Balance Privatleben-Arbeit

G

GAST_DELETE

Guest
@toni73: Du hast recht, und ich finde zudem, dass hier nicht nur die "Extremisten" zu Wort kommen dürfen. Das durch sie vermittelte (Zerr)bild wird sonst noch irrtümlich für die (erstrebenswerte???) Realität in allen Kanzleien gehalten.

Ich bin Kandidat im zweiten Jahr und komme mit 40 Stunden die Woche für die Kanzlei normalerweise gut hin. Sogar gelegentliche Lern-Sessions mit meinen Mitkandidaten in der Kanzlei werden toleriert. AG und CEIPI sind allerdings abends.

Für Hagen lerne ich am Wochenende - aber bei weitem nicht an jedem Wochenende. Stressig wirds vor Prüfungen; da beuge ich vor und investiere etwas von meinem Urlaub zum Lernen, um keine Kollisionen mit Akten zu provozieren.

Ich habe ein Privatleben (sogar mit mehreren Hobbies) und finde, dass das auch der Arbeit guttut.

Soweit der Bericht aus meinem Alltag.
 
§

§ 11 ADBC

Guest
Aber wenn ich eine Familie gründe müssen dann wirklich beide Ehepartner voll arbeiten?
Nene, die Olle bleibt zu Hause und kümmert sich um den Haushalt und die Kinder.

Also irgendwie scheint mir, dass manchen der Beruf nnicht all zu sehr Spass macht. 40-Stunden abreissen müssen und dann blos weg. Ich mache die Ausbildung weil mir die Arbeit Spass macht, da schau ich nicht auf die Stechuhr um ja keine Minute Freizeit zu verpassen.
Aha, aber was ist wenn Deinem/r zukünftigen Partner/in die Arbeit genauso viel Spaß macht? Wer schmeißt dann den Haushalt?
Da ist nun jeder seines Glückes Schmied (Und eh hier weitere Diskussionen aufkommen mit "jeder" ist auch "jede" gemeint. Dann arbeiten beide halt 75% und nicht einer 100% und der andere 50%. Oder derjenige, der mehr verdient arbeitet voll. Und, bevor der Einwurf kommt, ja, ich kenne Partnerwschaften (hier bezogen auf Ehe), wo die Frau mehr verdient als der Mann.
Das ganze isdt kein Männlein/Weiblein-Problem, auf das Du wohl anspielst.
 
N

noch ein Gast

Guest
es ist doch bei den freiberuflern nicht anders als für einen unternehmer, ob er nun 5, 50 oder mehr angestellte hat:
die auftragslage würde es erlauben, mehr arbeitnehmer einzustellen, aber er lässt die belegschaft lieber überstunden machen und bezahlt diese mehr oder weniger gerne.

(politisch: das schreckliche, erzkapitalistische hire-and-fire der amerikaner bringt 70% der entlassenen innerhalb drei monaten wieder in arbeit, das arbeitnehmerschützende deutsche system bringt es auf 17% !!)

entsprechend sagt der patentanwalt auch keinem neuen mandanten ab, mit der begründung, die kapazitäten reichten nicht aus - sondern arbeitet eben eher etwas mehr.

bei der anzahl der kandidaten, die seit einigen jahren die zulassung erhalten, dürften viele im übrigen erfreut sein, wenn sie zukünftig überhaupt arbeit für 35 stunden pro woche hätten.

also, liebe gewerkschaftsnahe vorredner, freut euch über euer selbstwertgefühl und 5x6 + 2x16 = 62 stunden freizeit bei 40 stunden lästiger arbeit (laut vertrag, basta!) pro woche zzgl. 8 stunden schönheitschlaf täglich, solange es noch geht!
 
F

Fart

Guest
noch ein gast schrieb:
einzustellen, aber er lässt die belegschaft lieber überstunden machen und bezahlt diese mehr oder weniger gerne.

§xy
Der AN erhält Jahresbezüge von EUR 30.000. Sie sind in monatlichen Anteilen zum 1. jedes Monats auszuzahlen.

§ yx
Mehrarbeit ist mit den in §xy vereinbarten Bezügen abgegolten.


In wessen (Vorauss.: Akademiker) Arbeitsvertrag steht das heute nicht mehr?

Also von wegen, Überstunden bezahlen. Nix is! Genau das ist ja ein Punkt meiner Kritik. Dass außerdem noch Leute eingestellt werden könnten/müssten, wäre ein erfreulicher Nebeneffekt.

noch ein gast schrieb:
(politisch: das schreckliche, erzkapitalistische hire-and-fire der amerikaner bringt 70% der entlassenen innerhalb drei monaten wieder in arbeit, das arbeitnehmerschützende deutsche system bringt es auf 17% !!)
Gibt es für diese vermeintlich so eindrucksvollen Zahlen Belege? Ich habe aus dem Bauch heraus mal wieder gewisse Zweifel.

noch ein gast schrieb:
also, liebe gewerkschaftsnahe vorredner
Davon distanziere ich mich ausdrücklich. Auch denen fehlt mittlerweile die Solidarität weitgehend.

Mir scheint, die "arbeitgebernahen" Vertreter hier stehen nur deswegen so vehement zu ihrer Position, weil sie es nicht schaffen, auf den vertraglich vereinbarten Leistungen ("Essentialia negotii", siehe Hagen!) zu beharren, sondern sich lieber ducken - so nach dem Motto "da stehen schon 10 hinter mir und warten nur darauf, dass meine Stelle frei wird".

noch ein gast schrieb:
stunden freizeit bei 40 stunden lästiger arbeit (laut vertrag, basta!)
Von lästig war nirgends die Rede, wenn ich das recht sehe. Es geht lediglich darum, dass für geleistete Arbeit auch bezahlt werden sollte. Dann regelt sich der Rest von selbst. Dann werden nämlich Überstunden nur gemacht, wenn es wirklich dringend ist. Sonst können wir gleich gratis arbeiten - wie es viele Absolventen-Praktikanten ja schon vormachen. Gruß an die Architekten!

noch ein gast schrieb:
pro woche zzgl. 8 stunden schönheitschlaf täglich, solange es noch geht!
Widersprichst Du Dir gerade selbst? Eben war noch die Rede davon, dass man in Zukunft froh sein muss, noch für 35 Stunden Arbeit zu haben. Demnach werden wir unseren Schönheitsschlaf noch ausdehen können, würde ich schlussfolgern.


Übrigens, zum Thema Schönheitsschlaf (und Stress) fällt mir da noch einer ein, gerichtet speziell an die powernden 60-80 Stunden-Arbeiter: Ihr seid doch diejenigen, die als erste losrennen, um sich eine BU-Versicherung zu holen.

Schon mal überlegt, warum mittlerweile viele (und zunehmend mehr!) Leute aus psychischen Gründen berufsunfähig werden? Ist es, volkswirtschaftlich, betrachtet fair, sich in den ersten Berufsjahren völlig auszupumpen, damit die Arbeitskraft dann bald ausfällt?
 
S

S'Gästle

Guest
Um noch mal was zur philosophischen Diskussion beizutragen:
Es geht hier doch überhaupt nicht darum, ob man Arbeit gerne macht oder nicht. Es geht darum, ob man _nur_ Arbeit gerne macht.

Dazu gibt es zwei Grundansichten. Die eine ist:
"Mit meiner Arbeit alleine bin ich glücklich. Sie erfüllt mich voll und ganz."
Dagegen ist ja auch nichts zu sagen. Denn das oberste Ziel hierbei ist, dass man glücklich mit dem ist, was man ist.

Die andere ist:
"Ich mag meine Arbeit. Aber ich mag auch noch [setzen Sie hier Hobbies oder Interessen ein]."
Leute, die ihren Job auch gerne machen, ihren Horizont aber etwas weiter ansetzen wollen. Die halt sich eben nicht nur für Technik, sondern auch für Kunst, Asien, klassische Literatur, Film, you name it, interessieren.

Die erste Gruppe arbeitet gerne 80 Stunden/Woche und ist glücklich. Die zweite Gruppe arbeitet auch gerne, aber wenn die Leute 80 Stunden/Woche arbeiten, schauen sie irgendwann wehmütig auf den Stapel Bücher, den sie schon immer mal lesen wollten, usw. (Kürzlich gehörtes Zitat: "Ich mag diesen Kolumnisten auch, aber ich habe keine Zeit, seine [wöchentliche] Kolumne [von 1-1,5 DIN A4-Seiten] zu lesen, sie sehen ja.")

Die beiden Gruppen werden sich hier nie grün werden, darauf kann ich wetten.
Entscheiden Sie selbst, welcher Gruppe Sie angehören, und ich empfehle Ihnen, sollten Sie der zweiten Gruppe angehören, versuchen Sie's lieber mit den 40 Stunden/Woche, sonst werden Sie sich im Alter mal fragen, was Sie eigentlich mit Ihrem Leben angefangen haben...
 
N

NN

Guest
Kurz zusammengefasst:

Manche Leute arbeiten eben, um zu leben - andere leben, um zu arbeiten.
 
P

paule

Guest
Das ganze wird eben dann schwierig, wenn man sich zu einer Sozietät zusammenschließt oder einer solchen beitritt. Da werden die Partner der ersten Kategorie sich mit den Partnern der zweiten Kategorie kaum vertragen.
 

Patentix

SILBER - Mitglied
....find ich nicht, denn vor so einer Entscheidung (Sozietät) weiss ich bereits, zu welcher Gruppe ich gehöre (vorzugsweise zur ersten Gruppe!).

Schwierig wird es dann, wenn man von einer Gruppe (1) zur anderen Gruppe (2) wechseln möchte, ohne auf eine 0-Stunden Woche zu fallen...

Patentix
 
U

u. n. own

Guest
paule schrieb:
Das ganze wird eben dann schwierig, wenn man sich zu einer Sozietät zusammenschließt oder einer solchen beitritt. Da werden die Partner der ersten Kategorie sich mit den Partnern der zweiten Kategorie kaum vertragen.
Das muss nicht unbedingt so sein. In der Kanzlei, in der ich arbeite, geht das (noch?) ganz gut.
 
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paule

Guest
u. n. own schrieb:
Das muss nicht unbedingt so sein. In der Kanzlei, in der ich arbeite, geht das (noch?) ganz gut.
Da stimme ich die völlig zu. Nur ist ein Sozietätsvertrag zwischen Leuten der Gruppe 1 und der Gruppe 2 ein echtes Problem, was die Gewinnaufteilung und Nebenkostenaufteilung betrifft: das geht m.E. nur, wenn der Gewinnanteil ausschließlich von Umsatz abhängt und dann gibt es andere Probleme, wie beispielsweise Futterneid.

Wenn jemand eine Sozietät weiss, in der ich nach meinem Amtsjahr als Sozius mit einer 40 Stunden-Woche anfangen kann und trotzdem nach Abzug meiner Raten für den Sozietätsanteil nicht am Hungertuch nagen muss, möge er mir bitte Bescheid geben.
 
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Plempi

Guest
Ich gebe Ihnen allen in vielen Punkten vollkommen recht. Die individuelle Arbeitseinstellung mit ihren unterschiedlichen Aspekten ist ein breit diskutierbares Thema, das für viele Postings sorgen kann.

Eine etwas übersichtlicher gestaltbare Diskussion würde mich aber insbesondere zu dem, auch von vielen hier angesprochenen, Punkt der Überstunden bzw. deren Regelung und Vergütung interessieren, weswegen ich einen neuen Thread mache.
 
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