EQE Durchfallquote bei der europäischen Eignungsprüfung

Eckbert

Schreiber
Ich überlege die Ausbildung zum Patentanwalt zu machen und habe im Internet etwas recherchiert. Dabei ist mir aufgefallen, dass sie Durchfallquote bei der europäischen Eignungsprüfung sehr hoch ist, was mich sehr verunsichert, ob ich eventuell auch an der Prüfung scheitern werde. Ich habe mir zwar exemplarisch ein paar Klausuren angeschaut, kann aber das Niveau schwer einschätzen. Dauerhaft scheinen ca. 50% der Geprüften die Prüfung nicht zu bestehen. Woran liegt das? Ich kenne zwar aus meinem Studium solche Durchfallquoten, da jedermann der Meinung ist, das er studieren kann, aber kann mir soetwas bei Patentanwaltskandidaten nicht erklären. Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass die Quote so schlecht ist, weil auch viele "ungeeignete" Kandidaten die Prüfung schreiben. Immerhin sind alle Akademiker, die ein anspruchsvolles Studium absolviert haben und sollten somit sehr intelligent sein.

Welcher Teil der Prüfung gilt eigentlich als der Schwerste?

Gruß
 

grond

*** KT-HERO ***
C und D gelten als schwierig. Für D muss man lernen, bei C braucht es ein Quentchen Glück. Die Durchfallquoten sind m.E. so hoch, weil viele das Lernen nicht mehr gewohnt sind wie mit Mitte 20 und auch zuviele andere Verpflichtungen (Arbeit, Familie) haben. Außerdem ist die körperliche Belastung der Prüfung ein ziemlicher Faktor (20 Stunden Klausuren in drei Tagen). Und dann mag einem technisch-naturwissenschaftlichen Akademiker eine ähnliche Leistung in einem so anderen Gebiet einfach schwerer fallen.

Insgesamt kann man die EQE aber mit drei Monaten Vorbereitung und etwas Grips und Talent mit guter Chance bestehen. Und da gab es im Studium tatsächlich Prüfungen, die härtere Voraussetzungen hatten (wenn man da als Ziel nicht nur das Bestehen ansah, was bei der EQE definitiv genügt).
 

ConfoosedPhysicist

GOLD - Mitglied
grond har wohl recht.

Eine Statistik des EPA besagt, dass von allen, die 2000 erstmals zur EQE antraten, 80% schließlich doch bestanden hatten - allerdings erst 2007. Ganz wichtig ist auch der Satz mit dem anderen Gebiet. Juristen, was Patentanwälte ja auch sind, haben andere Vorstellungen von dem, was niedergeschrieben sein muss, damit die Frage als beantwortet gilt, als Techniker oder Naturwissenschaftler - und die tun sich mit dieser juristischen Beantworterei schwer.
 

Eckbert

Schreiber
80% hört sich auf jedenfall besser an als 50%. aber 7 Jahre lang sein Dasein in einer "Halbwelt" zu fristen, ist bestimmt auch kein Vergnügen.

@grond
Wenn man sich drei Monate auf die Klausur vorbereitet, ist damit gemeint, dass die Vorbereitung Vollzeit ist oder macht man das parallel zur Arbeit?
 

corvinus

SILBER - Mitglied
Die EQE ist eine Prüfung wie jede andere auch und bei entsprechender Vorbereitung schafft man diese Prüfung auch beim ersten Mal. Im Gegensatz zur Ansicht von confoosedphysicist hat die EPA mit "Juristerei" nur gaanz am Rande zu tun. Oder anders ausgedrückt: das einfache an der Prüfung ist, dass es nur richtig oder falsch gibt, und der sogenannte "D-Teil" also der pseudo-juristische, in eine simple digitale Abfrage und einen Besinnungsaufsatz zum Thema "wir stellen uns jetzt mal janz dumm und tun so, als ob wir von Recht Ahnung hätten". Mehr ist das nicht. Und warum so viele Leute durchfallen? Na ja, Der A-Teil ist Glück, der B- und C- Teil verlangt halbwegs strukturiertes Denken, und das scheint bei der Vorbereitung aus Panik verlorenzugehen.
 

grond

*** KT-HERO ***
Eckbert schrieb:
@grond
Wenn man sich drei Monate auf die Klausur vorbereitet, ist damit gemeint, dass die Vorbereitung Vollzeit ist oder macht man das parallel zur Arbeit?
Vollzeit. Jeder Versuch, das parallel zur Arbeit zu machen, ist m.E. zum Scheitern verurteilt. Ich hatte insgesamt zwei Monate Vollzeitvorbereitung verteilt auf zwei Versuche. Mit mehr Lernen kann man seine Chancen aber durchaus erhöhen.
 

Pat-Riarch

Schreiber
Als frischer Erstteilnehmer der EQE 2010 wäre mein Einschätzung die folgende:

1. Die EQE ist vom Konzept her nicht mit Jura gleichzusetzen, sonst hätten die deutschen Patentanwälte ja einen "Vorteil" bzw. "Vorspung" bei der EQE-Prüfung. Dem ist aber nicht so.
(Nichts gegen deutsche P-Anwälte an sich!).

2. Es geht gerade bei C und D darum, das hinzuschreiben, was die Prüfungskommission hören will: exakt, klar, eindeutig, vollständig. Hübsche, blumige Ausführungen mit alternativen Lösungen bekommen gar keine Punkte, da die Antwort der Musterlösung nicht getroffen wurde. Das sieht man immer wieder, wenn man die alten Klausuren auf Probe schreibt oder z.B. die Delta-Patents-Aufgaben macht.

Im technischen/naturwissenschaftlichen Studium konnte man vielleicht in einer 30 minütigen Prüfung vom Prof mal wieder "auf die Spur" gebracht werden, wenn man die Frage nicht exakt beantwortet hat aber zeigen konnte, dass man den Stoff generell beherrscht. Oder es gab in einer Klausur noch Punkte für Folgefehler, die aus einem kleinen Schnitzer am Anfang resultierten. Das alles gibt es bei der EQE nicht.

3. Entweder man nimmt vor der EQE mindestens 2 Monate frei um dann komplett zu lernen, oder man gehört zu den Leuten, die ein ganzes Jahr lang konstant parallel dran arbeiten können (Feierabend, Wochenende). Wenn man Glück hat ist der Workload bei der Arbeit niedrig genug, um nebenher was zu machen, dann hat man mehr Freizeit.

Es bringt gar nichts, den Stoff "so ungefähr" zu können (siehe 2.).
Diverse Kollegen, die beim ersten Anlauf 3 Teile inkl. D bestanden hatten, haben dann im zweiten Anlauf auch alle noch den 4. Teil eingesammelt. Andere Leute, die seit 4 Jahren immer noch D nachschreiben haben wenig Antrieb, sich noch wirklich mal reinzuhängen und für D ordentlich zu lernen.


4. Vom Abstraktionsgrad her ist die EQE meilenweit unter dem, was ein TH-Ingenieur oder ein Physiker/Chemiker im Studium leisten muss.

Vom Aufwand her (2 Monate Vollzeit lernen) habe ich deutlich mehr getan als je für irgendeine Prüfung meines Studiums, und viel weniger hätte es meiner Meinung nach auch nicht sein dürfen. Erst nach ca. 1 Monat trat bei mir eine erste Grundsicherheit in der Materie auf.

5. Etwas Glück. Es gibt immer mal einen A/B/C-Teil eines Jahrgangs, der einem einfach nicht liegt und bei dem man daneben schiesst.


So, das war meine bescheidene Ansicht; ob die wirklich genau zutrifft, erfahre ich dann im August bei Bekanntgabe der Ergebnisse.
 

Eckbert

Schreiber
Also hat man in der Ausbildung zum Patentanwalt nicht nur die Zeit beim DPMA sondern auch noch die Zeit in der Vorbereitung zur europäischen Eignungsprüfung in der man kein Geld verdient, was ca. in der Summe 1Jahr ist?
 

AachenerKreuz

GOLD - Mitglied
@Eckbert: Nicht ganz ein halbes Jahr, aber fünf Monate. Daher vergleiche ich diese Prüfung mit einer Landung auf einem Flugzeugträger: man erfährt erst vergleichsweise spät, dass es nicht geklappt hat, und muss sich dann mit dem Durchstarten für den nächsten Versuch schon ziemlich beeilen.

Ich habe 2005 als Patentingenieur angefangen und schon nach 2 Monaten angefangen, mir meine tägliche Dosis EPÜ einzuverleiben. Das kann ich nur empfehlen, das macht die Vorbereitung weniger stressig und auch katastrophenresistent. So unterschrieb mitten in meiner auf EPÜ 1973 begonnenen Ausbildung plötzlich Griechenland das EPÜ 2000 und ich musste mich für die EQE 2008 zur Mehrsystemlok umbauen, die mit beiden Stromsystemen fahren kann.


Fabian
 

grond

*** KT-HERO ***
Eckbert schrieb:
Also hat man in der Ausbildung zum Patentanwalt nicht nur die Zeit beim DPMA sondern auch noch die Zeit in der Vorbereitung zur europäischen Eignungsprüfung in der man kein Geld verdient, was ca. in der Summe 1Jahr ist?
Ja, kommt schon hin. Am besten erwischt man es, wenn die deutsche Prüfung so liegt, dass man erst einmal ein paar Wochen Urlaub machen kann und dann immer noch genug Zeit hat, die EQE vorzubereiten, sprich, wenn die DE-Prüfung im Oktober liegt. Dieses Glück hatte ich leider nicht. Alternativ kann es günstig sein, die EQE relativ früh im Amtsjahr zu schreiben, wenn man denn genügend Vorlauf bei der deutschen Ausbildung hatte (lange Probezeit etc.), um die Zeit für die Zulassung zur EQE zusammenzubekommen.

Positiv wirkt sich auch noch aus, wenn die Kanzlei den Standpunkt einnimmt, dass man lieber erst einmal die EQE vorbereiten und dafür auch gleich komplett bestehen soll, bevor man mit der Mandatsarbeit anfängt. War bei mir leider auch nicht so, ich habe gleich im ersten Jahr meiner Tätigkeit als PA vollen Umsatz gemacht. Da war es äußerst schwierig, die Zeit für die Vorbereitung der EQE abzuzweigen, weil das letztlich hieß, die Arbeit, welche in der Vorbereitungszeit fällig gewesen wäre, vor der Vorbereitungszeit zu erledigen. Direkt am Montag nach der Prüfung war dann der zwischenzeitlich aufgelaufene Aktenberg anzugehen. Das hat mir zweimal gereicht, wenn ich beim zweiten Mal nicht bestanden hätte, hätte ich die Kanzlei erst einmal verlassen, um den 3. Versuch wirklich gründlich vorbereiten zu können...

Die Wartezeit auf die Ergebnisse sind nur noch fünf Monate. Die EQE findet in der ersten Märzwoche statt, in der ersten Augustwoche kommen die Ergebnisse. Bis 2007 kamen die Ergebnisse erst Anfang Oktober.
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
Während des Amtsjahres machen viele Kandidaten noch Kollegenarbeit, um sich etwas hinzu zu verdienen (Genehmigung muss allerdings beantragt werden, und max. 15h/Woche); da im Amtsjahr idR gewisse Freiräume bestehen, ist das auch machbar.

Was die EQE betrifft, sollte man sich nicht ins Bockshorn jagen lassen; ein wenig Glück gehört freilich dazu, aber noch wichtiger ist die Prüfungsstrategie: Man muss wissen, was die Prüfungskommission erwartet und sich dementsprechend vorbereiten und die Aufgaben angehen. Dann muss auch die Vorbereitungszeit nicht ausufern, da man (bis auf den D-Teil) einfach nach einer gewissen Zeit fertig ist.
 

arcd007

*** KT-HERO ***
Hi allerseits,

gehörte zu den Glücklichen, die alle Teile der EQE auf einen Rutsch beatanden haben. Vorbereitung war im Prinzip DeltaPatents Fragen (ca. 50% davon in allen Gebieten) und halbwegs regelmäßig abends ne Stunde, denCEIPi Kursin Straßburg besucht und 2 WOchen vor der Prüfung zum Lernen freigenommen...das hat (locker) gereicht. Bloß nicht zuviel machen und sich nicht "überlernen". Pro Teil 2 Klausuren unter Echtzeit schreiben fürs Zeitmanagement...und das wars.

Die viele Kandidaten schaffen im ersten Anlauf 3 Teile meistens A,B,D und müssen dann für den C-Teil nochmal ran und schaffen den dann beim nächsten Mal...

Ciao

arcd007
 
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