Chancen für Chemiker - Veröffentlichung EPO

Liebe Forumsteilnehmer,

hier wurde schon des öfteren über die Chancen eines Chemiker als Patentanwalt diskutiert. Die Aussagen - vor allem von Ingenieuren - darüber waren meist mäßig bis eher negativ. Dies wundert mich etwas wenn ich folgenden Link betrachte:

http://documents.epo.org/projects/babylon/eponet.nsf/0/ef7be2c894b208f3c125732f005b9452/$FILE/EPO_FaktenZahlen_de.pdf

Hier zeigt das EPO klar, dass die Zahl der Anmeldungen in den Bereichen organische Chemie und makromolekulare Chemie von 2005 auf 2006 um 12,9 % bzw. 11,3 % gestiegen sind. Dies sind die stärksten Zuwächse aller technischen Gebiete. Auch im Bereich Medizin und Tiermedizin; Hygiene, der ja wohl auch primär von Chemikern und ev. noch Biologen oder Pharmazeuten behandelt werden dürfte sind die Anmeldungen um 7,5 % gestiegen.

Ich verstehe auf Grund dieser Zahlen nicht, warum Chemiker schlechtere Chancen als Ingenieure haben sollen.

Über rege Diskussion würde ich mich freuen !
 

Lisa

BRONZE - Mitglied
Ich denke, es hat keiner behauptet, man bräuchte keine Chemiker, aber Tatsache ist, dass zum einen in absoluten Zahlen nach wie vor Anmeldungen aus den "technischen" Bereichen (Nachrichtentechnik, Automobil..) überwiegen, und dass sich zum anderen auf eine Kandidatenstelle im Bereich Chemie mehr geeignete Bewerber melden als auf eine im Bereich Mechanik oder gar E-Technik. Letzteres würde ich auf die vielleicht schlechteren Berufsaussichten für Chemiker ausserhalb der Patentanwaltschaft schieben, das ist aber nur eine Vermutung. Ich weiss auch nicht, wieviele Absolventen die Universtäten in den entsprechenden Fachbereichen jährlich ausspucken, aber ich kann den hier schon vielfach geäußerten Eindruck bestätigen, dass E-Techniker gesuchter sind als Physiker, Maschbauer, Chemiker und Biologen. Das heisst aber nicht, dass man als guter Chemiker schlechte Aussichten hätte, es gibt vielleicht nur etwas mehr Konkurrenz.
 

grond

*** KT-HERO ***
Michael_M schrieb:
Ich verstehe auf Grund dieser Zahlen nicht, warum Chemiker schlechtere Chancen als Ingenieure haben sollen.
Weil nicht die relativen Steigerungen die Nachfrage bestimmen, sondern das Verhältnis von absoluten Anmeldezahlen zu verfügbaren Fachkräften. Ingenieure sind ohnehin extrem schwierig zu finden, arbeitslose Chemiker, die sich nach Alternativen umschauen, gibt es mehr.
 

Kandidatenschwämme

SILBER - Mitglied
Lisa schrieb:
Ich denke, es hat keiner behauptet, man bräuchte keine Chemiker, aber Tatsache ist, dass zum einen in absoluten Zahlen nach wie vor Anmeldungen aus den "technischen" Bereichen (Nachrichtentechnik, Automobil..) überwiegen, und dass sich zum anderen auf eine Kandidatenstelle im Bereich Chemie mehr geeignete Bewerber melden als auf eine im Bereich Mechanik oder gar E-Technik.
Soweit korrekt. Allerdings ist in den letzten Jahren auch der Arbeitsmarkt für Chemiker ganz erheblich besser geworden. Daher besteht für weniger Chemiker die Notwendigkeit einer Suche nach Alternativen.
Vielleicht etwas OT, aber die Zahl der Auswanderer _aus_ Deutschland ist kontinuierlich auf den mittleriweile höchsten Stand seit Jahrzehnten gestiegen. Da Absolventen auch im Bereich Chemie flexibler geworden sind gehen viele eben einfach ins Ausland, wenn sie in D nichts finden.

Es ist als Ingenieur sicher _leichter_ eine Stelle im IP-Bereich zu finden denn als Chemiker, aber für Chemiker ist es daher noch lange nicht schlecht. Viel hängt auch vom Ort ab: In München ist es generell sicher schwieriger als in der "patentrechrtlichen Diaspora" ;-)

Lisa schrieb:
Das heisst aber nicht, dass man als guter Chemiker schlechte Aussichten hätte, es gibt vielleicht nur etwas mehr Konkurrenz.
Das ist richtig - aber nach meiner Erfahrung bekommt man _GUTE_ Chemiker als Kandidaten derzeit ohnehin nicht (oder extrem selten), denn die landen in typischen Chemikerjobs in Forschung, Produktion etc. der Chemieunternehmen.
 

corvinus

SILBER - Mitglied
Gute Chemiker sind unserer Erfahrung nach so selten zu finden wie gute Ingenieure (also RICHTIGE Chemiker, keine Biochemiker etc); der arbeitsmarkt in den klassischen Bereichen läuft derzeit so gut wie lange nicht, außerdem gibt es fast keinen Nachwuchs mehr (Freunde von mir die endlich Prof geworden sind klagen über fehlende Studis); auch Chemiemandanten klagen, dass sie in ihren Patentabteilungen nicht genug Leute finden

Alles in allem, derzeit sieht es für Chemiker extrem gut aus
 

Brad Pitt

BRONZE - Mitglied
Hallo Michael,

es ist zweifelsohne richtig, dass der Bedarf auf dem Gebiet der mechanischen Patentanmeldungen höher ist... geschätzt würde ich sagen, dass etwa 1/4 der Patentanmeldungen auf einem rein chemischen Gebiet liegen oder zumindest an der Schnittstelle zu anderen Bereichen...

Trotzdem glaube ich dass es relativ leicht ist, als Chemiker eine Kandidatenstelle zu finden... Ich kann da nur aus eigener Erfahrung sprechen und ich kenne niemanden aus meinem Bekanntenkreis, der eine Stelle gesucht hat und keine gefunden hätte.... Also nicht auf die negativen Statements aus der Mechanikecke hören und alles ist prima! :)

Zugegeben, aufgrund der Tatsache, dass Mandate auf dem chemischen Bereich zu 90% mittlere und grosse Firmen sind, sollte man sich auf grössere Kanzleien einstellen... Ich kenne keine Einmannkanzlei, die ein beachtenswertes Chemiemandat hätte...

So und jetzt viel Spass beim 2:1 Sieg der Jogi-Jungs heute! :)))

Gruss Brad
 

rettich

BRONZE - Mitglied
Vielleicht sollte man nicht auf die reinen Anmeldezahlen schauen, sondern nach Arbeitsaufwand gewichten. Im Biotech-Bereicht, wo ich arbeite kann man für eine durchschnittliche Anmeldung schon 15 h veranschlagen. Bei den Maschinenbauern sind Anmeldungen im Durchschnitt wohl schneller geschrieben. Somit sollte man wohl eher den Anteil eines technischen Bereichs an den Gesamtanmeldungen mit dem durchschnittlichen Arbeitsaufwand pro Anmeldung multiplizieren, um ein korrektes Bild zu erhalten. Viellcheicht können ja die Vertreter unterschiedlicher Fachgebiete mal Durchschnittswerte nennen.
 

grond

*** KT-HERO ***
corvinus schrieb:
Gute Chemiker sind unserer Erfahrung nach so selten zu finden wie gute Ingenieure
Queen Victoria: "There aren't very many good preachers"
William Gladstone: "There isn't very much good anything, Ma'am!"

Gutes Personal war schon immer knapp... :)
 
> So und jetzt viel Spass beim 2:1 Sieg der Jogi-Jungs heute! :)))

Also 2:1 traue ich den Türken ehrlich gesagt nicht zu ! Ich würde eher von 3:0 ausgehen lol
 

Kandidatenschwämme

SILBER - Mitglied
corvinus schrieb:
Gute Chemiker sind unserer Erfahrung nach so selten zu finden wie gute Ingenieure [...]auch Chemiemandanten klagen, dass sie in ihren Patentabteilungen nicht genug Leute finden
Das ist nicht nur in den Patentabteilungen, sondern auch in den chemischen Abteilungen (Forschung, Produktion..) ebenso.
Der (hausgemachte) Fachkräftemangel läßt grüßen.
 

Kandidatenschwämme

SILBER - Mitglied
Michael_M schrieb:
> So und jetzt viel Spass beim 2:1 Sieg der Jogi-Jungs heute! :)))
Also 2:1 traue ich den Türken ehrlich gesagt nicht zu ! Ich würde eher von 3:0 ausgehen lol
Dann sind es trotzdem 3:2 geworden... wenn sie im Finale genauso spielen haben sie Probleme, egal ob der Gegner RU oder ES heisst.
 
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