Berufliche Praxis Einkommen der Patentanwälte

ppa

GOLD - Mitglied
Re: Einkommen der Patentanwaelte

Dr. No schrieb:
Die Grafik berücksichtigt lediglich deutsche Patentanmeldungen und keine europäischen Patentanmeldungen.

Die europäischen Patentanmeldungen dürften bei vielen Kanzleien aber den Monsteranteil ausmachen! Insofern lassen sich m.E. aus dieser Grafik alleine (ohne Berücksichtigung von Daten aus epoline o.ä.) keine Rückschlüsse ziehen.
da stimme ich dr. no zu.

insbesondere die münchner kanzleien reichen kaum beim dpma ein, meist nur prio-nachanmeldungen von auslandsmandanten beim epa.

wer bildet eigentlich die über 500 kandidaten aus?
die münchner "law firms" ? lohnt sich das denn, wenn es nichts mehr zu übersetzen gibt?
es wurde immer gesagt, dass die patentanwaltschaft selbst ausbildet und daher die ausbildungszahlen bei auftragsrückgang zurückfahren kann; das scheint wohl nicht zu klappen, irgendwer bildet immer viele aus.

und von wegen vorteil der münchner kanzleien ggü englischen Kanzleien: das war mal, jetzt sinkt das Pfund, und mit BEST und geplanten weiteren dezentralen EP-Prüfungen könnte der Vorteil der Münchner Kanzleien weiter sinken.

warum bleiben dann so viele PAs in münchen hängen?
wg weissbier, fc bayern oder oktoberfest?
 

grond

*** KT-HERO ***
Re: My Home is my castle

Rex schrieb:
Du definierst "richtige" Kanzleien als Kanzleien mit mehr als zwei Anmeldungen pro Monat, das sind also mindestens 25 Anmeldungen im Jahr. Aus den Rohdaten sieht man, dass 80% der Kanzleien unter dieser Grenze liegen.
Sehr interessant. Was bringt der Jahresvergleich, wenn man aber nur die Kanzleien berücksichtigt, die dieses Kriterium erfüllen? Und wie sieht die Summe aller Anmeldungen aus, die von Kanzleien vertreten werden, die über der Schwelle liegen? Sinkt die oder steigt die?

Die Aussage zum Verhältnis der deutschen und europäischen Anmeldungen ist sicherlich richtig, aber würden nicht kleine Kanzleien mit mittelständischer Mandantschaft einen relativ gesehen größeren Anteil deutsche Anmeldungen haben als größere Kanzleien mit industrieller Mandantschaft? Oder schlägt hier die Nationalisierung von ausländischen Anmeldungen zugunsten der Großkanzleien zu?

Insgesamt scheinen die Daten aber tatsächlich eher auf eine Konzentration hinzuweisen als auf eine weitere Verteilung. Das gibt zu denken.
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Re: Einkommen der Patentanwaelte

Nach den 3-4% Steigerung der (Gesamt-)Anmeldezahlen beim EPA, nun auch noch zum DPMA. Dort sind die Anmeldezahlen in den letzten Jahren eher rückläufig (2008: + 2%, 2009: -4%), dazu auch:
http://www.spiegel.de/wissenschaft/technik/0,1518,685953,00.html

Sicher ein etwas komischer Artikel. Für uns wichtig ist aber letztendlich, dass die Anmeldezahlen allenfalls sehr geringe Steigerungen im Mittel der letzten Jahren zeigen (~1-4%?), trotz verschärfter Maßnahmen zur Begrenzung der Ansprüche pro Anmeldung und zur Einheitlichkeit. Auf jeden Fall steigen die Anmeldezahlen weniger als die Zunahme der zugelassenen PAs mit Kandidaten. Und das Londoner Übersetzungs-Übereinkommen und der Wegfall der Zustelladressen-Pflicht im Inland innerhalb der EU tragen ihren Teil zu der Entwicklung bei, so dass das Gesamtumsatzvolumen im Anmeldegeschäft in Summe vielleicht sogar rückläufig ist.

Am Rande: Im Verletzungsgeschäft sehe ich eher noch Zuwächse, allerdings ausgehend von einer wesentlich kleineren Basis.

Was das nun für den Einzelnen heißt, sollen andere diskutieren. Dass die Entwicklung aber das Gleichgewicht am Markt langfristig verschieben kann, ist für mich sicher. Und das zeigen auch die Anzeigen des Stellenmarktes hier.
 

Dr. No

SILBER - Mitglied
Re: Einkommen der Patentanwaelte

Auf jeden Fall steigen die Anmeldezahlen weniger als die Zunahme der zugelassenen PAs mit Kandidaten. Und das Londoner Übersetzungs-Übereinkommen und der Wegfall der Zustelladressen-Pflicht im Inland innerhalb der EU tragen ihren Teil zu der Entwicklung bei, so dass das Gesamtumsatzvolumen im Anmeldegeschäft in Summe vielleicht sogar rückläufig ist.
Es ist definitiv so, dass die Zahl der PAe stärker steigt als die Zahl der Anmeldungen. Ich habe die leise Hoffnung, dass kurzfristig die Anmeldungen aus China zunehmen könnten und dass langfristig uns das Gemeinschaftspatent ein deutliches Plus an Arbeit bringt. Wie bereits mehrfach ausgeführt bin ich der Meinung, dass ein günstigeres EU-weites Patent zu deutlich mehr Anmeldungen aus dem Ausland führen würde.

Aber das ist nur eine Vermutung oder Hoffnung.

Am Rande: Im Verletzungsgeschäft sehe ich eher noch Zuwächse, allerdings ausgehend von einer wesentlich kleineren Basis.
Ja, auch dort sind Zuwächse möglich. Wie Du aber bereits sagst, werden durch das Verletzungsgeschäft sicherlich nicht Hunderte von PAen ernährt werden.

Was das nun für den Einzelnen heißt, sollen andere diskutieren. Dass die Entwicklung aber das Gleichgewicht am Markt langfristig verschieben kann, ist für mich sicher. Und das zeigen auch die Anzeigen des Stellenmarktes hier.
Das Gleichgewicht hat sich bereits verschoben und das wurde von manchen Altvorderen auch so beabsichtigt. Ich kenne Kanzleien, in denen ca. 10 % der ausgebildeten Kandidaten nach der Zulassung in der Kanzlei geblieben sind. Beispielsweise weiß ich von einer Kanzlei, die in den letzten 2 Jahren ca. 20 Kandidaten ausgebildet hat, von denen 2(!!!) nach der Zulassung geblieben sind. Solche Zahlen sollten die Kammer alarmieren, denn in solchen Kanzleien wird ganz bestimmt nicht zum Eigenbedarf ausgebildet.

Aber wie ließe sich solch ein Missbrauch überhaupt regulieren? Hat denn die Kammer überhaupt ein Interesse daran, einen solchen Missbrauch zu regulieren?
 

Rex

*** KT-HERO ***
Re: Einkommen der Patentanwaelte

Dr. No schrieb:
Aber wie ließe sich solch ein Missbrauch überhaupt regulieren? Hat denn die Kammer überhaupt ein Interesse daran, einen solchen Missbrauch zu regulieren?
Langsam beginnt ihr zu verstehen...

Die Kammer will die Kandidatenzahl gerade nicht regulieren. Denn andernfalls könnte die Politik der Kammer "Regulierung" vorwerfen und eine Art Patentanwaltsstudium etablieren. Die Kammer will aber die Ausbildung in der Hand der Patentanwälte zu lassen.

Zum anderen profitiert die Kammer von der höheren Zahl der Patentanwälte. Sie bekommt mehr Beiträge und das Gewicht ihrer Stimme nimmt mit der Zahl der vertretenen Anwälte zu.

Die großen Kanzleien, die ausbilden, profitieren durch die billigen Mitarbeiter und können die genannten "besten" 10% der Kandidaten der für sich abschöpfen.

Man könnte nun glauben, dass sich das System bei zuviel PAs von selbst herunterregulieren würde. Aber das stimmt nicht, weil aufgrund der Konzentration (siehe obige Kurve) für die Großkanzleien der PA-Überschuss keine Konkurrenz ist. Und bei europ. Anmeldungen dürfte aus naheliegenden Gründen die Konzentration übrigens noch viel stärker ausfallen als bei deutschen.

Dass sich das Problem durch die Kandidaten selbst reguliert, glaube ich nicht. Das sieht man an den Rechtsanwälten, deren Zahl ständig steigt, obwohl es zuviele gibt. Und dass das Einkommen des PAs quasi gesetzmäßig nicht unter das Einkommen des Ingenieurs/Naturwissenschaftlers fallen kann, stimmt auch nicht. Denn der Versager-PA, der sich nach 10 Jahren als Anwalt für die Forschung/Entwicklung bewirbt, ist zu alt und hat fachfremde Berufserfahrung. Die Abteilung Human Resources sieht sowas garnicht gerne.
 

grond

*** KT-HERO ***
Re: Einkommen der Patentanwaelte

Dr. No schrieb:
Ich habe die leise Hoffnung, dass kurzfristig die Anmeldungen aus China zunehmen könnten und dass langfristig uns das Gemeinschaftspatent ein deutliches Plus an Arbeit bringt. Wie bereits mehrfach ausgeführt bin ich der Meinung, dass ein günstigeres EU-weites Patent zu deutlich mehr Anmeldungen aus dem Ausland führen würde.
Diese Einschätzung teile ich. Und zum ersten Mal seit längerer Zeit wird es eine wesentliche Änderung der Patentlandschaft sein, die gut für die freien Anwälte und weniger gut für die Kanzleien sein wird: mehr Aktenarbeit, weniger Sekretariat.

Was Rex' Ansicht angeht: ich glaube, dass jede bestehende Kanzlei fortlaufend mehr Anwälte auf dem Briefkopf hat, keine einzige weniger. Das sind aber nicht alles Partner, sondern zum Großteil freie Mitarbeiter. Und genau die führen rechnerisch eine eigene Kanzlei, die jedoch umsatzlos ist, tragen aber zum steigenden Arbeitsvolumen der bestehenden Kanzleien bei.
 

Rex

*** KT-HERO ***
Re: Einkommen der Patentanwaelte

Das kann man überhaupt nicht ernst nehmen, das ist versteckte Firmenwerbung. Der Artikel wurde von der Kanzlei [...]  lanciert, Autorin Dorothée Weber-Bruls.

Aus der Firmenhomepage:
With more than 2,500 lawyers, including more than 400 lawyers in Europe and 200 lawyers in Asia, [...] ranks among the world's largest law firms.

Die machen PR, weil sie mit IP in den deutschen Markt einsteigen wollen, ich denke mit dem Background bestehen auch gute Chancen.

(Anm.: Name der Kanzlei von Redaktion gestrichen.)
 

Das gelbe U

*** KT-HERO ***
Re: Einkommen der Patentanwaelte

Der Artikel besagter amerikanischer Großkanzlei (Namen dürfen wir hier ja nicht nennen) ist sehr interessant. Diese Kanzlei versucht nämlich seit mehr als einem Jahrzehnt im Patentgewerbe in D Fuß zu fassen und schafft es nur mit durchwachsenem Erfolg, weil bis jetzt die PAe und Mandanten schwer dauerhaft zu halten waren. Das ist auch logisch, da bei dem Overhead, der an irgendwelche Partner irgendwo gezahlt werden muss, entweder die Preise am Markt nicht durchsetzbar sind, ober aber die PAe zu wenig heraus bekommen. Letzteres Problem (aus Sicht der Kanzlei) ließe sich durch die Kandidatenschwemme eventuell lösen.....

Hier schnuppern wir die Zukunft.
 

MPS

GOLD - Mitglied
Re: Einkommen der Patentanwaelte

Das gelbe U schrieb:
Der Artikel besagter amerikanischer Großkanzlei (Namen dürfen wir hier ja nicht nennen) ist sehr interessant. Diese Kanzlei versucht nämlich seit mehr als einem Jahrzehnt im Patentgewerbe in D Fuß zu fassen und schafft es nur mit durchwachsenem Erfolg, weil bis jetzt die PAe und Mandanten schwer dauerhaft zu halten waren. Das ist auch logisch, da bei dem Overhead, der an irgendwelche Partner irgendwo gezahlt werden muss, entweder die Preise am Markt nicht durchsetzbar sind, ober aber die PAe zu wenig heraus bekommen.
Verschiedene Kanzleien haben da sicherlich auch verschiedene Strategien. Mir sind zwei Fällle aus dem Jahre 2009 bekannt, wo weltweit tätige amerikanische Anwaltskanzleien plötzlich beschlossen hatten, in Europa grundsätzlich keine Fälle für "IP litigation" mehr anzunehmen, weil das nicht rentabel genug war .... im Vergleich zu anderen Arten von Fällen und Tätigkeiten, mit denen sie das grosse Geld verdienten.
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Re: Einkommen der Patentanwaelte

Hi,

wenn ich so höre, was Kollegen, etc. erzählen, sind die Gehälter doch deutlich am runtergehen, sowohl was die fertigen PAs betrifft als auch die Kandidaten...kein Wunder, es gibt einfach zu viele. Wer sich jetzt noch die Ausbildung antut, ist selber schuld...just my 2 cents...

Ciao

arcd007
 

studi

GOLD - Mitglied
Re: Einkommen der Patentanwaelte

Schon richtig. Aber ständig zu unken zermürbt irgendwann, insbesondere wenn der Einkommensrückgang nicht beziffert werden kann.

Vielleicht kann hier mal eine Umfrage eingestellt werden, in der Kandidatensalaire, Jahr des Ausbildungsbeginns, Kanzleigröße und (soweit bekannt) Einstiegsgehalt der PAe in der Kanzlei erhoben werden?

Möglicherweise kann der Trend so wenigstens grob in Zahlen gebracht werden.

Studi
 

shaylaren

Vielschreiber
Re: Einkommen der Patentanwaelte

Tja, mein Ausbilder ist auch am Quengeln, er baut sich dann damit auf, dass ich ja noch weniger bekommen werde...
 

corvinus

SILBER - Mitglied
Re: Einkommen der Patentanwaelte

@shaylaren

dann gibts nur einen guten Tip: Ausbilder wechseln ( PS: wir nehmen nur noch Frauen) :)
 

Rex

*** KT-HERO ***
Re: Einkommen der Patentanwaelte

corvinus schrieb:
wir nehmen nur noch Frauen
Danke Corvinus, dass auch Du tüchtig ausbildest!

Ich hatte mir schon große Sorgen gemacht, das die Ausbilder langsam vernünftig und die Patentanwalts- und Kandidatenschwemme kleiner werden könnte...

Ist doch super: Währungen, Volkswirtschaften und Patentanmeldungen gehen gerade den Bach runter, aber die Zahl der PAs wächst stabil weiter.
 

corvinus

SILBER - Mitglied
Re: Einkommen der Patentanwaelte

Lieber Rex,

es soll Kanzleien geben, die für den EIGENBEDARF ausbilden....

Wir haben festgestellt, dass der Markt nur sehr bedingt das hergibt, was wir uns als zukünftige Partner wünschen (ich rede nicht von freien Mitarbeitern)

und bloß kein Konkurrenz- und Freßneid, die hochherrschaftlichen konkurrenzfreien Zeiten sind eh vorbei, wir sind Dienstleister wie jeder Fensterputzer auch, so what?
 
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