mit ihren fertig ausgebildeten Patentanwälten umzugehen. Anders sieht es in der "Provinz" aus, die Anzeigen, die von Kanzleien außerhalb Münchens kommen, sehen deutlich besser aus.

Das Problem ist, dass gerade die Kanzleien, die ihre Mitarbeiter schlecht binden können, am häufigsten inserieren müssen....

Fazit aus meiner Sicht: Falls Du außerhalb Münchens etwas Tolles findest, kannst Du ja zugreifen.
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
AW: Entscheidungshilfe

Hallo,

wollte mal die Wissenden fragen ob es bei den Chemikern unter den PA´s auch ein Schwemme gibt, habe diesbezüglich keine Zahlen oder Erfahrungen gelesen. Meist gibt es nur Physiker/Ingenieure. Habe in einer **** Kanzlei eine Zusage erhalten und brauche noch ein Paar Infos bezüglich der Chemiker. Die anderen Beiträge hier im Forum machen einen ja depressiv :(

Gruss Hegel

(**** = Auf Wunsch des Beitragschreibers gelöscht)

Und um Dich noch gleich mit einer Lieblingsbeschäftigung von PAs (oder Patentanwälten...) vertraut zu machen: Die Schreibweise "PA´s" könnte drauf hinweisen, dass Du nicht 100% für den Job geeignet bist. 1.: Jeder PA hält sich selbst für den Tollsten. 2.: Der Rechtschreibung (nicht Tippfehler) wird große Beachtung geschenkt.
 
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Hegel

Vielschreiber
....na wenn Du das an meinem Beitrag beurteilen kannst, dann lass ich das mal lieber und suche gleich eine Stelle für geistig Minderbemittelte. Danke für die Hilfe, richtig "Knorke". Schade, dass man nicht öfter im Leben so qualifizierte Antworten auf eine Frage bekommen kann... :J
 

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
AW: Entscheidungshilfe

Die seitens des Ausgangsposters beantragte Teillöschung von ungefähr 95 % seines Beitrages geht ja implizit auf meine dringende Anregung zurück ...

Die Einzelfragen, auf die sich meine Antwort vom 17. Juni bezieht, sind jetzt allerdings auch so ziemlich alle weg. Aber die Aussagen sind imho auch so immer noch verständlich.

@ Redakteur: Na klar, alles im grünen Bereich.

@ Hegel: Du hast im letzten Beitrag den Kollegen Das gelbe U gründlichst missverstanden. Er kritisiert nicht Deine Rechtschreibung, die ist uns allen herzlich egal. Als zukünftiger Kandidat hast Du aber noch für Dich völlig unerwartete Auseinandersetzungen um die feinsten Feinheiten der deutschen und englischen Sprache vor Dir. Der Unterschied zwischen einer Vorrichtung und einer Einrichtung, die richtige Übersetzung von to control, die Fragen ob es "das Teil" oder "der Teil" heißt und warum es keine "mittelständigen" Wettbewerber von Euren Mandanten geben kann werden da zu essentiellen Problemen hochsterilisiert ;) werden. Das "D..."-Apostroph ist da nur ein weiterer Klassiker, wie auch die rüttmüsche Sportgümmnastick vor und nach der Rechtschreibreform ...
 

Hegel

Vielschreiber
....kann ja sein, aber worauf zielt dann so ein Beitrag ab? Meine Frage beantwortet es jedenfalls nicht. Der Autor möchte damit wahrscheinlich vor dem Unwissenden seine "Kompetenz" demonstrieren. Aber wozu, wen interessiert das? Ich habe eines der anspruchsvollsten Studiengänge hinter mir, musste mich durch wissenschaftliche Fachbereiche ackern die einen an die Grenzen der psychischen Belastbarkeit führen (z.B. Quantenmechanik und computerunterstütze, theoretische Chemie), habe 4 Jahre meines Lebens mit viel Schweiß und Tränen promoviert und jetzt werde ich hier gefragt ob ich mich gewachsen fühle mir diesen "MickyMaus-Kram" anzuarbeiten? Hmmm, ich überleg mal kurz: Ja, ich kann!
Und wie gesagt, habe ich danach gefragt? Nö!

Ich habe auch nicht danach gefragt wie die Situation der Kandidaten in München oder in der "Provinz" aussieht, ich wollte lediglich wissen: wie sieht die Situation der Chemiker aus? Schwemme? Spielt die wissenschaftliche Fachrichtung für die späteren Chancen überhaupt eine Rolle?

....und was soll ich mit einem Satz anfangen wie: "Falls Du außerhalb Münchens etwas Tolles findest, kannst Du ja zugreifen" --> was soll denn "was Tolles" sein? Mir wurde die schlechte Situation in München beschrieben, nach der ich nicht gefragt hatte, und mir wurde geraten "ausserhalb von München" bei "was Tollem" zuzugreifen.
Ich geh gleich mal runter auf die Strasse, vielleicht finde ich da ja was flapsig Tolles. Danke für den Tip!

Hier im Forum ist das so ähnlich wie in anderen "Fachleute-Foren" (z.B. ein KFZ-Forum) wo es meist keine wirklich substantiellen Beiträge gibt, sondern nur dem Wettbewerb der Schlaumeier gefrönt wird. Die Mehrzahl der Themen hier wurde von einer simplen Frage gestartet und danach mit jedem weiteren Beitrag die Sache zerredet und im wahrsten Sinne "Haare gespalten". (Und bitte jetzt keine Antworten darüber das PAs in ihrer täglichen Arbeit "Haare spalten", das weiß ich schon). Ich habe dennoch gehofft eine vernünftige Antwort zu bekommen, da es für PA im Netz eigentlich nur dieses Forum gibt.

und @Blood: Dein Einwand bzgl. der Preisgabe persönlicher Informationen war wirklich hilfreich, daran habe ich in meinem Eifer nicht gedacht. Aber auch Du hast mir eigentlich nicht wirklich auf meine Frage geantwortet.
1. Ich wusste schon, dass das Leben voller Risikos ist. Die Firma bei der ich jetzt arbeite kann auch morgen pleite gehen oder es fällt mir morgen ein Klavier auf den Kopf. Danach hatte ich nicht gefragt.
2. Und auch dass Ortsgebundenheit Nachteile mit sich bringt ist mir bewusst, aber ich entscheide mich dennoch FÜR die Ortsgebundenheit und ich hatte auch erläutert warum. Der Sachverhalt ist auch nicht Gegenstand meiner Frage gewesen.
3. Meine Eindrücke in der Industrie sind bzgl des Patentaufkommens recht positiv. Deshalb bin ich auch von meiner gegenwärtigen Lebensplanung überzeugt.
 
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Alex:jura

*** KT-HERO ***
Hallo,

die Schwierigkeit beim Beantworten Deiner Frage ist, dass niemand Dir eine echte Antwort geben kann. Somit versuchen die Forumsteilnehmer implizit auf Deine Frage zu antworten, sodass Du in der Lage bist die eigentliche Antwort herauszuarbeiten. Ich versuche mal das Gleiche:

Auch wenn der Bereich insgesamt klein ist (ca. 3000 PAs), so ist doch alles vertreten. Ich selber bin nun kein Chemiker und kann Dir eigentlich Deine Frage auch nicht beantworten, jedoch gibt es Parallelen zwischen uns.

Auch ich bin in der Diaspora, sprich in einer norddeutschen Großstadt verortet. Ich bin aus familiären Gründen ortsgebunden und auch nicht Willens woanders hinzuziehen (umziehen schon, aber z.B. nicht nach München).

Ich bin Physiker und somit gehöre ich auch nicht zu den wirklich begehrten Elektrotechnikern oder Masch-bauern.

Ich hatte damals Ablehnungen in Bezug darauf, dass -obwohl ich in 7,5 Jahren studiert und promoviert hatte - ich mit 32Jahren zu alt war und man sich für einen jüngeren 25jährigen entschieden hatte.
Dann hatte ich eine Kandidatenstelle bei einem Ausbeuter, der nachdem ich von Mo-Fr 60Std. gearbeitet hatte meinte, ich müsse noch am Sa und gelegentlich am Sonntag arbeiten (es gab keine wirklich dringenden Aufträge).
Dann bin ich in die Industrie gegangen. Da hatte ich u.a. auch eine schlechte und zwei gute Positionen, bis dann das letzte Unternehmen in die Insolvenz ging.
Dann bin ich wieder als Kandidat in eine Kanzlei gegangen und es war SUPER. Tolles Arbeiten, nette Leute, noch einiges gelernt, was will man mehr.

Das beantwortet Deine Frage überhaupt nicht, jedoch möchte ich auf Folgendes hinweisen. Ich wollte unbedingt PA werden, da ich dies für einen schönen und interessanten Beruf hielt. Kandidatenschwemme hin oder her war mir egal, ich habe gekämpft und .... habe nun mein Ziel erreicht.
Reich bin ich nicht geworden und werde es wohl auch nicht. Geld ist bis zum Betrag des "Überlebens" (Schwelle für jeden anders) wichtig und verliert dann seine Bedeutung immer mehr. Derzeit verdiene ich nicht wirklich viel, obwohl ich nun 40 bin. Für mich war der PA die absolut richtige Entscheidung, obwohl finanziell es bessere Angebote gab.

Was kann ich anderen für einen Rat geben? Weiß ich nicht. Ich denke man muss wissen was man will und dann auch unter Entbehrungen durchziehen. Würde ich als Familienvater und ggf. als Alleinernährer den Weg gehen? Ich nicht, Du vielleicht schon!?

Kleiner Hinweis noch. Als Kandidat muss man ins Amtsjahr. Das ist eine teure Angelegenheit (Kosten und Einnahmeausfälle waren bei mir in Summe ca. 50.000Euro) und belastet das Familienleben ungemein, wenn man dann nicht gemeinsam nach München geht, sondern nur als Pendler die Zeit durchstehen möchte. Die Ausbildung zum Patentanwalt ist ein Egotrip und eine Belastung für eine Familie. Ich weiß von einigen Scheidungen der gerade fertigen PAs.

Zieh die für Dich wichtigen Infos und reagiere nicht auf komische Kommentare, das lohnt nicht.

Gruß
Alex
 

studi

GOLD - Mitglied
Immerhin antizipiert das Forum ziemlich gut das Umfeld in dem du dich zukünftig bewegen wirst. Da wird mit härteren Bandagen gekämpft und die Leute sind etwas trockener. Darauf solltest du dich einstellen.

Zu den Berufsaussichten:

Die Frage wurde hier so schon tausendmal gestellt und kann nicht pauschal beantwortet werden. Allgemein steigt die Zahl der Zulassungen, die Anmeldungen stagnieren. Verschiedene Reformen haben ebenfalls zu einer Konzentration der Kanzleien und Senkung des Bedarfs geführt. Im Moment würdest du sicherlich kein deutlich schlechteres Einstiegsgehalt haben als in einer Industrieposition als Chemiker. Dein Berufsleben geht aber noch die 20- 30 Jahre und was dann sein wird, kann niemand sagen. Du kaufst ein deutliches Risiko mit ein, wenn du diesen Beruf wählts. Eine Rückkehr zum Chemiker ist sicher schwer.

M.E. hängt deine Perspektive nicht von deinen Fähigkeiten als Chemiker oder deiner Promotion ab. Genau genommen brauchst du das alles nicht. Ich hatte immer befürchtet, dass man damit nur die Eintrittskarte bucht und genauso ist es gekommen. Als Patentanwalt ist man (Kanzleiabhängig) i.d.R. Generalist, der 80% seines Studiums nicht braucht. Es kommt eher auf andere Aspekte an:

- wie schnell kannst du fehlerfrei Akten bearbeiten
- Fähigkeit dir völlig neue Gebiete zu erschließen
- Belastbarkeit
- Aquisefähigkeit und Vernetzung
- hohe Frustrationstoleranz, wenn dir der Partner erklärt, dass er kaufmännisch rechnen müsste und es auch für dich erstmal besser sei, für nur einen Kasten Bier zu arbeiten

Wenn es sich mit deiner jetzigen Tätigkeit irgendwie vereinbaren lässt, dann mach mal unter irgendeinem Vorwand ein bezahltes Praktikum als Patentingieur und unterhalte dich mit Kandidaten. Da wirst du noch am ehesten einen Einblick bekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:

Hegel

Vielschreiber
Hallo Alex,

na ich denke mal das Amtsjahr wird man schon finanzieren können. Zufällig gibt es bei mir auch die Möglichkeit einer kostenfreien Bleibe in München und meine Familie muss ich nicht allein versorgen.

Aber genau solche Horrorgeschichten (Scheidung wegen PA-Ausbildung + zerrüttete Familienverhältnisse + Massenpanik + einstürzende Neubauten) hatte man mir auch zu Beginn meines Chemie-Studiums erzählt: das wäre so schwer, so viele Abbrecher, nur ca 1/4 schafft es bis zum Diplom, Suizidrate hoch, Promotion der Albtraum schlechthin, und und und....und jetzt habe ich alles hinter mir und sage mir: "War hart, aber ich härter. Machbar. Keine Panik."

Wenn mich jemand um die Einschätzung bitten würde, in wie weit das Chemiestudium lohnt, dann würde ich sagen: "Tough, aber durchaus machbar. Wenn Du die Materie liebst, dann lohnt das."
Die ewigen Leute die nur am Jammern sind haben mir damals unnötig Angst gemacht. Und auch hier kann man vom finaziellen Supergau bis zu Geld im Überfluss alle Nuancen dieses Berufstandes aufmahlen. Aber das kann keiner vorraussagen und mit ordentlicher Leistung wird man nicht untergehen. Ich denke mal bei PAs ist das auch so und alle Mutmaßungen in der Richtung sind bedeutungslos....

Aber danach habe ich im Bezug auf PA ja nicht gefragt. Ich wollte nur wissen, ob das alles noch lohnt im Bezug auf den Fachbereich Chemie. Aber Du hast Recht, das wird man mir wohl nicht sagen können und ich werde es selbst herrausfinden müssen.

Vielen Dank für Deinen ausführlichen Eindruck Deiner Laufbahn.

Gruß

Hegel
 

grond

*** KT-HERO ***
Die ewigen Leute die nur am Jammern sind haben mir damals unnötig Angst gemacht.

Aber dennoch willst Du nicht in Deinem eigentlichen Beruf weitermachen?

Ansonsten:

Erwartest Du wirklich von einem Haufen Anwälte und solchen, die es werden wollen, Antworten, die:

1. genau Deine Fragen beantworten

und

2. Dir wirklich weiterhelfen?
 

Blood für PMZ

*** KT-HERO ***
@Hegel,
ein kurzer Blick in das Verzeichnis der Patentanwälte oder auch Branchenfernsprechbücher:
Die Zahl der Patentanwälte, die Chemiker sind und ihre Kanzlei in einer deutschen Großstadt nördlich der Donau-Neckar-Linie haben, beträgt in beispielhaft ausgewählten Großstädten:

Kassel 0
Bielefeld 0
Kiel 0
Magdeburg 0
Nürnberg 0
Leipzig 1
Duisburg 2
Hannover 4
Frankfurt am Main 4
Hamburg 10
Berlin 19.

Hatte gerade nur das Verzeichnis von 2009 in Griffnähe, wird aber noch etwa so stimmen. Dazu mag der ein oder andere Biochemiker, Pharmazeut oder so kommen. Diese Zahlen werden etwa dem Bedarf entsprechen, sonst wären die entsprechenden Kollegen nicht mehr da. Eine kontinuierliche Steigerung des Bedarfs mag es über die Jahre geben und liegt vielleicht bei durchschnittlich +1 bis +2 % im Jahr, wenn wir etwa einen Rückgang der Anmeldezahlen wie in den zurückliegenden Jahren mit berücksichtigen. Diesen Zuwachs kann man bei diesen kleinen Zahlen also völlig vergessen; selbst in Berlin als größter Stadt dürfte der Bedarf an Chemikern als Patentanwalt danach nur so um 2 Kollegen im Jahrzehnt ansteigen.

Viele Kollegen lassen sich erst mit 75 oder in noch höherem Alter von der Liste streichen, da zum einen viele vor allem in kleineren Kanzleien auch wirklich so lange arbeiten und zum anderen in größeren Kanzleien sich bekannte Namen auf dem Briefkopf gut machen. Also: Nach Liste dürfte die durchschnittliche Zeit eines Patentanwalts im Beruf von der Zulassung bis zur Streichung irgendwo um die 30 bis 40 Jahre liegen.

Mit anderen Worten: In beispielsweise Frankfurt am Main wird alle 8 bis 10 Jahre genau 1 neuer Chemiker-Patentanwalt als Ersatz für einen ausscheidenden Kollegen gebraucht, dazu vielleicht ein zusätzlicher Kollege alle 15 bis 25 Jahre für den steigenden Bedarf. Niemand von uns besitzt die hellseherischen Fähigkeiten vorauszusehen, ob Du bei Beendigung Deiner Ausbildung in Deiner Stadt auf ein Loch mit Bedarf für 1 neuen Kollegen triffst oder gerade in einem der Jahre landest, wo kein älterer Kollege Lust hat, aufzuhören. Das ist normalerweise aber kein Problem, dann wechselt man eben die Stadt und deckt den Bedarf andernorts, wird etwa der möglicherweise (habe da keine konkrete Ahnung) seit langem herbeigesehnte erste Chemiker-Patentanwalt in Kassel oder Magdeburg und arbeitet dort alle Erfindungsmeldungen aus den letzten Jahren ab, mit entsprechendem Umsatzergebnis und Dollarzeichen in den Augen.

Es wird aber auch in Deiner Stadt irgendeine Nische geben, schließlich sieht zumindest Deine Ausbildungskanzlei offenbar irgendeinen Bedarf, denn die werden sich für später keinen auftragsaufsaugenden Konkurrenten in den sehr beschränkten Markt in der eigenen Stadt wünschen. Es kann aber sein, dass Du nur genau 1 (oder evtl nur 1/2) Nische findest; das ist sicher schlecht für jede Gehalts- und Einstiegsdiskussion.

Ich hoffe, dass ist Dir jetzt konkret genug als Entscheidungshilfe. Nachprüfung im Branchenverzeichnis und Berechnung für Deine Stadt sei anheimgestellt. Eigentlich sind das doch aber die Berechnungen, die jeder für sich anstellt, der nach dem Studium sich in irgendeine Richtung spezialisieren will.
 

Rex

*** KT-HERO ***
Wenn mich jemand um die Einschätzung bitten würde, in wie weit das Chemiestudium lohnt, dann würde ich sagen: "Wenn Du die Materie liebst, dann lohnt das."

So so, es lohnt sich also. Du hattest in Deinem ersten und dann später gelöschten Beitrag gepostet, Du hättest nur eine befristete Stelle und würdest als promovierter Chemiker 2,7 k€ verdienen. Das entspricht laut Wikipedia etwa dem Durchschnittseinkommen eines Straßenreinigers, der allerdings in der Regel eine Dauerstelle vorweisen kann.

Also entweder haben wir unterschiedliche Vorstellung vom Begriff "lohnen", oder Du "liebst die Materie nicht" oder Deine Behauptung ist einfach falsch.

In dieselbe Richtung gehen solche Sprüche wie "mit ordentlicher Leistung wird man nicht untergehen". Das klingt für mich fast religiös und entspringt eher dem Wunsch nach einer überirdischen Gerechtigkeit als der Realität. Auch hier solltest Du Dich fragen lassen, wie Deine derzeitige Situation damit in Einklang zu bringen ist. Oder gelten Deine Glaubenssätze ausschließlich für Patentanwälte?

Nochwas: Ein naturwissenschaftliches Studium und eine Promotion (="Jodeldiplom") sind kein Grund stolz zu sein, das schafft fast jeder ohne besondere Anstrengung (meine persönliche Erfahrung). Dies gilt auch für Hagen und die PA-Prüfung. Lediglich die EQE ist eine ernstzunehmende Hürde.

Der wirkliche Kampf fängt erst dann an, wenn man sich auf dem Arbeitsmarkt behaupten muss. Aber das solltest Du mittlerweile eigentlich selbst bemerkt haben.
 
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wk

BRONZE - Mitglied
Es ist schade hier (und teilweise in anderen Beträgen) so viel Polemik zu erleben. Bedenkt, dass es ein Forum für Akademiker ist, die später miteinander arbeiten werden.
Wenn man auf nicht persönlicher Ebene gegeneinander reden würde, wäre der sachliche/ inhaltliche Wert der Beiträge bedeutend höher.

Denkt bitte darüber nach.
 

Hegel

Vielschreiber
@Blood: Danke für Deine aufwendige Recherche-Arbeit.

@Rex: schöner Beitrag, ja wir haben beide unterschiedliche Vorstellungen von "Lohnen". Und das ist auch gut so. Und ich freu mich, dass ich Deine oberflächlichen Vorstellungen nicht teile, hahaha, nein wie köstlich ^^
 
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Rafael

Vielschreiber
Nochwas: Ein naturwissenschaftliches Studium und eine Promotion (="Jodeldiplom") sind kein Grund stolz zu sein, das schafft fast jeder ohne besondere Anstrengung (meine persönliche Erfahrung). Dies gilt auch für Hagen und die PA-Prüfung. Lediglich die EQE ist eine ernstzunehmende Hürde.

Der wirkliche Kampf fängt erst dann an, wenn man sich auf dem Arbeitsmarkt behaupten muss. Aber das solltest Du mittlerweile eigentlich selbst bemerkt haben.

Meine persönliche Erfahrung ist eher diejenige, dass solche Behauptungen oftmals von denen kommen, die keine Promotion aufweisen können. Aber das nur mal am Rande.

Eine Behauptung aufzustellen, dass das naturwissenschaftliche Studium und die anschließende Promotion ein Jodeldiplom darstellen, könnte bzw. führt oftmals, wie du schon an der Reaktion von Hegel gesehen hast - zu Lachern. Um so peinlicher wird es, wenn man solche Behauptungen als ausgebildeter PA aufstellt.

Ich weiß ja nicht wo du deine Erfahrungen gemacht hast, aber bei uns an der Uni haben von 120 Erstsemestern der Chemie, es lediglich ein Dutzend bis zur Promotion geschafft. Der Rest ist kläglich gescheitert.
 

grond

*** KT-HERO ***
Ich weiß ja nicht wo du deine Erfahrungen gemacht hast, aber bei uns an der Uni haben von 120 Erstsemestern der Chemie, es lediglich ein Dutzend bis zur Promotion geschafft. Der Rest ist kläglich gescheitert.

Hier geht es aber um die Vergleichsgruppe der Patentanwälte. Die haben ausnahmslos ein naturwissenschaftliches oder technisches Studium absolviert (gewöhnlich mit sehr guten Noten) und ein Großteil ist promoviert. Ich würde auf wenigstens 40% schätzen. Ich würde eine Promotion auch nicht als Kleinigkeit abtun, aber eine hervorhebenswerte Besonderheit ist das in diesem Umfeld nicht. Insbesondere bei einem Chemiker ist der Doktorgrad eigentlich so etwas wie eine Berufsvoraussetzung. Und als Patentanwalt muss man den Erfindern auch oft genug erklären, dass es sich nicht um einen juristischen (seit Gutti noch mehr in Verruf geraten), sondern um einen technischen bzw. naturwissenschaftlichen "Dr." handelt.

Allerdings halte ich die EQE für deutlich einfacher als die genannten wissenschaftlichen Leistungen. Schwierig wird sie eigentlich nur durch die Randbedingungen: alles wird in drei aufeinanderfolgenden Tagen geprüft (über diesen Punkt wird ein Jurist nur lachen...) und die Kandidaten sind in einem fortgeschrittenen Alter und Lebensabschnitt, die nicht mehr die völlige Konzentration auf die Prüfung erlauben. Ich glaube jedenfalls nicht, dass Hegel sich Sorgen machen sollte, ob er die Prüfungen besteht. Eher müssen wir uns Sorgen machen, dass inzwischen schon potentielle Kandidaten 2.700€ monatlich als lohnend ansehen. Da gibt es dann ja eigentlich keinen Grund mehr, jemals mehr als das Kandidatengehalt zu zahlen, wenn sich schon Bewerber mit so bescheidenen Einkommenswünschen finden...
 
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