Als frischer Erstteilnehmer der EQE 2010 wäre mein Einschätzung die folgende:
1. Die EQE ist vom Konzept her nicht mit Jura gleichzusetzen, sonst hätten die deutschen Patentanwälte ja einen "Vorteil" bzw. "Vorspung" bei der EQE-Prüfung. Dem ist aber nicht so.
(Nichts gegen deutsche P-Anwälte an sich!).
2. Es geht gerade bei C und D darum, das hinzuschreiben, was die Prüfungskommission hören will: exakt, klar, eindeutig, vollständig. Hübsche, blumige Ausführungen mit alternativen Lösungen bekommen gar keine Punkte, da die Antwort der Musterlösung nicht getroffen wurde. Das sieht man immer wieder, wenn man die alten Klausuren auf Probe schreibt oder z.B. die Delta-Patents-Aufgaben macht.
Im technischen/naturwissenschaftlichen Studium konnte man vielleicht in einer 30 minütigen Prüfung vom Prof mal wieder "auf die Spur" gebracht werden, wenn man die Frage nicht exakt beantwortet hat aber zeigen konnte, dass man den Stoff generell beherrscht. Oder es gab in einer Klausur noch Punkte für Folgefehler, die aus einem kleinen Schnitzer am Anfang resultierten. Das alles gibt es bei der EQE nicht.
3. Entweder man nimmt vor der EQE mindestens 2 Monate frei um dann komplett zu lernen, oder man gehört zu den Leuten, die ein ganzes Jahr lang konstant parallel dran arbeiten können (Feierabend, Wochenende). Wenn man Glück hat ist der Workload bei der Arbeit niedrig genug, um nebenher was zu machen, dann hat man mehr Freizeit.
Es bringt gar nichts, den Stoff "so ungefähr" zu können (siehe 2.).
Diverse Kollegen, die beim ersten Anlauf 3 Teile inkl. D bestanden hatten, haben dann im zweiten Anlauf auch alle noch den 4. Teil eingesammelt. Andere Leute, die seit 4 Jahren immer noch D nachschreiben haben wenig Antrieb, sich noch wirklich mal reinzuhängen und für D ordentlich zu lernen.
4. Vom Abstraktionsgrad her ist die EQE meilenweit unter dem, was ein TH-Ingenieur oder ein Physiker/Chemiker im Studium leisten muss.
Vom Aufwand her (2 Monate Vollzeit lernen) habe ich deutlich mehr getan als je für irgendeine Prüfung meines Studiums, und viel weniger hätte es meiner Meinung nach auch nicht sein dürfen. Erst nach ca. 1 Monat trat bei mir eine erste Grundsicherheit in der Materie auf.
5. Etwas Glück. Es gibt immer mal einen A/B/C-Teil eines Jahrgangs, der einem einfach nicht liegt und bei dem man daneben schiesst.
So, das war meine bescheidene Ansicht; ob die wirklich genau zutrifft, erfahre ich dann im August bei Bekanntgabe der Ergebnisse.