Berufliche Praxis Einkommen der Patentanwälte

C

corvinus

Guest
einige bescheidene Anmerkungen eines nicht mehr so ganz jungen Kollegen:

  • Es gibt weder ein Naturgesetz, noch ist es grundgesetzlich garantiert, daß man als PA weit überdurchschnittlich verdienen muß. Auch andere Berufe kennen lange Ausbildungszeiten, mit durchschnittlich geringeren Einkommenschancen.
  • Kollegenarbeiter in Großkanzleien bedeutet auch Sicherheit, daß irgendein "sich die Taschen vollsteckender "Senior/in dem Kollegenarbeiter immer Akten auf den Tisch legt, dito wenn man dort Partner wird. Diese Sicherheit bedeutet natürlcih einen Abschlag beim Einkommen/honoraranteil, da kein bis wenig Risiko damit verbunden ist (Auch Bundesschatzbriefe sind schlechter verzinst als mögliche Erträge aus Hedge Fonds.
  • Der Unterhalt einer Kanzlei kostet Geld. das wird zumeist durch Grundgebühren erwirtschaftet. Warum einem Kollegenarbeiter, der üblicherweise umsonst wohnen darf und die Infrastruktur umsonst nutzen darf davon etwas abgegeben werden soll erschließt sich mir nicht.
  • Ein "Senior" der eine Bude aufgebaut hat, hat auch Verzicht geleistet und unternehmerisch "gewirkt", dh ist ein beträchtliches wirtschaftliches Risiko eingegangen, meistens in einem Lebensabschnitt, wo die Mehrzahl der arbeitenden Bevölkerung anfängt gesettled zu sein. Jemand, der bloß arbeiten will und am besten fett Geld verdienen will, hat keins von beiden getan. Logisch, dass der Senior sich die Taschen vollsteckt (so das überhaupt möglich ist), indem er an der Arbeitsleistung Dritter partizipiert.
  • Wem das alles nicht paßt kann doch seine eigene Bude aufmachen und sehen, ob Sterntaler in der Realität existiert. Viel Glück und Spaß dabei.
 
G

GAST_DELETE

Guest
corvinus schrieb:
2. Kollegenarbeiter in Großkanzleien bedeutet auch Sicherheit, daß irgendein "sich die Taschen vollsteckender "Senior/in dem Kollegenarbeiter immer Akten auf den Tisch legt, dito wenn man dort Partner wird. Diese Sicherheit bedeutet natürlcih einen Abschlag beim Einkommen/honoraranteil, da kein bis wenig Risiko damit verbunden ist (Auch Bundesschatzbriefe sind schlechter verzinst als mögliche Erträge aus Hedge Fonds.
Schon einmal darüber nachgedacht, was passiert, wenn dem Senior ein größeres Stück der Einnahmen wegbricht, sei es durch eine Mandanteninsolvenz, einen Inhaberwechsel des Mandanten und damit verbunden einem Anwaltswechsel oder einfach durch einen anwaltverschuldeten "Unfall" (z.B. Fristversäumnis etc.) ebenfalls verbunden mit einem Anwaltswechsel?

Was passiert bei einer Kanzlei mit bspw. 10 Partnern und 10 freien Mitarbeitern, wenn 5 % des Arbeitsaufkommens wegfallen? Verzichtet dann ein Partner auf 5-10% seines Gewinnanteils oder schmeißt man lieber einen Partner oder vielleicht doch lieber einen freien Mitarbeiter raus?

Alles hypothetisch möchte man behaupten. Was aber passiert, wenn das Übersetzungserfordernis fällt oder immer mehr und mehr die Rechtsanwälte die typischerweise patentanwaltlichen Tätigkeiten übernehmen (wie z.B. im Marken- und Geschmacksmusterbereich) oder z.B. die arbeitsintensiven und daher spürbar zum Umsatz beitragenden Nichtigkeitsverfahren wegen eines künftigen Einwandes der mangelnden Patentfähigkeit im Verletzungsverfahren wegfallen?

Als freier Mitarbeiter trägt man da mehr unternehmerisches Risiko als Kanzleiinhaber - so jedenfalls meine Meinung. Was macht man als 40- oder 45- oder gar noch älterer freier Mitarbeiter, wenn man plötzlich keine Arbeit mehr bekommt? Vermutlich selbständig. Wenn man dann aufgrund eines geringen Einkommens einen bescheidenen Lebensstil gepflegt hat, kann man sich glücklich schätzen. Pech aber haben diejenigen, die sich eine Wohnung/Haus, ein schönes Auto oder eine Familie (am besten schon einmal geschieden) zugelegt haben. Da wird es dann eng.
 
B

brix

Guest
Re: @Gast, Erstellt: 03.07.07, 11:44

Und was willst Du nun damit ausdrücken???

Unvorhergesehene wirtschaftliche Schwankungen gibt es immer wieder und in den verschiedensten Branchen - vom öffentlichen Dienst vielleicht mal abgesehen. Und den Weg zum Patentanwalt einzuschlagen - das ist doch eine freie Entscheidung des Einzelnen. Ebenso, ob man sich dann selbständig macht, in die Industrie als Angestellter geht oder eben Kollegenarbeiter wird. Und auch, dass man ggf. realisieren muß, möglicherweise die falsche Branche gewählt zu haben oder den Anforderungen nicht gewachsen zu sein (was nicht zwangsläufig ehrenrührig ist). Und wie die Berufsaussichten sind bzw. welche Varianten (und auch Risiken!) es (möglicherweise) geben kann, das sollte man sich schon vorher mal durchdacht haben. Nicht alles kommt über einen wie ein plötzliches Gewitter und die Einstellung "das kann mir doch nicht passieren" oder immer nur die Berichte über hohe Einkommen einzuatmen und auch für sich selbstverständlich zu erwarten, ist m.E. etwas schlicht.

Oder "Gast", wer soll Deiner Ansicht nach für das von Dir skizzierte Szenarium die Verantwortung tragen???
 
K

Kleines A***

Guest
brix schrieb:
Und den Weg zum Patentanwalt einzuschlagen - das ist doch eine freie Entscheidung des Einzelnen.
Mit der Argumentation der Freiwilligkeit kannst Du aber auch wirklich ALLES rechtfertigen[*]. Das Problem ist nur: Die Art von Dingen, über die sich viele in diesem Forum aufregen (Wiederholung hier unnötig), verrät kein potentieller Arbeitgeber/Ausbilder von sich aus beim Vorstellungsgespräch.
Oder hat Deiner damals zu Dir gesagt: "Wir bieten Ihnen viel Arbeit, wenig Geld, einen Horrortrip durch Hagen & Co., unsichere Aussichten für die weitere Zukunft und die beruhigende Gewißheit, daß wir mit dem Geld, was Sie erarbeiten, mehr anfangen können als Sie?" Dann mußt Du's ja wirklich nötig gehabt haben.
Umgekehrt, wer stellt sich als Bewerber schon hin und fragt: "Tschuldigung, ich habe gehört, hier ist dies und jenes im Argen, was halten Sie davon?" Selbst wenn ein solcher Verdacht besteht. Und kanntest Du damals die Szene gut genug, um z.B. nach der Zukunft des Übersetzungserfordernisses zu fragen? Dann kannst Du's ja wirklich nicht mehr nötig gehabt haben.
Fazit: Ich geh jetzt in die Politik, im Patentwesen geht's mir zu unehrlich zu.
Aargh.

[*] In Shakespeares "Troilus and Cressida" verprügelt Achilles den Thersites und meint dazu lakonisch: "Du bist hier als Freiwilliger, also nimmst du die Dresche auch freiwillig auf dich." Wozu Thersites kommentiert: "Wenn dir irgendwann die Zähne ausgehen, wird zum ersten Mal was Substantielles aus deinem Mund kommen."
 
B

brix

Guest
Auch hier verstehe ich nicht wirklich, worauf mein Vorredner hinaus will.
Da helfen mir auch die Redundanzen nicht, wie "mußt/kannst Du's ja wirklich nicht mehr nötig gehabt haben" - was auch immer das nun bedeuten soll?!
 
A

Alter Sack

Guest
brix schrieb:
Auch hier verstehe ich nicht wirklich, worauf mein Vorredner hinaus will.
Da helfen mir auch die Redundanzen nicht, wie "mußt/kannst Du's ja wirklich nicht mehr nötig gehabt haben" - was auch immer das nun bedeuten soll?!
Menschen erzählen, fabulieren, reizen und jammern nun mal gerne. Wahrscheinlich hat es sich einfach evolutionär bewährt, beim Pow-Wow Luft abzulassen und zu sehen, wie die Reaktionen sind.
 
C

corvinus

Guest
einige kurze Anmerkungen zum freien Mitarbeiter, der Ende 40 in das soziale Nichts fällt:

der freie Mitarbeiter trägt Verantwortung ausschließlich für sich alleine (bzw. sofern vorhanden für Familie). Wenn er ein "schönes Auto bzw. haus" gekauft hat ist das seine ureigenste persönliche Entscheidung, der MVV ist auch eine Alternative.

Der Senior/Partner trägt daneben noch Risiken wie Angestellte, die oft nicht so einfach kündbar sind, oder Mietverträge (Tip: einfach mal in einen Gewerbemietvertrag schauen und dann die Laufzeit betrachten, viel Spaß), Vorverauslagung von Amtsgebühren, er ist bzw. die Kanzlei ist Kostenschuldner von Auslandskollegen für Mandanten usw.

Es zwingt einen auch niemand, sein Leben als freier Mitarbeiter zu verbringen, die Konsequenzen aus dem ureigensten Lebensentwurf trägt in einem freien Beruf (darum heißt er ja auch "frei"() jeder selbst.

Aber jetzt muß ich auch mein Einkommen verbessern und Aktenarbeit leisten....
 
G

GAST_DELETE

Guest
corvinus schrieb:
der freie Mitarbeiter trägt Verantwortung ausschließlich für sich alleine (bzw. sofern vorhanden für Familie). Wenn er ein "schönes Auto bzw. haus" gekauft hat ist das seine ureigenste persönliche Entscheidung, der MVV ist auch eine Alternative.


Der Senior/Partner trägt daneben noch Risiken wie Angestellte, die oft nicht so einfach kündbar sind, oder Mietverträge (Tip: einfach mal in einen Gewerbemietvertrag schauen und dann die Laufzeit betrachten, viel Spaß), Vorverauslagung von Amtsgebühren, er ist bzw. die Kanzlei ist Kostenschuldner von Auslandskollegen für Mandanten usw.

Es zwingt einen auch niemand, sein Leben als freier Mitarbeiter zu verbringen, die Konsequenzen aus dem ureigensten Lebensentwurf trägt in einem freien Beruf (darum heißt er ja auch "frei"() jeder selbst.

Aber jetzt muß ich auch mein Einkommen verbessern und Aktenarbeit leisten....
Also wenn ich so ein neoliberales Gefasel lese, dann kann ich nicht anders und muss auch mal posten:

Obige Argumentation hat zwei Haken:
  • Nicht alle PAs suchen es sich einfach aus, ob sie gern freie Mitarbeiter oder Senior Partner werden wollen. Zum Grossteil hängen diese Entwicklungen von Parametern ab, auf die man kaum Einfluss hat. Als Beispiel: Sich heute selbständig machen kann man kaum mit einer Kanzleigründung in den späten Siebzigern vergleichen.
  • Nach obiger Argumentation ist "jeder seines Glückes Schmied". Das gilt allerdings auch für Senior Partner. Wenn es wirklich so "unangenehm" ist als Senior Partner Mitarbeiter zu haben, Gewerbemietverträge abzuschliessen, Amtsgebühren zu vorverauslagen etc. dann kann man auch dazu sagen, dass eben diese unternehmerisch wirkenden PAs es sich ja auch selbst ausgesucht haben.
Bei einem Senior Partner muss man sogar noch viel mehr als bei einem freien Mitarbeiter davon ausgehen, dass er es sich ausgesucht hat, denn es ist ein langer, steiniger Weg bis dahin und man muss schon sehr zielstrebig darauf hinarbeiten, um überhaupt so weit zu kommen.

Für einen freien dagegen gilt das nicht immer. Man kann sehr wohl aus Verlegenheit da "reinrutschen".
Ein Beispiel sind viele Kollegen, die dem Schweinezyklus aufgesessen sind (z.B. Chemiker Mitte der Neunziger) und die aus Verlegenheit PA geworden sind.

Hier von einem geplanten "Lebensentwurf" zu faseln ist schlichtweg falsch.
 
S

Steuerberater

Guest
Bei der Abschätzung der Einkommen sollte man sicherlich alle Einkünfte berücksichtigen und nicht nur die Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit, um die Fälle, in denen ein in der Industrie beschäftigter Patentanwalt in seiner Freizeit im Jahr mal eine Patentanmeldung ausarbeitet, und daher nur geringe Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit, u. U. aber noch recht hohe aus nichtselbstständiger Tätigkeit hat.
Eine Abschätzung wäre daher 62,695 Mio €/429 = 146000€ für 1998.
Die Einkünfte sind in den letzten 9 Jahren aber sicherlich gestiegen. Ich schätze zwischen 30 und 60 %, so daß sich ein Durchschnittseinkommen zwischen 190000€ und 235000€ ergeben sollte.
 
R

Realo

Guest
Steuerberater schrieb:
Bei der Abschätzung der Einkommen sollte man sicherlich alle Einkünfte berücksichtigen und nicht nur die Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit, um die Fälle, in denen ein in der Industrie beschäftigter Patentanwalt in seiner Freizeit im Jahr mal eine Patentanmeldung ausarbeitet, und daher nur geringe Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit, u. U. aber noch recht hohe aus nichtselbstständiger Tätigkeit hat.
Eine Abschätzung wäre daher 62,695 Mio €/429 = 146000€ für 1998.
Die Einkünfte sind in den letzten 9 Jahren aber sicherlich gestiegen. Ich schätze zwischen 30 und 60 %, so daß sich ein Durchschnittseinkommen zwischen 190000€ und 235000€ ergeben sollte.
Ganz recht:
Wer nicht wenigstens 250 kEUR nach Hause bringt, hat es auch nicht besser verdient. Das sind schließlich gerade mal 1000 € pro Arbeitstag eines PA. Bei einem Stundensatz von 330 € sind es gerade mal drei Stunden pro Tag. Das ist nicht einmal ein Halbtags-Job. Das sollte doch wohl (fast) jeder schaffen, der auch die Prüfungen bis zum PA bzw. EPA geschafft hat.
 
G

Goldfinger

Guest
Realo schrieb:
Steuerberater schrieb:
Bei der Abschätzung der Einkommen sollte man sicherlich alle Einkünfte berücksichtigen und nicht nur die Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit, um die Fälle, in denen ein in der Industrie beschäftigter Patentanwalt in seiner Freizeit im Jahr mal eine Patentanmeldung ausarbeitet, und daher nur geringe Einkünfte aus selbstständiger Tätigkeit, u. U. aber noch recht hohe aus nichtselbstständiger Tätigkeit hat.
Eine Abschätzung wäre daher 62,695 Mio €/429 = 146000€ für 1998.
Die Einkünfte sind in den letzten 9 Jahren aber sicherlich gestiegen. Ich schätze zwischen 30 und 60 %, so daß sich ein Durchschnittseinkommen zwischen 190000€ und 235000€ ergeben sollte.
Ganz recht:
Wer nicht wenigstens 250 kEUR nach Hause bringt, hat es auch nicht besser verdient. Das sind schließlich gerade mal 1000 € pro Arbeitstag eines PA. Bei einem Stundensatz von 330 € sind es gerade mal drei Stunden pro Tag. Das ist nicht einmal ein Halbtags-Job. Das sollte doch wohl (fast) jeder schaffen, der auch die Prüfungen bis zum PA bzw. EPA geschafft hat.
Eine realistischer Einschätzung als die von Realo, habe ich in diesem Forum noch nie gelesen. Stellen sie sich doch mal vor was bei einer Ausübung dieses Berufs in Vollzeit finanziell "drin" wäre, oh pardon "drin" ist!
 
R

Realist

Guest
Die Einkünfte sind in den letzten 9 Jahren aber sicherlich gestiegen.
Aufgrund der hohen Kandidatenzahlen und der starken Konkurrenz dürfte das Einkommen eher gesunken sein. Eine weitere Problematik sieht man an den Verteilungskurven: Es handelt sich um keine Normalverteilung, d.h. es gibt Wenige, die sehr gut verdienen und ein PA-Proletariat, was am Existenzminimum vegetiert.

Weiter sinkende Einkommen können von den wenigen Gutverdiendern verkraftet werden, aber für das PA-Proletariat dürfte es das wirtschaftliche Aus bedeuten.
 
G

GAST_DELETE

Guest
[quote:Realo]... Bei einem Stundensatz von 330 € .../quote]
Wo haben Sie denn solche Stundensätze her? Irgenwann fragt sich auch mal der Mandant, ob Sie nicht einen Sprung in der Schüssel haben - Geldgier hin oder her.
 
P

Plempi

Guest
Wieso Sprung in der Schüssel? Patente, Marken usw. sind keine Kioskartikel. Ausserdem kostet z.B. die Entwicklung eines Medikaments bis zur Zulassung mehrere Millionen. Was soll das Gespare am gewerblichen Rechtsschutz. Und 330 € sind eigentlich nicht viel. 60 % (198 €) sind Betriebskosten, bleiben 40 % (132 €) vor Steuern. Nach 40 % Steuern bleiben knapp 80 € für eine Stunde, was mal wirklich nicht einem Sprung in der Schüssel entspricht.
 
K

Kleines A***

Guest
Gast schrieb:
Hier von einem geplanten "Lebensentwurf" zu faseln ist schlichtweg falsch.
C'est ça, alle Lotteriegewinner schreiben's hernach ihrer eigenen Tüchtigkeit zu. [sarkasmus]Wer zu blöd ist, sechs Kreuzchen richtig zu machen, sollte ja wohl gar nichts verlangen, oder?[/sarkasmus]

[ZitatBrecht]"Man sieht nur die im Licht,
Und die im Schatten sieht man nicht."[/ZitatBrecht]

Spott beiseite: Ich finde die Statistiken im größeren Zusammenhang beunruhigend. Wer würde sich für eine Karriere entscheiden, in der er mit 20% Wahrscheinlichkeit als Millionär und mit 80% Wahrscheinlichkeit als "Hartzer" endet? Man muß nicht eben geldgierig sein, um so einen Werdegang nur als letzte Zuflucht in Betracht zu ziehen. Was wiederum bedeutet, daß längerfristig die PA-Karriere so etwas wie eine akademische Fremdenlegion werden wird. Und wenn nur noch die Leute, die sonst keinerlei Job mehr bekommen, Kandidaten werden, dann werden auch die großen Blauwale, die derzeit behaglich das Plankton einschlürfen, Probleme bekommen: Sechsstelligen Gewinn macht niemand als Einzelkämpfer, da soll mir keiner was erzählen, und auch nicht mit 45jährigen Exdoktoranden. Am Ende sind die RA-tten die einzigen Gewinner... [kotz][mundspül][lufthol]

[schwafel][theoretisier]Die neoliberalen Ideologien gleichen den altkommunistischen Ideologien (und wohl auch den meisten anderen Ideologien) darin, daß sie die menschliche Natur ignorieren und beim Versuch, den Himmel auf Erden zu erreichen, die Hölle entfesseln. Bizarrerweise ist diese Erkenntnis älter als Neoliberalismus oder Kommunismus; siehe Hölderlin, Hyperion.[/theoretisier][/schwafel]
 
G

Gert

Guest
Der Markt richtet es doch weitgehend. Wir sind zum Glück keine Berufsgruppe, die sich ausbeuten lassen kann (noch....), die Arbeit kann nur begrenzt verlagert werden und das Angebot an Arbeitskräften ist etwa gleich der Nachfrage (noch...). In dieser Situation ist die eigene Kanzleigründung tatsächlich eine Alternative, wenngleich es schwerer ist als früher. Aber die Mandanten werden auch agiler und das Geschäft transparenter - das schmälert den Kanzleiwert für alte Sozien auf Dauer und macht es für junge Kanzleien leichter. Andererseits muss man auch sehen, dass man entweder ganz klein bleibt oder eine gewisse Mindest-Größe erreicht - sonst wird die Büroorganisation zu teuer.
 
R

Realist

Guest
Das mit der Ausbeutung sehe ich anders. Die Kandidaten werden schon ausgebeutet und zwar von den großen Kanzleien, die keine fertigen PAs einstellen wollen.

Die Kandidaten lassen sich ausbeuten, weil sie in der freien Wirtschaft sonst keine Chancen mehr haben. Die fertigen Kandidaten werden dann ausgespuckt und durch billige neue Kandidaten ersetzt, was die sogenannte "Kandidatenschwemme" erklärt.

Das ist das Spiel der wenigen großen Kanzleien. Leidtragende sind die kleineren Kanzleien, deren PAs dann mit Jahreseinkommen von 40 K oder weniger auskommen müssen. Diese Situation wird sich noch dramatisch verschlechtern, wenn wir erstmal 4000-5000 PAs in Deutschland haben.
 
D

Don't PAnic

Guest
Realist schrieb:
Diese Situation wird sich noch dramatisch verschlechtern, wenn wir erstmal 4000-5000 PAs in Deutschland haben.
Das wird aber hoffentlich noch 4-5 Jahre dauern. Dies dahin werde ich versuchen genügend erspart zu haben. Mit 55 wollte ich jedenfalls keine Anmeldungen mehr kloppen müssen.
 
B

Brecht-Zitierer

Guest
Da wir ja in diesem Forum berühmt sind für kleinkariertes Korrigieren: Wenn ich mich richtig erinnere, heißt es doch

"Denn die Einen sind im Dunkeln,
und die Andern sind im Licht.
Und man sieht nur die im Lichte,
die im Dunkeln sieht man nicht",

(zu singen nach der Melodie von "Mackie Messer"), oder liege ich falsch...? ;-)

Und mit den RAs ist das auch so eine Sache... seht es mal so: "Wir" PAs haben uns über 100 Jahre an der Seite der Juristen gehalten - wir sind kein evolutionäres Experiment mehr!
 

EK

*** KT-HERO ***
Gert schrieb:
Andererseits muss man auch sehen, dass man entweder ganz klein bleibt oder eine gewisse Mindest-Größe erreicht - sonst wird die Büroorganisation zu teuer.
@Gert

Das ist ein sehr interessantes Thema! Wo ist denn Deiner Meinung nach die Mindestgröße? Ich bin bereits seit einiger Zeit auf der Suche nach einer Antwort. Im Moment sehe ich nur, daß sich deutlicher Umsatzanstieg nicht annähernd im Ergebnis widerspiegelt, was irgendwie unbefriedigend ist. Schätze, ich bin bereits zu groß für "ganz klein" und noch unterhalb der "Mindestgröße"???
 
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