Balance Privatleben-Arbeit

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toni73

Guest
Hallo.

Ich steh kurz vor meinem Abschluss und habe mich jetzt schon etwas intensiver mit der Ausbildung zum Patentanwalt auseinander gesetzt. Was mir dabei in Artikeln/Berichten immer wieder aufgefallen ist: die anscheinend sehr hohe Arbeitsbelastung dieses Berufs. Hier im Forum wurde ja schon sehr viel über die Arbeitsbelastung der Kandidaten geschrieben. Wie ist denn eure Erfahrung mit den bereits ausgebildeten Anwälten in eurer Kanzlei? Gibt es viele die sogar am Wochenende arbeiten? Wie hoch liegt in etwa die Stundenzahl pro Woche? Ich weiss, dass man solche Dinge nicht pauschalisieren kann, waere allerdings sehr dankbar, wenn ich einige Eindruecke gewinnen koennte.
Ich denke, es ist wichtig, dass einem die Arbeit Spass macht. Dann kann man auch viel arbeiten ohne dass es nervt, allerdings denke ich, dass Privatleben auch sehr wichtig ist. Manchmal kommt es mir in der heutigen Zeit so vor, dass man mit dieser Einstellung manchmal alleine dasteht und auch etwas schief angesehen wird.
Ich würde mich über einige Beiträge sehr freuen. Vielen Dank.
 
M

mark_us

Guest
Interessant Frage. Ich bin seit wenigen Monaten Kandidat und kann natürlich nur für die Kanzlei sprechen, in der ich tätig bin.
Ich glaube die Arbeitsbelastung der fertigen Patentanwälte ist nicht immer so groß wie das immer behauptet wird. Diese Sache wird vielleicht auch immer etwas hoch gespielt. Bei uns arbeitet kein Anwalt am Wochenende, unter der Woche würde ich in etwa auf 45-50 Arbeitstunden tippen. Würde mich ebenfalls freuen, andere Meinungen bzw. Erfahrungen aus anderen Kanzleien zu lesen.
Ciao.
 
F

Fart

Guest
Neulich war da einer, der ganz subtil damit geprotzt hat, dass er "als Single 80h die Woche powert". Alle anderen Forumsteilnehmer haben ihn bewundert und ihm zugejubelt.
 
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§11 ADBC

Guest
Bei uns eher 50 bis 60 h/Woche, sowohl für Partner, PA und Kandidaten. Seh ich jetzt aber nicht wirklich als das Privatleben störend an. 50 h / Woche sollten sowieso für Führungskräfte das Minimum sein und eigentlich in Deutschland zur Regel werden (ist ja wphl besser als die Alternative, nämlich Lohnkürzung). Natürlich kommt als Kandidat noch etwas Lernarbeit dazu, später wahrscheinlich auch mehr als "etwas", aber mit bestandener Prüfung ist das ja dann auch vorbei.
 
F

Fart

Guest
§11 ADBC schrieb:
50 h / Woche sollten sowieso für Führungskräfte das Minimum sein
Aha, wieso das? Weil es so eine schöne runde Zahl ist? Oder weil weiter oben die Luft dünner ist und man mehr Zeit braucht, um dieselbe Menge an Sauerstoff einzuatmen?

Und: Sind PA Führungskräfte? Und Kandidaten auch?

§11 ADBC schrieb:
und eigentlich in Deutschland zur Regel werden
Was immer "die Regel" ist. Wenn 40 Stunden im Vertrag stehen, sind auch 40 zu leisten. Fertig. Sonst haben die Parteien einen anderslautenden Vertrag zu schließen.

Ach so: Die 50 soll demnach auch für Nichtführungskräfte gelten oder wie darf man das verstehen?

§11 ADBC schrieb:
(ist ja wphl besser als die Alternative, nämlich Lohnkürzung).
Verstehe ich nicht. Du meinst also, wir Deutsche arbeiten demnächst 50 Stunden/Woche und bekommen auch 50 Stunden/Woche bezahlt? Alles andere wäre schließlich eine Lohnkürzung und somit nicht alternativ sondern inklusive.

Aber Du hast ja in gewisser Weise recht: Wenn man weniger Zeit hat Geld auszugeben, dann braucht man auch nur weniger Geld bezahlt zu bekommen.
 
P

paule

Guest
ich habe in meiner Kandidatenzeit meine 40-45 Stunden gearbeitet und basta. Für mehr wurde ich nicht bezahlt. Wenn mein Ausbilder sich bei seinen Pflichten aus dem Ausbildungsvertrag über das Minimum hinaus engagiert hätte, wäre das vielleicht auch anders gewesen - oder wenn ich mit 10 Mitkandidaten um einen freien Sozietätsanteil nach dem Ende der Ausbildug hätte kämpfen müssen. Die Patentanwälte verdienen auch bei 40 Stunden / Woche genug an einem Kandidaten und man sollte sich nicht unter Druck setzen lassen. Ich denke, wer immer nur duckt und bereit ist, sich für einen Hungerlohn 60Stunden/Woche abzurackern ist einfach doof und empfiehlt sich deshalb auch nicht für eine Partnerschaft. Und wenn wir mal ehrlich sind, ist es nicht das Lernpensum sondern das Umsatzpensum bzw. Gehalt des Chefs, das Überstunden nötig macht.

Anders ist der Fall bei fertigen Patentanwälten gelagert. Jungsozien haben erstmal einen Berg Schulden abzuarbeiten - für den Sozietätsanteil und beispielsweise ein Eigenheim - da muss man schon mal 'ranklotzen. Bei älteren Kollegen oder Einzelkämpfern greift das Problem, das letztlich alle selbstständigen haben: Nur wenn man arbeitet, verdient man Geld. Und als Patentanwalt gar nicht wenig. Wenn man Überstunden macht verdient man das Geld zudem, ohne gleichzeitig Fixkosten zu erhöhen. Die 200Euro Umsatz, die der Patentanwalt in einer Überstunde macht, landen also direkt in der eigenen Tasche - oder eben nicht. Und das ist das tückische: Wenn man mal anfängt zu denken, dass man durch die eine Stunde, die man mit seiner Liebsten, mit seinen Kindern oder mit was-weiss-ich welcher Freizeitbeschäftigung verbringt 200 Euro verliert, denkt man auch schnell, dass einen Freizeit eben 200 Euro pro Stunde kostet.... Deswegen bin ich der Meinung, dass die vermeintlich hohe Arbeitsbelastung vieler Freiberufler mit einem Überschuss an Aufträgen reine geldgier[/g] ist. Mitleid habe ich mit solchen Leuten nicht.

Fazit - ich denke, man kann als PA auch eine 35-Stunden-Woche haben - man verdient dann eben auch nur so viel wie andere mit einer 35-Stunden-Woche und kann sich nicht jedes Jahr einen Porsche kaufen.
 

Pat-Ente

*** KT-HERO ***
@paule: ACK!

Das ist doch das schöne an der Selbständigkeit, dass man seine Work/Life-Balance (eigentlich ein furchtbarer und unangemessener Ausdruck, heisst das etwa, man lebt nicht oder vergeudet Lebenszeit, während man arbeitet?) in gewissem Umfang selbst in der Hand hat - abgesehen von den genannten Zwängen ...

Und wenn jemand behauptet, er arbeite 70-80 Stunden pro Woche, dann glaube ich das erstmal nicht. Denn erstens kann man das nicht auf Dauer ohne Produktivitätsverlust machen, und zweitens ist es ein Trugschluss zu glauben, man habe 14 Stunden effektiv und effizient gearbeitet, nur weil man um 7 Uhr die Wohnung verlassen hat und um 21 Uhr wieder heim gekommen ist (und das müsste man ja 5-6 Tage pro Woche machen, um auf diese Stundenzahl zu kommen).

Es hat sich - um das umgekehrte Beispiel anzuführen - gezeigt, dass mit der Arbeitszeitverkürzung, z.B. in Form der 35-Stunden-Woche, eine Verdichtung der Arbeit stattgefunden hat. Letzten Endes musste eben doch die gleiche Leistung erbracht werden, nur in kürzerer Zeit . Also: Die Arbeitslast wurde nur komprimiert und nicht wirklich weniger. Ganz ähnlich könnte es sich mit der Arbeitszeitverlängerung auch verhalten ...
 
§

§11 ADBC

Guest
Fart schrieb:
Ach so: Die 50 soll demnach auch für Nichtführungskräfte gelten oder wie darf man das verstehen?

§11 ADBC schrieb:
(ist ja wphl besser als die Alternative, nämlich Lohnkürzung).
Verstehe ich nicht. Du meinst also, wir Deutsche arbeiten demnächst 50 Stunden/Woche und bekommen auch 50 Stunden/Woche bezahlt? Alles andere wäre schließlich eine Lohnkürzung und somit nicht alternativ sondern inklusive.
Ja, warum nicht 50 Stunden? Ich hab trotzdem noch genug Freizeit. 10 Stunden arbeiten, 8 Stunden schlafen: Macht 6 Stunden Freizeit am Tag plus Samstag und Sonntag, wo ist da das Problem? Ok Ausnahmen gibt es immer, klar dass damit nicht der Stahlarbeiter oder die Arbeiterin am Band gemeint ist. Aber warum kann man nicht 10 Stunden am Tag im Büro sitzen, wovon sowieso genug fürs mailen, rauchen und schwätzen weggehen?

Wenn man Lohn pro Monat und nicht Lohn pro Stunde rechnet seh ich da auch keine Kürzung :)
 
P

Plempi

Guest
Das ist doch auch wieder eine dieser lahmen Diskussionen.

Es ist doch ganz klar, dass es Kanzleien gibt, die aufgrund von was auch immer, mehr Arbeit vorliegen haben, und demzufolge auch mehr gearbeitet wird, sogar am Wochenende. Und wenn man mehr sein eigener Herr ist und auch weniger Arbeit vorliegen oder mehr Kollegenarbeiter oder Kandidaten hat, dann wird am Wochenende eben nicht gearbeitet und kommt vielleicht auch unter der Woche auf etwa 50 h. Das ist eben ein wesentliches Merkmal der freien und selbständigen Wirtschaft.

"Was immer "die Regel" ist. Wenn 40 Stunden im Vertrag stehen, sind auch 40 zu leisten. Fertig."

Mit der Einstellung finden Sie sich schneller auf der Strasse als Sie denken. Und das nicht nur bei PA-Kanzleien. Es gibt z.B. in vielen anderen Bereichen auch über Zeitarbeitfirmen beschäftigte Personen, die definitiv mehr leisten als in ihrem Vertrag steht, und das zwangsweise wegen dem Erhalt der Arbeitsstelle.

"Verstehe ich nicht. Du meinst also, wir Deutsche arbeiten demnächst 50 Stunden/Woche und bekommen auch 50 Stunden/Woche bezahlt? Alles andere wäre schließlich eine Lohnkürzung und somit nicht alternativ sondern inklusive."

Wird doch schon von allen Parteien in diversen Programmen angekündigt.

"Aber Du hast ja in gewisser Weise recht: Wenn man weniger Zeit hat Geld auszugeben, dann braucht man auch nur weniger Geld bezahlt zu bekommen."

Ich weiss nicht woher Sie kommen, aber ich glaube Sie haben nicht viel von der Realität der Außenwelt mitbekommen. Es gibt auch z.B. Doktorväter, die durchaus die Meinung vertreten "Halbe Stelle, halber Urlaub" aber arbeiten muss man mehr als in einer ganzen Stelle, Doktorarbeit ist ja schließlich etwas, das man sich , bla bla .

Also seien Sie froh, dass Sie eine Arbeit haben, wovon ich ausgehe. Und wenn Sie Kandidat sind, dann erst recht, denn ich glaube nicht, dass Sie aufgrund Ihrer Fähigkeiten mit Kniefall eingestellt wurden, sprich es gibt viele, die Sie adäquat ersetzen können und wahrscheinlich auch werden, wenn Sie auf Ihren Vertragswortlaut bestehen.
 
F

Fart

Guest
Plempi schrieb:
Das ist doch auch wieder eine dieser lahmen Diskussionen.
Diskussionen sind immer "lahm". Sie dienen keinem anderen Zweck als dem Meinungsaustausch.

Plempi schrieb:
Mit der Einstellung finden Sie sich schneller auf der Strasse als Sie denken.
Glaube ich kaum, und diese Einstellung bedeutet außerdem, dass ich ein gewisses Maß an Selbstwertgefühl habe. Im Gegensatz zu vielen anderen, die sich als Praktikanten usw. für ein Nullum ausbeuten - um nicht zu sagen: versklaven - lassen.

Plempi schrieb:
Es gibt z.B. in vielen anderen Bereichen auch über Zeitarbeitfirmen beschäftigte Personen, die definitiv mehr leisten als in ihrem Vertrag steht, und das zwangsweise wegen dem Erhalt der Arbeitsstelle.
Richtig erkannt. Aber das bedeutet nichts anderes, als dass es unter den deutschen Arbeitnehmern kaum noch Selbstwertgefühl beziehungsweise Solidarität gibt.

Da wird geschimpft, die Deutschen seien sich zu fein für niedere Arbeiten (Müllmann, Schuhputzer, Einkäufe-in-Tüten-Packer). In Wahrheit arbeiten viele Deutsche in qualifizierten Tätigkeiten für einen sehr niedrigen Verdienst, der entweder gleich durch miese Stundenbezahlung (Ostdeutschland) oder indirekt durch übelstes Ausnutzen von >>unbezahlter Mehrarbeit<< seitens der Arbeitgeber bewirkt wird. Da braucht es keine niederen Tätigkeiten mehr.

Plempi schrieb:
Wird doch schon von allen Parteien in diversen Programmen angekündigt.
Ach? Stehen in einem einzigen Programm irgendwo 50 Stunden?

Plempi schrieb:
Ich weiss nicht woher Sie kommen, aber ich glaube Sie haben nicht viel von der Realität der Außenwelt mitbekommen. Es gibt auch z.B. Doktorväter, die durchaus die Meinung vertreten "Halbe Stelle, halber Urlaub" aber arbeiten muss man mehr als in einer ganzen Stelle, Doktorarbeit ist ja schließlich etwas, das man sich , bla bla .
Eine Vielzahl von Doktorvätern hat auch einfach nur einen hochgradigen Knall. Wenn jemand weltfremd ist, dann sind es die Hochschul-Insassen in ihrem Elfenbeinturm. Ich weiß auch nicht, weshalb man sich das gefallen lassen sollte. Gerade Doktoranden sind in quasi jedem Fach unbedingt gesucht. Also wechselt man die Stelle, wenn einem das Arbeitsklima nicht passt. Wie es jeder normale Mensch auch in der Industrie tut - bzw. getan hat, als ihm noch nicht von allen Seiten Angst um seinen Arbeitsplatz eingetrichtert wurde.

Plempi schrieb:
Und wenn Sie Kandidat sind, dann erst recht, denn ich glaube nicht, dass Sie aufgrund Ihrer Fähigkeiten mit Kniefall eingestellt wurden, sprich es gibt viele, die Sie adäquat ersetzen können und wahrscheinlich auch werden, wenn Sie auf Ihren Vertragswortlaut bestehen.
Das ist mal wieder ein richtig hohler Satz. Feststellen, dass es "viele" gibt, die mich potentiell adäquat ersetzen könnten, das kann jeder. Es liegt auf der Hand. Schließlich war ich nicht der einzige Absolvent in meinem Fach. Dass diejenigen aber gerade frei sind und auch meine Tätigkeit zu denselben Bedinungen machen wollen, das steht wohl auf einem anderen Blatt, das nicht für jeden Mehrarbeitsdemagogen einsehbar ist.

Ich kann dazu nur sagen: Wir hatten vor einiger Zeit eine Stelle für einen Patentingenieur ausgeschrieben. Daraufhin erhielten wir nur eine äußerst geringe Zahl von Bewerbungen - im Gegensatz zur Anzahl der Bewerbungen auf PaFA-Stellen. Was schließen wir daraus? Derzeit gibt es nur sehr, sehr wenige, die mich ersetzen könnten, wenn überhaupt "adäquat".

Man sollte dem deutschen Volk unbedingt mehr Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl vermitteln. Diese dauernde Gejammer, wie schlecht es uns geht, macht unsere Gesellschaft kaputt. Wenn in einer Fußballmannschaft jemand immerzu jammern würde, wie schlecht die Mannschaft spielt, würde er schleunigst rausfliegen. Weil er die Moral verdirbt. Vor allem, wenn die Mannschaft noch immer deutlich überdurchschnittlich spielt wie Deutschland.
 
S

S'Gästle

Guest
Ich empfinde insbesondere die Einstellung "Seien Sie doch froh, dass Sie Arbeit haben" als ein Armutszeugnis und kann daher nur annehmen, dass mir da ein gewisser Zynismus entgangen ist.

Es gibt da gewisse Zukunftszenarien, in denen Konzerne genau dieses mit Leuten machen können, die sich schon längst nicht mehr wehren. Da müssen wir nicht unbedingt hin. Mit der oben genannten Einstellung landen wir aber da.

Nicht das es mich kümmern sollte, da ich ja ohnehin einen Selbständigen-Job erlerne, aber ein wenig sollte man immer auch den Rest der Welt im Auge behalten...

Außerdem geht es Deutschland offenbar doch noch relativ gut.
 
S

S'Gästle

Guest
Ich empfinde insbesondere die Einstellung "Seien Sie doch froh, dass Sie Arbeit haben" als ein Armutszeugnis und kann daher nur annehmen, dass mir da ein gewisser Zynismus entgangen ist.

Es gibt da gewisse Zukunftszenarien, in denen Konzerne genau dieses mit Leuten machen können, die sich schon längst nicht mehr wehren. Da müssen wir nicht unbedingt hin. Mit der oben genannten Einstellung landen wir aber da.

Nicht das es mich kümmern sollte, da ich ja ohnehin einen Selbständigen-Job erlerne, aber ein wenig sollte man immer auch den Rest der Welt im Auge behalten...

Außerdem geht es Deutschland offenbar doch noch relativ gut.
 
P

Plempi

Guest
"Dass diejenigen aber gerade frei sind und auch meine Tätigkeit zu denselben Bedinungen machen wollen, das steht wohl auf einem anderen Blatt, das nicht für jeden Mehrarbeitsdemagogen einsehbar ist."

Das heisst doch aber, dass Sie selbst nicht zu durchschnittlichen Bedingungen tätig sein können, denn wieso sollte jemand mit den von Ihnen erwähnten 40 Stunden laut Vertrag ein Problem haben, um Sie zu ersetzen? Wenn Sie also überdurchschnittlich verdienen, dann ist das doch erst recht ein Anreiz Sie zu ersetzen.

"Man sollte dem deutschen Volk unbedingt mehr Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl vermitteln. Diese dauernde Gejammer, wie schlecht es uns geht, macht unsere Gesellschaft kaputt."

Das haben schon ganz andere versucht mit dem Ergebnis, dass unsere Steuern gerade mal für die Deckung der Zinsen der entstandenen Verschuldung ausreichen. Deutschland geht den Bach runter und mit ihm sein Volk. Übrigens wer soll das eigentlich sein "das deutsche Volk"?


"Da müssen wir nicht unbedingt hin. Mit der oben genannten Einstellung landen wir aber da."

Bezieht sich das "wir" auf die Gilde der gewerblichen Rechtsschützer oder auf wen?

"Nicht das es mich kümmern sollte, da ich ja ohnehin einen Selbständigen-Job erlerne, aber ein wenig sollte man immer auch den Rest der Welt im Auge behalten..."

"Außerdem geht es Deutschland offenbar doch noch relativ gut."

Ich gehe hier gerade die Wände hoch!!!
Primär sollte man sein eigenes Land erst mal im Auge behalten. Und es sollte Sie verdammt noch mal kümmern, zumindest wenn Sie auch in den nächsten Jahren ihren selbständigen Arsch auf deutschen Boden setzten möchten, was hier vor sich geht.

Und klar geht es Deutschland noch relativ gut, nur in Relation zu wem?? Zu irgendwelchen Entwicklungsländern sicherlich. Aber das ist ein sehr hinkender Vergleich. Man muss sehen wo wir vor etwa 30 Jahren waren und in was wir uns heute befinden.

Und wenn ich höre, dass ein gewisser Herr zur Geldbeschaffung plant, Staatseigentum zu verkaufen, ja wie schlecht muss es uns wohl da wirklich gehen.

Der Typ braucht keine Finanzspritze sondern einen Headshot, damit niemand nicht einmal auf die Idee kommt Staatseigentum privatisieren zu wollen. Man kann doch nicht für jahrelange eigene politische Mißwirtschaft das Eigentum des Volkes verkaufen! Das ist der Anfang vom Ende für uns.
 
S

S'Gästle

Guest
Muss ich daraus jetzt schlussfolgern, das der Satz mit dem "froh sein, dass man eine Stelle hat" kein Zynismus war, wenn mein Zynismus des "Deutschland geht es relativ gut" nicht erkannt wird?

Man muss hier mE eine klare Trennlinie ziehen, was das Verhalten gegenüber dem Staat und des Staates und das Verhalten gegenüber einem Arbeitgeber und des Arbeitgebers angeht!

Der Staat befindet sich in einer grausamen Situation, jedes Jahr wächst der Schuldenberg - wieviel Prozent der Staatseinnahmen waren das noch, die nur für Zinsen draufgehen? 40%? Von Rückzahlung redet dabei noch niemand.

Das da etwas getan werden muss, ist klar, und dass jeder bereit sein sollte, dafür den Gürtel etwas enger zu schnallen, ist klar.

"Froh sein, dass man eine Stelle hat" ist aber ein Druckmittel des Arbeitgebers, mit dem er meint, seine Arbeitnehmer auspressen zu können wie reife Zitronen. Das hilft dem Staat höchstens indirekt und in erster Linie dem Konzern. Warum gehen denn die Industriestandorte zB nach Polen und in die Tschechei, wo Leute für einen Hungerlohn arbeiten?

Die Frage auf der Seite ist doch, ob wir uns (motiviert durch Sprüche wie "Froh sein, dass wir einen Job haben") auf deren Niveau anpassen müssen?

(Irgendwie läuft das hier offtopic und gehört langsam in ein Politikforum.)
 
G

GAST_DELETE

Guest
§11 ADBC schrieb:
Ja, warum nicht 50 Stunden? Ich hab trotzdem noch genug Freizeit. 10 Stunden arbeiten, 8 Stunden schlafen: Macht 6 Stunden Freizeit am Tag plus Samstag und Sonntag, wo ist da das Problem? Ok Ausnahmen gibt es immer, klar dass damit nicht der Stahlarbeiter oder die Arbeiterin am Band gemeint ist. Aber warum kann man nicht 10 Stunden am Tag im Büro sitzen, wovon sowieso genug fürs mailen, rauchen und schwätzen weggehen?
...........
Aha, Du schläfst als 8 Stunden pro Nacht und 6 Stunden hast Du "Freizeit". Weg zur Arbeit? Da beamst Du Dich vermutlich hin. Oder zählst Du die Zeit in der U-Bahn als Arbeitszeit? Oder als Freizeit?

Ich nehme an, Du hast keine Kinder?

Wer kümmert sich um Deinen Haushalt?
Waschen, Bügeln, Putzen, Einkaufen, Kochen?

Steuererklärung, Versicherungen, Papierkram? Weiterbildung?

Entweder spricht da jemand mit einer sehr engagierten und nicht berufstätigen Ehefrau, oder jemand, dessen Kanzlei ihm einen so üppigen Lohn zahlt, dass er eine Hausangestellte hat und nur im Restaurant isst.

Eine 50h-Woche ist m.E. zwar kurz- oder sogar mittelfristig machbar, langfristig und mit Familie halte ich das aber nicht für ein familienfreundliches Modell. Es sei denn, wie gesagt, die Hausfrau (oder der Hausmann) schmeisst zu Hause den Laden. Da das aber nicht meinem Lebensentwurf entspricht - wenn ich eines Tages mal Kinder habe, dann sollen die mich auch mal zu Gesicht bekommen, und ich möchte zudem nicht von meinem Partner verlange, dass er zu Hause bleibt, und mir von a bis z alles abnimmt, was nicht direkt mit der Arbeit zu tun hat - kann ich mir das nicht vorstellen.

Und die Frage ist eben, ob man als Parnter oder angestellter / frei mitarbeitender Anwalt nicht schief angeschaut wird, wenn man - selbstverständlich bei entsprechend niedrigerem Verdienst! - eben nur 40 oder sogar nur 35 h / Woche arbeiten will.
 
§

§11 ADBC

Guest
Also irgendwie scheint mir, dass manchen der Beruf nnicht all zu sehr Spass macht. 40-Stunden abreissen müssen und dann blos weg. Ich mache die Ausbildung weil mir die Arbeit Spass macht, da schau ich nicht auf die Stechuhr um ja keine Minute Freizeit zu verpassen. Die Diskussion erinnert mich ans Studium, wo alle demonstrierten, dass die Bib mehr Lehrbücher bräuchte, statt sich mal eine grundlegendes Buchg für sein selbstgewähltes Studium selbst zu kaufen.

Und meine Waschmaschine läuft auch ohne, dass ich 2 Stunden neben ihr stehe und ich bin doch so multi-tasking-fähig, dass ich gleichzeitg bügeln und einen Film schauen kann.

Das Argument Familie ist noch das gewichtigste, zugegeben ich habe keine. Aber wenn ich eine Familie gründe müssen dann wirklich beide Ehepartner voll arbeiten?
 
O

Olle

Guest
Aber wenn ich eine Familie gründe müssen dann wirklich beide Ehepartner voll arbeiten?
Nene, die Olle bleibt zu Hause und kümmert sich um den Haushalt und die Kinder.

Also irgendwie scheint mir, dass manchen der Beruf nnicht all zu sehr Spass macht. 40-Stunden abreissen müssen und dann blos weg. Ich mache die Ausbildung weil mir die Arbeit Spass macht, da schau ich nicht auf die Stechuhr um ja keine Minute Freizeit zu verpassen.
Aha, aber was ist wenn Deinem/r zukünftigen Partner/in die Arbeit genauso viel Spaß macht? Wer schmeißt dann den Haushalt?
 
T

toni73

Guest
Oh je. Ich hab mir schon gedacht, dass meine urspruengliche Frage wieder zu so einer "angeregten" Diskussion fuehren wird.
Ich hab da auch echt nichts dagegen, waere aber trotzdem dankbar, wenn mir trotzdem noch ein paar Leute konrete Erfahrungen bezueglich Arbeitszeit (PAs und Kandidaten) aus ihrer Kanzlei mitteilen koennten. Nochmal (bevor's fuer mich eins auf die zwoelf gibt): Thema kann man nicht pauschalisieren, Erfahrungswerte sind trotzdem was wert.
Vielen Dank.
 
F

Fart

Guest
Plempi schrieb:
Das heisst doch aber, dass Sie selbst nicht zu durchschnittlichen Bedingungen tätig sein können, denn wieso sollte jemand mit den von Ihnen erwähnten 40 Stunden laut Vertrag ein Problem haben, um Sie zu ersetzen? Wenn Sie also überdurchschnittlich verdienen, dann ist das doch erst recht ein Anreiz Sie zu ersetzen.
"Wenn" ich überdurchschnittlich verdiene, genau. Wieso ist das aber eine zwingende Schlussfolgerung aus dem Gesagten? Da kann ich nicht folgen.

Plempi schrieb:
Übrigens wer soll das eigentlich sein "das deutsche Volk"?
Alle, die einen deutschen Personalausweis haben. Wobei die Arbeitnehmer mit Sicherheit weniger jammern als die so zahlreichen, vorgeblich an der Armutsgrenze tingelnden Unternehmen.

Plempi schrieb:
Und klar geht es Deutschland noch relativ gut, nur in Relation zu wem?? Zu irgendwelchen Entwicklungsländern sicherlich. Aber das
Wir sind nach wie vor Exportweltmeister. Noch Fragen?

Plempi schrieb:
ist ein sehr hinkender Vergleich. Man muss sehen wo wir vor etwa 30 Jahren waren und in was wir uns heute befinden.
Ja, wo? Exportweltmeister, Wachstum (wenn auch nur gering). Was will man mehr?

Dass ganze Werke geschlossen werden, weil sie "nur" 20% Rendite einfahren, ist dabei ein Armutszeugnis für die Wirtschaftsethik, aber eben auch ein Zeichen dafür, wie gut es den Unternehmen eigentlich geht.

Tatsächlich muss man zwischen dem Staatshaushalt und der wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit klar trennen.
 
S

S'Gästle

Guest
Ich kann noch nicht viel sagen, bin ja erst seit 6 Monaten dabei, aber bislang bin ich sehr zufrieden.
Ich bin meist zwischen 8,5-9 Stunden pro Tag auf der Arbeit, wobei Hagen-Studium, AG, Aufgaben der Kammer nicht zur Arbeit zählen. Damit kommt man klar, ein Privatleben besitze ich trotzdem noch.
Wochenendarbeit habe ich hier noch nie erlebt (wobei wie gesagt Hagen-Studium, ... nicht zur Arbeit zählen und durchaus mal aufs Wochenende fallen), außer das unser zweiter PA mal auf seine Europaprüfung gelernt hat.

Mit Hagen und sonstigem Krempel komme ich im Schnitt mit 50-55 Stunden/Woche ganz gut hin.
 
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