Diplomand schrieb:
Kann diese technische Taetigkeit wirklich durch Praktika oder zB die einjaehrige Diplomarbeit als Physiker abgehakt werden?
Wenn nein, koennte diese auf eine Promotion berechnet werden?
Das ist schwierig und letztendlich bist Du der Willkür der Mitarbeiter beim Deutschen Patentamt ausgeliefert. Bei mir hieß es erst, dass drei Jahre Mikrochipentwicklung in der Industrie keine praktische Tätigkeit seien, weil ich da "ja nur am Computer gesessen habe". Dann sollte mich mein Zivildienst retten, den ich als Elektriker im Krankenhaus verbracht habe. Zu dem hieß es dann aber, die Abteilungsleiterin (!) habe entschieden, Zivildienst sei "keine richtige Arbeit". Das übrigens erst, nachdem ich mir die Füße nach Zeugnissen wundgelaufen hatte (im ersten stand nicht drin, dass der Zivildienst in Vollzeit geleistet wurde. Wie denn sonst?). Am Ende haben sie mir dann gnädigerweise meine Entwicklungsarbeit doch noch anerkannt. Kannst Dich also auf einiges gefasst machen.
Wichtig ist, dass die Bescheinigungen, die Du vorlegst, möglichst praktisch klingen (ein Bearbeiter sagte mir am Telefon, dass "praktische Arbeit" sei, wenn ein Bauingenieur mit der Schubkarre über die Baustelle gegangen ist...) und explizit sagen, dass die Arbeit in Vollzeit geleistet wurde. Mit ein bisschen "habe während meiner Diplomarbeit auch einiges im Labor gemessen, und zwar ein halbes Jahr lang" wirst Du die Zulassung nicht bekommen.
Ferner meine wichtigere Frage:
Ist eine Promotion als Patentanwalt sinnvoll?
Naja, schmückt schon, ist aber nicht soooo wichtig. Es beeindruckt den Mandanten, der oft auch promoviert ist und das Gefühl haben will, einem wissenschaftlich "gleichwertigen" Patentanwalt gegenüber zu sitzen. Auch lindert das sein Erschrecken über die Rechnung, die Du ihm später schickst...
Das Thema Deiner Dissertation wird Dir aber anschließend sicherlich nie wieder begegnen, so dass es sich nicht lohnt, eine Promotion aus dem Grund anzustreben, um seine "Attraktivität" durch Expertentum auf einem Gebiet zu steigern. Überhaupt kann man sich wohl drei bis fünf Jahre nur dann wissensschaffend in ein Thema vertiefen, wenn man diese Arbeit um ihrer selbst Willen macht, wenn man also forschen will und keinen weiteren Sinn als den Wissenszuwachs für sich und die Wissenschaft als Motivation benötigt. Und selbst dann wird es manchmal schwierig, was die Motivation angeht...
Ich schätze aber, dass rund 60 bis 70% aller Patentanwälte und Patentanwaltskandidaten promoviert sind, mit Schwankungen je nach Gebiet. Z.B. scheinen Chemiker und Biologen/-chemiker etc. beinahe grundsätzlich promoviert zu sein, ebenso wie die meisten Physiker. Bei Ingenieuren ist es dafür etwas seltener.