Biologie

N

noch ein Gast

Guest
Als ich einen Thread mit dem Titel "Biologie" gesehen habe, noch dazu mit 20 Nachrichten, dachte ich, alle meine Fragen wären vielleicht beantwortet worden. Leider seid (!) Ihr dann etwas vom Thema abgekommen... (das ist keine Beschwerde, ich war nur etwas enttäuscht, wenn nicht auch amüsiert)

Ich promoviere z.Zt. in den USA, will aber nach meinem Abschluss wieder nach Deutschland zurück, und auch nicht mehr selbst in der Forschung tätig sein. Daher mein Interesse an diesem Beruf. Es scheint wohl so, dass die Biologen im Moment nicht so gesucht sind (sieht man leider auch schon im Stellenmarkt), aber wenn man wirklich interessiert ist, soll man es wohl doch versuchen, ja? Wie sehen das denn die Biologen, die die Ausbildung gemacht haben und jetzt PA sind? Spüren die das denn heute deutlich, z.B. bei der Stellensuche (ist gar jemand arbeitslos?), am Einkommen etc.?

Um selber auch noch vom Thema abzukommen (ich kann gerne einen neuen Thread anfangen) - hat irgendwer praktische Erfahrung in den USA gesammelt? Ich hab mich hier mit einigen PAs unterhalten, und mich würde jetzt interessieren, wie stark sich der Beruf in Deutschland von dem hier unterscheidet.

Danke!
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
An noch ein Gast,

wenn Sie die Möglichkeit haben Patentanwalt in den Staaten zu werden, dann empfehle ich Ihnen dieses (Voraussetzungen kenn ich nicht). Kommen Sie dann nach Deutschland und arbeiten hier für eine amerikanische Kanzlei, falls es Sie dann in die Heimat zieht. Damit haben Sie ein Alleinstellungsmerkmal (wie das heutzutage so schön heißt), um das Sie viele beneiden.
Allein mit Gutachten gegen den so genannten Triple Demage, ist das Auskommen mehr als gerettet.
US-Anwälte verdienen im Allgemeinen wesentlich mehr als deutsche Kollegen (es gibt natürlich Ausnahmen). Aber das Geld sollte nicht die Motivation sein. Werden Sie einfach gut, dann klappt es überall.

Gruß
ALex
 
G

gast2000

Guest
@alex:jura

Vergiß das Alleinstellungsmerkmal. Das hilft Dir nur, wenn Du ausschließlich US-Mandanten betreust. Ohne zusätzliche EP-Zulassung bist Du IMHO verloren... (Wir haben US-Patentanwälte in unserer Kanzlei.)
 

Alex:jura

*** KT-HERO ***
@ Gast2000

ich arbeite mit US-Kanzleien, die hier in Deutschland sind zusammen und einen US-Anwalt als Ergänzung zu einem DE/EP-Vertreter ist exzellent. Insbesondere auch die Anpassung der Ansprüche auf das US-Recht (keine Mehrfachzurückweisungen etc.) und die Formulierung auf Ansprüche für Geschäftsmodelle ist schon ein anderes Geschäft.

Aber mir kam es ja auf die angefragten Möglichkeiten an. Ich glaube, dass ein guter Mann (/Frau) immer zu gebrauchen ist. Zudem darf man ja nicht vergessen, dass man auch als Patentanwalt gute Chancen in der Wirtschaft hat, und dass nicht nur in den Patentabteilungen.

Ich bin zwar "noch" kein PA, aber der Beruf ist sehr schön und bei gegebener Eignung empfehle ich ihn auch weiter.

LG
Alex
 
B

Bio-PA

Guest
Ich würde mal empfehlen, sich die Statistiken der Patentämter zu den Patentanmeldungen anzuschauen. Der Anteil, der dem biologischen Bereich zuzuordnen ist, ist tatsächlich verschwindend gering. Andererseits sind in letzter Zeit überproportional viele Biologen als PAs zugelassen worden.
Darum ist die Idee gut, in den USA zu bleiben und beispielsweise eine Niederlassung einer deutschen Kanzlei zu gründen.
Die Aussichten in Deutschland sind jedenfalls für Biologen schlecht.

Hier im Forum hört man nun aber immer wieder Argumente, wie "Der gute setzt sich trotzdem durch, besser sein als die anderen" usw. Das ist zum einen eine Selbsttäuschung, weil alle glauben, "besser" als der Durchschnitt zu sein. Zum anderen sind die meisten PAs sehr gut ausgebildet. Man sollte deshalb realistischerweise davon ausgehen, dass man selber zum guten Durchschnitt gehört. Zudem gibt es außer der fachlichen Kompetenz viele andere Faktoren, die für den Erfolg möglicherweise viel entscheidender sind.

In allen Bereichen wird die Luft nach oben hin dünner, also sollte man vor einer Entscheidung nicht auf die eigene Genialität vertrauen, sondern die Arbeitsmarktsituation gründlich analysieren.
 
D

Dr. No

Guest
Andererseits sind in letzter Zeit überproportional viele Biologen als PAs zugelassen worden.
Beruht diese Aussage denn auf einer Schätzung oder auf konkreten Zahlen? Falls letzteres der Fall ist, wo kann man auf einfache Weise einen Einblick in diese Zahlen erhalten?

Und nebenbei bemerkt, schön, dass es wieder sachlicher wird.
 
N

neuer Bio-PA

Guest
Hallo,

ich denke dies beruht wohl eher auf Schätzungen, oder?! ;-)

Kurz zu meiner Erfahrung: es ist wirklich deutlich schwieriger geworden, als Bio (-loge/-chemiker/-technologe/-...) eine passende PA-Stelle zu finden. Ich musste bei mehreren Kanzleien anfragen, wobei meist "Tut uns leid, in diesem Bereich haben wir derzeit keinen weiteren Bedarf" als Antwort kam. Jedoch habe ich mich von Anfang an nur auf die 5 (meiner Meinung nach) "besten" Kanzleien konzentriert und letzten Endes dann auch eine passende Stelle gefunden. Ich möchte nicht arrogant wirken, aber meine Referenzen waren wirklich mehr als "sehr gut" - in der Industrie/Beratung hatte ich bereits Angebote ohne mich bewerben zu müssen... Fazit: als Biologe ist es (zur Zeit!) vergleichsweise schwierig etwas zu finden - jedoch nicht unmöglich.

WENN man(n)/Frau jedoch eine Stelle gefunden hat, dann wird auch die Arbeit nicht ausgehen - dies beruht lediglich auf meiner Erfahrung. Aber um mangelnde Akten/etc. können wir uns nicht beklagen (auch wenn es sich natürlich nicht immer um rein biologische Sachverhalte handelt). Ich sehe also keine ernsthafte Bedrohung im Sinne eines schlechteren Einkommens/etc. - lediglich die Problematik einer schwierigeren Ausgangssituation.
Ich hoffe, das hilft weiter... ;-)

Gruß
 
B

Bio-PA

Guest
Dr. No schrieb:
Beruht diese Aussage denn auf einer Schätzung oder auf konkreten Zahlen? Falls letzteres der Fall ist, wo kann man auf einfache Weise einen Einblick in diese Zahlen erhalten?
Im Kammerrundschreiben werden die Neuzulassungen unter Angabe des akad. Grades, also der Fachrichtung, veröffentlicht. Man könnte das tabellarisch auswerten, was ich aber nicht gemacht habe, insofern ist es eine Schätzung.
Ein hoher Biologen-/Biochemikeranteil ist mir aber auch in Hagen und im Amtsjahr aufgefallen (noch nicht so lange her).
 
B

Bio-PA

Guest
neuer Bio-PA schrieb:
Ich musste bei mehreren Kanzleien anfragen, wobei meist "Tut uns leid, in diesem Bereich haben wir derzeit keinen weiteren Bedarf" als Antwort kam.
@neuer Bio-PA
Lieber Kollege, das bestätigt ja, dass der Markt für Biologen mittlerweile auch im Patentbereich gesättigt ist.

Was das Einkommen angeht, habe ich in einem Thread zum Einkommen hier im Forum gelesen, das Biologen schlechter verdienen als Ingenieure und Physiker. Das lässt sich jetzt noch ausgleichen, wenn man auch "interdisziplinär" arbeiten kann, um das mal so auszudrücken; dies funktioniert allerdings nur so lange, wie ein Überschuss an Arbeit vorhanden ist, der von den anderen PAs nicht bewältigt wird.
 
D

Dr. No

Guest
Im Kammerrundschreiben werden die Neuzulassungen unter Angabe des akad. Grades, also der Fachrichtung, veröffentlicht. Man könnte das tabellarisch auswerten, was ich aber nicht gemacht habe, insofern ist es eine Schätzung.
Es ist nachvollziehbar, dass eine tabellarische Auswertung einen zu großen Zeitaufwand bedeuten würde. Dennoch vielen Dank für diese (Ein)Schätzung.

Das lässt sich jetzt noch ausgleichen, wenn man auch "interdisziplinär" arbeiten kann, um das mal so auszudrücken; dies funktioniert allerdings nur so lange, wie ein Überschuss an Arbeit vorhanden ist, der von den anderen PAs nicht bewältigt wird.
Wie interdisziplinär wird denn von den "Biologen" gearbeitet? Reicht das interdisziplinäre Arbeiten nur in einfache mechanische Probleme oder bis in komplexere Gebiete der Kommunikations- und Informationstechnik hinein?
 
B

Bio-PA

Guest
Dr. No schrieb:
Wie interdisziplinär wird denn von den "Biologen" gearbeitet? Reicht das interdisziplinäre Arbeiten nur in einfache mechanische Probleme oder bis in komplexere Gebiete der Kommunikations- und Informationstechnik hinein?
Für mich kann ich die Frage mit "ja" beantworten. Ich habe allerdings zuerst Physik studiert und vor dem Vordiplom zur Biologie gewechselt. Wie das bei anderen Biologen aussieht, weiß ich nicht, gehe aber davon aus, dass ein Botaniker oder Vögelkundler damit Probleme hat.
 
G

Gastmücke

Guest
... ich bin selbst aus der "Bioszene". Im Moment gibt es IMHO mehr fertige Biologenpatentanwälte als Nachfragen bei den Kanzleien, was man insbesondere an den Neuzulassungen und den Stellenangeboten sieht. Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass der Standort Deutschland in der Biotechnologie drastisch steigen wird.

Wenn man den Beruf des Patentanwalts ergreifen möchte, dann hat man später eher gute Berufsaussichten mit einem Abschluss in Maschinenbau, Elektrotechnik oder Physik, Chemie. Biologie war schwierig und wird zukünftig immer schwieriger werden.

Just my Cent
 
R

Robby

Guest
Pech für die Biologen. Aber ein Gutes hat diese Situation: Da kann dann wenigstens keiner mehr behaupten, die PAs lassen durch zu wenig ausgebildete Kandidaten keinen Wettbewerb zu.
 
B

Bio-PA

Guest
Robby schrieb:
Aber ein Gutes hat diese Situation
Ich finde die Situation überhaupt nicht gut. Wenn zuviele Biologen-PAs ausgebildet werden, haben weder die Kanzleien noch die Kandidaten etwas davon. Wovon sollen wir denn nach der Ausbildung leben?
 
B

Blood für PMZ

Guest
Tja, diese Frage stellen sich jedes Jahr erneut Tausende Juristen. Und seit Jahrzehnten fragen sich das die Politologen, Soziologen, Historiker und Völkerkundler auch.

Die können da sicher gute Tips geben.
 
G

Gast2

Guest
Blood für PMZ schrieb:
Tja, diese Frage stellen sich jedes Jahr erneut Tausende Juristen. Und seit Jahrzehnten fragen sich das die Politologen, Soziologen, Historiker und Völkerkundler auch.

Die können da sicher gute Tips geben.
"Blood for PMZ" rulez !

Recht hat er !
 
R

Robby

Guest
Jede Form von Abschottung ist schlecht für den gesamten Standort Deutschland. Und die Biologen machen gerade vor, dass wir uns diesem Vorwurf mit guten Argumenten entgegenstellen können. D.h. die Dienstleistung, die PAs erbringen wird mit wettbewerbsfähigen Preisen vergütet. Ich finde das gut. Und sollte es eines Tages mal weniger Biologen geben, werden auch die Bio-PAs wieder besser dastehen.

Der Grund warum PAs in aller Regel ganz gut verdienen (im Vergleich mit Volgelkundlern oder Juristen) ist, dass sie als Techniker einen Vorsprung am Markt haben - das gilt für Ingenieure ab Studium aber genauso, die verdienen auch mehr als Vogelkundler. Der Unterschied Ingenieur vs. PA ist dann durch die längere Ausbildungszeit begründet. Ich konnte oft mit ehemaligen Studienkollegen nachrechnen, dass sich durch die Ausbildung zum PA auf lange Sicht kein wirtschaftlicher Vorteil erreichen lässt - aber meist auch kein Nachteil entsteht.
 
K

Kandidaten-Interessent

Guest
Ich denke es kommt auch darauf an, wie das Studium angelegt war. Ich selbst bin Chemiker und habe an einer ehem. TU studiert und damit neben den Klassikern, Anorg., Org., PC. auch relativ viel Katalyse und Technische Chemie gehabt. Außerdem habe ich durch entsprechende Wahl des Nebenfachs molekularbiologisch gearbeitet, Zellen fermentiert...

Die bald fertig gestellte Promotion bewegte sich dann in einem biotechnologisch orientierten Umfeld. Ich arbeitete interdisziplinär in den Bereichen Molekularbiologie, Computer Modellierung, Bioinformatik, Protein Engineering, Pharmakologie ...

Ich denke mal, dass ich mich jetzt sicher nicht nur dem Titel nach als Chemiker bezeichnen kann. Auch ohne Experte der organischen Synthese zu sein, dürften die Kenntnisse ausreichen, um Ergebnisse nachzuvollziehen und Anmeldungen zu erstellen. Ich will ja keine neuen Synthesen entwickeln ....

Das biologische Wissen ist sicher nicht das eines Dipl.Biologen, aber in 4 Jahren (HIWI, Dipl. Arbeit, Promotion) in diesem interdisziplinären Umfeld hab ich sicherlich viele hilfreiche Erfahrungen gemacht und neues Wissen gewonnen, welches es mir auch ermöglichen sollten mich in einem biolog./biotechnol. Umfeld einzuarbeiten und Ergebnisse zu verstehen und Anmeldungen auszuarbeiten. Für neuere Fachgebiete ist sicher immer eine entsprechende Einarbeitungszeit einzuplanen ist.

Ist diese Einschätzung zu vertreten, oder täusche ich mich und es werden eher Experten auf einem bestimmten Gebiet gesucht?

Nachdem ich schon lange den Berufswunsch PA vor Augen hatte, hoffe ich mit dem "breiteren Wissen", das sich jedoch aus persönlichem Interesse entwickelt hat, einen guten Grundstein gelegt zu haben, um in dem IP-Bereich erfolgreich Fuß zu fassen.

Ich freue mich über Kommentare.
 
G

Gast3

Guest
@Robby
Diesen Ausführungen kann ich nur zustimmen. Bleibt zu hoffen, daß in Zukunft die Bemühungen zur Erhöhung der Studierendenzahl auch in den Ingenieursfächern Früchte tragen werden und viele davon zu PAs ausgebildet werden. Dann werden endlich auch in diesem Bereich die Unternehmenskosten sinken. Gut für die deutsche Wirtschaft und sicher eine Freude für unseren Robby.
Für Bio-PAs sieht es meines Erachtens wirklich nicht gerade rosig aus zur Zeit. Und die Studierendenzahlen in den Biowissenschaften explodieren geradezu. Der derzeitige Medienhype bezüglich der angeblich grandiosen Zukunft der Lebenswissenschaften trägt hier sicher dazu bei. Man wird auch in Zukunft wohl ohne Probleme eine Promotionsstelle finden, danach siehts düster aus.

Grüße von Gast3
 
Oben